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27.07.2022, 21:01 - Wörter:
I like the way I can't keep my focus
Die Zeit begann aus den Fugen zu kippen, je mehr Emrys und sie den sicheren Hafen ihrer Anonymität verließen und sich auf unsicheren Terrain persönlicher Belange zu begeben. Ellis hatte keine Ahnung wieso sie ausgerechnet diese Fakten ausgepackt hatte, vermutlich war es purer Zufall gewesen, dass ausgerechnet diese Gedanken als erstes durch ihren schwummrigen Kopf gegangen waren. Vielleicht war es auch der Tatsache geschuldet, dass diese drei Dinge ihr Leben maßgeblich bestimmt hatten. Das Mysterium um ihren Vater war immerhin ein stetiger Begleiter, ebenso wie ihre Kinder, denen somit auch ein Teil ihrer Herkunft verwehrt geblieben war. Und die leise Sehnsucht danach Zeit mit Emrys verbringen zu können… wie sehr sie vorhanden gewesen war, wurde der Autorin erst jetzt klar, da sie es ausgesprochen hatte. Sie hatte ihre Tage darum geplant abends in den Pub gehen zu können, war manchmal nach ein paar Minuten gegangen, in denen sie ernüchternd hatte feststellen müssen, dass Emrys nicht da war. Dass er aus New York kam hatte sie die erste Zeit nicht gewusst, doch ihn nun hier in seinem natürlichen Habitat zu sehen… es passte. Sie hätte es sich früher denken können.
Als Emrys dann Dinge über sich selbst preisgab hielt Ellis den Atem an, ihr Blick hing an seinen Lippen, so versessen war sie darauf nicht eine einzige Silbe zu verpassen. „Seit 2001 schon“, wiederholte sie fast tonlos und überschlug gedanklich die Jahre, die er ohne Familie verbracht haben musste. Ihre Familie war Ellis stets heilig gewesen, zumindest bis zu dem Moment, in dem sie den Vater zweier ihrer Kinder hatte elendig verrecken lassen. Die Information über die gleich dreifache Verlobung mit derselben Dame strandete irgendwo in Ellis Kopf, fand aber noch keinen festen Grund um darin zu wachsen und ihr wirklich gewahr zu werden.
Stattdessen keimte mit jedem Atemzug ein anderer Wunsch in ihr auf, die Distanz zwischen ihnen fühlte sich an wie Folter. Vielleicht war es gar nicht verkehrt gewesen nichts übereinander zu wissen, keine Ahnung zu haben, mit wem man es da zu tun hatte. Nur so hatte sich scheinbar ergeben können, was beide empfanden - zumindest kam von Emrys kein merklicher Widerstand, als Ellis ankündigte ihn zu küssen. Stattdessen legte sich sein Arm um ihren Körper, ein Schauer lief über Ellis Rücken, breitete sich auf den Armen aus. Es fühlte sich so vertraut an ihn zu küssen, als wüsste sie nicht erst so wenige Dinge über ihn sondern kannte ihn schon sein Leben lang. Sein Duft, seine Haut unter ihrer freien Hand… so natürlich, dass es absurd war, dass dieser Moment so lange hatte auf sich warten lassen.
Nur ungern ließ sie ebenso von ihm ab, in der einen Hand noch immer der Becher mit Kakao, der längst keine Rolle mehr spielte. Emrys Stirn ruhte an ihrer, gut für sie, dass er nicht bedeutend größer war. Ellis hielt die Augen geschlossen, zu groß die Sorge, dass der Moment verfliegen könnte. Noch dazu nahm sie auch mit geschlossenen Augen alles wahr was wichtig war, ohne den direkten Körperkontakt zu ihm zu verlieren platzierte Ellis sanfte Küsse auf seinem Hals, seiner Wange. Ein irrsinniges, wahnwitziges Gefühl von Verliebtheit hatte sie ergriffen, eine verloren geglaubte Welt, hatte sie doch nicht gedacht, dass diese Emotion die Pubertät oder frühe Adoleszenz überschreiten würde. Doch hier war sie, bereits eine Oma und mit einem solchen Kribbeln im Bauch, dass sie kaum reden konnte.
Was sie mit ihm machte? „Das kommt ehrlich gesagt darauf an wie gelenkig du bist“, antwortete Ellis mit offensichtlich ausgeschaltetem Verstand auf die eindeutig anders gemeinte Frage Emrys. Ein leichtes Lachen entfuhr ihr, ehe sie sich ihm noch einmal entgegen reckte um sich einen weiteren Kuss von seinen Lippen zu stehlen. Heilige Scheiße hatte es ganz gut getroffen…
Es war schließlich doch Ellis die sich wieder von ihm löste und einen halben Schritt nach hinten machte, an ihrem Kakao nippte, dabei aber die Augen nicht von ihm ließ. Ihr Verstand hatte sich ausgeklinkt, wie ein pubertärer Junge stand ihr der Sinn nur noch danach Emrys nahe zu sein. Wie sollte man nach diesem Moment zurück zu unverfänglichem Geplänkel gehen? Ihre freie Hand griff nach seiner, sie zog ihn mit sich, ihr Oberarm eng an seinem, die Finger mit seinen verschränkt.
„Ehm…“ machte sie nach ein paar Schritten. „Drei Mal mit der gleichen Frau verlobt?“ Das wurde ihr erst jetzt ein wenig bewusst. Nicht, dass es ihr etwas ausmachte, wer war sie schon um das zu verurteilen? Es war nur… merkwürdig. Und es war nicht nur ihrem Job geschuldet, dass Ellis gern mehr über die Motivationen zu solchen skurrilen Gegebenheiten kannte. Aber dann wiederum, ehrlich gesagt… es spielte keine Rolle. Nicht die geringste. Sie verlangsamte ihren ohnehin schon nicht besonders schnellen Schritt und wandte sich ihm wieder zu. Ihre Finger strichen über die Knopfleiste seines scheißteuren Mantels, sie wollte ihm nahe sein, ihn überall an und um sich herum wissen. „Wohnst du weit von hier?“ Eine eindeutige Frage. Und Ellis machte keinen Hehl daraus, worauf sie hinaus wollte. Und nur falls es dahingehend doch Verständigungsprobleme gab blickte sie mit einem zusammen gekniffenen Auge an ihm vorbei und deutete auf eine blinkende Leuchtreklame, die durch die Baumwipfel hindurch schimmerte und auf den Laden aufmerksam machte, der sich hinter der Straße am Park befand. „Wann warst du das letzte Mal Kondome kaufen?“ Der Schelm trieb sich auf ihr Gesicht, sie zwinkerte ihm vielsagend entgegen. „Es sei denn du hast keine Lust“, mutmaßte sie und war über den eigenen Mut erstaunt, mit dem sie das Thema so schamlos anschnitt. „Oder wartet deine dreifach Verlobte bei dir zu Hause?“ Vermutlich nicht. „In dem Fall hätte ich ein schönes aber wenig beeindruckendes Hotelzimmer zur Verfügung.“ Ellis lachte erneut, dabei fiel es ihr so leicht darüber zu reden. Sie. Die seit beinahe 20 Jahren in Keuschheit lebte und gerade zum ersten Mal seit Ewigkeiten einen Mann geküsst hatte. Vielleicht rührte daher der plötzliche Drang nach mehr Nähe, nach Intimität. Oder daher, dass sie wusste, dass das ohnehin keinen Bestand haben konnte weil sie ein grausamer Mensch war, der anderen Leuten nicht zugemutet werden durfte. Schon gar nicht jemandem wie Emrys, dessen Hand sie wieder ergriff und sanft drückte, fast schon ermutigend. Wenn das hier ihr Abend werden würde, dann sollte er perfekt sein.
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06.09.2022, 14:49 - Wörter:
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Emrys war nicht bewusst, wann sie von ihren locker-flapsigen, eher oberflächlichen Themen so sehr in die Tiefe hinabgestiegen waren. Es war doch erst gestern gewesen, dass sie im Pub sinniert hatten, wie man am besten eine Leiche entsorgen konnten. Und hier waren sie, erzählten sich Dinge, die man nur jemandem erzählte, zu dem man eine tiefere Bindung hegte. Dem man vertraute. Und so wenig sie vielleicht übereinander wussten, in einem war Emrys sich völlig sicher: Er vertraute Ellis. Ihre Begegnungen mochten ungewöhnlich gewesen sein, nicht der Norm entsprechend, doch für sie beide genau richtig. Und wer legte schon fest, was die Norm war...
Dass er seit 2001 allein war, familiär gesehen, schien sie zu treffen. Emrys verspürte einen kurzen, harten Stich des schlechten Gewissens; denn soweit er wusste, lebte zumindest sein leiblicher Bruder noch. Falls der sich nicht mittlerweile totgesoffen hatte, aber ehrlich gesagt interessierte Emrys das nicht die Bohne. Dieser Mensch war ihm so fremd, da hatte er ja selbst zu der Obdachlosen, die regelmäßig im Hauseingang seines Wohngebäudes Schutz suchte, ein engeres Verhältnis. Natürlich fragte er sich manchmal, wie es wohl wäre, wenn er eine Familie hätte; aber da er in seiner Jugend nie das Gefühl hatte, in einem familiären Gebilde zu leben, und er bei seiner Adoption einfach schon fast erwachsen gewesen war und für Charles nur vage familienähnliche Gefühle entwickelt hatte, kannte er es einfach nicht anders. Und was man nicht kannte, konnte man auch nicht vermissen, höchstens eine idealisierte Vorstellung davon.
Die Tatsache aber, dass Ellis Anteil zu nehmen schien, ohne ihn mit Mitleid zu überhäufen, wie er es oft erlebte, schätzte er sehr. Und es berührte ihn, dass es sie berührte. Es öffnete sein Herz für sie noch ein kleines bisschen mehr; zuerst hatte sie diese Tür nur mühsam und schrittchenweise zu öffnen vermocht, doch plötzlich schien es, als leiste die Tür keinerlei Widerstand mehr.
Der Kuss schien eine logische Fortführung seiner Gefühle, und wohl auch ihrer, zu sein. Es fühlte sich so aufregend neu und gleichzeitig irgendwie vertraut an. Wie oft hatte er in letzter Zeit darüber nachgedacht, wie es wohl sein würde, sie zu küssen. Wie sich ihre Lippen, deren Schwung er schon so oft ausführlich betrachtet hatte, wohl anfühlen mochten. Einen Moment verharrten sie regungslos, die Stirne aneinandergelehnt, als wollten sie beide den Nachhall des Kusses noch einen Moment wahrnehmen und genießen. Emrys hatte gedacht, so etwas wie Verliebtheit, das Kribbeln und Fühlen, wäre anders in seinem Alter. Weil er es lange nicht mehr gespürt hatte, weil er vermutet hatte, dass diese Gefühle nur jungen Menschen vorbehalten waren. Dass jemand mit seiner Lebenserfahrung sich fühlen konnte wie ein verliebter Teenie - und die Bezeichnung traf es gerade ziemlich gut - , das hatte er nicht gewusst. Gott sei Dank hatte er sich diesbezüglich geirrt!
Bevor er sich jedoch in Gefühlsduseleien ergehen konnte, brachte Ellis ihn mit dem trockenen Humor, den er an ihr kennen und lieben gelernt hatte, ein weiteres Mal zum Lachen. Diese Frau war einfach unglaublich! "Nun ja, ich bin nicht gänzlich unsportlich... Aber an meiner Gelenkigkeit kann man sicherlich noch arbeiten."
Emrys verkniff sich einen Protest, als sie schließlich einen halben Schritt zurück machte. Dann jedoch ergriff sie seine Hand, und Emrys war verzückt. Herrje, wann hatte er das letzte Mal Händchen gehalten? Er konnte sich nicht erinnern. Und wie gut fühlte sich das bitte an?!
Natürlich stolperte sie über die Tatsache, dass er drei Mal mit derselben Frau verlobt gewesen war. Das geschah jedes Mal, wenn er davon erzählte, weshalb er genau das nicht oft tat. "Wir kamen nicht voneinander los, aber wir waren nicht gut füreinander." Er hob eine Schulter zu einem halben Schulterzucken. Das Kapitel war abgeschlossen, endgültig. Und das war schließlich alles, was zählte.
Uuuuund ihre nächste Frage und die Intention, die dahinter zu stecken schien. Hoffentlich. Hatte er aufgeräumt? Klar, er war ordentlich. Fast ein wenig penibel. Aber wann war seine Putzelfe das letzte Mal da gewesen? Ah, gestern erst, puh. Gott sei Dank. Es sollte also unproblematisch sein, sie mit nach Hause zu nehmen. "Mit dem Taxi geht es relativ schnell", erwiderte er und strebte bereits dem Parkausgang entgegen, ohne ihre Hand loszulassen. Kondome hatte er da, dessen war er sich sicher. Nicht, dass er oft von selbigen Gebrauch machte; aber er war einfach gerne vorbereitet. "Ich bin gerne vorbereitet." Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Nicht, dass ich oft... Aber für den Fall dass, bin ich einfach gerne vorbereitet. Manchmal tausche ich die Dinger aus, weil sie abgelaufen sind, aber Hauptsache... Ich bin vorbereitet", endete er lahm, denn nun hatte er wohl hinlänglich klargestellt, dass er... nun ja, vorbereitet war.
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12.09.2022, 10:01 - Wörter:
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“Wir waren nicht gut füreinander.“ Gut, dass sie sich für einen Moment nicht direkt ansahen und Emrys somit nicht sehen konnte, dass sich in Ellis Gesicht Schuldbewusstsein widerspiegelte. Da gestand er ihr diesen Teil seiner Vergangenheit, die womöglich bis heute Wurzeln schlug, und sie war sich im vollen Bewusstsein darüber, dass sie für ihn ebenfalls nicht gut war. Nicht gut sein konnte. Dass das hier zum Scheitern verurteilt war, weil sie eben war wer sie war. Und für den Moment hatten sich diese leisen, aber stetig an ihr nagenden Sorgen zurückdrängen lassen, hatten Platz für Hoffnung gemacht, dass sie doch eine reelle Chance hatten. Es war ein altes Klischee, dass sich etwas, das sich so gut anfühlte unmöglich schlecht sein konnte, aber jeder mit etwas Lebenserfahrung wusste es wohl oder übel besser. Und trotzdem sie es besser wusste zog sie ihn bewusst mit in das Dilemma, das ihr Leben war. Wie konnte sie auch nicht, wenn ein Blick in die dunkelbraunen Augen dazu führten, dass ihr Verstand vollkommen aussetzte?
Auch wenn sie nicht mit einer Absage gerechnet hatte, löste sich etwas erleichtert in Ellis auf als sich auch auf Emrys Lippen ein schelmisches Grinsen zeigte und er recht schnell und deutlich darauf hinwies, dass sie mit dem Taxi schnell bei ihm zu Hause sein könnten. Ebenso der Druck auf ihren verschränkten Händen, als Emrys den Ausgang des Parks anstrebte, spätestens diese Zielstrebigkeit sollte wohl untermalen, dass sie beide wirklich Lust hatten die Szenerie zu verlagern.
Und doch… war er etwa nervös? Ellis musste ihre Schritte verlängern um mit seinen gleichauf bleiben zu können, ihr Blick hing an seinem Gesicht. „Ich bin mir jetzt nicht sicher ob ich dich richtig verstanden habe“, warf sie scheinbar nachdenklich ein, „bist du… vorbereitet?“ Er war nervös. Definitiv. Und sie? Zu ihrer eigenen Überraschung blieb diese Gefühlsregung aus, das einzig für Ellis präsente Gefühl war Freude, Glück. In einer Form, die sie - wenn überhaupt schon einmal - Dekaden nicht gespürt hatte. Instinktiv umschloss Ellis seine Hand noch etwas fester als sie den Park verließen und am Straßenrand zum Stehen kamen. Autos reihten sich aneinander, die Fahrer darin hupten und verfluchten sich gegenseitig. Dass tatsächlich ein scheinbar leeres Taxi darunter war zählte zur Kategorie mehr Glück als Verstand und wenn Ellis hier in der Stadt schon eine Sache gelernt hatte, dann, dass man mit Bitte und Danke nur ungefähr weit kam, Effizienz blieb damit aber oft aus. Ziemlich unerschrocken, wie sie eben so war, machte sie einen halben Schritt auf die Straße um das ohnehin nicht besonders schnell fahrende Taxi daran zu hindern an ihnen vorbei zu fahren. „Das war einfacher als gedacht“, grinste sie Emrys an und öffnete die hintere Tür des Taxis, sodass sie einsteigen konnten.
„Einmal zu ihm nach Hause für Sie wissen schon was“, zwinkerte sie der Fahrerin zu, die einen Blick in den Rückspiegel warf und Emrys ziemlich unverhohlen musterte. „Good for you“, gratulierte sie Ellis im wohl typischen New Yorker Charme und lenkte das Taxi dann in eine Richtung, die der Blonden ebenso wenig sagte wie alle anderen Straßen hier. „Also“, richtete sich Ellis dann wieder an Emrys, dachte nichtmal daran sich anzuschnallen und rutschte dafür lieber zu ihm rüber und legte zwei Finger an seine Wange, um sein Gesicht wieder in ihre Richtung zu drehen. Die Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen wäre doch eine Schande, oder nicht? Dass sich ihre Lippen wieder trafen fühlte sich aufs Neue so natürlich und selbstverständlich an, das Kribbeln in Ellis Bauch erstreckte sich nun auf den ganzen Körper.
“Könnt ihr vielleicht warten bis ihr bei ihm seid?“ Ellis unterbrach den Kuss um leise aufzulachen und blickte nach vorn, ohne sich wirklich von Emrys zu lösen. „Ungerne“, stellte sie fest und bedachte den Mann an ihrer Seite mit einem sehnsüchtigen Blick, ehe sie sich nach vorn halb über die Sitze lehnte und das Vordere des Taxis inspizierte. „Es gibt auch ein Trinkgeld, er hat eine Platinkarte für Harvard“, stellte Ellis klar, woraufhin die Fahrerin, die deutlich älter war als die beiden Mitfahrer, skeptisch eine Augenbraue hob. Ellis konnte sich dem nur kurz widmen, blieb ihr Blick doch an einem Buch hängen, das auf der Ablage zwischen leeren Schokoladenpapieren lag. „Ist das Buch gut?“ Der letzte Roman, den sie herausgebracht hatte. Nicht nur, dass er überaus gute Verkaufszahlen erzielen konnte, die Rezensionen waren überragend und Barack Obama hatte es auf seiner Sommerleseliste über Instagram geteilt. Das College für all ihre Kinder war damit gesichert.
“Scheiße spannend, ja. Bin gestern fertig geworden,“ antwortete die Fahrerin und bog in eine Straße ab, die verriet, dass sie definitiv in kein armes Viertel von Manhattan abbogen… gab es sowas überhaupt? Aber dass jemand von Emrys Kaliber nicht im Ghetto lebte war wohl klar. “Wollen Sie es auch lesen? Ich verkaufs Ihnen für einen Zehner.“ Ellis sah kurz zurück zu Emrys und zwinkerte ihm zu. „Danke nein, ich brauchs nicht lesen, ich hab es geschrieben“, grinste sie und lehnte sich auf ihrem Platz wieder zurück, grinste Emrys an und verschränkte ihre linke Hand wieder mit seiner rechten. “Girl no“, stellte die Fahrerin in hoher Tonlage für sich fest und schüttelte den Kopf. Als Taxifahrerin in NYC musste man wohl Bücher ohne Ende schreiben können…
Als das Taxi am Straßenrand hielt und die Mitfahrer aussteigen ließ, hallte ein Viel Spaß ihnen noch nach, bevor sich das Fahrzeug wieder in Bewegung setzte und Emrys und Ellis vor dem mehr als imposanten Gebäude allein ließ. „Ich bin beeindruckt“, murmelte Ellis halblaut und folgte Emrys ins Innere des Hauses, offensichtlich überwältigt von dem Ort an dem sie hier waren. Und als Emrys dann noch die Tür zu seinem Loft öffnete wechselten sich Überforderung und Ergriffenheit in Ellis Gesicht ab. „Ist das dein Ernst?“ Ihr Blick glitt hektisch durch die moderne Einrichtung des Lofts, wollte er sie verarschen? Sogar zweistöckig? In Manhattan? Wie reich genau war er?
„WAS?“ War ihre bescheidene Reaktion auf den Ausblick, der sich ihr bot. „Die Freiheitsstatue?“ Wie ein Kind im Zoo, das die Chance hatte durch eine Glasscheibe auf Augenhöhe mit einer Raubkatze zu sein, lehnte Ellis die Stirn gegen das Fenster und starrte für einen Moment vollkommen überwältigt auf den Ausblick, der sich ihnen hier bot. Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder Emrys zu und musste einmal tief Luft holen. „Ich hab ehrlich gesagt auf mehr Hygge spekuliert“, griff sie den alten Witz wieder auf und knöpfte sich den dunkelroten Mantel auf, während sie sich ihm näherte. Hygge… da fiel ihr auch ein anderer Gesprächsfetzen von ihrem letzten Treffen wieder ein, seine Nachfrage, was sie sonst noch alles sexy fand. „Intelligenz, Humor“, hakte sie scheinbar aus dem Nichts die Checkliste von dem wieder ab, was sie als attraktiv bezeichnen würde, „Geld… offensichtlich“, fuhr sie fort und drehte sich einmal um sich selbst um das Loft noch einmal anzusehen, „gutes Aussehen… duh“, war ebenso offensichtlich. „Schöner Anzug…“ blieb nun abzuwarten, während sie den Mantel des Mannes vor sich langsam öffnete, während ihre blauen Augen an seinen braunen festhingen. Langsam schob sie den Mantel von seinen Schultern, ließ ihren fast genauso achtsam neben seinen fallen, auch wenn ihrer vermutlich nur einen Bruchteil von seinem gekosten haben mochte. „Schöner Anzug“, stellte sie fest und blickte einmal an ihm herab. Blieb nur noch eine Sache abzuhaken. „Granate im Bett?“ Gott sei Dank war er ja vorbereitet genug um ihr das auch noch beweisen zu können.
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26.10.2022, 13:53 - Wörter:
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In diesem Moment wünschte Emrys sich, in Ellis‘ Kopf gucken zu können. Was ging wohl gerade in ihr vor? Woran dachte sie? Woran dachte sie in Bezug auf ihn? Da war er wirklich neugierig. Auf er anderen Seite war es auch gut so, das Gedanken geheim blieben, denn wo wäre sonst die Spannung? Und gerade die Spannung zwischen ihnen beiden war es ja, die das Miteinander so spannend machte und sie an den Punkt geführt hatte, an dem sie jetzt waren. Dem wundervollen Moment, in dem er sich glücklich schätzte, Ellis mit zu sich nach Hause zu nehmen. Und das nicht, um ihr seine Inneneinrichtung zu zeigen.
„Ich denke… ich bin vorbereitet.“ Er grinste, denn dass er vorbereitet war, hatte er nun wirklich bereits mehr als deutlich gemacht. Aber er liebte es, dass Ellis ihn damit aufzog. „Wenn du weiterhin so frech bist, muss ich dich nachher möglicherweise noch übers Knie legen“, raunte er ihr ins Ohr. Gott, so ein dämlicher Spruch, aber dennoch breitete sich ein Kribbeln in seinem ganzen Körper aus. Ihr nahe zu sein und die Vorstellung, ihr sehr bald noch näher zu kommen… gefiel ihm natürlich überaus gut. Er wäre blöd, blind und dumm, wenn nicht. Sie war eine unglaubliche Frau; attraktiv, lustig, witzig, herausfordernd, spannend, mysteriös, angenehm, sexy, … ihm fielen noch so viele weitere Adjektive ein, doch jetzt konzentrierte er sich lieber erstmal darauf, diese attraktive, lustige, mysteriöse, vielschichtige Frau in ein Taxi zu bugsieren und seine Adresse anzugeben. Noch bevor er Letzteres erledigen konnte, haute Ellis einen Spruch an die Fahrerin raus, und Emrys blieb für einen Moment die Spucke weg, ehe er laut loslachte. „ Für Sie wissen schon was??“ Gott, diese Frau. Unglaublich. Sogleich rutschte sie an ihn heran, und Emrys schlang die Arme um sie und genoss den Kuss. Wann hatte er das letzte Mal im Taxi rumgeknutscht? Aber anscheinend war das mittlerweile nicht mehr so gerne gesehen (in seinen jungen Jahren hatte das niemanden gejuckt), denn die Fahrerin sprach sie freundlich an und bat sie, sich die Knutscherei doch für zuhause aufzuheben. Natürlich hatte Ellis auch hier wieder einen frechen Spruch parat, und während Emrys schmunzelte, Verwickelte Ellis die Taxifahrerin in ein Gespräch über das Buch, dass die Fahrerin wohl offenbar gerade las. Dass es nun ausgerechnet ein Buch von Ellis war, war ein herrlicher Zufall, der für einen lustigen Augenblick im Taxi sorgte, als die Taxifahrerin ihr erstaunen kundtat.
Erwartungsgemäß war Ellis angemessen beeindruckt von seiner Behausung. Etwas verlegen schwieg Emrys und gab ihr die Gelegenheit, erst einmal alle Eindrücke in sich aufzunehmen. Die Größe des Lofts und die Lage sprachen dafür, dass ihm das Geld förmlich aus den Poren strömte. Allein der Blick auf die Freiheitsstatue hatte den Quadratmeterpreis verdreifacht im Vergleich zu einer gleichwertigen Wohnung, die diesen Ausblick nicht zu bieten hatte. Während Ellis besagten Ausblick ausgiebig bewunderte, bewunderte Emrys seinerseits den Ausblick, der sich ihm bot, weil Ellis den Ausblick genoss. Noch nie hatte er eine an der Scheibe klebende Frau so sexy gefunden. Wie machte sie das bloß? Bei jeder anderen Frau würde diese Position einfach nur bescheuert aussehen.
Glücklicherweise erholte Ellis sich recht schnell von der Überraschung und fragte auch nicht nach, wie er sich so ein Loft leisten konnte. Sie konstatierte lediglich den Mangel an hygge, was Emrys schon wieder zum Lachen brachte. Seine Augen ließen nicht von ihr ab, während sie auf humorvolle Weise seine Vorzüge auflistete und dabei näher kam. Als sie ihm den Mantel von den Schultern schob, hätte er sie am Liebsten direkt gepackt, aber er zügelte sich. Er wollte das hier langsam angehen lassen. Es genießen. Alles andere wäre pure Verschwendung. Ellis schien sein Anzug zu gefallen. Ihre nächste Frage brachte ihn erneut dazu, laut loszulachen. „Das musst du wohl selbst herausfinden“, fand er schließlich seine Sprache wieder, zog sie an sich und streifte ihr nun ebenfalls den Mantel ab. „Du bist unglaublich, weißt du das eigentlich?“ fragte er leise und senkte den Kopf, um seine Lippen über ihren freigelegten Hals wandern zu lassen. Dann schob er sie langsam in den Bereich des Lofts, wo auf einem erhöhten Podest sein schlichtes, aber großes Bett stand. Er konnte es kaum erwarten, Ellis aus ihren Kleiderschichten zu befreien...
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08.11.2022, 12:20 - Wörter:
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Es war schwer zu glauben, dass das hier gerade wirklich passierte. Wie schnell dieser Tag doch eine Wendung genommen hatte, die zuvor doch keine Option gewesen war? Dabei hatte sich das zwischen ihnen doch genau so entwickelt, eine von Zufällen bestimmte Geschichte, die scheinbar außerhalb ihrer Kontrolle war. Die Treffen im Pub waren das Eine, Ellis hatte den Weg dorthin schon sehr bewusst gewählt um Emrys anzutreffen, doch dass es sie dann doch mehr als einmal an den gleichen Tagen dorthin verschlagen hatte? Das Treffen in Harvard? Das heute? Ellis hielt von dem Begriff Zufall ohnehin nicht viel, weniger noch von dem Begriff Schicksal, aber am Ende kam sie nicht umher eine Macht in Verantwortung zu nehmen, die außerhalb ihrer Kontrolle lag. Vor allem unter Berücksichtigung der Distanz, die eigentlich zwischen ihren Wohnorten lag, wenn man Ellis anstehenden Umzug außer Acht ließ.
Und nun stand sie hier in seinem Loft, vollkommen überwältigt von dem Anblick, der sich ihr bot. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht ob ich nicht noch lieber eine Weile weiter aus dem Fenster gucken möchte“, scherzte sie weiter und spürte wie ihre Knie bei jeder Berührung durch Emrys weicher wurden. Seine Lippen auf ihrem Hals wirkten wie kleine, elektrische Impulse, die ihren gesamten Körper gleichzeitig lahm legten als auch anfeuerten. „Hab ich schon das ein oder andere Mal gehört, ja“, nahm sie das Kompliment grinsend an und ließ den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken sinken. Wie schnell sie unter seinen Berührungen dahinschmolz, es wäre beängstigend gewesen, hätte sich ihr Verstand nicht so schnell ausgeklinkt. Irgendwo im Hinterkopf meldete sich immer wieder die leise, warnend Stimme; dass sie das nicht durfte, nicht sollte, ihm nicht antun konnte. Dass es gefährlich war sich auf einen Mann einzulassen, den sie eigentlich gar nicht kannte, hatte es sie doch beim ersten Mal fast das Leben gekostet. Aber Emrys… Emrys war anders. Oder belog sie sich damit selber weil sie ihn so sehr wollte? Nur zu gern ließ sie sich blind von dem Dunkelhaarigen vom Fleck bewegen, machte langsame Schritte rückwärts und hielt sich mit beiden Händen an seinen Schultern fest um den Boden unter den Füßen nicht zu verlieren. „Du bist aber auch ganz okay“, hauchte sie irgendwann an sein Ohr, öffnete die Augen wieder und blickte in die Richtung, in der er sie beide dirigierte. Glücklicherweise tat sie eben dies, ansonsten wäre sie vielleicht ziemlich ungalant über die Stufen des Podests gestolpert, auf dem das Bett auf sie wartete. „Zielstrebig, das gefällt mir“, raunte Ellis und blieb stehen, legte einen Finger an Emrys Kinn und zwang ihn so dazu seine Liebkosungen kurz einzustellen und sie anzublicken. Da lag kein Zögern in den blauen Augen der Autorin, keine Unsicherheit. Höchstens mischte sich unter das Begehren und die Zuneigung eine kleine Portion Sorge, dass das hier zu schnell vorbei sein konnte. Ellis griff mit der freien Hand ins eigene Haar, löste eine Spange, sodass die blonden Locken ihr auf die Schultern fielen. „Ich hab das sehr lange nicht mehr gemacht“, gestand sie und fühlte sich nicht eine Sekunde angreifbar oder lächerlich mit diesem Geständnis. So sehr sie sich in manchen Momenten nach körperlicher Nähe gesehnt hatte, so sehr hatte sie diese Option für sich ausgeschlossen. Bis sie Emrys zum ersten Mal gegenüber gesessen hatte. Und alles was sie nun wollte war seine nackte Haut an ihrer spüren, merken wie sein Herz gegen ihre Brust pulsierte und wie seine Finger Spuren über ihren Körper zogen. Ellis neigte sich nach vorn, verwickelte Emrys in einen neuen Kuss. Mit dem fremden Gefühl kam gleichzeitige Vertrautheit und die Lust auf etwas Neues daher, wie konnte man in so wenigen Momenten, in denen man des Denkens gar nicht fähig war, doch so viel spüren? Nichts und alles auf einmal?
Die Blonde nickte mit einem Blick hinab auf ihre Bluse, eine stumme Einladung für Emrys ihr diese auszuziehen, nachdem sie selbst vorsichtig und doch übereilt zugleich die Knöpfe an seinem Hemd gelöst hatte. Anerkennend nickte sie mit dem Blick auf seinen nackten Oberkörper und musste dann doch lachen, was der Stimmung zwischen ihnen keinen Abbruch tat. Aber wäre es nicht auch äußerst merkwürdig wenn Humor etwas zwischen ausgerechnet ihnen verderben würde?
Ellis drehte sich etwas, setzte sich auf die Kante des Bettes und zog Emrys an der Hand mit sich, trat sich die Schuhe dabei von den Füßen und ließ sich rückwärts in die weichen Decken sinken. „Seide, hab nichts anderes erwartet“, folgte das nächste Kompliment an seinen Lebensstil. „Soll gut für die Haare sein“, grinste sie vor sich hin und blickte Emrys für einen Moment selig lächelnd an, wie schön es war, dass das hier ein so langsames Tempo hatte, war in Ellis doch kurz die Sorge aufgekommen, dass ihr Körper bei dieser Form der Intimität in einen Fluchtmodus geraten könnte. „Du bist wirklich unheimlich schön“, stellte sie abermals fest, klopfte mit der Hand auf das Bett neben sich um ihm zu bedeuten, dass er sich zu ihr legen sollte. Ellis rollte sich etwas auf die Seite, stützte sich auf dem Unterarm ab und neigte sich dann über seinen nackten Oberkörper, bedeckte ihn mit Küssen, während die Finger ihrer anderen Hand liebevoll Kreise über seine Bauchmuskeln zogen. Kurz lauschte Ellis in die Stille und sah dann zu Emrys auf, der scheinbar schon Mühe hatte sich in dieser Sphäre zu halten. Männer, alle irgendwie gleich. „Alexa, spiel Musik“, rief Ellis auf gut Glück in den Raum hinein, wartete kurz und musste dann wieder lachen, als ihr Plan tatsächlich aufging und die Sprachassistentin wohl etwas aus dem sonst oft gehörten Repertoires des Bewohners hier spielte. Ellis ließ die Stirn kehlig lachend gegen Emrys Brust sinken, als ABBAs Dancing Queen den Raum erfüllte. „Ich mag ich wirklich sehr, sehr gerne aber ich habe dazu keinen Sex mit dir“, stellte sie schnell klar und blickte Emrys erwartungsvoll an. „Ich mach hier erst weiter wenn du was Besseres auflegst.“ Das Grinsen auf ihren Lippen wollte Hier und Heute kein Ende finden, konnte es etwas Schöneres geben?
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13.01.2023, 11:38 - Wörter:
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Da stand diese Frau in seinem Appartment und hatte keine Ahnung, wie besonders diese Situation eigentlich war. Wann hatte er das letzte Mal eine Vertreterin des weiblichen Geschlechts mit nach Hause genommen? Er konnte sich nicht daran erinnern, so lange war es her. Die letzten Jahre hatte er immer sorgfältig darauf geachtet, dass Treffen solcher Art bei den Ladies stattfanden. Wobei, von einem "Treffen solcher Art" konnte man da genaugenommen nicht sprechen - denn eine Frau wie Ellis hatte er noch nie getroffen. Sie war so außergewöhnlich, so spannend, so erfrischend anders... Was sie auch jetzt wieder unter Beweis stellte, als sie neckend anmerkte, vielleicht den Ausblick noch eine Weile genießen zu wollen, statt sich auf das einzulassen, was (hoffentlich!!) unweigerlich gleich zwischen ihnen stattfinden würde. Und dass sie keine Ahnung hatte, wie einzigartiog, besonders und faszinierend sie war, machte ihr ganzes Wesen nur noch bezaubernder.
'Ich glaube, mich hat es ganz schön erwischt', dachte Emrys und musste schmunzeln, ein wenig überrascht darüber, dass ihn das so gar nicht - wie sonst - in Panik versetzte. Aber das hier, das mit Ellis, das fühlte sich alles so gut und richtig an, dass für jegliche Unsicherheiten einfach kein Platz war. Und immerhin fand sie ihn ja auch "ganz okay", wie sie ihm mitteilte, während er sie in Richtung Bett bugsierte. Emrys lachte leise auf, seine Stimme klang rau und belegt. "Du bist mir wirklich Eine", sagte er und sah sie an, als sie dies durch ihre Handbewegung einforderte.
Das folgende Geständnis brachte sein Herz zum Schmelzen. Wie verwundbar sie sich gerade machte! Da war es das mindeste, sich auf die selbe Ebene zu begeben. "Ich auch nicht", gab er zu. "Ich hatte lange andere Prioritäten... und dann kamst du." Denn seit er ihr das erste Mal begegnet war, hatte er an andere Frauen kaum einen Blick verschwendet. Und das, obwohl sie sich ja nur sporadisch gesehen hatten und nicht einmal verabredet gewesen waren. Er war ja auch durch seine Karriere sehr eingespannt gewesen.
"Wir... wir können uns auch noch Zeit lassen", sagte er, als ihm bewusst wurde, dass sie sich eventuell überfordert fühlen könnte mit der Situation. Seine Augen suchten ihre, um sich zu vergewissern, dass sie das hier wollte. Er wollte es, er wollte es sehr - aber er konnte auch warten.
Ellis schien dies aber nicht zu wollen, denn sie war bereits dabei, sich afu sein bett niederzulassen. Emrys hatte keine Zeit zu bewundern, dass sie sich im Fallen die Schuhe abstreifte - das war wahrlich Multitasking - , als Ellis ihn mit dem Kommentar zu seiner Bettwäsche zum Lachen brachte. "Gut für die Haare? Inwiefern?" wollte er wissen, als er sich neben ihr auf den weichen, kühlen Satin niederließ. Mit ihrem nachfolgenden Kompliment konnte er kaum umgehen. Er, schön? Das hatte ihm auch noch niemand gesagt. Er fand sich auch nicht schön. Gutaussehend, ja. Aber schön? Das war ein Adjektiv, dass doch wesentlich besser auf Ellis zutraf. "DU bist wunderschön", antwortete er.
Und dann, als er gerade dachte, dass es jetzt ernst wurde... Da sprach sie Alexa an. Emrys schloss die Augen, denn er wusste, was kommen würde - und tatsächlich ließen ABBA ihn nicht im Stich. "Ich starte gerne mit Energie in den Tag", verteidigte er sich. "Aber ich stelle klar: NIE WIEDER sehe ich mir einen dieser Filme von ABBA an. Ein Kumpel zwang mich für den ersten Film ins Kino, und als beim ersten Song der ganze Saal mitsang - das ist ein Trauma, dass ich bis heute noch nicht losgeworden bin." Er schüttelte sich kurz, dann neigte er leicht den Kopf und rief: "Alexa, spiel die Ellis-Playlist." Aufmerksam beobachtete er sein Gegenüber, um ihre Reaktion darauf, dass er ihr eine Playlist gewidmet hatte, nicht zu verpassen. Die zarte, feminine Stimme von Jordan Jae gab eine Acousticversion von dem Backstreet Boys Hit "I want it that way" zum Besten. Melancholische, starke Frauensongs, das war der Hauptteil der Lieder, die diese Playlist ausmachten. Und ein paar verrückte Kracher... Emrys war froh, dass die Playlist nicht direkt mit "Teenage Dirtbag" gestartet war.
Emry beugte sich zu Ellis und tupfte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Er zog sie enger an sich und begann aufreizend langsam, sie zu entkleiden, bis sie völlig unbekleidet vor ihm lag. "Du bist wirklich wunderschön", wiederholte er und meinte es auch so; alles an ihr war perfekt. Dieser Moment war perfekt.
Und dann klingelte sein Telefon.
Emrys wollte es ignorieren, aber er erkannte leider am Klingelton, dass es sein Stabschef war - und der Anruf vermutlich mehr als wichtig. Diese Vermutung wurde dadurch bestätigt, dass das Klingeln abrupt aufhörte, nur um direkt erneut zu starten. Warum hatte er das verdammte Ding nicht auf lautlos gestellt? Wie konnte er nur so dumm sein? Ihm war klar, dass Ellis ihn in zwanzig Stücke teilen würde - mindestens - aber er wusste ebenfalls, dass er drangehen musste und würde. Mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck erhob er sich. "Es tut mir so leid, aber ich muss da kurz..." Er schnappte sich das Telefon. "Wenn es nicht dringend ist, bringe ich dich um!" blaffte er ins Telefon, hörte dann kurz zu, verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Du könntest..." unterbrach er seinen Mitarbeiter, nur um von dem zu hören, dass die Anwesenheit seiner Wenigkeit in dem für in einer halben Stunde angesetzten Krisenmeeting unabdingbar war. "Zwei Stunden", schnitt er seinem Mitarbeiter das Wort ab. "Ich gebe euch zwei Stunden." Dann würgte er das Telefonat ab und wandte sich zu Ellis.
"Ich muss kurz auf die Arbeit, es geht leider nicht anders. Es tut mir wirklich leid." Er setzte sich neben sie auf das Bett und strich ihr die Haare aus der Stirn. "Könntest du dir vorstellen, hier auf mich zu warten? Du könntest die Aussicht ausgiebig genießen, der Kühlschrank ist fast leer, aber über das Haustelefon kannst du dir alles beim Portier bestellen und liefern lassen, was du möchtest. Fühl dich einfach wie zuhause." Er küsste sie noch einmal zärtlich, dann zog er seinen Anzug zurecht, schnappte sich seinen Mantel und war zur Tür hinaus, ehe Ellis noch etwas sagen konnte.
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16.02.2023, 14:13 - Wörter:
I like the way I can't keep my focus
Ob der Moment kam in dem Ellis die blöden Sprüche auch einmal ausgingen? Es war wohl offensichtlich, dass sie die leichte Nervosität in ihr damit zu kompensieren versuchte, Emrys immer wieder ein Lachen zu entlocken. Dabei war das gar nicht nötig, wenn jede Berührung, jeder Blick und jeder Atemzug der zwischen ihnen getätigt wurde war eine stumme Vergewisserung daran, dass das hier goldrichtig war. Und dann kamst du. Hätte Ellis ihn nicht schon zuvor geküsst, dann wäre sie spätestens jetzt über den Dunkelhaarigen hergefallen. Das Strahlen in ihren Augen wurde für einen Moment von Sanftheit übertrumpft, die ihre Verletzlichkeit nur noch unterstrich. All die Angst in ihr schien für den Augenblick dahin zu sein, pures Vertrauen in den Mann vor ihr, mit dem sie schon kurz danach auf seinem Bett landete.
„Seide ist antistatisch, das ist gut für deine Haarstruktur“, antwortete sie dennoch, schloss unter den Berührungen von Emrys aber die Augen und musste tief durchatmen um bei Sinnen zu bleiben. Ihr Körper bebte unter den Berührungen, ein Lachen hob die Spannung kurz auf. „Ach hör auf damit“, wollte sie das Kompliment ebenso wenig wie er annehmen sich selbst als schön zu empfinden. Aber was spielte das jetzt schon für eine Rolle.
Und dann… die Musik. Ellis musste laut auflachen als Emrys sich für Abba rechtfertigte, der Gesichtsausdruck wandelte sich aber zurück zu todernst, als er den Film nicht nur in Frage stellte sondern regelrecht degradierte. „Na hör mal“, begann sie und hielt seine Hände kurz mit den eigenen fest, zwang ihn erneut zu ihr aufzusehen. „Der Film ist meine Religion. Wenn ich gut drauf bin und den Film gucke bin ich danach noch besser drauf. Und wenn ich nicht gut drauf bin und den Film gucke, dann geht es mir danach wieder blendend.“ Zwei Stunde Sonnenschein und gute Musik, was war daran nicht zu lieben? „Außerdem, Meryl Streep!“, brachte sie das Argument, das alle anderen Gegenargumente restlos ausmerzen würde. Egal. Zurück zu fast so wichtigen Sachen wie der Ehre Mamma Mias.
Der Kuss seitens Emrys ließ die Autorin wieder verstummen, mit jedem Atemzug schien sie tiefer in die weichen Laken zu sinken, ließ sich nur zu bereitwillig von Emrys ausziehen. Natürlich gab es da Bedenken in ihr, dass er sie womöglich nicht so attraktiv finden könnte, immerhin hatte sie nicht mehr den Körper einer Zwanzigjährigen, aber damit rechnete er ja hoffentlich auch nicht. Ein wenig unsicher öffnete Ellis die Augen wieder, ihr Blick fing den von Emrys ein. Jeder Zweifel war damit ausgemerzt. Ellis streckte die Arme aus, umfasste seine Schultern und zog ihn näher zurück an sich heran um ihn zu küssen, da mischte sich unter die Musik eine weitere Geräuschkulisse, die eigentlich so vertraut sein sollte und doch so fehl am Platz schien. Sein Handy. Na und?
Leider schien Emrys das nicht so zu sehen, das erste Klingeln ignorierte er noch, das nächste dann… Okay, Ellis hatte nicht damit gerechnet, dass sich das Hirn eines Mannes tatsächlich aus so einer Situation lösen konnte um einen Anruf anzunehmen, aber sie war weder naiv noch dumm, wenn Emrys also dran ging, dann war es wirklich wichtig. Sein ungehaltener Ton für die Person am anderen Ende der Leitung bestätigte ihr dies. Die Blonde setzte sich im Bett auf, zog die Decke um sich herum um sich nicht zu schutzlos zu fühlen. Emrys Worte versetzten ihr schon einen Stich, sie wollte nicht, dass er ging. Sie wollte ihn hier haben, auf sich, unter sich, neben sich, überall eben.
„Ich hoffe dir ist klar, dass ich hier alle deine Sachen durchsuchen werde“, antwortete sie halbwegs humorvoll auf seine Worte, legte den Kopf kurz gegen seine Hand als er ihr die Haare aus dem Gesicht strich und sah ihm dann nicht ganz glücklich hinterher, als er die Wohnung verließ.
Die Musik surrte weiter leise durch das offene Raumkonzept des Lofts, unschlüssig sah sich Ellis um. Was sollte sie jetzt machen? Sie hatte nicht wirklich vor durch seine Sachen zu stöbern, das wäre unangemessen und unhöflich, noch dazu wollte sie keine Geheimnisse entdecken, die der Fortführung von dem hier später im Weg stünden.
„Oh“, kam es ihr dann aber doch, sie ließ die Bettdecke wieder fallen und öffnete den Kleiderschrank. Sie vertraute fest darauf, dass Emrys mit absoluter Sicherheit diverse Harvard Shirts besaß. Wer so stolz auf seine Alma Mater war, der schlief wahrscheinlich auch in diesem Alter noch im Collegeshirt. Und sie sollte nicht enttäuscht werden. Schon die erste aufgeschobene Schranktür offenbarte ihr einen akkurat gefalteten Stapel eben jener Kleidungsstücke. Ellis entschied sich für ein klassisches blaues Shirt, zog es über die schmalen Schultern und nahm sich ebenso noch eine Boxershorts dazu. Wann auch immer er zurück kam, sie hatte nicht wirklich vor bis dahin vollkommen nackt zu sein. Die eigenen Klamotten wieder anziehen? Nein danke.
Interessiert schlenderte sie also weiter durch das Appartement, nur weil sie keine Schränke und Schubladen aufriss hieß das ja nicht, dass sie sich nicht weiter umschauen durfte, oder?
Dennoch stach ihr schnell ein Detail ins Auge, das sie für eine Minute zur Salzsäule erstarren ließ. Emrys Westbrook. „Westbrook?“ Fragte sie in die Stille der Wohnung und blickte anschließend in Richtung Alexa, die gerade aufs nächste Lied der Playlist sprang. Adele. Gefiel ihr. Ob sie Alexa fragen sollte wer Emrys Westbrook war? Moment, warum kam der Name ihr so bekannt vor? Es dauerte einen Moment bis ihr die großen Lettern der Bücherei wieder einfielen, in der sie sich mit Emrys herumgetrieben hatte. What the fuck!
Gut, er war reich, das hatte sie ja jetzt schon begriffen. Harvard hatte eine Bibliothek nach ihm oder eher seiner Familie benannt, auch das… passierte in reichen Familien des Öfteren. Kein Problem. Die Frage wer er war bekam in ihrem Verstand immer mehr Bestand, die Neugierde drohte sie zu übermannen, vermutlich dem Adrenalin geschuldet, das ihr Körper für das Bettszenario produziert hatte und das nun nutzlos in der Schwebe hing. Sie musste sich ablenken, womit? Easy.
Wie er zuvor vorgeschlagen hatte bediente sich Ellis also dem Luxus um Einkäufe zu ordern. Die Liste klang ein bisschen so als würde man einer Achtjährigen hundert Dollar in die Hand drücken und sie in einen Supermarkt schicken, der einzige Auftrag wäre, möglichst schlechte Entscheidungen zu treffen. Jackpot.
Eine gute halbe Stunde später saß sie also mit einer Schüssel Cornflakes vor dem riesigen Plasmabildschirm und hatte die neuste Folge Frankie & Grace eingeschaltet. Ihr war nicht entgangen, dass Emrys Profil praktisch vor lauter solchen Serien implodierte. So einer war er also.
Im Schneidersitz versank Ellis immer tiefer im Sofa, warf zwischendurch noch immer faszinierte Blicke aus der Fensterfront, hinaus in Richtung Freiheitsstatue. Sie kam noch immer nicht mit der Realität auf einen Nenner, dass das hier wahr war. Dass sie das wirklich erlebte. Dass Emrys daran interessiert war sie hier zu haben.
Die Blonde war so in Gedanken versunken, dass sie erschrocken zusammen zuckte als die Tür zum Appartement sich wieder öffnete. Sie sah über die Rückenlehne des Sofas in Richtung Eingang. Emrys. Gut, wen hatte sie erwartet? Fehlte nur noch, dass er seine Arbeit in der Form von Kollegen mit nach Hause gebracht hätte, aber.. nein. Ein skeptisches Lächeln spiegelte sich erneut auf Ellis Lippen wider, sie schaltete den TV aus und trat mit der Schüssel in der Hand wieder auf Emrys zu, rührte in den weich gewordenen Fruit Loops. Vielleicht waren drei Portionen doch zu viel gewesen.
„Ich hab gekocht, dachte du bist nach der Arbeit sicher hungrig“, begrüßte sie ihn, füllte einen Löffel mit aufgequollenen Zerealien und schob sie Emrys in den Mund. „Gut, oder?“ Sie stellte die Schüssel ab und griff Emrys an der Krawatte, zog ihn näher an sich und blickte dann an sich selbst hinab. „Wie gefällt dir mein Outfit, Mr. Westbrook?“ Dass sie seinen Namen nun kannte sollte keine große Überraschung sein, wahrscheinlich war er irgendein hohes Tier im Finanzwesen, wie das eben bei all diesen reichen Schnöselfamilien der Fall war. Oder eben Jurist. Ellis Hände lösten sich von der Krawatte, strichen seine Seiten hinab. Da, in der Hosentasche. Das Handy. Ellis zog es hinaus und drückte es Emrys in die Hand. „Machs lautlos, hm?“, forderte sie ihn auf, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. „Alexa? Spiel die Emrys-Playlist“, forderte sie das Gerät nun auf, sie hatte ihre Zeit neben dem Essen sinnvoll genutzt und die Skills der Sprachassistentin erweitert. Nothing’s gonna stop us now startete in leiser Melodie. Wehe wenn doch.
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05.04.2023, 14:26 - Wörter:
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Emrys blinzelte einen Moment, während er ihre Worte verarbeitete. Seide war gut für die Haarstruktur? Diese Frau überraschte ihn wirklich immer und immer wieder. Nie kam das, was man vermutetete, sondern etwas ganz anderes. Und es war so erfrischend, Zeit mit einer wundervollen Frau zu verbringen, die ihn immer wieder überraschte, die nicht langweilig und berechnend war - und trotzdem kein Buch mit sieben Siegeln. Ellis gelang da ein hervorragender Balanceakt, und Emrys konnte das nur bewundern und sich fragen, wie zur Hölle sie das hinbekam. Andererseits war er sich sicher, dass sie nahezu alles hinbekam, was sie nur wollte.
Aber zu einer Sache würde sie ihn ganz sicher nicht bekommen: Sich diesen Film noch einmal anzusehen. "Dieser Film ist Folter", erwiderte er finster. Der Film war ihre Religion? Das klang ja furchtbar. "Hm... vielleicht muss ich nochmal überlegen, ob das mit uns wirklich Sinn macht..." Das meinte er natürlich nicht ernst, er wäre nie so oberflächlich, eine Frau wegen so einer Lappalie abzuschießen - es sei denn, er hatte das ohnehin schon vor und sie lieferte ihm nur einen Grund, endlich den finalen Schritt zu tun. Emrys blickte Ellis ernst in die Augen. "Ich. werde. mir. diesen. Film. niemals. NIEMALS. wieder. ansehen. Okay?" Er sprach absichtlich langsam und mit Nachdruck. Das musste ihr klar sein und da war er leider auch zu keinem Kompromiss bereit. Durch diese Hölle würde er kein zweites Mal gehen, eher ließ er sich kastrieren. Ganz im Ernst. "Und Meryl ist in meinen Augen leider kein Argument FÜR den Film; eher dagegen. Seit Der Tod steht ihr gut hat sie in meinen Augen leider keinen Hit mehr gelandet." Der war aber richtig gut gewesen, das musste er zugeben. Geschaut hatte er ihn aber hauptsächlich wegen Bruce Willis, auch wenn der eher eine Nebenfigur gewesen war.
Dass der Moment so jäh unterbrochen wurde, gefiel Emrys ganz und gar nicht, aber in seiner Position und mit seinem Ziel erwartete sein Stab ständige Erreichbarkeit. Das Timing war natürlich für die Tonne, aber was sollte man da machen... Er konnte nur zusehen, dass der Termin schnell über die Bühne ging.
Er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass Ellis ihre Drohung wahr machen und seine Sachen durchschnüffeln würde. Aber das konnte sie ruhig; es gab hier wenig persönliches über ihn zu finden. Die Sachen, die wirklich persönlich und somit potentiell prekär waren, befanden sich alle in einem Banksafe und waren unerreichbar für jeden außer ihm selbst. "Viel Spaß beim Schnüffeln, meine Liebe", wünschte er ihr, bevor er die Tür hinter sich zuzog.
Die Zeit in dem Termin zog sich endlos. Emrys kam sich wie ein Teenager vor und musste gegen den Drang, ständig auf die Uhr zu schauen oder auf dem Stuhl herumzuhibbeln, ankämpfen. Aber er war ein Politiker, und so ließ er sich nicht anmerken, wie sehr ihm dieses Meeting - oder bessergesagt das Timing ebendieses - gegen den Strich ging. Fokussiert navigierte er sein Team durch die Sitzung und stellte die richtigen Fragen an den richtigen Stellen; das erkannte er daran, dass seine Stabsmitglieder sich eifrig Notizen machten , diskutierten und man es in ihren Köpfen förmlich rattern sah. Manchmal kam Emrys sich vor wie ein Puppenspieler oder Kindergärtner; man musste nur richtig mit der Meute umgehen und konnte dann befriedigt zusehen, wie sie von allein eine gute Lösung fanden. Fast war er versucht, dem ein oder anderen anerkennend über den Kopf zu tätscheln. Aber nur fast.
Dennoch war er nach knapp 3 Stunden, als die Sitzung endlich endete - wie immer war der zeitliche Rahmen gesprenkt worden, aber das war er ja gewohnt - ziemlich erledigt. Diese Diskutiererei, die Gehirnleistung und die Notwendigkeit zur Problemlösung gab Emrys kurzfristig Energie, aber nun, da das Meeting abgeschlossen und er auf dem Weg zurück zu seinem Wagen war, spürte er die Erschöpfung. Manchmal fragte er sich, warum er nicht einfach Hot Dogs verkaufte. Das wäre so viel stressfreier. Doch genau aus diesem Niveau kam er ja, das vergaß er nie, und er war so dankbar für seinen Erfolg und den damit einhergehenden Luxus, den er sich erarbeitet hatte - nie und nimmer würde er sich je wieder mit weniger zufrieden geben. Für ihn gab es nur einen Richtungsweg: Nach oben.
Als er in die Sitzpolster des Fonds glitt und sich anschnallte, versuchte er den Termin bewusst abzuschütteln und sich stattdessen darauf zu freuen, was ihn zuhause erwartete. Ob Ellis wohl seine komplette Wohnung auf links gedreht hatte? Nein, wohl kaum. Das war nicht ihr Stil. Sicher hatte sie sich hier und da mal umgeschaut, vielleich seinen akkurat eingeräumten Kleiderschrank belächelt und sich über seinen gähnend leeren Kühlschrank gewundert. Ob sie wohl sein Weinregal geplündert hatte? Oder war sie auf der Couch bei einem Film eingeschlafen? Hatte sie halb New York zu einer spontanen Party eingeladen? Er wusste es nicht, und diese Unwissenheit rief eine positive Aufgeregtheit in ihm hervor.
Es kam ihm wie Tage später vor, als er schließlich die Tür durchschritt, die er vor wenigen Stunden erst hinter sich geschlossen hatte. Nachdem er ordentlich seinen Mantel weggehängt und die Schuhe in den Schuhschrank einsortiert hatte, kam er zu Ellis, die es sich auf seiner Couch gemütlich gemacht und eine Serie eingeschaltet hatte. Noch bevor er sie erreicht hatte, schaltete sie den TV aus und kam auf ihn zu, um ihm unaufgefordert ihr gekochtes Essen in den Mund zu schieben. "Hmmm", machte er unbestimmt, zum einen aufgrund der Überraschung, zum anderen weil die Froot Loops widerlich weich geworden waren. Eigentlich wollte er darauf noch näher eingehen, doch ihre nächsten Worte ließen ihn kurzzeitig erstarren. Mr. Westbrook. Sie hatte seinen Nachnamen herausgefunden. Gut, das war wohl zu erwarten gewesen, er verheimlichte den ja auch nicht gerade. Doch wie viel hatte sie sich über ihn dadurch erschließen können? Aufmerksam blickte er sie an, beobachtete jede Regung und Bewegung von ihr. Nach einem Augenblick entspannte er sich wieder. Sie stellte keine weiteren Nachfragen, also schien sie nicht die Verbindung seines Nachnamens mit dem Namen der Bibliothek seiner Alma Mater zu ziehen. Oder die zu dem aufstrebenden Politiker, von dem man ab und zu in den Zeitungen lesen konnte. Im besten Fall interessierte sie sich nicht sonderlich für die Politik ihrer Stadt und es klingelte daher einfach nicht bei ihr. Sein Job war kein Geheimnis, er war ja nicht bei der Mafia oder in einem Drogenkartell; aber irgendwie war es ihm lieber, sie wusste so lange wie möglich nicht, was er tat. Er wollte sie von dieser Welt fernhalten, weil er es einfach zu sehr genoss, dass sie mit diesem Teil seines Lebens in keinster Weise verknüpft war. Sie war ihre ganz eigene Welt in seinem Kosmos, und das gefiel Emrys ausnehmend gut.
Sie drückte ihm sein Handy mit einer eindeutigen Aufforderung in die Hand, und Emrys stellte es nicht nur lautlos, sondern schaltete es komplett aus und warf es achtlos hinter sich. Es war ihm scheißegal, ob es unglücklich aufkam und in tausend Teile zersplitterte; dann kaufte er sich halt ein Neues. Das war jetzt nichtig. Was wichtig war, das war die Frau vor ihm. "Dein Outfit gefällt mir ausnehmend gut", erwiderte er, und das Verlangen in ihm ließ seine Stimme dunkel und rau klingen. Er nahm ihr die Schüssel aus der Hand und stellte sie auf einem Beistelltisch ab, dann nahm er ihre Hand. "Ich will dir keine Angst amchen, aber jetzt hält mich nichts mehr auf." Nach einem kurzen Moment der Stille fügte er hinzu: "Höchstens ein Nein von dir."
Doch als sie nun die Playlist startete und er den Song erkannte, lachte er nur auf, schnappte sich Ellis und warf sie sich über die Schulter. Das Bett ansteuernd war er mehr als bereit für das, was jetzt folgen würde, und mit ein Nein von Ellis brauchte er wohl nicht zu befürchten.
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17.05.2023, 11:17 - Wörter:
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Ein überraschtes und gleichzeitig amüsiertes Glucksen verließ Ellis Kehle als sie dem Handy hinterher blickte, das Emrys so achtlos hinter sich warf und das mit einem hässlichen Klacken auf dem Boden aufkam. „Du meinst es wohl Ernst, he?“ Keine Frage die einer Antwort bedurfte, seine Stimme verriet zur Genüge, dass in ihm dasselbe Verlangen pulsierte wie in ihr. Dass er es überhaupt geschafft hatte Arbeit dazwischen zu schieben… Zeugte wohl von der Wichtigkeit seiner Position und Ellis mochte es, wenn man sich verantwortlich für das zeigte, für das man sich verschrieben hatte, aber dennoch… Wieso dachte sie jetzt an Arbeit? Emrys Hände an ihrem Körper holten sie schnell zurück in die Situation, mit einem erschrockenen Lachen ließ sie sich von ihm in die Luft heben. „Und das nach drei Schüssel Fruit Loops“, riskierte sie abermals die Romantik, war sich aber gleichzeitig sicher, dass der Titel des gerade spielenden Liedes ansagend für das war, das nun unweigerlich passieren würde. Hoffentlich.
Mit einem Nein musste er wirklich nicht rechnen. Nur zu gern ließ sie sich von ihm wieder in Richtung Bett tragen, zog ihn mit sich in die weichen Laken und ließ sich trotz jedes Verlangens Zeit die Knöpfe seines Hemdes in Ruhe zu öffnen. Nagende Gedanken ihres Gewissens meldeten sich, surrten auf wie weit entfernte Sirenen, die sie warnen sollten. Sie konnte ihm nicht antun was sie im Begriff war zu tun, selbst wenn sie wollte, dass das hier nicht nur ein einziger Abend sein sollte… Sie konnte nicht. Sie durfte nicht. Zum Schutz für sie alle. Und doch reichte ein Blick in seine braunen Augen um jeden Zweifel von einem Wirbelsturm aus Zuneigung davon wehen zu lassen. Behutsam und gleichzeitig fordernd zog sie Emrys erneut aus, ließ sich auch von ihm erneut die Kleidung ausziehen. Nackte Haut auf die warmer Atem traf, es gab keinen Grund zu hetzen, auch wenn jede Berührung mehr und mehr Lust aufeinander mit sich brachte.
Hatte sie zuvor noch vermutet, dass sie sich unbeholfen anstellen könnte aufgrund der unfassbar langen Pause in ihrem Lebenslauf in dem sie auf Zärtlichkeiten verzichtet hatte, so fügte sich jede Bewegung zwischen Emrys und ihr als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Und Gott sei dank, das hatten sie ja im Vorfeld ausführlich besprochen, war der Westbrook ein vorbereiteter Mensch. Die Situation jetzt nochmal zu unterbrechen, undenkbar. Klar, dass Ellis nichtmal in diesen Momenten mit den blöden Sprüchen aussetzen konnte, eine Nachfrage der Nervosität geschuldet ob es sie ihre Staatsbürgerschaft riskieren würde wenn sie im Antlitz der Freiheitsstatue außerehelichen Geschlechtsverkehr hatten, schaffte es dennoch nicht die Romantik zu unterbrechen. Die elektrisierte Luft war vom schweren Atmen und leidenschaftlichen Seufzern erfüllt, kein Handy unterbrach sie mehr und selbst die Musik fühlte sich an als würde sie Meilen entfernt spielen, nicht etwa nur ein paar Meter neben ihn.
Die Muskeln taub, die Körper erhitzt und doch miteinander verschlungen. Ellis schaffte es kaum die Augen offen zu halten, die vernebelten Sinne fühlten sich an als wären sie in einer vollkommen anderen Sphäre angekommen und noch lange nicht bereit sich wieder der Realität zu stellen. Ein Selbstschutz, keine Frage, kehrte doch mit abebbender Gier aufeinander auch die Angst wieder, dass sie Emrys und sich da in eine unmögliche Situation gebracht hatte. „Das war…“ begann die Blonde irgendwann und legte den Kopf auf Emrys Brust ab, streckte einen Arm aus um diesen über seinen Oberkörper zu legen, „…ganz in Ordnung.“ Kurze Stille, dann musste sie aber doch wieder lachen. Sie hauchte einen Kuss auf die nackte Haut und atmete tief durch, war sich sicher, dass sie sich eine Weile nicht bewegen konnte. „Wie läuft das bei dir, schreibt man hinterher eine Google Rezension zu deinen Fähigkeiten oder…?“ Ellis legte den Kopf kurz tief in den Nacken um einen Blick in sein Gesicht zu erhaschen. „Vier von fünf Sternen, die eigene Playlist war definitiv ein gutes Argument aber die Pause…“ Sie konnte es nicht lassen, sie musste die Stille mit Worten füllen um den Gewissensbissen in ihr keinen Raum zu geben. „Wobei, die Fruit Loops waren dann wieder eine nette Sache. Und deine Watchlist auf Netflix, sehr aufschlussreich. Ich kann nicht glauben, dass jemand der Mamma Mia verschmäht so viele Chick Flics auf der Liste hat.“ Okay, das brachte sie natürlich zur nächsten wichtigen Frage: „Welche Kate ist die Beste: Hudson, Winslet oder Beckinsale?“ Ellis rutschte nun doch auf ihrem Platz herum, sodass ihr Kopf weiterhin auf Emrys Bauch verweilte, sie ihn aber angucken konnte. „Jede Antwort außer Winslet gilt nicht.“ Sie hatte es bislang noch nicht auf ihren Lebenslauf geschrieben, aber dass sie in jeder noch so skurrilen Situation todernst bleiben konnte war definitiv eine ihrer undokumentierten Stärken.
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05.07.2023, 13:44 - Wörter:
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"Und wie ernst ich das meine", gab Emrys zurück. Noch einmal würde er sich nicht aufhalten lassen. Jetzt war er hier, mit ihr, und sie würden die Zeit so genießen, wie sie es für richtig hielten. Sein Handy hatte er schon auf lautlos gestellt, noch bevor er die Wohnung betreten hatte, sodass es sie auch nicht stören würde. Lediglich die Klingel der Wohnungstür könnte sie noch belästigen, aber die konnte man ja noch ignorieren. Und in der Regel kam auch keiner seiner Stabsmitarbeitenden persönlich bei ihm vorbei, es wusste ja überhaupt nur eine Handvoll, wo er eigentlich wohnte. Und das aus gutem Grund.
Ob sich die Fruit Loops noch als schlechte Idee erweisen würden, blieb abzuwarten. Emrys hatte aber auch keine Lust mehr zu warten, bis Ellis ihr Essen halbwegs verdaut hatte. "Manchmal lebe ich gerne am Limit", grinste er schalkhaft und hoffte doch inständig, den Fruit Loops nicht persönlich begegnen zu müssen. Doch er hatte jetzt weder Zeit noch Lust, sich ernsthaft darum zu sorgen, da er einfach nur den Augenblick genießen wollte. Das hier hatte er sich in letzter Zeit des Öfteren gewünscht und gehofft, dass sie irgendwann hier gemeinsam landen würden. Hier oder in einem anderen Bett. Es war nicht so, dass er nur auf das sexuelle aus war; vielmehr war das ein Plus, etwas dass ihre Verbindung auf eine höhere Ebene bringen würde... Welche Ebene auch immer das war. Denn das hatten sie genau genommen nie geklärt, aber bisher hatte Emrys auch noch nicht das Gefühl gehabt, dass dies nötig sei.
Sowieso schaltete sich sein Denken nun weitgehendst aus, während er die Gegenwart dieser klugen, wunderschönen, herrlich schrägen Frau - nackt - einfach nur genoss. Er gab sich hin, er ließ seinen Instinkt die Führung übernehmen, er genoss und gab sich Mühe, Genuss zu bereiten. Sein Hirn wurde auf die angenehmste Art und Weise vernebelt und nahm sich eine wohl verdiente Auszeit. Erst als sie verschwitzt und erschöpft, eng aneinander geschlungen, zu Atem kamen, klärte sich der Nebel in Emrys' Kopf wieder. Es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass er Sex gehabt hatte, aber das war in Ordnung. Er war niemand, der sich einfach um der Körperlichkeit Willen eine Frau mit nach Hause nahm, auch wenn sich durchaus immer wieder Optionen auftaten. Aber das hier, das war etwas ganz Anderes, und diese Art von Sex bevorzugte er einer schnelle, bedeutungslosen Nummer allemal, auch wenn das bedeutete, weit weniger oft Sex zu haben als Männer es gemeinhin bevorzugten. Nun, in vielerlei Hinsicht war er ja auch einfach kein gewöhnlicher Mann, und die meiste Zeit war er darauf ziemlich stolz.
Ganz in Ordnung? Google-Rezension? Emrys runzelte empört die Stirn. "Also, wenn ich schon eine Bewertung bekomme, dann verdient doch allein die Location, dass ich die volle Punktzahl erhalte", protestierte er. "Und wenn du so weitermachst, dann verspielst du dir den Nachtisch danach. Ich habe nämlich das beste Eis im Tiefkühlfach, dass du jemals gegessen hast. Vielleicht esse ich das gleich einfach allein, und du kannst mir zuschauen." So, das hatte sie nun davon, dass sie so frech war!
Die Frage nach der einzig wahren Kate war eine, über die er nicht lange nachdenken musste. "Winslet", kam es wie aus der Pistole geschossen. "Und das nicht wegen Titanic, das war in meinen Augen eher einer ihrer schwächeren Filme, wenn auch ein Klassiker. Aber die Sache mit der Tür hat irgendwie den Film versaut, da war Cameron wirklich nicht in Höchstform. Aber keine kriegt es so wie Kate Winslet hin, sowohl Komödien, romantische Filme als auch ernsthaftes und sogar Klassiker glaubwürdig zu spielen." Er war froh, dass sie das genauso zu sehen schien, denn sie hatte ihrer Frage ja direkt hinterhergeschoben, dass Winslet die einzig richtige Antwort war. "Aber welcher Robert ist der einzig wahre - Pattinson, de Niro oder Downey Jr.?" Ihm selbst wurde oft gesagt, dass er mit letzterem Robert eine gewisse Ähnlichkeit hatte. Fand er zwar nicht, aber dennoch sah er es als Kompliment und nahm ebendieses gerne an. "Und ich sage dir nicht vorab, welches die einzig richtige Antwort ist. Dies ist allerdings deine letzte Chance, doch noch etwas von meinem Eis abzubekommen." Grinsend wartete er auf ihre Antwort. Das war die skurrilste postkoitale Unterhaltung, die er je geführt hatte, und er genoss jeden Augenblick davon.
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