I like the way I can't keep my focus
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#13


I like the way I can't keep my focus
,   Ellison King,   Emrys Westbrook
am 11.01.2021


“Wir waren nicht gut füreinander.“ Gut, dass sie sich für einen Moment nicht direkt ansahen und Emrys somit nicht sehen konnte, dass sich in Ellis Gesicht Schuldbewusstsein widerspiegelte. Da gestand er ihr diesen Teil seiner Vergangenheit, die womöglich bis heute Wurzeln schlug, und sie war sich im vollen Bewusstsein darüber, dass sie für ihn ebenfalls nicht gut war. Nicht gut sein konnte. Dass das hier zum Scheitern verurteilt war, weil sie eben war wer sie war. Und für den Moment hatten sich diese leisen, aber stetig an ihr nagenden Sorgen zurückdrängen lassen, hatten Platz für Hoffnung gemacht, dass sie doch eine reelle Chance hatten. Es war ein altes Klischee, dass sich etwas, das sich so gut anfühlte unmöglich schlecht sein konnte, aber jeder mit etwas Lebenserfahrung wusste es wohl oder übel besser. Und trotzdem sie es besser wusste zog sie ihn bewusst mit in das Dilemma, das ihr Leben war. Wie konnte sie auch nicht, wenn ein Blick in die dunkelbraunen Augen dazu führten, dass ihr Verstand vollkommen aussetzte?
Auch wenn sie nicht mit einer Absage gerechnet hatte, löste sich etwas erleichtert in Ellis auf als sich auch auf Emrys Lippen ein schelmisches Grinsen zeigte und er recht schnell und deutlich darauf hinwies, dass sie mit dem Taxi schnell bei ihm zu Hause sein könnten. Ebenso der Druck auf ihren verschränkten Händen, als Emrys den Ausgang des Parks anstrebte, spätestens diese Zielstrebigkeit sollte wohl untermalen, dass sie beide wirklich Lust hatten die Szenerie zu verlagern.
Und doch… war er etwa nervös? Ellis musste ihre Schritte verlängern um mit seinen gleichauf bleiben zu können, ihr Blick hing an seinem Gesicht. „Ich bin mir jetzt nicht sicher ob ich dich richtig verstanden habe“, warf sie scheinbar nachdenklich ein, „bist du… vorbereitet?“ Er war nervös. Definitiv. Und sie? Zu ihrer eigenen Überraschung blieb diese Gefühlsregung aus, das einzig für Ellis präsente Gefühl war Freude, Glück. In einer Form, die sie - wenn überhaupt schon einmal - Dekaden nicht gespürt hatte. Instinktiv umschloss Ellis seine Hand noch etwas fester als sie den Park verließen und am Straßenrand zum Stehen kamen. Autos reihten sich aneinander, die Fahrer darin hupten und verfluchten sich gegenseitig. Dass tatsächlich ein scheinbar leeres Taxi darunter war zählte zur Kategorie mehr Glück als Verstand und wenn Ellis hier in der Stadt schon eine Sache gelernt hatte, dann, dass man mit Bitte und Danke nur ungefähr weit kam, Effizienz blieb damit aber oft aus. Ziemlich unerschrocken, wie sie eben so war, machte sie einen halben Schritt auf die Straße um das ohnehin nicht besonders schnell fahrende Taxi daran zu hindern an ihnen vorbei zu fahren. „Das war einfacher als gedacht“, grinste sie Emrys an und öffnete die hintere Tür des Taxis, sodass sie einsteigen konnten.

„Einmal zu ihm nach Hause für Sie wissen schon was“, zwinkerte sie der Fahrerin zu, die einen Blick in den Rückspiegel warf und Emrys ziemlich unverhohlen musterte. „Good for you“, gratulierte sie Ellis im wohl typischen New Yorker Charme und lenkte das Taxi dann in eine Richtung, die der Blonden ebenso wenig sagte wie alle anderen Straßen hier. „Also“, richtete sich Ellis dann wieder an Emrys, dachte nichtmal daran sich anzuschnallen und rutschte dafür lieber zu ihm rüber und legte zwei Finger an seine Wange, um sein Gesicht wieder in ihre Richtung zu drehen. Die Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen wäre doch eine Schande, oder nicht? Dass sich ihre Lippen wieder trafen fühlte sich aufs Neue so natürlich und selbstverständlich an, das Kribbeln in Ellis Bauch erstreckte sich nun auf den ganzen Körper.
“Könnt ihr vielleicht warten bis ihr bei ihm seid?“ Ellis unterbrach den Kuss um leise aufzulachen und blickte nach vorn, ohne sich wirklich von Emrys zu lösen. „Ungerne“, stellte sie fest und bedachte den Mann an ihrer Seite mit einem sehnsüchtigen Blick, ehe sie sich nach vorn halb über die Sitze lehnte und das Vordere des Taxis inspizierte. „Es gibt auch ein Trinkgeld, er hat eine Platinkarte für Harvard“, stellte Ellis klar, woraufhin die Fahrerin, die deutlich älter war als die beiden Mitfahrer, skeptisch eine Augenbraue hob. Ellis konnte sich dem nur kurz widmen, blieb ihr Blick doch an einem Buch hängen, das auf der Ablage zwischen leeren Schokoladenpapieren lag. „Ist das Buch gut?“ Der letzte Roman, den sie herausgebracht hatte. Nicht nur, dass er überaus gute Verkaufszahlen erzielen konnte, die Rezensionen waren überragend und Barack Obama hatte es auf seiner Sommerleseliste über Instagram geteilt. Das College für all ihre Kinder war damit gesichert.
“Scheiße spannend, ja. Bin gestern fertig geworden,“ antwortete die Fahrerin und bog in eine Straße ab, die verriet, dass sie definitiv in kein armes Viertel von Manhattan abbogen… gab es sowas überhaupt? Aber dass jemand von Emrys Kaliber nicht im Ghetto lebte war wohl klar. “Wollen Sie es auch lesen? Ich verkaufs Ihnen für einen Zehner.“ Ellis sah kurz zurück zu Emrys und zwinkerte ihm zu. „Danke nein, ich brauchs nicht lesen, ich hab es geschrieben“, grinste sie und lehnte sich auf ihrem Platz wieder zurück, grinste Emrys an und verschränkte ihre linke Hand wieder mit seiner rechten. “Girl no“, stellte die Fahrerin in hoher Tonlage für sich fest und schüttelte den Kopf. Als Taxifahrerin in NYC musste man wohl Bücher ohne Ende schreiben können…

Als das Taxi am Straßenrand hielt und die Mitfahrer aussteigen ließ, hallte ein Viel Spaß ihnen noch nach, bevor sich das Fahrzeug wieder in Bewegung setzte und Emrys und Ellis vor dem mehr als imposanten Gebäude allein ließ. „Ich bin beeindruckt“, murmelte Ellis halblaut und folgte Emrys ins Innere des Hauses, offensichtlich überwältigt von dem Ort an dem sie hier waren. Und als Emrys dann noch die Tür zu seinem Loft öffnete wechselten sich Überforderung und Ergriffenheit in Ellis Gesicht ab. „Ist das dein Ernst?“ Ihr Blick glitt hektisch durch die moderne Einrichtung des Lofts, wollte er sie verarschen? Sogar zweistöckig? In Manhattan? Wie reich genau war er?
„WAS?“ War ihre bescheidene Reaktion auf den Ausblick, der sich ihr bot. „Die Freiheitsstatue?“ Wie ein Kind im Zoo, das die Chance hatte durch eine Glasscheibe auf Augenhöhe mit einer Raubkatze zu sein, lehnte Ellis die Stirn gegen das Fenster und starrte für einen Moment vollkommen überwältigt auf den Ausblick, der sich ihnen hier bot. Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder Emrys zu und musste einmal tief Luft holen. „Ich hab ehrlich gesagt auf mehr Hygge spekuliert“, griff sie den alten Witz wieder auf und knöpfte sich den dunkelroten Mantel auf, während sie sich ihm näherte. Hygge… da fiel ihr auch ein anderer Gesprächsfetzen von ihrem letzten Treffen wieder ein, seine Nachfrage, was sie sonst noch alles sexy fand. „Intelligenz, Humor“, hakte sie scheinbar aus dem Nichts die Checkliste von dem wieder ab, was sie als attraktiv bezeichnen würde, „Geld… offensichtlich“, fuhr sie fort und drehte sich einmal um sich selbst um das Loft noch einmal anzusehen, „gutes Aussehen… duh“, war ebenso offensichtlich. „Schöner Anzug…“ blieb nun abzuwarten, während sie den Mantel des Mannes vor sich langsam öffnete, während ihre blauen Augen an seinen braunen festhingen. Langsam schob sie den Mantel von seinen Schultern, ließ ihren fast genauso achtsam neben seinen fallen, auch wenn ihrer vermutlich nur einen Bruchteil von seinem gekosten haben mochte. „Schöner Anzug“, stellte sie fest und blickte einmal an ihm herab. Blieb nur noch eine Sache abzuhaken. „Granate im Bett?“ Gott sei Dank war er ja vorbereitet genug um ihr das auch noch beweisen zu können.
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RE: I like the way I can't keep my focus - von Ellison King - 12.09.2022, 10:01

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