02.09.2022, 09:35 - Wörter:
Do You Ever Wish You Had A Second Chance To Meet Someone Again For The First Time?
, Gast, Gast
am 31.12.2020
am 31.12.2020
# a second chance
for our first meeting
I hope that if alternate universes exists,
it will still be you and me in the end.
I hope that there always will be an us.
In every world, in every story
it will still be you and me in the end.
I hope that there always will be an us.
In every world, in every story
31.12.2020 | New Year‘s Eve Party | Outfit
Entgegen der allgemeinen Tradition hatte Caroline sich selbst noch keinen Neujahrsvorsatz gesucht. Immerhin hatte sie die letzten Jahre damit zugebracht auch wirklich alles in ihrem Leben perfekt aufeinander abzustimmen, um so das Wohlwollen und den Anforderungen ihres Umfeldes - oder besser gesagt ihres Vaters – auch ja gerecht zu werden. Ein Neujahrsvorsatz würde ihre perfekte Routine nur durcheinander wirbeln und das konnte Caroline Bishop mit Sicherheit nicht gebrauchen. Aber in Anbetracht der sich plötzlich auftuenden Option wäre ja ein ‘Alt‘jahresvorsatz‘ auch in Ordnung? Noch einmal – ganz kurz – in den letzten Stunden des alten Jahres aus dem gewohnten Muster ausbrechen. Dass der Grund dafür ausnehmend gutaussehend war, erleichterte diese Überlegung dabei ungemein. Auch wenn das gar nicht der eigentliche Grund dafür war, warum Caroline sich nach der ‘Rettung‘ ihrer neuesten Bekanntschaft aus diesem unliebsamen Gespräch nicht einfach nur bedankte und sich dann auf den Weg zu ihrem nächsten Punkt in ihrem Abendprogramm machte. Sein Humor; die ungewohnte, aber dafür umso erfreulichere Direktheit und seine Entschlossenheit spielten dabei eine viel größere Rolle. Er schien es gewohnt zu bekommen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte und auf diesen einen Drink konnte Caroline es ruhig ankommen lassen. Immerhin bot er nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch für den Geist. Auch wenn sie seiner ‘Weisheit‘ über einen guten Start ins neue Jahr nicht allzu viel abgewinnen konnte, sodass sich ihr Kopf leicht schief legte und sie ihn mit skeptisch nach oben gezogener Augenbraue kurz musterte. “Ich denke, für ein reines Gewissen bist du in der Upper East Side etwas fehl am Platz. Wäre da ein Besuch in der Kirche nicht sinnhafter? Mit Sicherheit gibt es dort auch Absolution für jede Handtasche, die man im Laufe des Jahres so auf dem Gewissen hat.“ Oder für jeden frechen Spruch, den man sich über die Körpergröße einer anderen Person erlaubte! Und obwohl sie es nicht wollte, konnte sie sich das belustigte Schnauben nicht verkneifen. Das Problem war nämlich ganz eindeutig, dass sie selbst mit ihren höchsten Absätzen nicht auf Augenhöhe mit ihrer neuesten Bekanntschaft kommen würde – vielleicht war er ja also zu groß?! Ein Argument, das ihre Lippen nicht verließ. Stattdessen zuckte sie mit den Schultern und sah ihn mit einem herausfordernden Lächeln auf den Lippen an. “Gut zu wissen. Dann werde ich beim nächsten Mal am besten gar keine Schuhe anziehen, um auch ja auf Nummer sicher zu gehen.“ Wenn damit die Wahrscheinlichkeit stieg ihm noch einmal zu begegnen? Caroline konnte sich tatsächlich schlimmeres vorstellen. Auch wenn sie sich a) nicht wirklich vorstellen konnte, wie sie auf einer Party wie dieser hier barfuß durch die Menge tapste und sie b) dann definitiv ihre Handtasche vorher in Sicherheit bringen würde. Denn dass sie kein ‘billiges‘ Exemplar hatte, ließ sie ebenfalls unkommentiert im Raum stehen. Immerhin lag das immer im Auge des Betrachters. Für jemanden, der Häuser shoppen ging wie andere Unterwäsche war vermutlich auch eine Birkin Bag ‘billig‘. Für sie selbst – nun ja; Qualität hatte manchmal eben doch seinen Preis.
Stattdessen griff sie lieber die Vorstellung des anderen auf. Jensen. Sie mochte den Klang seines Namens und den simplen Fakt, dass sie noch niemandem mit diesem Namen kannte, sodass keine ungewollten Assoziationen auftauchen konnten. Sie selbst stellte sich mit ihrem Zweitnamen vor; ließ bewusst auch ihren Nachnamen wegfallen. Im geschäftlichen mochte sie es nicht, wenn ihr Nachname ihr bereits Tür und Tor öffnete und im privaten wollte sie nicht mit dem politischen Schatten ihres Dads in Verbindung gebracht werden. Vor allem dann nicht, wenn sie den Großteil des restlichen Abends noch zur Genüge über ihren Dad und dessen politischen Bestrebungen und Einflüsse würde reden müssen. Da folgte sie Jensen lieber zur Bar. Auch wenn ihr eigentlicher Plan darin bestand ihm einen Drink auszugeben, so fand sie sich am Ende doch in einer Patt-Situation wieder. Dabei war es nicht nur die Herausforderung in den blauen Augen, die sie dazu anstachelte solch einen ungewöhnlichen Vorschlag anzunehmen, sondern auch ihre eigene Neugier. Welchen Drink Jensen wohl auswählen mochte? Sie selbst hatte nicht allzu viel Ahnung von Alkohol und den zigtausend verschiedenen Variationen, in denen dieser serviert werden konnte, sodass sie tatsächlich auf einen Klassiker zurückgriff. Den Jensen scheinbar kannte.“Solide Wahl?“ , hakte sie daher auch nach ohne es verhindern zu können; sah den Älteren mit dem Anflug eines kurzen Grinsens an. “Ich sehe ihn eher als … ‘ernsthaften Gegenspieler all jener öden Longdrinks voller Sprudel, phantasievollen Aromen und mehr Fruchtsaft als in Ihrer durchschnittlichen Frühstücksbar‘“ Sie hatte wirklich keine Ahnung, ob Jensen die Anspielung verstand und sie sich damit gerade als absoluter Serien-Nerd outete, aber glücklicherweise musste sie diesen Gedanken für den Moment nicht weiterverfolgen, denn Jensen wählte seinerseits einen Drink aus. Oder eher … drei? Irritiert sah Maeve für einen Augenblick zum Barkeeper, der sich just an ihren beiden Bestellungen abarbeitete und dann hinüber zu ihrer neuen Bekanntschaft. Sie zog nur fragend eine Augenbraue nach oben und für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob sie gerade an jemanden geraten war, der innerhalb weniger Minuten gleich drei Drinks dieser Art in sich hineinzuschütten gedachte als Interpretation eines gelungenen Abends. Ein Gedanke, der ihr missfiel, aber noch verließ das Lächeln nicht ihre Lippen. Nicht, wenn Jensen sie so direkt-indirekt nach ihrem Beziehungsstatus – oder zumindest ihrer Beziehung zu Trey – fragte. Beides Dinge, die nicht existent waren. Aber das war es gar nicht, was ihr das vergnügte Lächeln aufs Gesicht zauberte, welches sie auch schon prompt versuchte durch einen Blick auf den Bartresen zu kaschieren. Innerlich bis drei zählend, sah sie Jensen schließlich wieder mit interessiertem Funkeln in den braunen Augen an. “Nicht sehr hoch?“ , hakte sie nach; zuckte kurz mit den Schultern und warf einen Blick in die ungefähre Richtung, in der sie Trey hatten stehen lassen und dann wieder zu ihrer neuen Begleitung. “Das kommt vermutlich drauf an, wen man fragt. In spätestens fünf Jahren will er Bundesstaatsanwalt sein. Er hat eine Eigentumswohnung hier auf der Upper East Side. Hält Anteile an der Immobilienfirma seines Dads. Manche würden also behaupten, die Messlatte liegt sehr hoch.“ Zumindest, wenn man auf diese oberflächlichen Dinge Wert legte. Dass er nämlich sterbenslangweilig war oder seine Freizeit tatsächlich gerne beim Golfen verbrachte, führte Maeve nicht auf. Viel spannender war doch die Frage, womit Jensen gedachte die Messlatte nach oben zu treiben. Mit seinem Humor punktete er auf jeden Fall, denn alleine die Vorstellung wie irgendwelche übergossenen Handtaschen im Stuhlkreis saßen und darüber diskutierten, welche von ihnen es nun am schlimmsten getroffen haben mochte, ließ sie laut auflachen; sich pflichtschuldigst die Hand vor den Mund schlagen und Jensen einen undefinierbaren Blick zuwerfen. Immerhin klang das fast so, als rede er da nicht über Handtaschen, sondern eher über deren Besitzerinnen, die sich da gegenseitige Mitleidsbekundungen ausstoßen würden, während sie es vermutlich heimlich selbst waren, die den Drink erst verschüttet hatten. Ein gar nicht allzu wahrscheinliches Szenario hier, wo es doch schon ein Affront war, wenn zwei Personen im selben Outfit ankamen und vor allem das gesellschaftliche Ansehen entschied, welche der beiden noch einmal nach Hause fahren und sich entweder umziehen musste oder gar nicht erst wiederzukommen brauchte.
Als Jensen dann aber seine diesbezüglichen Kontakte erwähnte, verblasste das Lächeln für einen kurzen Moment auf ihren Zügen. Also doch ein Alkoholproblem? Dass er scheinbar selbst realisierte, wie seine Aussage gewirkt haben konnte, minderte das flaue Gefühl in ihrem Magen etwas und für einen kurzen Moment schien sie zu überlegen, ob sie nachhaken sollte. Über seine Arbeit. Doch je mehr reale Fakten sie über den Mann hätte – gesetz dem Fall er würde sie nicht belügen – desto weniger könnte sie sich das hier als kurze anonyme Ablenkung einreden; also schluckte sie ihre eigene Neugierde herunter und fragte stattdessen nach Jensens eigentlichen Plänen für den Abend. Weder schien er immerhin mit dem Gastgeber befreundet zu sein, noch wirkte er wie jemand, der auf solchen Veranstaltungen normalerweise ein- und ausging. Auch wenn ihr noch eine handvoll andere Gründe eingefallen wären, um Jensens Anwesenheit hier zu erklären, so erregte das kleine Wörtchen ‘Blind-Date‘ dann doch ihre volle Aufmerksamkeit und ohne es richtig zu bemerken, streckte sich Maeves Oberkörper etwas durch und ihre Augen huschten über das Erscheinungsbild des Mannes. Er wirkte … verlegen? Maeve konnte es nicht so wirklich einschätzen, aber wenn er ein Blind Date gehabt hatte, dann verstand sie auf gar keinen Fall, warum er dann alleine auf dem Weg nach Hause gewesen war. Die Erklärung folgte prompt. Auch wenn sie Maeve zunächst dazu brachte ungläubig die Augenbrauen nach oben zu ziehen. Wenn man ein Date hatte – egal, ob ‘Blind‘ oder nicht – dann sagte man das doch nicht direkt vorher ab! Auch bei jeder anderen Art des Treffens war so etwas total inakzeptabel; es sei denn, man war gerade vom Bus erfasst worden! Die Geschäftsfrau in ihr wollte sich bereits echauffieren, da führte Jensen die positive Seite dieser Unzuverlässigkeit an und sorgte dadurch augenblicklich dafür, dass Maeve sich schlagartig wieder entspannte. Die Einschränkung, dass sie ‘nicht ganz unattraktiv‘ war, ließ sie dabei mit einem Schmunzeln stehen.“Ein Optimist, also?“ , hakte sie stattdessen nach; registrierte erst jetzt die vier Gläser, die mittlerweile vor ihnen auf dem Tresen standen. Eines davon natürlich nur für sie. So viel versuchte Maeve sich noch einzureden, als sie den Blick noch einmal auf den sitzenden Mann neben sich richtete. “Mein erster Impuls war es mich zu beschweren, weil man dich einfach versetzt hat. Allerdings sollte ich mich wohl auch eher bedanken. Mein Verlust wäre es jedenfalls definitiv gewesen.“ Auch wenn sie dann natürlich nicht einmal gewusst hätte, dass Jensen überhaupt hier auf der Party war und es durchaus auch Männer hier gab mit denen man sich länger als fünf Minuten unterhalten konnte ohne das gelangweilte Gähnen zu unterdrücken. “Dafür opfere ich auch gerne eine Handtasche.“ Mit einem schiefen Grinsen sah sie ihn an; realisierte dabei zu spät, was Jensen gerade im Begriff war zu tun und konnte nur noch empört nach Luft schnappen, da hatte das Geld bereits seinen Weg zum Barkeeper gefunden. “Warte, das geht nicht!“ , insistierte sie dennoch; versuchte sich gar nicht erst vom charmanten Zwinkern aus der Bahn werfen zu lassen, sondern ergriff stattdessen ihre Clutch, um darin nach einem Schein zu kramen. Eine gewisse Starrköpfigkeit war in den brauen Augen zu sehen. Sie wollte Jensen nicht vor den Kopf stoßen und verstand den positiven Aspekt seiner Geste durchaus; aber ihre Absprache war eine andere gewesen. “Vielleicht…“ Maeves Oberkörper wandte sich etwas in seine Richtung, während sie den Schein so klein wie möglich faltete. Anschließend flogen ihre Augen von dem kleinen Stück Papier in ihrer Hand hinüber in das markante Gesicht des Mannes, wo sie nachdenklich, aber auch mit einer gewissen Erheiterung die Züge nachfuhren und anschließend im hellen Blau zum Ruhen kam, während sich ihre rechte Hand wie selbstverständlich auf seine linke Brust legte. Genau auf die Höhe, auf der sein Hemd eine kleine Tasche hatte. “Vielleicht brauche ich beim nächsten Mal ja keine Rettung, sondern bin einfach gleich mit der richtigen Person unterwegs?“ Die schlanken Finger ließen den kleingefalteten Schein im Inneren der Brusttasche verschwinden, ehe sie noch einmal von außen darüber strich und ihm hoffentlich mit einem eindringlichen Blick zu verstehen gab, dass sie darüber nicht diskutieren wollte.
Immerhin galt es sich jetzt erst einmal den bestellten Drinks zuzuwenden und um einiges unsicherer als noch vor wenigen Sekunden fiel Maeves Blick nun auf den hellen Drink vor ihrer Nase. ‘Penicillin‘ klang zunächst wenig vertrauenserweckend; hatte sie doch auch schon den einen oder anderen Alkohol getrunken, der tatsächlich wie Medizin schmeckte. Und wenn der Name schon darauf hinwies?“Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das wirklich eine gute Idee war.“ , murmelte sie dabei leise vor sich hin; warf Jensen einen kurzen fragenden Blick zu und griff sich dann mutig ihr Glas. “Auf neue Vorsätze, die sich hoffentlich nicht als Fehler herausstellen.“ , führte sie nach dem kurzen Anstoßen die Formulierung des Mannes weiter. Denn in mehr als nur einer Hinsicht hoffte sie, das hier später nicht zu bereuen. Jetzt jedoch schnupperte die Unternehmensberaterin erst einmal vorsichtig an der hellen Flüssigkeit in ihrem Glas und musste sich auf den ersten Geruchstest zumindest eingestehen, dass es nicht allzu schlimm schien. Es roch süßlich, aber auch mit einer gewissen Schärfe, die sie nicht ganz zuordnen konnte. “Entschuldige; alte Weintrinker-Angewohnheit.“ , ließ sie Jensen wissen, der seinen Drink bereits unerschrocken angegangen war und Maeve selbst erst mit einiger Verzögerung zu ihrem ersten Schluck ansetzte. Der zunächst zwar nicht nach klassischer Medizin schmeckte, aber doch irgendwie an die Erkältungszeit im Winter erinnerte. Sie spürte das Brennen des Alkohols – welcher auch immer als Grundlage diente – konnte eine milde Süße erkennen und unter allem trotzdem eine dezente Schärfe. Erstaunen zeichnete sich auf ihren Gesichtszügen ab. Sie trank nichts anderes als Wein, aber dieser Drink und seine einzelnen Komponenten gefielen ihr durchaus, sodass sie gleich noch einen zweiten Schluck nahm und nach einem überraschten “Nicht übel“ dann doch eher verwirrt auf das andere Glas vor ihrer Nase blickte. “Wie?“ Sie schien wirklich nicht damit gerechnet zu haben, dass Jensen den zweiten Teil seiner Bestellung auch für sie gedacht hatte. Zumal ihr auch hier der Name nichts sagte. Doch bevor sie in die Zwickmühle kommen und sich irgendwie vor diesem Drink drücken konnte, erkundete Jensen sich nach dem Grund ihrer Anwesenheit und diesen (verbalen) Ausweg nahm Maeve liebend gerne an. Trotzdem schien sie einen Moment zu überlegen wie sie ihre Antwort am Besten formulieren konnte. Es war ja immerhin nicht so, als würde sie es hier hassen. Es gab da eben nur diesen klitzekleinen Teil in ihr, der sich einen Silvesterabend gänzlich anders vorstellen konnte. “Nicht alle Gespräche sind sterbenslangweilig. Manche sind auch recht … unterhaltsam.“ , machte sie dabei gleich einmal eine Einschränkung deutlich und sah Jensen vielsagend an, damit er wusste, dass er damit aber auch wirklich die positive Ausnahme war. Dann nahm sie ihr Glas in die Hand, nippte kurz an diesem und wiegte in einer nachdenklichen Geste ihren Oberkörper leicht nach links und rechts. “Hrmm….Nennen wir es Socializing?“ Das wirkte zumindest neutraler als das ‘Klinken putzen‘, das ihr zunächst auf der Zunge lag. Maeve drehte sich auf ihrem Stuhl etwas, sodass sie Jensen nun direkt ansehen konnte; ließ anschließend kurz ihren Blick über die anwesenden Personen schweifen und dann wieder zu ihrem Gegenüber, ehe sie unbeholfen mit den Schultern zuckte. “Mein Dad und Treys Dad sind seit der Schulzeit befreundet. Und daher wäre es natürlich schön, wenn wir auch befreundet wären.“ Dass es dabei nicht ganz um eine platonische Ebene ging, machte der Blick deutlich, den sie Jensen über den Rand ihres Glases zuwarf, ehe sie an dessen Inhalt noch einmal kurz nippte. Dieses zurück auf den Tresen stellend, fuhr ihre freigewordene Hand augenblicklich in einer gedankenverlorenen Geste durch ihre Haare. “Also mache ich jedes Jahr auch einen kurzen Höflichkeitsbesuch hier, unterhalte mich etwas mit Trey und bin dann meist schneller als später auf dem Weg zum nächsten Höflichkeitsbesuch.“ Nicht die ideale Abendgestaltung für Maeve, aber für Caroline auf jeden Fall. “Aber ich kann dir versichern; abgesehen von der Strenge beim Dresscode nehmen sich diese Partys auf der Upper East Side nicht allzu viel. Bar oder Zuhause klingen also wie eine gute Alternative, wenn du beim nächsten Mal niemanden aus sterbenslangweiligen Gesprächen zu retten hast. Oder dein Blind-Date nicht wieder so dumm ist nicht aufzutauchen.“ Was in gewisser Hinsicht ja auch die Frage nach seinem Beziehungsstatus klärte. Auch wenn das für einen einzigen Drink natürlich auch irrelevant war. Dass der zweite noch immer unangetastet vor ihrer Nase stand, ignorierte Maeve dabei noch immer erfolgreich. Ein Drink. Mehr war wirklich nicht drin!
Stattdessen griff sie lieber die Vorstellung des anderen auf. Jensen. Sie mochte den Klang seines Namens und den simplen Fakt, dass sie noch niemandem mit diesem Namen kannte, sodass keine ungewollten Assoziationen auftauchen konnten. Sie selbst stellte sich mit ihrem Zweitnamen vor; ließ bewusst auch ihren Nachnamen wegfallen. Im geschäftlichen mochte sie es nicht, wenn ihr Nachname ihr bereits Tür und Tor öffnete und im privaten wollte sie nicht mit dem politischen Schatten ihres Dads in Verbindung gebracht werden. Vor allem dann nicht, wenn sie den Großteil des restlichen Abends noch zur Genüge über ihren Dad und dessen politischen Bestrebungen und Einflüsse würde reden müssen. Da folgte sie Jensen lieber zur Bar. Auch wenn ihr eigentlicher Plan darin bestand ihm einen Drink auszugeben, so fand sie sich am Ende doch in einer Patt-Situation wieder. Dabei war es nicht nur die Herausforderung in den blauen Augen, die sie dazu anstachelte solch einen ungewöhnlichen Vorschlag anzunehmen, sondern auch ihre eigene Neugier. Welchen Drink Jensen wohl auswählen mochte? Sie selbst hatte nicht allzu viel Ahnung von Alkohol und den zigtausend verschiedenen Variationen, in denen dieser serviert werden konnte, sodass sie tatsächlich auf einen Klassiker zurückgriff. Den Jensen scheinbar kannte.
Als Jensen dann aber seine diesbezüglichen Kontakte erwähnte, verblasste das Lächeln für einen kurzen Moment auf ihren Zügen. Also doch ein Alkoholproblem? Dass er scheinbar selbst realisierte, wie seine Aussage gewirkt haben konnte, minderte das flaue Gefühl in ihrem Magen etwas und für einen kurzen Moment schien sie zu überlegen, ob sie nachhaken sollte. Über seine Arbeit. Doch je mehr reale Fakten sie über den Mann hätte – gesetz dem Fall er würde sie nicht belügen – desto weniger könnte sie sich das hier als kurze anonyme Ablenkung einreden; also schluckte sie ihre eigene Neugierde herunter und fragte stattdessen nach Jensens eigentlichen Plänen für den Abend. Weder schien er immerhin mit dem Gastgeber befreundet zu sein, noch wirkte er wie jemand, der auf solchen Veranstaltungen normalerweise ein- und ausging. Auch wenn ihr noch eine handvoll andere Gründe eingefallen wären, um Jensens Anwesenheit hier zu erklären, so erregte das kleine Wörtchen ‘Blind-Date‘ dann doch ihre volle Aufmerksamkeit und ohne es richtig zu bemerken, streckte sich Maeves Oberkörper etwas durch und ihre Augen huschten über das Erscheinungsbild des Mannes. Er wirkte … verlegen? Maeve konnte es nicht so wirklich einschätzen, aber wenn er ein Blind Date gehabt hatte, dann verstand sie auf gar keinen Fall, warum er dann alleine auf dem Weg nach Hause gewesen war. Die Erklärung folgte prompt. Auch wenn sie Maeve zunächst dazu brachte ungläubig die Augenbrauen nach oben zu ziehen. Wenn man ein Date hatte – egal, ob ‘Blind‘ oder nicht – dann sagte man das doch nicht direkt vorher ab! Auch bei jeder anderen Art des Treffens war so etwas total inakzeptabel; es sei denn, man war gerade vom Bus erfasst worden! Die Geschäftsfrau in ihr wollte sich bereits echauffieren, da führte Jensen die positive Seite dieser Unzuverlässigkeit an und sorgte dadurch augenblicklich dafür, dass Maeve sich schlagartig wieder entspannte. Die Einschränkung, dass sie ‘nicht ganz unattraktiv‘ war, ließ sie dabei mit einem Schmunzeln stehen.
Immerhin galt es sich jetzt erst einmal den bestellten Drinks zuzuwenden und um einiges unsicherer als noch vor wenigen Sekunden fiel Maeves Blick nun auf den hellen Drink vor ihrer Nase. ‘Penicillin‘ klang zunächst wenig vertrauenserweckend; hatte sie doch auch schon den einen oder anderen Alkohol getrunken, der tatsächlich wie Medizin schmeckte. Und wenn der Name schon darauf hinwies?