forgive and forget
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#7


forgive and forget
,   Gast,   Gast
am 14.12.2018


Zumindest in einer Sache gab es eine Übereinstimmung, denn auch Emilio konnte bis heute nicht begreifen, wie es je so weit hatte kommen können. Was hatte er getan, dass Arian ihn derart hintergangen hatte? War nicht er es gewesen, der dem Alarcón über Wochen hinweg geholfen hatte? Es war nur natürlich, dass Emilio den Fehler zuerst an sich gesucht hatte, aber in den letzten Wochen war er aus Verzweiflung immer mehr dazu übergegangen die Schuld dem Älteren zuweisen. In seiner Wut hatte er jegliche Versuche seitens Arian ein Gespräch zu beginnen abgeblockt, hatte ihn sogar angeschrien als sie sich am Tag danach noch über den Weg gelaufen waren und schließlich auch seine Nummer geblockt. Er war so tief verletzt gewesen, so beschämt, dass er dem anderen nicht mehr hatte in die Augen blicken können. Immer mehr kam er nun zu dem Schluss, dass Arian ihnen allen nur etwas vorgespielt haben musste. Oder einfach zwei Gesichter hatte: eine gute und eine schlechte Seite. Irgendwo machte es auch Sinn, so dachte es sich Emilio, dass Arian auch einen fiesen Charakter haben musste, wie sonst hätte er sich all die Jahre so gut mit Valerio verstanden? Emilio tat es besonders leid um Benito, den er sogar mehr in Arians Richtung gepushed hatte. Er war glücklich für die beiden gewesen, wirklich, denn er hatte gedacht, dass Arian ein guter Mann war. Einer, der es schaffte, seinen besten Freund glücklich zu machen. Aber seit dem Vorfall auf dem Schulhof, war nichts davon noch gewiss. Wenn Arian so dreist gelogen hatte…was sonst war alles noch eine Lüge gewesen?

Emilio redete sich in Rage, seine Gedanken überschlugen sich. Er wollte Benito so viel auf einmal sagen und endlich Ordnung in das Chaos bringen, allerdings machte er es nur noch schlimmer. Benito schien ihm kein bisschen zu glauben, was Emilio einen schmerzhaften Stich versetzte. Aber das war wohl seine Schuld…das Vertrauen zwischen ihnen war gebrochen. Benito hatte keinen Grund mehr ihm zu glauben und doch wollte er nichts mehr als dass er es tat.
“Ich…ich weiß es doch nicht!“, rief er verzweifelt aus, denn das war genau die Frage gewesen, die er sich die letzten Wochen immer wieder gestellt hatte: Warum hatte Arian all das behauptet? Er verstand Benitos Standpunkt jedoch und hätte vor Verzweiflung am liebsten geschrien. Kraftlos ließ er sich wieder auf das Bett sinken, den Kopf gesenkt. Er schniefte ein paar Mal und wischte sich dann ein paar Tränen aus dem Gesicht, die übergequollen und seine Wange hinunter gelaufen waren. Auf einmal fühlte er sich müde. So müde. Er wollte einfach, dass es so war wie zuvor. Er wollte seinen besten Freund zurück.
“Ich habe auch niemals erwartet, dass er sowas machen würde. Ich dachte, wir wären Freunde. Ich habe ihn unterstützt und ihm geholfen, sodass er seine Prüfungen besteht und seinen Abschluss machen kann. Da war nie was anderes außer Freundschaft zwischen uns…aber, ich weiß nicht. Vielleicht habe ich mich geirrt. Vielleicht war Arian nie so wie wir dachten. Wenn ich gewusst hätte, dass er so sein kann…hätte ich dich vor ihm beschützt. Aber ich war selbst so beschäftigt mit…“, Valerio wollte er sagen, doch er sprach es nicht aus. Nicht, wenn allein der Klang seines Namens ihm noch Herzschmerz bereitete.
Sein Fuß stieß gegen die Tüte, die noch am Boden stand. Seltsamerweise entfuhr ihm ein kleines Lachen. “Er hat mir gesagt du magst grüne Gummibärchen, also hab ich dir welche besorgt für deinen Geburtstag. Wir haben sogar noch zusammen geplant, was wir machen können.“ Er schüttelte den Kopf und schob die Tüte von sich, Richtung Benito. Als er seinen Kopf hob, sah er seinem Freund mit feuchten Augen entgegen. “Wenn du magst. Es tut mir leid, dass ich an deinem Geburtstag nicht da sein konnte.“ Ein kleines Seufzen entfuhr ihm. Die kurze Stille im Raum wurde nur durchbrochen vom Rauschen des Computers. “Ich weiß nicht, wie du mir wieder vertrauen kannst. Aber ich bin ehrlich zu dir. Ich war immer ehrlich, ich hab dich nie angelogen. Das weißt du doch. Du bist mein bester Freund, eher würde ich mir das Bein abhacken...wie in Saw, bevor ich dich verraten würde.“ Er schaffte es ein kleines Lächeln zustande zu bringen.
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forgive and forget - von Emilio Cortés - 30.05.2021, 14:42
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