forgive and forget
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#6


forgive and forget
,   Gast,   Gast
am 14.12.2018


Die letzten drei Wochen hatte Benito wirklich jede Möglichkeit auf ein Gespräch abgeblockt und kein Wort hören wollen. Weder von Arian, noch von Emilio. Er hatte sie ausgesperrt. Er hatte alle ausgesperrt. Jetzt war das anders. Er hatte die Welt ausgesperrt und Emilio mit zu sich, damit er ihm diese eine Sache erklärte. Plötzlich wollte er hören, wieso ausgerechnet sein bester Freund, der ihn noch dazu ermutigt hatte, sich auf Arian einzulassen, ihn derart hintergangen hatte. Er wollte es wissen.
Lange hatte Benito sich den Kopf zerbrochen. Seine Gedanken waren die Worte, die Arian Valerio an den Kopf geschmettert hatte, immer wieder durchgegangen. Es hatte Sinn ergeben. Sie trafen sich etwa so lange, wie Arian und Benito es getan hatten. Sie hatten viel Kontakt gehegt. Gott, Benito war sogar kurz nach eine ihrer ‚Nachhilfestunden’ bei Emilio aufgetaucht, wo er ihn bloß im Handtuch bekleidet empfangen hatte, nachdem Arian sein Haus verlassen hatte. Und Benito hatte sich nie getraut mehr zwischen ihm und Arian passieren zu lassen, weil er noch Jungfrau war und keinerlei Erfahrungen gemacht hatte, während Emilio fast schon zu aufgeschlossen war, was diese Thematik anging. Vielleicht hatte Arian irgendwo doch seine Bedürfnisse stillen müssen und Emilio war die naheliegendste Möglichkeit gewesen.
Das alles hatte in einem so starken Kontrast zu dem gestanden, was er mit Arian erlebt hatte, dass Benito heute nicht mehr wusste, was er noch glauben sollte. Aber die Worte, die Arian ausgesprochen hatte, hatten sich in seinen Kopf gebrannt und sie ließen ihn nicht mehr los, ganz egal wie sehr Benito versuchte sich abzulenken und davon frei zu machen. Es gelang ihm nicht.

Es war als würde Benito mehrere Stadien durchlaufen. Erst war da unsagbare Verzweiflung gewesen. Dann krampfhafte Leugnung, weil ihn das alles doch einfach besser kalt lassen sollte. Inzwischen war er bei Wut angekommen. Emilio hatte sie hervorgeholt und Benito feuerte sie ihm haltlos entgegen.
Natürlich glaubte Benito seinem besten Freund nicht sofort, als dieser sich damit verteidigte, er hätte nicht mit Arian geschlafen. Erstmal abzustreiten war eine logische Reaktion und nach allem was passiert war, war es wohl auch nicht sonderlich verwunderlich, dass Benito sich eben nicht sofort beruhigte und Emilios Worten Glauben schenkte.
Er wollte lachen. Bitter und resigniert, drang der Ton aus seiner Kehle und er setzte bereits zu sprechen an, als Emilio ihm schon ins Wort fiel. Danach wurde alles nur noch verrückter und unglaubwürdiger. Arian hatte gelogen. Ja klar. Benito schüttelte den Kopf. Er verschränkte die Arme vor der Brust, seine Lippen zuckten, als müsste er sich ein Knurren verkneifen. Kurz bohrte er seine Zähne in seine Lippen und blies genervt die Luft aus, seine Fingerkuppen drückten sich in seine Oberarme und ließen die Haut weiß werden.
Sein Blick richtete sich auf Emilio, während dieser weitersprach und versuchte zu erklären, während Benito eher das Gefühl hatte, er würde sich um Kopf und Kragen reden. Zu der Wut in seinen Augen mischte sich Verwirrung und Unverständnis. Seine Stirn runzelte sich mehr und mehr. Nichts davon ergab Sinn. Nichts.
Die Augen seines Freundes füllten sich mit Tränen. Doch anders als sonst hielt Benito diesem Blick dieses Mal stand. Während sich sein Brustkorb vor Aufregung sichtbar hob und senkte, starrte er Emilio an, als würde er auf eine Erklärung warten, die all das hier vernünftig und nachvollziehbar aufklärte. Doch die kam nicht. Er wusste nicht wem er hier nun glauben sollte und er verstand nicht, was zu all dem geführt hatte. Benito verstand überhaupt nichts mehr. „Wieso sollte er lügen? Wieso sollte er so etwas behaupten?“, fragte er Emilio nun, als wäre er der Komplize dieser Übeltat, obwohl er bereits gesagt hatte, dass er nicht wusste warum. Vollkommen egal, ob es eine Lüge oder die Wahrheit war, Arian hätte klar gewesen sein müssen, dass er nicht nur Valerio damit verletzen würde. Er hatte nicht nur Valerio den Boden unter den Füßen weggerissen. „Hast du überhaupt eine Ahnung, wie grausam das ist? Arian sagt das, aber du etwas ganz anderes. Wie soll ich dir noch vertrauen oder dir irgendetwas glauben?“ Mit diesem Gedanken rang er nun schon seit Wochen. Er hatte ihnen beiden vertraut. Ihnen beiden, sonst niemandem. Aber dieses Vertrauen war zerstört. Benito fühlte sich ausgenutzt und weggeworfen von den beiden Menschen, die er am meisten geliebt hatte. Gerade das war das Schrecklichste daran. Er war schon vor langer Zeit einmal das Stück Müll gewesen, was weggeworfen worden war. Er hatte es nie wieder werden wollen.
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forgive and forget - von Emilio Cortés - 30.05.2021, 14:42
RE: forgive and forget - von Benito Medina - 03.06.2021, 09:56
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