22.05.2021, 18:46 - Wörter:
dear cupid, next time hit us both
, Gast, Gast
am 16.11.2018
am 16.11.2018
Die Stille brachte sie fast um den Verstand, denn sie trübte nur. In ihr wurden die Zweifel immer lauter und schrien sie förmlich an, warum sie das getan hatte. Niemals könnte jemand wie Valerio an ihr ernsthaft interessiert sein. Wie dumm von ihr, das auch nur für einen Moment geglaubt zu haben. Er konnte jede an der Schule haben, wenn er wollte, also warum sollte seine Wahl ausgerechnet auf sie fallen. Die kleine Schwester von Arian, nicht mehr und nicht weniger. Marina blickte hinab auf ihre Hände, die mit ihren Ringen spielten, sie herumdrehte und von ihrem Finger abzog, um sie direkt wieder anzuziehen. Diese Situation war mehr als nur unangenehm und ihr Instinkt riet ihr zur Flucht, einfach verschwinden und alles ignorieren, was passiert war. Vielleicht wäre das wirklich das Beste und vielleicht war das sogar in Valerios Sinne. Sie würden alles totschweigen und das Ganze als schlechten Scherz abstempeln. Trotzdem zwang etwas sie dazu an Ort und Stelle zu verharren, wahrscheinlich war es der klitzekleine Funken an Hoffnung, der noch in ihr glühte. Ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste sich anhören was Valerio zu sagen hatte. Ansonsten wäre da die ständig quälende Frage: Was, wenn...? Marina brauchte Klarheit, ein für allemal.
Als sie ihren Namen aus seinem Mund vernahm, blieb die normale Reaktion ihn anzuschauen aus. Doch sie spürte seinen Blick auf ihr und sie wusste, dass sie sich damit auseinandersetzen musste. Sie musste erneut tief durchatmen und sich dazu zwingen, den Blickkontakt zu halten. Gott, was hatte sie nur ausgelöst. Aufmerksam lauschte sie ihm, konnte aber ihre Enttäuschung nicht verbergen. Das klang eher nach einer möglichst netten Abfuhr und nicht nach der erwünschten Erwiderung seiner Gefühle. Zumindest ging er immer noch behutsam mit ihr um und wollte vermeiden sie zu verletzen. Ein Mundwinkel zuckte kurz in die Höhe und dann tat Valerio etwas, womit sie nicht rechnete. Seine Hand strich über ihre Wange und schickte eine Welle von Gästehaut ihren gesamten Körper hinab. Marina versuchte erst gar nicht dies zu deuten, es war alles zu verwirrend. Für sie passten seine Worte und seine Taten nicht überein und sie wusste, dass ihr Kopf bei dem Versuch, den Sinn darin zu finden, explodieren würde. Sie öffnete leicht ihre Lippen mit der Absicht etwas zu sagen, doch er kam ihr unerwartet näher und küsste sie. Der Funke an Hoffnung, der eben noch kurz vor dem Erlöschen war, entfachte sich und brannte lichterloh. Was stellte er nur mit ihr an. Zu sagen, dass es eine emotionale Achterbahnfahrt war, wäre eine gewaltige Untertreibung. In ihr ging zu viel vor, zu viele verschiedene Empfindungen, die sich alle in den Vordergrund drängen wollten. Trotz all der Verwirrung erwiderte sie den Kuss und machte einen Schritt nach vorne, um die restliche Distanz zwischen ihren Körpern zu überwinden. So nah waren sie sich noch nie gekommen und sie genoss es, weil sie nicht wusste, ob es jemals wieder dazukommen würde. Sich komplett fallen lassen und freuen konnte sie sich trotzdem nicht. Ein solcher Kuss mochte für den einen oder anderen ein eindeutiges Zeichen sein, aber traurigerweise war Marina nicht zum ersten Mal in einer solchen Lage und sie hatte daraus gelernt. Zugegebenermaßen wirkte es gerade nicht so, doch ihr Kopf schaltete sich langsam wieder ein.