Human beings let you down
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Human beings let you down
,   Gast,   Gast
am 25.11.2020


I have a lot, I should be grateful. But some days I'm so unstable I can't see. Anything clearly

Thanksgiving. Ein Feiertag mit dem Benito sich noch arrangieren musste, allerdings bedeutete er gutes Essen. Wenn auch nicht direkt bei ihm zu Hause auf dem Tisch. Aber in New York bekam man praktisch an jeder Straßenecke bereits den ganzen Tag gutes Essen zu gesteckt, daher brauchte Benito sich keine Sorgen darüber machen zu verhungern. Den ganzen Tag schlemmte Benito bereits und mehr oder weniger spontan hatte sich ein Date mit Joyce ergeben, die an Thanksgiving offenbar genauso wenig vor hatte, wie er. Seine Familie saß auf einem anderen Kontinent und feierte diesen Feiertag ohnehin nicht, weshalb die Amerikanerin allerdings zur Verfügung stand und nicht bei ihrer Familie war, wusste Benito nicht. Allerdings beklagt er sich auch nicht, weil es bedeutete, dass es noch mehr gutes Essen gab. Hoffte er jedenfalls. Er hoffte, dass Joy ein Händchen fürs Kochen hatte, er hatte das nämlich nicht.
Ehrlich gesagt war Benito sich auch nicht zu Hundertprozent sicher, ob dieses Date ein normales Essen unter Freunden war … oder ein Date. Die junge Frau war eine Erscheinung in vielerlei Hinsicht und erinnerte ihn damit manchmal an seinen besten Freund, der mit seiner Präsenz ebenso den Raum füllen konnte. Benito widersprach ihr selten und fühlte sich in den meisten Fällen vor allem überwältigt. Und obwohl er sich in Joyce Gegenwart wohl fühlte und seit seiner Ankunft in New York bei ihr noch am Ehesten zur Ruhe kommen konnte, schaffte sie es immer wieder seine Verwirrung und Unsicherheit noch ein wenig weiter zu treiben. Eine nicht ganz zusammenpassende Kombination. Denn gerade heute oder in dieser Zeit verlangte es Benito eigentlich nach Klarheit und Ruhe. Und nach ihrer Gegenwart. Vor zwei Jahren, ziemlich genau vor zwei Jahren, der Zeitraum kam gut hin, sind in Spanien sehr viele Dinge auf einmal geschehen. Benito versuchte nicht daran zurückzudenken und wehrte sich dagegen, kam aber nicht umhin diese Beklemmung zu spüren.

Zu sehr versuchte Benito sich nicht mit der vorangegangenen Frage auseinander zu setzen. Er schob sie von sich weg, was ebenso wenig Aufklärung wie vorher über alles bringen würde, aber mit den Dingen nicht umzugehen, war eben Benitos Weg, mit den Dingen umzugehen. So handhabte er es bereits sein Leben lang und so würde er es auch am besten weiterhin handhaben, denn es hatte sich herauskristallisiert, dass das am einfachsten so war.
Joyce hatte ihm eine Einkaufsliste zugeschickt, nachdem Benito sich bereit erklärt hatte, einzukaufen. Sofern er beim Kochen bloß eine Supporter Rolle einnahm. Alles andere wäre auch bloß schwer verdaulich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Einkäufen beladen kehrte er also in seine Wohnung in Brooklyn ein. Benito japste, als er die Tüten auf der Kücheninsel abstellte und rettete diese gerade noch davor zu reißen. Auf den letzten Metern hatten sie bedrohliche Geräusche von sich gegeben. Eine Tüte Weingummis rutschte oben aus der Tüte, die zwar nicht auf der Einkaufsliste gestanden hatten, aber dran vorbei gehen konnte Benito trotzdem nicht.
Heute würde seine Küche erstmals benutzt werden. Zumindest wirklich. Vorher hatte er mal die Mikrowelle benutzt. Oder den Ofen um Pommes zu machen. Das war schief gegangen. Seitdem beschränkte Benito sich nämlich nur noch darauf Fertigessen zu machen oder zu bestellen.

Als Joyce endlich eintraf, hatte er die Tüten quasi unberührt stehen gelassen, da er keine Ahnung hatte, ob er schon etwas vorbereiten oder vorwärmen sollte. Er hatte lediglich Messer und Brettchen, ein paar Schüsseln und Pfannen herausgeholt. Alles noch komplett neu und unbenutzt. Joyce sollte sich einfach austoben und ihm Anweisungen geben.
Benito eilte zur Tür. Inzwischen hatte er schon wieder Hunger bekommen, obwohl er den ganzen Tag im Grunde nichts anderes getan hatte, als zu essen. „Hey“, kam es von ihm, als er die Tür öffnete und sie hereinließ. „Happy Thanksgiving?“ Sagte man das? Benito kannte sich da nicht so aus. Er lenkte Joy in die Küche und deutete auf die Einkaufstüten. „Ich habe alles bekommen, aber ich habe lieber gewartet, bevor die Küche noch explodiert. Aggregatzustände beim Kochen sind nicht mein Fachgebiet.“ Er lächelte entschuldigend und kam sich eigentlich direkt Fehl am Platz vor. Daher ging er lieber herüber zu den Schränken und holte Gläser heraus, damit sie etwas trinken konnten und damit er erstmal etwas zu tun hatte, was nicht völlig nutzlos war.
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Human beings let you down - von Benito Medina - 14.05.2021, 22:37
RE: Human beings let you down - von Joyce Avens - 15.05.2021, 19:39
RE: Human beings let you down - von Benito Medina - 20.05.2021, 08:10
RE: Human beings let you down - von Joyce Avens - 07.06.2021, 15:48
RE: Human beings let you down - von Benito Medina - 26.06.2021, 17:07

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