Love comes slow and it goes so fast
Zitieren Nach oben
#7


Love comes slow and it goes so fast
,   Christine Lowell,   Emrys Westbrook
am 08.03.2021


„Wie siehts da eigentlich aus bei dir“, fiel Christine aus fast unerfindlichen Gründen spontan an, „nachdem du Gouverneur warst“ wie lange war man das? Zwei Jahre? Drei? Vier? Bis man abgewählt wurde? Bis das Fußvolk mit Fackeln und Mistgabeln Sturm auf die Burg lief? „Wirst du dann Präsident?“ Das war in ihren Kreisen gar keine abwegige Sache, Michelle Obama und Elizabeth Lowell die Erste waren schließlich lange vor Michelles Zeit als First Lady befreundet gewesen, hatten miteinander dann und wann Tennis gespielt und miteinander geluncht. Gebruncht. Was auch immer man vorschob um sich schon vormittags Champagner zu gönnen. Der Preis musste stimmen, dann gab es weder Grenzen noch Regeln. „Ich frag nur, weil das wirklich hervorragend für meinen Ruf wäre, wenn du nebenbei in deiner Rede bei der Amtseinführung erwähnen könntest, dass du den stressigen Wahlkampf nur durchgestanden hast, weil du dich hier so gut entspannen konntest.“ Das war natürlich nicht ernst gemeint, aber vielleicht würde das in Kombination mit dem Champagner aus Kaffeebechern dafür sorgen, dass sich ein kleines Lächeln in seinem sorgenvollen Gesicht abzeichnete. Ihr war klar, dass er seine Mimik der Öffentlichkeit anpassen musste und in den wohl allermeisten Fällen war sein Lachen pointiert gesetzt und mit Intention, einem höheren Ziel gewidmet. Aber das hier, das tat ihr Leid. Er litt, das war offensichtlich. Das hätte vielleicht kein Blinder gesehen, wie auch, aber jemand mit dem Mindestmaß an Empathie ganz sicher. Dass er sich hier geborgen genug fühlte um die sorgsam errichtete Schutzmauer ein wenig einreißen zu lassen ehrte Christine, die dieses Vertrauen niemals ausnutzen würde. Eher würde sie sich den Mund zunähen lassen, so viel war sicher.

Christine zögerte, hatte sie da richtig verstanden? „Du hattest noch nie eine Gesichtsmaske?“ Und da dachte sie, dass Champagner aus Tassen eine Schande wäre. Aber das? Damit war immerhin klar, worauf das hier hinauslaufen würde. Was scheinbar nicht in Frage kam, war eine Schwimmsession im Pool. „Du kannst auch ohne Badehose schwimmen“, bot sie ihm großzügig an, nicht anzüglich, hoffentlich verstand er das auch so. „Ich meine nur, daran soll es nicht scheitern.“ Aber wahrscheinlich war das dem Abend auch nicht wirklich angemessen, was, wenn ihre Mutter irgendwann jemanden auf die Suche schickte nach der Zweitgeborenen und dann fand man sie nackt planschend im Pool? Mit dem zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten? Oder, naja, zumindest dem nächsten Gouverneur der Metropole.
Sie nahm einen viel zu großen Schluck aus ihrer Tasse und kniff die Augen kurz zusammen, als die Kohlensäure ihr bis in die Nase stieg. „Sag einfach Bescheid, wann es dir passt. Dann kannst du hier so viel Privatsphäre bekommen wie du möchtest.“ Denn dass er in seiner Position nicht mit Hinz, Kunz und Anverwandten in der Saune sitzen konnte, war selbstredend. Und weil sie scheinbar nicht aus dem ersten mal gelernt hatte nahm sie wieder einen zu großen Schluck aus der Tasse und musste sich räuspern, okay, das mit den Tassen… war keine besonders kluge Idee gewesen. Egal, es war wie es war. „Kannst du sicher“, antwortete sie mit einem sachten Lächeln auf den Lippen, „und du musst mir natürlich auch nichts erzählen. Ich möchte nur, dass du weißt, dass deine Geheimnisse bei mir sicher sind, falls du etwas erzählen möchtest.“ Und wenn nicht, dann war das auch in Ordnung. Was auch immer ihn beschäftigte und/oder widerfahren war, manche Dinge brauchten Zeit um überhaupt greifbar zu werden.

„Komm mit“, forderte sie ihn stattdessen auf und lotste ihn in einen Raum, in dem ihre Kunden in der Regel Maniküren, Pediküren oder eben Gesichtsmasken bekamen. „Erzähl mir was über deine Haut“, bat sie ihn und stellte ihre Tasse ab, nahm sich stattdessen eine Kladde zur Hand, einen Stift und tippte mit der Spitze des Kugelschreibers auf eine leere Seite. „Du kannst dir Musik wünschen, wir haben in jedem Raum eine individuelle Sprachassistentin.“ Sie trat näher, klopfte auf die Liege und breitete somit das Angebot aus, dass er sich dort in eine halb sitzende, halb liegende Position bringen konnte. „Benutzt du Pflegeprodukte für deine Haut? Wenn ja wie oft am Tag? Womit reinigst du dein Gesicht?“ Ganz ernst konnte sie nicht mehr bleiben, das lag zum Einen an seiner Gesellschaft und zum anderen, naja, an Champagner in Kombination mit den schon zuvor konsumierten Spirituosen.
In PDF umwandeln Zitieren Nach oben


Nachrichten in diesem Thema
RE: Love comes slow and it goes so fast - von Christine Lowell - 13.03.2024, 21:12

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 5 Gast/Gäste