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Love comes slow and it goes so fast - Christine Lowell - 08.03.2024

» Staring at the bottom of your glass
Hoping one day you'll make a dream last
Maybe one day, you'll understand why
Everything you touch surely dies
everything
Emrys & Christine / birthday party / 8. März / abends



Elizabeth Lowell hatte viele Qualitäten und Stärken, wie es sich der Redner im adretten, sündhaft teuren Anzug nicht nehmen ließ zu erwähnen und aufzuzählen; neben einem beispiellosen Charakter, einem eisernen Willen, Durchhaltevermögen, Witz, Humor und Charme, einem wachen, blitzschnellen Geist,… Die. Liste schien endlos lang. Nichts davon vermessen und eigentlich genau so, wie man einen 65. Geburtstag feiern sollte - gepriesen für all das, was man in seinem Leben auf die Beine gestellt hatte. Sie war mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden und hatte sich doch nie daran verschluckt. Jetzt also auch schon Großmutter und sie stellte noch immer famose Partys auf die Beine. Wie diese.
Frustriert schwenkte Christine das Glas in ihrer Hand hin und her, stand an eine Mauer gelehnt im hinteren Teil des Raumes und verfolgte die Rede des… wer war das überhaupt?, halb aufmerksam, halb schon betrunken. Womit er Recht besaß - Elizabeth warf grandiose Partys, exklusive Einladungen nach denen sich die Leute verzehrten, denn wenn man wer war, dann wurde man eingeladen. Ging man ohne Kuvert mit goldenem Stempel aus Wachs aus, dann hatte man irgendetwas falsch gemacht - offensichtlich.
Heute hätte Christine ihren Platz hier gern mit jemand anderem getauscht, egal mit wem. Und wenn es die Obdachlose war, die drei Häuser weiter gern im Hauseingang Laub, Steine und Erde in leere Konservendosen füllte und behauptete, sie sei eine Hexe und das ihre Hexenküche. Statt Mitleid hatte Christine zuletzt Neid empfunden. Obdachlosigkeit war niemals beneidenswert, aber die Art und Weise wie dieser Person egal war was andere über sie dachten? Wie erreichte man dieses Level an Gleichgültigkeit? Oder musste man sich aktiv für den Wahnsinn entscheiden? Dieser Gedanke verleitete die Blonde dazu sich mit der Option auseinander zu setzen, womöglich wäre so ein Aufenthalt im Sanatorium ja doch eine willkommene Auszeit.

Ertappt zuckte Christine zusammen als die Menge applaudierte, offenbar war die Rede zu Ende und Christine stimmte in das Kollektiv ein, kippte sich dabei den Drink halb über die Hände und war geneigt, es einfach am schwarzen Kleid abzuwischen. Vielleicht lieber nicht, der Abend war noch jung und sie hatte einen Ruf zu verlieren. Noch dazu wollte sie nicht zu früh zu verzweifelt aussehen, auch wenn es angemessen wäre, man fand seinen Ehemann ja schließlich nicht alle Tage mit einer anderen Person im Ehebett.
Die Menge löste ihren Fokus von der höheren Ebene im Saal, wo der Redner Platz machte für die Band, die musikalisch durch den Abend begleiten würde; dafür sortierten sich alle anderen Leute neu. Ein paar zum Buffet, eine noch größere Menge zur Bar, obwohl Kellner mit Tabletts durch die Gäste schlenderten und ihr Angebot präsentierten. Vielleicht sollte Christine einen von ihnen heute Abend mit nach oben nehmen? Wieso eigentlich nicht?
Ihre Augen blieben an einem anderen Augenpaar hängen, das sie durch die Menge fixiert hatte. Kurz nur ratterten ihre Gedanken wer das war, dann hätte sie beinahe den Schluck den sie eben genommen hatte zurück ins Glas gespuckt. Wie er wirklich hieß spielte keine Rolle, unter ihren Schwestern war er als Gustav Grabscher bekannt, ganz als wäre er der Sexualstraftäter aus Entenhausen. Wie so viele seiner Generation (scheißalt) nahm er sich das Recht heraus den jungen Damen die Hand aufzulegen. Niemals heilend, im Gegenteil, er verstrickte in Gespräche die es im Laufe einer scheinbar lustigen Anekdote schließlich erforderten, dass er eine Hand auf Hüfte, Oberschenkel oder an der Taille legen musste. #metoo war in der Ebene der Hotelmogule scheinbar noch nicht angekommen. Tragisch.

Christine machte einen eleganten Schlenker um die Ecke herum, schob sich unter mehreren Verzeihung und Entschuldigen Sie bitte durch die Quatschenden, Trinken und Essenden in den hinteren Teil. Und… Bingo. „Westbrook“, fand sie schnell ein Gesicht, das sie hier gerne sah. Auch wenn er nicht wahnsinnig glücklich dabei aussah hier zu sein? Vertat sie sich? „Ich könnte hier mal Hilfe gebrauche“, fand Christine schnell einen Ausgangspunkt wieso er sie dennoch nicht wegschicken durfte. „Kannst du mich bitte in ein Gespräch verwickeln? Ich darf nicht verfügbar aussehen.“ Sie nickte mit ernster Miene und stellte ihr Getränk auf dem Stehtisch ab, atmete tief durch und prüfte Emrys dann etwas genauer. Er sah gut aus, wie immer. Als ob er das jemals nicht tun würde. Und abseits ihrer wahren Gefühle und Sehnsüchte war Westbrook schon immer jemand gewesen, über den die Schwestern gemeinsam gern fantasiert hatten. Mit zunehmendem Alter waren die Ideen dabei schamloser und reizvoller geworden. Und abseits davon war er auf offiziellen Anlässen immer jemand gewesen mit dem man sich gern unterhalten hatte, vor allem, weil es immer etwas zu lachen gegeben hatte. Und nicht nur aus Höflichkeit. „Alles in Ordnung?“ Sah eigentlich nicht so aus. „Gab es eine schlechte Umfrage, oder sowas?“ Sie hatte keine Ahnung wie Politik wirklich funktionierte, sie registrierte sich zum Wählen und war gewissenhaft bei der Abgabe der Stimmen. Und sie würde niemals einen Republikaner wählen, so viel war klar. Aber da endete ihr Verständnis für diese Wissenschaft auch schon.



RE: Love comes slow and it goes so fast - Emrys Westbrook - 09.03.2024

Emrys' Leben war unterteilt in nicht so gute und schlechte Tage. Heute war ein schlechter Tag. Im Grunde hätte er sich entschuldigen und gar nicht herkommen sollen, doch die Alternative wäre gewesen, zuhause auf dem Bett zu liegen und die Ellis-Playlist in Endlosschleife zu laufen zu haben, was unweigerlich dazu führte, dass er sich zunehmend schlechter und schlechter fühlte und irgendwann anfing, seine Möbel zu zerlegen. Er hatte sich nie für einen aggressiven Menschen gehalten, aber wenn der Schmerz ihm die Fähigkeit zu atmen zu rauben versuchte, erwachte der Hulk in ihm. Gestern hatte er die Couch mit dem schicken Küchenmesser traktiert, das eigentlich für das Filletieren vorgesehen war. Aber es war so schön scharf, und das ratschende Geräusch, als der Stoff unter seinen Händen zerriss, hatte ihm eine gewisse Genugtuung verschafft und den Schmerz ein wenig in den Hintergrund rücken lassen. Klar, er hätte sich auch einfach einen Fidget Spinner kaufen können, aber so war der Spaß doch ungleich größer gewesen. Der Schaden zwar auch, aber die Couch war ersetzbar. So, wie er Fred kannte, der aktuell regelmäßig nach ihm sah, obwohl er sonst nie bei ihm zuhause auftauchte, war er bereits dabei, die Couch zu ersetzen. Der arme Kerl versuchte Emrys einigermaßen beisammenzuhalten und durch den langsam anlaufenden Wahlkampf zu bringen, aber hoffentlich war Fred klar, dass das eine Mammutaufgabe sein würde. Die meiste Zeit gelang es dem aufstrebenden Politiker, sich irgendwie am Riemen zu reißen; aber die Tatsache, dass er Ellis vermisste und diese Vermissung sich wie ein Loch aus Feuer in seine Brust brannte, war eben nur bedingt zu überspielen. Emrys wusste, er musste funktionieren, und er gab wirklich alles, um den Schmerz abzudrängen und wegzusperren - aber das Biest war so hartnäckig wie ein dreiköpfiger Höllenhund.

Auf jeden Fall war es Emrys letztendlich doch als kleineres Übel erschienen, das Haus zu verlassen, um Elizabeth Lowells Geburtstag zu feiern. Die Lowells kannte er seit vielen durch Charles, der ja ebenfalls in der Hotelbranche tätig gewesen war. Emrys wuste noch, dass Charles sich immer darüber amüsiert hatte, in welchem Clinch die Lowells und die Hemmingways mit ihren konkurrierenden Hotels waren, und war froh gewesen, von außen auf dieses teilweise explosive Spektakel blicken zu können. Emrys selbst mochte sowohl die Lowells als auch die Hemmingways und hielt sich, wie sein 'Vater', aus den Streitigkeiten heraus. Aber er ging davon aus, dass heute kein Hemmingway zugegen sein würde, auch wenn es sich in diesen Kreisen gehörte, die Zähne zusammenzubeißen und den Erzfeind trotzdem einzuladen. Gewisse Leute musste man zu gewissen Festivitäten einladen, das wusste Emrys selbst nur zu gut. Aber zumindest den Hemmingway-Hühnen, den Anwärter auf den Familienhotelthron, hatte er noch nicht entdeckt. Gut so, der Typ jagte ihm irgendwie Angst ein.
Wie es das Schicksal so wollte, fiel es ihm überhaupt schwer, ein sympathisches Gesicht zu erblicken. Er hielt Smalltalk, berichtete über den Wahlkampf und ließ sich mit gleichmütiger Miene und joval-nichtssagenden Antworten für politische Entscheidungen kritisieren, die nicht mal im entferntesten in seinem Handlungsbereich lagen. Meinten die Leute wirklich, als Politiker habe man auf allen politischen Ebenen Einfluss? Als wäre man ein kleiner Laden, wo jeder mit jedem dicke war und man mal über den kurzen Dienstweg die Kritik, die man so beiläufig im Vorbeigehen zugesteckt bekam, an die richtige Stelle weiterleiten? Nun ja. An und für sich liebte Emrys eine gute Diskussion, aber heute fiel es ihm unendlich schwer, auch etwas in dieser Richtung einzulassen. Niemals würde er es zugeben, aber sein Akku war ungefähr bei Minus zehn Prozent. Er war erschöpft. Emotional ausgebrannt, nur tote Weide war übrig.

Emrys war erleichtert, als endlich die Reden einsetzten. Sie waren zwar nicht der spannendste Teil des Abends, aber es verschaffte ihm eine kleine Auszeit von der verwitweten Mrs Violet deWitt-Bronston, eine durchaus attraktive Frau Anfang vierzig, die es anscheinend auf ihn als ihren nächten potentiellen Ehemann abgesehen hatte. Ihre Flirterei war mehr als offensichtlich, ständig tauchte sie neben ihm auf. Und obwohl er durchaus eine gewisse Sympathie für sie hegte, war er auf der Ebene, die ihr offenkundig im Sinn stand, einfach nicht verfügbar. Genaugenommen existierte diese Ebene gerade nicht, sie war in die Luft gesprengt worden von einer geheimnisvollen, unglaublich lustigen Autorin, die ihn aus ihrem Leben verbannt und ihm damit das Herz gebrochen hatte. Zudem war Violet eine dieser Frauen, die so schmal waren, dass er ihr am Liebsten einen Bucket fettiger, panierter Hähnchenflügel in die Hände gedrückt hätte, damit etwas auf ihre schmalen Rippen kam, die man dank ihres rückenfreien Kleides gut erkennen konnte. Das war auf keinen Fall schön, und gesund doch sicher auch nicht?!
Das falsche Lächeln, dass Emrys sich, sobald die Reden vorbei waren, wieder ins Gesicht pflasterte, als ihn direkt wieder jemand ansprach um mit ihm über die Situation im Nahen Osten zu fachsimpeln, ließ so langsam seine Gesichtsmuskeln schmerzen. immer Lächeln, immer nett sein, nicht anmerken lassen, wie es in ihm aussah. Dass das Lächeln seine Augen nie erreichte, spielte für die High Society keine Rolle. So genau sah hier niemand hin. Emrys entzog sich dem Gespräch mit dem gelächelten - autsch - Hinweis, dass Außenpolitik aktuell nicht sein Bereich war, und war froh, für einen Moment einen ruhigen Platz an einem Stehtisch gefunden zu haben. Einfach mal kurz durchatm.... oh, nein. Violet war schon wieder im Anmarsch. er würde schreien, wenn sie sich noch einmal auf diese unangenehme Weise an ihn drückte und ihm dieses falsche, vermeintlich verführerische, in Wirklichkeit aber unangenehm schrille, Lachen zuteil werden ließ.

Jemand sagte seinen Namen, und Emrys' Blick schwenkte zu der Stimme hin. Weg von Violet, hin zu... Christine! Erleichtert erhellte sich sein Gesicht ein wenig, zum ersten Mal seit Tagen mit echter Freude, wenn auch sehr gedämpft. Alle positiven Gefühle wareb gedämpft dieser Tage, so langsam gewöhnte er sich daran.
"Die kleine Lowell", begrüßte er sie, wohl wissend, dass sie mittlerweile wirklich nicht mehr das kleine Mädchen war, als dass er sie kennengelernt hatte. Wie froh war er, endlich eine Person anzutreffen, die er aufrichtig mochte. Doch bevor er ihr sagen konnte, dass er sich freute sie zu sehen, bat sie ihn um Hilfe. Er warf einen Blick über ihre Schulter und erblickte den grabschenden Grabbelonkel, wie er den Kerl innerlich naserümpfend nannte. Er war allgemein dafür bekannt, sehr touchy zu sein. Ungebeten natürlich. Widerlich, der Kerl, aber in diesen Kreisen kam er noch damit durch. Hey, wäre der nicht ein toller Kandidat für Violet?
"Ich helfe dir, wenn du mir hilfst", erwiderte er, legte den Arm um ihre Taille und hauchte ihr rechts und links die obligatorischen Begrüßungsküsschen auf die Wangen, ohne sie danach loszulassen. Befriedigt nahm er wahr, dass der Grabscher immerhin so viel Manieren besaß, dass er sofort in seinem Anmarsch innehielt. Wenn jemand im Gespräch war, dann störte man nicht, ungeschriebene High Society Regel. Er könnte sich zwar zu ihnen gesellen, aber der Blick, den Emrys ihm zuwarf, sorgte dafür, dass der Grabscher endgültig abdrehte, wobei er aber in Sichtweite blieb. Hoffentlich ließ sich Violet ebenso leicht fernhalten. "Nichts täte ich lieber, als mich mit dir zu unterhalten. Ich muss dich aber warnen; eventuell klammere ich mich den Rest des Abends an dich." Er musste nicht aussprechen, dass er keine Lust auf die Gespräche hier hatte; er wusste, Christine empfand diese als ebenso anstrengend wie er selbst. Nur hatte sie dem Geburtstag ihrer Mutter ja schlecht fernbleiben können, ohne den Hausfrieden zu destabilisieren.
Christine war die erste heute Abend, die ihn wirklich ansah. Da sie ihn kannte, blickte sie sofort hinter seine Fassade, die er eigentlich für ziemlich gut hielt; doch Christines prüfendem Blick hielt sie nicht stand. Er schüttelte den Kopf und vermochte es nicht, die Traurigkeit, die in einer großen Welle heranrauschte und ihn für einen Moment unter sich begrub, aus seinen Augen fernzuhalten. "Reden wir lieber nicht darüber", blockte er ab. Es war jetzt nicht der richtige Moment dafür. Zudem fiel es Emrys unglaublich schwer, über Ellis zu sprechen; es war, als wäre jedes Wort sie betreffend mit zentnerschweren Steinen behangen, die ihn in die Tiefe zu ziehen versuchten.

Emrys' Hand lag noch immer auf Christines untererem Rücken, als er nun seinerseits eine Musterung vollführte. "Du siehst umwerfend aus, aber... auch nicht unbedingt glücklich, wenn ich es so formulieren darf?" fragte er, in seinen Augen das unausgesprochene Angebot stehend, dass er ihr zur Verfügung stand, wenn sie reden wollte. Doch vermutlich war es hier genau wie für ihn auch für sie nicht der richtige Ort für ein ernsthaftes Gespräch.
"Ist es noch zu früh, um an die Bar zu gehen?" fragte er und zog Christine noch ein Stückchen enger an sich, als er Violet ihm Augenwinkel wahrnahm, die sich heranpirschte wie ein Tiger auf der Jagd. Guter Gott, hatte die Frau überhaupt keine Selbstachtung mehr übrig? "Ich könnte jetzt einen Drink wirklich gut gebrauchen."


RE: Love comes slow and it goes so fast - Christine Lowell - 09.03.2024

Die kleine Lowell. Ihr resigniertes Lächeln wurde durch ein Seufzen begleitet. „Wie sie leibt und lebt“, nahm sie die Titulierung auf sich, wie eine zu schwere Krone, machte den Ansatz einer Verbeugung. Wenn man in ihren Kreisen aufwuchs und dort verblieb, dann gewöhnte man sich schnell daran immer die Tochter von zu sein. Manchmal auch die Schwester von, meistens aber eher dann, wenn jemand der Geschwister ein besonders lasterhaftes Leben führte und sich Skandalen aussetzte. Davon waren die Lowells bisher größtenteils verschont geblieben, ein uneheliches Kind in den Reihen war zum Glück schon lange kein gravierender Ausreißer mehr. Für die älteren blieb man dann so jemand wie die kleine Lowell, selbst dann, wenn man wie der Mann der ihr da im Nacken hing schon lange aus einschlägigen Gründen hinter einem her war. Sie wollte sich das Bild lieber gar nicht erst gedanklich ausmalen. Ew. Immerhin, Emrys schien ihrer Bitte nicht abgeneigt, im Gegenteil. „Immer“, ging sie den Deal umgehend ein und rollte mit den Augen um einen Blick auf die umstehenden Leute zu werfen. „Wobei?“ Oder eher auch: „Beziehungsweise bei wem?“ Keine Frage, auch Emrys war ein begehrtes Opfer wenn es darum ging als Snack, Trophäe oder wahlweise nächsten Lebensabschnittsgefährten mit nach Hause genommen zu werden. Christine hauchte ihm ebenso die obligatorischen Küsse auf die Wange und mit absoluter Genugtuung stellte sie fest, dass Emrys einen umschweifenden Blick verteilte der anderen ohne jedes weitere Wort klar sagte: nicht stören. Sie sollte es sich auf die Liste schreiben wenn sie den nächsten, vermutlich ebenso falschen Kandidaten aussuchte den sie als Partner haben wollte, jemand, der Autorität einfach durch entschlossenen Charme ausstrahlte. Und sein Charisma nicht nutzte um die eigene, frische Ehe gleich mit Affären zu torpedieren.

Etwas überrascht vernahm Christine seine nächsten Worte. „Meine Mutter wäre schockiert wenn sie wüsste, dass dir die Gästeliste so wenig zusagt, dass du dich nur mit ihrer Tochter unterhalten möchtest. Sogar nur mit der Zweitgeborenen.“ Sie lächelte, auch wenn es natürlich keinen Unterschied machte in welcher Reihenfolge ihre Mädchen zur Welt gekommen waren, in ihren Kreisen machte es noch immer - aus ihr unerfindlichen Gründen - etwas aus wer unter den Nachkommen die Nummer Eins war. „Aber mir soll es recht sein“, schob sie schnell hinterher, wenn sie Emrys für sich beanspruchen konnte, dann würde sie das sehr gerne tun. Abgesehen von ihren Schwestern konnte auch Christine hier niemanden ausmachen, mit dem sie sich wirklich gern unterhalten wollte. Auch wenn es vermutlich gar nicht schlecht wäre sich auszutauschen und Konversation über den Bereich des Hotels zu führen, für den sie verantwortlich war. Egal, Arbeit und Werbung konnten auch mal einen Abend aussetzen.
Ihre Nachfrage schien etwas in Emrys auszulösen, das Christine nicht ganz fassen konnte. Vor allem, weil Westbrook viel zu geübt darin war das Pokerface genauso professionell zu tragen wie seine Anzüge. Soweit Christine wusste hatte er keine engere Familie mehr, von öffentlichen Skandalen hatte sie ebenfalls nichts mitbekommen; woher also diese kurze, offensichtliche Traurigkeit rührte… Herzschmerz? Oh, prima. Da hatte sie ihren Partner für den Abend ja wirklich gefunden.
„Reden wir lieber nicht drüber“, zitierte sie seine weisen Worte, die auch auf ihren desolaten Zustand hindeuteten. „Aber danke“, fügte sie hinzu ob des Kompliments, das er ihr machte. Vielleicht kam später noch der Punkt an dem sie Emrys von ihren Problemen erzählte, so wie sie sich selbst kannte würde spätestens zwischen dem vierten und fünften Drink der Moment kommen, an dem ihre Worte eine Eigendynamik annahmen.
„Ist es jemals zu früh um an die Bar zu gehen?“ Zumindest nicht bei solchen Anlässen. Christine hob ihr Glas an, als wäre das die einzige Rechtfertigung die sie dafür bräuchte, leerte es in einem Zug und hakte sich dann mit dem rechten Arm unter Emrys linken um ihn in Richtung Bar zu entführen.

„Oh“, stellte sie dann fest als ihr Blick von Violet eingefangen wurde. Man kannte sie. Eine Legende für sich. Nicht unbedingt nur mit positiven Konnotationen. „Bist du heute der Auserwählte?“ Davor sollte sie ihn wohl also schützen. „Ich rette dich, keine Sorge.“ Das war ihre leichteste Übung, allein schon deswegen, weil Violet Christine aus einem ihr nicht ersichtlichen Grund hasste. Schon immer. Selbst als Christine ihre Haare noch zu zwei Zöpfen geflochten getragen und eine Zahnspange besessen hatte.
An der Bar angekommen hob Christine die Hand um auf sich aufmerksam zu machen. „Was darf es sein?“ Sie ließ den Blick noch einmal kurz über die Menge schweifen, die Stimmung war schon jetzt gut, denn was stimmte war: Elizabeth Lowell wusste wirklich wie man eine gute Party warf.
„Meine Mutter hat mich dazu angehalten den Spa Bereich heute ins Gespräch zu bringen, aber sie hat nicht gesagt bei wem oder wie vielen Leuten. Deswegen würde ich dich, Emrys Westbrook, dazu einladen ihn dir bei einer privaten Führung in Ruhe anzusehen. Wie wärs?“


RE: Love comes slow and it goes so fast - Emrys Westbrook - 10.03.2024

Wahrscheinlich schätzte Christine es nicht sonderlich, die kleine Lowell genannt zu werden, und Emrys hätte die worte gern zurückgenommen, sobald sie raus waren. Dass sie die kleine Lowell gewesen war, das lag ja nun wirklich schon einige Jahre zurück. Und wer mochte schon in eine Schublade gesteckt werden, in die man bereits seit längererm nicht mehr hineinpasste? Emrys nahm sich vor, dass dies das letzte Mal gewesen war, dass er sie so ansprach. Ja, er stand aktuell etwas neben sich, das mochte ihm angerechnet werden, doch ein bisschen Mühe konnte er sich ja trotzdem geben. Zum Glück nahm Christine ihm seinen Faux pas nicht übel, und so hakte er das Thema erst einmal innerlich ab und gelobte Besserung.
Erleichterung durchflutete ihn, dass sie ihm sofort zur Seite stand, noch bevor sie wusste worum - beziehungsweise um wen - es ging. "Siehst du gleich", murmelte er, denn Violet scharwenzelte in der Nähe herum und ließ ihn nicht aus den Augen. Sie sah ihn nicht die ganze Zeit an, das nicht, aber Emrys wusste, sie hatte ihn auf dem Radar, egal wohin sie schaute. Gruselig.
"Die Gästeliste ist gar nicht mal so schlecht", verteidigte er sich dann. "Man könnte wohl eher sagen... Es liegt nicht an ihnen, es liegt an mir." Er schnitt eine kleine Grimasse, bevor sich sein Gesicht direkt wieder neutralisierte. Bloß hier niemanden Gesprächsstoff liefern. Er konnte es nicht brauchen, dass nach diesem Abend darüber spekuliert wurde, warum er unglücklich aussah. Wenn das dann jemand der Presse erzählte und diese in der Wunde bohrten, die auch so schon kaum zu ertragen war... Er wusste nicht, wie er dann reagieren würde. Aber seinem Wahlkampf würde seine Reaktion mit Sicherheit nicht zuträglich sein, und die Planungen für die heiße Phase, die im Herbst begann, waren bereits sorgfältigst abgeschlossen. Wenn er da jetzt etwas torpedierte, bekam er Ärger mit seinem Stab. Und dieser hatte zu hart an der Wahlkampfstrategie gearbeitet.
Manchmal war es wirklich anstrengend, immer diese große Verantwortung zu tragen. Sein Stab war auf ihn angewiesen. Ohne ihn waren sie alle mit einem Schlag arbeitslos. Und meist genoss Emrys seine Position sowie die Verantwortung und die Macht, die damit einherging. Aber aktuell, wo der Kummer seine Schultern schwer niederdrückte, war es unglaublich schwierig, die arbeitsbezogene Verantwortung auf ebendiesen Schultern zu tragen.

Christine gab seine Worte an ihn zurück, und auch sie sah dabei nicht gerade glücklich aus. Na, da hatten sich ja zwei gefunden! Es tat Emrys leid, dass es ihr nicht viel besser zu gehen schien als ihm. Aber vielleicht gelang es ihnen, sich gegenseitig etwas aufzufangen, zumindest für den heutigen Abend. Christine, er und ein bisschen Alkohol - das hörte sich doch nach einer idealen Mischung für den heutigen Abend an! Während sie den Grund dafür erblickte, warum er gerettet werden musste, trat er neben ihr an die Bar und bestellte sich einen Belvedere on the Rocks. Der Vodka kostete 450 Dollar die Flasche, aber Elizabeth Lowell hatte an nichts gespart. Dabei ging es Emrys gar nicht darum, das teuerste Getränk auszuwählen; der Grund für seine Wahl war schlichter Pragmatismus. Vodka roch man nicht im Atem, da konnte später niemand der Presse erzählen, er hätte nach Alkohol gestunken wie ein besoffener Iltis. Mit einem Dank auf den Lippen nahm er das Glas entgegen, dass der Barkeeper ihm kurz darauf über die Theke reichte. "Sie ist heute leider ziemlich hartnäckig", raunte er in Bezug auf Violet, die Christine nun mit giftigen Blicken bedachte. Fast meinte Emrys, sie zischen zu hören wie eine Schlange. Herrje, die Frau hatte aber auch eine erschreckend lange Leitung, doch immerhin schien sie nun abzudrehen. Wobei der Blick, den sie ihm noch einmal zuwarf, ihn erahnen ließ, dass er noch nicht vom Haken war.
Da kam es ihm doch ganz gelegen, dass Christine vorschlug, in den Spabereich zu verschwinden. "Sehr gern", lächelte er sie an und bedeutete ihr, vorzugehen, wobei er dicht hinter ihr blieb. Sie war sein Schutzschild gegen Violet, er würde also dafür sorgen, sich für den Rest des Abends nicht mehr allzu weit von ihr zu entfernen. "Ihr habt ihn kürzlich renovieren lassen, habe ich das richtig in Erinnerung? Mir ist, als hätte ich in der Zeitung von einem sündhaft teuren, marmornen Whirlpool mit Powerdüsen gehört. Den würde ich zu gerne sehen." Eigentlich schade, dass sie ihn nicht auch ausprobieren konnten, aber das würde ihrer beider Frisuren ruinieren und Christine sicherlich Ärger mit ihrer Mutter einbringen. Aber anschauen konnten sie ihn ja mal, vielleicht buchte Emrys sich demnächst mal für eine Nacht hier ein und genoss dann den Spa Bereich. Es könnte ihm gut tun.

Kaum waren sie auf den Flur getreten, wurde es ruhiger. Emrys wurde erst jetzt klar, wie laut es im Saal eigentlich gewesen war. Er erlaubte sich, sich etwas zu entspannen, behielt den neutralen Gesichtsausdruck aber sicherheitshalber noch bei. Immerhin konnte ihnen ja noch jemand entgegenkommen, man wusste nie, wo man jemandem begegnete. Je näher sie dem Spa Bereich kamen, um so weniger schien allerdings um sie herum los zu sein, und der Bereich selbst lag gänzlich in der Dunkelheit des Abends. Während Christine ihnen Zutritt verschaffte, leerte er sein halbes Glas. Der Alkohol brannte angenehm in seiner Kehle und betäubte den Schmerz für einen kleinen Augenblick. Emrys betrat hinter Christine den Spa Bereich und ließ seinen Blick schweifen. Alles wirkte teuer und edel, wie erwartet. Die Atmosphäre war aber wirklich gelungen, Emrys fühlte sich sofort entspannter. Ob das wirklich so gut war, würde sich noch zeigen, denn er spürte, wie seine Fassade bröckelte und ihm die Neutralität vom Gesicht rutschte wie eine schlecht sitzende Maske. Hinter dem Empfang entdeckte er einen kleinen Kühlschrank und steuerte zielstrebig darauf zu. Bingo! Er holte eine Flasche Champagner hervor und hielt sie in die Höhe. "Kann der Spa Bereich die entbehren?" fragte er und leerte sein Glas. Die Eiswürfel, die noch gar keine Zeit gehabt hatten zu schmelzen, klirrten leise, während das Brennen erneut eine kurzzeitige Linderung für sein zerfetztes Herz brachte.


RE: Love comes slow and it goes so fast - Christine Lowell - 11.03.2024

Ah, das gute alte Es liegt nicht an dir, es liegt an mir. Galt für Beziehungen wie für Einladungen zu Partys. Da konnte Emrys auch nochmal sagen, dass es nicht an den übrigen Gästen lag, dass er nicht hier war weil er und Elizabeth wahnsinnig eng befreundet waren sondern er im Wahlkampf steckte und man sich irgendwo blicken lassen musste (und dann lieber auf guten als auf schlechten Partys), das war auch Christine klar. Nicht, dass sie es ihm vorhielt, es ging ihr ja genauso. Wäre es nicht die Feier ihrer Mutter und ihre Anwesenheit somit eine zu erfüllende Pflicht, sie würde sich garantiert sofort dem zu engen Kleid und den zu hohen Schuhen entledigen und Netflix zur Gesellschaft des Abends machen. „Man könnte also sagen es liegt nicht an ihnen“, und sie machte eine dezente, ausschweifende Geste in Richtung übriger Partygäste, „aber die richtige Gesellschaft kann doch eigentlich jede Laune heben.“ Normalerweise. Ein Todesfall bildete vielleicht die Ausnahme was die bessere Stimmung anging, aber davon abgesehen war selbst dann das Leid kleiner, wenn man sich nicht allein fühlte. Ob es das war, was er so perfektioniert hinter dem Pokerface versteckte? Einsamkeit? Konnte ein Mann wie er sich wirklich einsam fühlen?
„Ich werde mir Mühe geben heute die beste Gesellschaft zu sein für dich, die du hier kriegen kannst.“ Sie nickte zuversichtlich, vielleicht auch etwas selbstversichernd. Emrys war vermutlich ein sehr anspruchsvoller Mensch, hatte ein hohes Maß an Bildung genossen und führte wahrscheinlich so viel oberflächliches Geplänkel, als dass es einer Mammutaufgabe glich etwas zu finden, mit dem sie ihn wirklich unterhalten konnte. Zur Not betranken sie sich einfach und suhlten sich im eigenen Elend, auch das war manchmal ganz hilfreich. Und vermutlich kam er in seiner Position nicht besonders oft dazu das nicht hinter geschlossenen Türen ganz allein zu tun, das Letzte was man als Person in der Öffentlichkeit brauchte waren Skandale. Vor allem bei einer Wahl. Es sei denn man war ein schmieriger Republikaner und somit scheinbar unantastbar und immun gegen Menschlichkeit und einen gesunden, gewissenhaften Verstand.

Ganz so klar wie Emrys mochte Christine ihren Drink nicht, beziehungsweise sie mochte es schon aber sie wusste, dass sie dann binnen einer halben Stunde komatös in irgendeiner Ecke hing. Das konnte sie ihrer Mutter nicht antun. „Machst du mir sowas ähnliches, aber in bunter Farbe, mit Strohhalm und Palme?“ Der Barkeeper nickte, er kannte Christines Vorlieben schließlich, und schob ihr in Rekordzeit ein Glas mit orangener Flüssigkeit entgegen. Dem Duft nach kein einfacher Saft, glücklicherweise, das würde sie heute Abend auch nicht glücklicher machen.
„Ihr eilt der Ruf als Maneater nicht umsonst voraus. Aber wenn wir mal ehrlich sind, dass man in dem Alter noch so genannt wird… es ist auch ein bisschen legendär.“ Sie wollte nicht tauschen und empfand nicht auch nur ein Mü Neid darüber, aber es war amüsant. Für Emrys sicher weniger, der das heutige Ziel für Violet war. Verständlich, irgendwie, wenn man sich hier umsah gab es zwar einige sehr gut aussehende Männer, aber Westbrooks Charisma war so einnehmend, dass sich nicht einmal die Steinfiguren vor dem Eingang des Hotels seinem Charme verwehren könnten und rot anlaufen würden.

Bewaffnet mit dem Getränk bahnte sich Christine den Weg durch die Meute in Richtung Spa Bereich, Emrys gleich hinter ihr. Ein freundliches Nicken in diese Richtung, ein Lächeln in die andere. Ja, schön euch alle zu sehen, wir sehen uns bestimmt später, haha denkste, auf Wiedersehen in ein besseres Leben. Gut, dass hier niemand in der Lage war Gedanken zu lesen, ansonsten wäre die Sache mit der Rufwahrung des Hotels längst hinfällig und sie hätte abermals auf ganzer Strecke versagt. „Zeig mir etwas in diesem Hotel das nicht sündhaft teuer ist“, antwortete die Lowell mit einem kecken Grinsen auf den Lippen, beantwortete indirekt seine Frage damit, dass er richtig gelesen hatte. Eine der besten Investitionen, ihrer Meinung nach.
Der gröbste Lärm um sie herum erstarb als sie den Saal hinter sich gelassen und auf den Flur getreten waren. Christine ließ den Hals etwas kreisen, der Nacken knackte leise und zeugte von der Anspannung, die diese Form von Gesellschaft immer mit sich brachte und gleichzeitig von der Last, die solche Auftritte mit sich brachten und auf ihren Schultern lasteten. Sie zückte die Chipkarte aus ihrer Handtasche, öffnete damit den Spa Bereich und schaltete das Licht ein. „Treten Sie ein, Mr. Westbrook“, lud sie ihn ein, schloss die Tür hinter ihnen wieder. Hoffentlich hatte das niemand gesehen, ansonsten war ihnen die nächste Gerüchteküche sicher.

Für den Bruchteil eines Augenblicks meinte Christine in Emrys Gesicht sehen zu können, dass besagte Last auch von ihm fiel und damit einen Einblick in das wahre Seelenleben bot. Aber wer war sie direkt danach zu fragen, das stand ihr nicht zu, so war sie nicht erzogen worden. Abwarten, bis sie den Drink leer hatte. Besser sie machte sich damit gleich an die Arbeit bevor er warm wurde, das wäre eine nicht entschuldbare Schande. Sie setzte das Glas an und lachte in den Drink, als Emrys bereits den Champagner gefunden hatte. Er war gut, das Trüffelschwein unter der Elite. „Den habe ich natürlich nur für Sie dort aufbewahrt, Mr. Westbrook, also bitte, bedienen Sie sich“, säuselte Christine in einer beruhigenden Tonlage und trat dann näher, trank noch etwas von ihrem Cocktail und streckte dann die Hand nach der Flasche aus. „Lassen Sie mich Ihnen das abnehmen“, fuhr sie fort, stellte das eigene Glas ab und öffnete die Flasche Champagner dann in geübter Manier. Wahrscheinlich hatte sie solche Dienstleistungen gelernt noch bevor sie hatte laufen oder sprechen können. „Wenn meine Mutter sehen würde, dass wir den Champagner aus diesen Gläsern trinken…“ murmelte die Erbin ehrfürchtig, hielt dann inne und hob eine Hand als Zeichen, kurz zu warten. „Moment, Moment“, unterstrich sie diese Geste und stellte die Flasche ab, schob sich an Emrys vorbei und in einen Raum hinter den Empfang, um kurz danach mit zwei Tassen wiederzukommen. „Wenn wir schon alle Regeln brechen, dann so unehrenhaft wie möglich.“ Sie kippte die Eiswürfel aus ihren Gläsern in die Tassen um und füllte jene dann mit Champagner. Das war gottlos. Sie liebte es. „Cheers“, folgte das Zuprosten, sie reichte Emrys die eine Tasse mit dem goldenen Logo des Hotels darauf und nahm sich die andere.
„Also, was ich dir auf die Schnelle anbieten kann“, legte sie los und schritt langsam los, durch den Eingangsbereich tiefer in den Spa Bereich hinein. „Alle Formen von Gesichtsmasken. Peelings. Ich befürchte die Massagen sind für heute aus offensichtlichen Gründen“ - offizieller Feiertag im Hause Lowell - „leider nicht mehr verfügbar. Ebenso wie Akupunktur Behandlungen. Oder Traditionelle Chinesische Medizin. Aber ich kann den Whirlpool bedienen. Der Pool ist leer.“ Sie deutete auf den Durchgang zu ihrer rechten, der zu einem in türkisem Licht ruhig daliegenden Pool führte. „Für den Fall der Absenz von Badekleidung haben wir selbstverständlich etwas im Hause.“ Wieder bedeutete sie ihm zu warten, trat noch einmal in einen kleinen Raum der nur für das Personal zugänglich war und schaltete leise Musik an, die den Bereich zum Leben erweckte. „Womit kann ich dienen?“ Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln und wieder… da lag etwas in seinem Blick, das sie erst hier so wahrnehmen konnte. „Und nur für den Fall, dass dir nach Reden ist, wir unterliegen natürlich einer Schweigepflicht unseren Gästen gegenüber.“ Selbst wenn er das technisch gesehen nicht war, sollte er sich sicher darüber sein, dass Verschwiegenheit für Christine keine Option, sondern eine Ehrensache war.



RE: Love comes slow and it goes so fast - Emrys Westbrook - 11.03.2024

Im Normalfall konnte die richtige Gesellschaft mit Sicherheit die Laune heben. Doch diese Situation, in der Emrys sich befand, war für ihn alles andere als ein normaler Fall. Vom Kennenlernen, Zusammensein, sich Näherkommen und abserviert zu werden - nichts von dem, was er mit Ellis erlebt hatte, war normal gewesen. Vermutlich war da auch das Problem mit seinem Herzen: Es war nicht normal zerbrochen, kein unkomplizierter, alltäglicher Bruch. Vielmehr war der Bruch so ungewöhnlich, so vielschichtig und verzwackt, dass er einfach nicht heilen konnte. Wie jeden Tag seit knapp zwei Monaten war Emrys' Brust schwer und eng, er hatte das Gefühl, nicht frei atmen zu können, egal wie tief er Luft holte.
"Du bist mit Sicherheit die beste Gesellschaft, die ich heute finden kann", versicherte er ihr. Zwar hatte er nicht vor, ihr sein Herz auszuschütten, aber sie war jemand, den sie mochte und schätzte. Und das war gerade in seinen aktuellen Gefühlsgefilden unglaublich wertvoll. Er schätzte sie, und er empfand tatsächlich so etwas wie Freude darüber, sich mit ihr ein bisschen upzudaten, was bei ihr in letzter Zeit so los gewesen war. Insofern er Freude empfinden konnte, denn wie alle positiven Gefühle war die Freude gedämpft. Nur der Schmerz, der war nie gedämpft; den durfte er ungefiltert in voller Wucht genießen.
Wer hatte sich den Scheiß eigentlich so ausgedacht?

Christine ließ sich eine Lady Version seines Drinks mixen, und dann kamen sie Gott sei Dank aus diesem Trubel heraus. Weg von den Jägern und Jägerinnen, weg von leerem Smalltalk und hohlen, aufgesetzten Gesichtsausdrücken. Maneater... Der Begriff passte wohl ziemlich gut auf Violet. "Aber am allermeisten ist es doch traurig, oder nicht? Bei allem Mitgefühl für den Verlust ihres Mannes. Aber muss sie sich deshalb so ohne jegliches Selbstbewusstsein anbiedern? Und die Signale ignorieren, die sie ziemlich deutlich gesendet bekommt?" Das konnte Emrys nicht verstehen. War die Würde dieser Frau mit dem Körper ihres Ehemannes begraben worden? Aber warum?
Doch eigentlich konnte ihm das egal sein, zumindest heute Abend. Er hatte nicht vor, sich noch einmal mit Violet zu unterhalten, wenn er es verhindern konnte. Und dass er sich mit Christine erst einmal verziehen konnte, kam ihm nur gelegen, auch wenn es sicher nicht machbar war, sich den Rest des Abends irgendwo zu verstecken. Immerhin war sie die Tochter des Geburtstagskindes. Aber eine kleine Auszeit, das würde hoffentlich niemandem auffallen und seinen Akku füllen, bevor er sich für Runde Zwei in der Smalltalkhölle wappnen musste.
Immerhin schien es den marmornen Whirlpool tatsächlich zu geben. Warum hatte er eigentlich keinen Whirlpool in seinem Loft? Er könnte eins der Gästezimmer in einen kleinen Spa Bereich umwandeln, groß genug waren sie alle. Doch vermutlich war es einfacher, sich einfach hier im Hotel einzubuchen. Da war immerhin der Service direkt auch mit dabei, und so einen Whirlpool zu warten, war sicher nicht günstig. Er hatte gerade erst ein kleines Vermögen ausgegeben, um seinen Flügel zerlegen zu lassen, vielleicht war er diesen Monat verschwenderisch genug gewesen?

Emrys schlüpfte rasch in den ihnen Zuflucht bietenden Bereich, um nicht gesehen zu werden. Immerhin war die Presse mehr als scharf darauf, ihn endlich mit einer Frau abzulichten; fast schien es, als vermuteten die Papparazzi, er würde irgendwo eine Frau, Freundin oder Geliebte heimlich verstecken. Kaum lächelte er eine Frau an oder berührte ihren Arm, wurde ihm direkt eine Affäre angedichtet. Es war müßig. Als wäre er nur dann ein ernstzunehmender Mann und Politiker, wenn er vergeben war.
Doch die eine Frau, an die er sich wirklich vergeben hätte, die wollte ihn nicht. Oder war der Meinung, ihn nicht haben zu dürfen. Wie man es drehte, war einerlei; Fakt war, sie hatte ihn von sich gestoßen und hatte ihn zurück in die Untiefen des ewigen Singledaseins verbannt. Was im Grunde egal war, denn wenn er Ellis nicht haben konnte, dann wollte er auch keine andere. Punkt.
Immerhin gab es Chamagner, und die gute Neuigkeit war, dass Christine nicht nur nicht abgeneigt war, selbigen zu köpfen, sondern auch noch anbot, das Öffnen der Flasche zu übernehmen. Emrys ließ sie nur zu gerne gewähren; ihre Handgriffe sahen auch sehr routiniert aus. Den teuren Champagner aus Tassen zu trinken, das war nun wirklich ein Frevel, aber im Grunde war es Emrys egal. So, wie ihm fast alles egal war dieser Tage. Was spielte es für eine Rolle. Ein Gefäß war ein Gefäß, und solange die Tassen nicht undicht waren, eigneten sie sich für Champagner ebensogut wie eine dafür vorgesehene Kristallflöte.

"Cheers", erwiderte er und nippte an seiner Tasse. Der Champagner kitzelte ihn in der Nase, während er sich von Christine das Angebot des Spa Bereichs unterbreiten ließ. "Gesichtsmasken - was genau ist eigentlich so toll daran?" fragte er. Nicht, dass er schon mal eine genossen hatte; aber er verstand ja schon von vornherein den Sinn der Sache nicht. Wozu sich dann das Zeug erst ins Gesicht klatschen?
"Der Pool ist wirklich verlockend...", meinte er und trat näher an den Durchgang heran, hinter dem er den Pool matt im Licht leuchten sah, nachdem Christine einen Schalter betätigt hatte. "Aber ohne eigene Badehose geht das leider nicht." Allein bei dem Gedanken schüttelte er sich. Möglicherweise war das ein Spleen, aber Schwimm- oder Unterwäsche musste entweder bereits seine sein oder er sie selbst kaufen. Bekam er etwas in der Form geliehen oder geschenkt, konnte er die Sachen nicht tragen.
"Wirklich beeindruckend, Christine. Der Bereich ist wirklich toll geworden, ich werde ihn definitiv mal zum Testen vorbeikommen." Er lehnte sich an den Rahmen des Durchgangs, beugte sich vor, sah hinein. Der zartrosafarbene Marmor war von höchster Qualität, das erkannte er sofort. Er nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse und spürte seinen Kopf etwas leichter werden; sein Herz dagegen wog immer noch schwer wie Blei in seiner Brust. Das schien Christine nicht zu entgehen, denn sie bot ihm an, sich ihr zu öffnen. Er schnitt eine Grimasse und ging ein paar Schritte durch den Raum, warf einen Blick in die großzügige Saunakabine auf der anderen Seite des Ganges. "Vor dir kann ich es nicht verbergen, was", sagte er mit matter Stimme und wich ihrem Blick aus. Wenn schon jemand hinter seine Fassade blickte, so war er froh, dass es Christine war.


RE: Love comes slow and it goes so fast - Christine Lowell - 13.03.2024

„Wie siehts da eigentlich aus bei dir“, fiel Christine aus fast unerfindlichen Gründen spontan an, „nachdem du Gouverneur warst“ wie lange war man das? Zwei Jahre? Drei? Vier? Bis man abgewählt wurde? Bis das Fußvolk mit Fackeln und Mistgabeln Sturm auf die Burg lief? „Wirst du dann Präsident?“ Das war in ihren Kreisen gar keine abwegige Sache, Michelle Obama und Elizabeth Lowell die Erste waren schließlich lange vor Michelles Zeit als First Lady befreundet gewesen, hatten miteinander dann und wann Tennis gespielt und miteinander geluncht. Gebruncht. Was auch immer man vorschob um sich schon vormittags Champagner zu gönnen. Der Preis musste stimmen, dann gab es weder Grenzen noch Regeln. „Ich frag nur, weil das wirklich hervorragend für meinen Ruf wäre, wenn du nebenbei in deiner Rede bei der Amtseinführung erwähnen könntest, dass du den stressigen Wahlkampf nur durchgestanden hast, weil du dich hier so gut entspannen konntest.“ Das war natürlich nicht ernst gemeint, aber vielleicht würde das in Kombination mit dem Champagner aus Kaffeebechern dafür sorgen, dass sich ein kleines Lächeln in seinem sorgenvollen Gesicht abzeichnete. Ihr war klar, dass er seine Mimik der Öffentlichkeit anpassen musste und in den wohl allermeisten Fällen war sein Lachen pointiert gesetzt und mit Intention, einem höheren Ziel gewidmet. Aber das hier, das tat ihr Leid. Er litt, das war offensichtlich. Das hätte vielleicht kein Blinder gesehen, wie auch, aber jemand mit dem Mindestmaß an Empathie ganz sicher. Dass er sich hier geborgen genug fühlte um die sorgsam errichtete Schutzmauer ein wenig einreißen zu lassen ehrte Christine, die dieses Vertrauen niemals ausnutzen würde. Eher würde sie sich den Mund zunähen lassen, so viel war sicher.

Christine zögerte, hatte sie da richtig verstanden? „Du hattest noch nie eine Gesichtsmaske?“ Und da dachte sie, dass Champagner aus Tassen eine Schande wäre. Aber das? Damit war immerhin klar, worauf das hier hinauslaufen würde. Was scheinbar nicht in Frage kam, war eine Schwimmsession im Pool. „Du kannst auch ohne Badehose schwimmen“, bot sie ihm großzügig an, nicht anzüglich, hoffentlich verstand er das auch so. „Ich meine nur, daran soll es nicht scheitern.“ Aber wahrscheinlich war das dem Abend auch nicht wirklich angemessen, was, wenn ihre Mutter irgendwann jemanden auf die Suche schickte nach der Zweitgeborenen und dann fand man sie nackt planschend im Pool? Mit dem zukünftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten? Oder, naja, zumindest dem nächsten Gouverneur der Metropole.
Sie nahm einen viel zu großen Schluck aus ihrer Tasse und kniff die Augen kurz zusammen, als die Kohlensäure ihr bis in die Nase stieg. „Sag einfach Bescheid, wann es dir passt. Dann kannst du hier so viel Privatsphäre bekommen wie du möchtest.“ Denn dass er in seiner Position nicht mit Hinz, Kunz und Anverwandten in der Saune sitzen konnte, war selbstredend. Und weil sie scheinbar nicht aus dem ersten mal gelernt hatte nahm sie wieder einen zu großen Schluck aus der Tasse und musste sich räuspern, okay, das mit den Tassen… war keine besonders kluge Idee gewesen. Egal, es war wie es war. „Kannst du sicher“, antwortete sie mit einem sachten Lächeln auf den Lippen, „und du musst mir natürlich auch nichts erzählen. Ich möchte nur, dass du weißt, dass deine Geheimnisse bei mir sicher sind, falls du etwas erzählen möchtest.“ Und wenn nicht, dann war das auch in Ordnung. Was auch immer ihn beschäftigte und/oder widerfahren war, manche Dinge brauchten Zeit um überhaupt greifbar zu werden.

„Komm mit“, forderte sie ihn stattdessen auf und lotste ihn in einen Raum, in dem ihre Kunden in der Regel Maniküren, Pediküren oder eben Gesichtsmasken bekamen. „Erzähl mir was über deine Haut“, bat sie ihn und stellte ihre Tasse ab, nahm sich stattdessen eine Kladde zur Hand, einen Stift und tippte mit der Spitze des Kugelschreibers auf eine leere Seite. „Du kannst dir Musik wünschen, wir haben in jedem Raum eine individuelle Sprachassistentin.“ Sie trat näher, klopfte auf die Liege und breitete somit das Angebot aus, dass er sich dort in eine halb sitzende, halb liegende Position bringen konnte. „Benutzt du Pflegeprodukte für deine Haut? Wenn ja wie oft am Tag? Womit reinigst du dein Gesicht?“ Ganz ernst konnte sie nicht mehr bleiben, das lag zum Einen an seiner Gesellschaft und zum anderen, naja, an Champagner in Kombination mit den schon zuvor konsumierten Spirituosen.



RE: Love comes slow and it goes so fast - Emrys Westbrook - 14.03.2024

"Erstmal muss ich Gouverneur werden", wiegelte Emrys ab, wobei er eigentlich keinerlei Zweifel daran hegte, dass ihm das gelingen würde. Er war wie geboren für diesen Job. Von den anderen Kandidaten war keiner so geeignet für den Job wie er. "Aber ja, für die Präsidentschaft werde ich auf jeden Fall zum geeigneten Zeitpunkt kandidieren." Auch hier hegte er keinerlei Zweifel bezüglich seiner Kompetenzen. Er hielt sich für absolut fähig, dieses Land zu führen und dabei einen verdammt guten Job zu machen. Das einzige, was ihm daran missfiel, war der nötige Umzug ins Weiße Haus; er mochte sein Loft sehr. Obwohl ihn dort alles an Ellis erinnerte, trotz einiger bereits ausgetauschter Möbelstücke. Doch auch, wenn er die neue Couch anblickte, sah er diese besondere blonde Frau vor sich, wie sie es sich mit einer Decke dort gemütlich machte. Das Möbelstück an sich spielte dabei keine Rolle. Grrr, wieso musste er schon wieder an sie denken? Konnte sie nicht mal für eine Stunde oder so aus seine Kopf verschwinden? Wenn das so weiterging, würde er noch wahnsinnig werden.
Zum Glück lenkte Christine ihn wenigstens ein bisschen ab. Sie tat ihr Bestes; dass sein Kopf einfach nicht loslassen konnte, war nicht ihre Schuld.
"Ich werde den Spa Bereich bei meiner Amtseinführung auf jeden Fall gern positiv erwähnen - aber dafür muss ich ihn natürlich ausgiebig testen. Dafür musst du mich dann eber unterstützen, dass ich überhaupt gewählt werde." Immerhin hatte ihre Familie Einfluss und Geld; beides Dinge, die er zwar ebenfalls besaß, von denen man aber in einem Wahlkampf nie genug haben konnte. Vor allem nicht, wenn man ins Weiße Haus wollte. Emrys wusste, dass sie versucht hatte zu scherzen, aber ein Körnchen Wahrheit durfte in ihrer beider Worte ruhig stecken. Da er ihren Blick auf sich spüret, versuchte er, einen Mundwinkel zu so etwas wie einem Lächeln hochzuziehen, da er aber das Gefühl hatte, dass ihm dies fürchterlich misslang und er höchstens eine gruselige Grimasse zustande brachte, ließ er es lieber schnell wieder bleiben. Ihre Blick nach zu urteilen hatte sie ohnehin längst gemerkt, dass es ihm nicht gut ging, und er gab sich ja auch nicht ganz so viel Mühe, das zu verbergen. Nein, eigentlich versuchte er nur, sich irgendwie zusammenzuhalten und nicht vollkommen auseinanderzufallen.

"Ist das so ungwöhnlich für einen Mann?" fragte er verunsichert, da Christine ziemlich erstaunt darüber zu sein schien, dass er noch nie eine Gesichtsmaske gehabt hatte. Und er hatte so das Gefühl, dass sich der Zustand der Maskenjungfräulichkeit nicht mehr lange halten würde. Doch zunächst lehnte er erst einmal das Angebot des Nackbadens ab, auch wenn er es wirklich zu schätzen wusste und ihm klar war, dass er da keine komischen Hintergedanken vermuten musste. "Danke, das ist wirklich lieb von dir, aber mir ist gerade nicht nach schwimmen." ihm war eigentlich nach gar nichts, außer sich zuhause zu einem kleinen Ball aus Schmerz zusammenzurollen und zu versuchen, irgendwie zu überleben. Aber das würde ihn ja auch nicht weiterbringen. Alkohol, das konnte helfen, wenn auch immer nur kurz; und so nippte Emrys an seiner Tasse, die dann auch schon wieder leer war. Huch. Da half wohl nur nachfüllen, was Emrys schnell erledigte, zum Glück stand die Flasche noch auf der Theke. Zu Christine zurückkehrend, nippte er direkt wieder am Champagner und spürte die brennende Wärme, die für einen Moment alle anderen Gefühle zu überdecken schien - naja, fast zumindest.
"Danke, ich komme darauf zurück", ließ er sie wissen und wusste das Angebot der Privatsphäre zu schätzen. Ihm war bewusst, dass das auch in einem Hotel wie diesem zu erwarten war, dennoch war es nett von ihr, dass sie es zusätzlich noch einmal ansprach. Das zusammen mit ihrem Angebot, sich ihr anzuvertrauen... Emrys kämpfte für einen Augenblick mit seinen Gefühlen, er senkte den Blick auf den Boden und schluckte hart. Der Schmerz, dieser immer wieder aufwallende Schmerz, er war kaum auszuhalten. Und Emrys wusste einfach nicht, was er dagegen tun sollte. Schließlich brachte er ein Nicken zustande, das gleichzeitig so etwas wie Danke bedeuten sollte, und leerte seine Tasse in einem Zug, nur um sie erneut aufzufüllen, ehe er ihr in einen Raum folgte.

Etwas über seine Haut erzählen? Emrys war für einen Moment ratlos. "Sie ist ein Organ und bedeckt meinen ganzen Körper..?" sagte er schließlich, weil er nicht wusste, was hier von ihm erwartet wurde. Was gab es zu seiner Haut denn schon groß zu sagen? Sie war da. Sie wurde faltig. Wenn er zu lange in der Sonne saß, wurde sie rot. Mehr fiel ihm dazu wirklich nicht ein.
Musik...
"Lieber keine Musik, wenn das okay ist", bat er leise. Irgendwie schaffte es aktuell jedes Lied, ihn an... sie zu erinnern, weshalb er Musik gerade kaum ertrug. Und dass, obwohl er es im Grunde genommen liebte, sich berieseln zu lassen oder eine Playlist seiner Stimmung entsprechend abzuspielen. Aber Alexa, dieses Miststück, war für ihn nun ebenso mit Ellis verknüpft wie alles andere in seinem Leben. Jetzt dachte er schon wieder an sie... Schnell noch einen Schluck Champagner trinken und sich mit der Frage beschäftigen, ob er Pflegeprodukte benutzte. Hm? Meinte sie sowas wie eine Gesichtscreme oder so?
"Sollte ich irgendwas benutzen?" fragte er hilflos. Reinigen? Wie bitte? "Äh... Ich fürchte, ich bin etwas überfordert mit deinen Fragen und kann dir nicht wirklich mit hilfreichen Antworten dienen", entschuldigte er sich schließlich und hob die Schultern. "Tut mir leid." Zögernd nahm er auf dem Stuhl platz, dem er irgendwie nicht so ganz traute. Was hatte Christine mit ihm vor? "Hast du da keine Ahnung von? Also, was ich brauchen könnte, meine ich?" Erneut nippte er an der Tasse, ehe er sie auf einem Tischchen neben dem Stuhl abstellte. Ah, sein Kopf fühlte sich mittlerweile leicht benebelt an, stellte er fest, als er selbigen auf das Kopfteil des Stuhles ablegte. Endlich. Jetzt kam er langsam auf ein Level, mit dem er arbeiten konnte.


RE: Love comes slow and it goes so fast - Christine Lowell - 15.03.2024

Was auch immer ihm widerfahren war, Christine hoffte inständig, dass er zeitig Besserung erfuhr, in welcher Form auch immer. Entweder weil sich das Problem in Luft auflöste, er einen politischen Erfolg erzielte oder er einfach nur eine andere Form von Glück fand. Schwierig jemandem etwas zu wünschen, wenn man in erster Linie nicht wusste, was ihm überhaupt abhanden gekommen war. Und selbst wenn, im eigenen Fall wusste Christine ja nicht einmal was sie sich selbst wünschen würde. Ein wenig mehr Grips, damit sie bei der Männerwahl nicht immer so daneben griff? Aber wie sollte man an sowas kommen. Davon abgesehen hatte sie ja eigentlich alles was sie brauchte, materielle Dinge konnte sie sich in der Regel gut leisten und Freunde und Familie waren vorhanden, Gesundheit ebenso. Das mit der Liebe, das war derzeit der einzig große Knackpunkt in ihrem Leben. Dass Emrys dasselbe Problem haben sollte erschien ihr absolut abwegig, wenn nicht einmal er haben konnte wen er wollte, dann waren sie alle verloren. „Du kannst dir über meine Unterstützung sicher sein“, sicherte sie ihm aber ohne Umwege zu und nickte resolut. „Was kann ich tun? Gratis Gesichtsmasken? Meine peer group von dir überzeugen? Glaub mir, die Stimmen von denen sind dir eh sicher.“ Wer sich in ihrem Bekanntenkreis befand würde im Leben keine Republikaner wählen. Dabei waren reiche Erben doch dafür prädestiniert - und sicher gab es genügend im unmittelbaren Umfeld, die das auch taten, aber das waren auch hervorragenden Gründen nicht Christines Freunde.
„Nicht unbedingt ungewöhnlich, aber…“ Christine kratzte sich mit der freien Hand kurz an der Schläfe. Emrys legte viel Wert auf sein Aussehen, weshalb es ihr schwer fiel zu glauben, dass ihn noch niemand aus seinem Team dazu gedrängt hatte noch mehr aus sich heraus zu holen, weil sein Aussehen und Charme ihm noch mehr Wähler sichern würden. „Heutzutage achten auch einfach sehr viele Männer mehr auf die nötige Pflege ihrer Haut. Es lohnt sich.“ Sie schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln, als müsste sie ihn von irgendeinem Produkt überzeugen, das sie wortwörtlich an den Mann bringen wollte. Musste sie nicht. Aber sie wollte.

Mit gleichermaßen Wohlwollen als auch Sorge betrachtete Christine Emrys dabei, wie er die Tasse in Rekordzeit leerte. „Immer langsam“, mahnte sie ihn grinsend an, als hätte sie ihm etwas vorzuschreiben, „sonst sind dir die Kopfschmerzen morgen garantiert. Auf jeden Tasse davon solltest du auch eine Tasse Wasser nehmen“, erklärte sie das Rezept zum ausgewogenen Suff, damit man idealerweise nicht dabei abgelichtet wurde wie man in einen Springbrunnen kotzte. War ihr nicht passiert, aber ihrer kleinen Schwester. Und nicht nur einmal. Lustigerweise mehrfach in denselben Brunnen.
Schwimmen also nicht, dafür würde er um eine Gesichtsmaske aber nicht herum kommen. Da er kein Make-Up trug (oder???) war das einfach, sie müsste mit vorgehaltener Hand in die obere Etage verschwinden und sich neu schminken, wenn sie sich nun etwas ins Gesicht schmieren würde.
Als hätte Emrys sie persönlich beleidigt sah Christine den Westbrook entrüstet an als dieser das einzige, über seine Haut verfügbare Wissen teilte. „Das ist schrecklich“, ließ sie ihn wissen und seufzte tief, musste sogar eine aufrechtere Haltung finden, damit dies in ihrem Kleid überhaupt in der Form möglich war. „Wieso hat dich noch nie jemand besser darüber aufgeklärt was du mit dem Organ“, und das setzte sie sehr betont in gestikulierte Anführungszeichen, „anstellen musst, damit es lange gesund und wunderschön ist, hm?“ Aber dafür gab es ja sie. Christine trank ihre Tasse ebenfalls in einem Zug leer, spürte den angenehm schwummrigen Zustand sogleich und ließ sich auf einem Hocker auf Rollen nieder. „Ob ich eine Ahnung habe?“ Wieder ein Seufzen. „All die Jahre Soziomedizinische Wissenschaften an der Columbia und du fragst mich ob ich Ahnung habe.“ Natürlich war sie nicht wirklich getroffen darüber, sie erwartete schließlich nicht, dass er das über sie wusste. „Lass mich mal sehen“, bat sie, rollte an die Liege heran und neigte sich Emrys entgegen um seine Haut fachmännisch zu begutachten. „Wo hast du studiert?“ Hatte sie diese Info irgendwo abgespeichert? „Siehst mir aus wie jemand der… in Yale war, vielleicht?“ Oh, wenn sie daneben lag… das konnte böses Blut geben.
„Also“, fiel dann aber das schnelle Urteil über seine Haut aus. „Du hast sehr trockene Haut. Eine raue Textur und ein mattes Aussehen. Bestimmte, feuchtigkeitsspendende Produkte können dabei helfen die Hautbarriere zu nähren. Und regelmäßige Peelings würden die alten Schuppen entfernen.“ Christine kniff ein Auge zusammen und sah Emrys abschätzend an. „Darf ich dir eine Maske machen? Bitte.“ Einmal mit den Wimpern klimpern, bitte! „Irgendetwas gegen das du allergisch bist? Oder gar nicht magst? Irgendein… Geruch, eine Textur? Du würdest dich wundern wovor sich manche Menschen ekeln.“ Oder auch nicht, er sah ja wie jemand aus der viel herumkam und sich viel unterhielt. Die Lowell erhob sich vom Hocker und trat an eine Anrichte, hinter der sich die Produkte befanden, die sie für die Basis bräuchte. „Soll ich dein Getränk auffüllen?“



RE: Love comes slow and it goes so fast - Emrys Westbrook - 16.03.2024

Emrys war dankbar für Christines Aktivismus, sie fragte direkt, in welcher Form sie ihn unterstützen konnte. "Gesichtsmasken? Ich weiß nicht recht. Meinst du, das bringt was, wenn man welche verteilt mit Vote for Westbrook-Aufdruck?" In seiner Altersklasse war so eine Aktion sicher nicht zum Erfolg gekrönt, aber was wusste er schon über die jüngere Generation? "Beruhigend zu wissen, dass mir die Stimmen von dir und deiner Freunde sicher sind. Ich hoffe, du hast sie dafür keiner Gehirnwäsche unterzogen." Er sah sie dankbar an, denn er obgleich er in den vorläufigen Umfragen nicht schlecht abschnitt, war der Wahlkampf noch ein langer Weg, und er konnte jede Unterstütung gebrauchen. "Danke", schob er daher noch hinterher und hoffte, dass es so aufricht klang, wie es gemeint war. Für ihn klang alles, was er sagte, hohl und traurig; aber da färbte wohl der eigene Blick auf sich selbst das Bild gehörig ein. Von außen sah man ihm ja kaum an, wie es ihm im Inneren ging, das wusste Emrys. Dafür hatte er sein Pokerface lange genug einstudiert und perfektioniert, er verfügte über eine beneidenswerte Kontrolle seiner Gesichtsmuskeln und Gesten, wenn er sich nur konzentrierte. Da das aber auch kräftezehrend war, war er froh, dass es Christine gegenüber nicht nötig war, die Fassade aufrecht zu erhalten.
So, Männer achteten wohl auf die Pflege ihrer Haut. Da hatte Emrys wohl noch Nachholbedarf. Eigentlich fand er, dass er ganz gut aussah, aber da gab es wohl noch etwas zu optimieren? Nun, er war gespannt. Was ihm allerdings weniger gefiel, war, dass Christine ihn auszubremsen versuchte. "Keine Sorge, ich vertrage viel", versicherte er ihr, wohl wissend, dass das weder aussagekräftig war noch irgendwie annähernd stimmte. Er vertrug schon Einiges, aber wenn er so weitermachte, würde der Abend nicht gut für seinen Magen enden. Aber das war doch jetzt auch schon egal. Sein Handy vibrierte, und er zog es aus der Jacketttasche, um einen kurzen Blick darauf zu werfen. Mittlerweile hatte er aufgehört zu hoffen, dass Ellis ihm schrieb; und so war es wenig überraschend, Freds Namen auf dem Display zu lesen. Er wollte wissen, wie die Party lief. Die treue Seele saß in der Bar unten in der Hotellobby und wartete auf ihn. Das tat er in der Regel nur selten, aber da er wusste, in welcher Verfassung sein Chef sich momentan befand, hielt er es wohl ratsamer, in der Nähe zu sein und gegebenenfalls Schadensbegrenzung direkt vor Ort einleiten zu können. Wenn Fred in den letzten Wochen etwas über Emrys gelernt hatte, dann, dass er unberechenbar war, wenn er Liebeskummer hatte. Emrys tippte eine kurze Antwort, dass er sich mit Christine einen Champagner im Spa Bereich gönnte. Postwendend kam die Antwort: Trink Wasser zwischendurch. Emrys rollte mit den Augen und steckte das Handy wieder in die Tasche seines Jacketts. Langweiler, allesamt. Aber im Grunde war er froh, dass Fred sich um ihn sorgte und dort unten auf ihn wartend seinen Rückhalt bildete.

"Ich habe in Harvard studiert. Aber was hat das mit meiner Haut zu tun?" Er nippte erneut an seiner Tasse und fragte sich, was zur Hölle man im Studiengang soziomedizinische Wissenschaften lernte. Er traute sich aber nicht zu fragen, so, wie Christine seine Haut nun kritisch zu begutachten begann. Nun, wie wirkte auf ihn jedenfalls äußerst kompetent. Im Gegensatz zu ihm. Allergisch? Seine Haut? "Von zu viel Sonne kriege ich rote Haut", war alles, was ihm einfiel, wohl wissend, dass das nicht das war, was sie wissen wollte. "Ich mag es nicht, wenn die Sonnencreme so auf der Haut liegt, dass ich das Gefühl habe..." Er suchte nach den richtigen Worten. "... nicht atmen zu könen?" fragend sah er sie an. Machte das Sinn? "Und ich glaube, solange die Creme nicht nach Kuhmist riecht, komme ich klar. Aber ich habe da ja nicht wirklich Erfahrung mit Gerüchen. Ich möchte auf jeden Fall nicht riechen wie... na, so süßlich-niedlich." Er zuckte mit den Schultern. "Passt irgendwie nicht zu mir." Was er mit der Information, dass er eine trockene Haut hatte, anfangen sollte, wusste er nicht. Aber das würde Christine ihm sicher noch erkläutern. Auf ihre Frage hin, ob sie ihm eine Maske machen durfte, nickte er. Scharf war er zwar nicht so unbedingt darauf, aber alles war besser, als zurück zur Party zu gehen. Dafür durfte sie ihm auch ihre Tasse auffüllen. "Gerne", antwortete er daher auf die entsprechende Frage hin und wartete auf dem Stuhl, während sie davonging, um ihm das Gewünschte zu bringen.
Würde Ellis sowas hier gefallen? War sie eine Frau, die Gesichtsmasken mochte? Kannte sie ihre Haut? Mit Sicherheit. Er konnte sie förmlich vor sich sehen, wie sie hier entspannt liegen und Witze machen würde. Sie würde genau wissen, welchen Duft sie haben wollte. Wäre sie hier, dann würde ihm das hier so viel mehr Spaß machen. Sie würde sich über ihn lustig machen, weil er mit Maske um Gesicht sicher total blöd aussehen würde, und er würde jede Sekunde davon genießen.
Sie fehlte ihm so sehr.
Eine Welle des Schmerzes überrollte ihn, sodass er tief durchatmen musste. Just in diesem Moment hielt Christine ihm die aufgefüllte Tasse hin, und Emrys entriss sie ihr förmlich und leerte sie in einem Zug. Dann ließ er seinen Kopf schwer auf die Kopfstütze fallen und schloss die Augen. "Warum lässt das nicht nach", murmelte er, sich gar nicht dessen bewusst, dass er die Worte leise ausgesprochen hatte.