Love comes slow and it goes so fast
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#3


Love comes slow and it goes so fast
,   Gast,   Emrys Westbrook
am 08.03.2021


Die kleine Lowell. Ihr resigniertes Lächeln wurde durch ein Seufzen begleitet. „Wie sie leibt und lebt“, nahm sie die Titulierung auf sich, wie eine zu schwere Krone, machte den Ansatz einer Verbeugung. Wenn man in ihren Kreisen aufwuchs und dort verblieb, dann gewöhnte man sich schnell daran immer die Tochter von zu sein. Manchmal auch die Schwester von, meistens aber eher dann, wenn jemand der Geschwister ein besonders lasterhaftes Leben führte und sich Skandalen aussetzte. Davon waren die Lowells bisher größtenteils verschont geblieben, ein uneheliches Kind in den Reihen war zum Glück schon lange kein gravierender Ausreißer mehr. Für die älteren blieb man dann so jemand wie die kleine Lowell, selbst dann, wenn man wie der Mann der ihr da im Nacken hing schon lange aus einschlägigen Gründen hinter einem her war. Sie wollte sich das Bild lieber gar nicht erst gedanklich ausmalen. Ew. Immerhin, Emrys schien ihrer Bitte nicht abgeneigt, im Gegenteil. „Immer“, ging sie den Deal umgehend ein und rollte mit den Augen um einen Blick auf die umstehenden Leute zu werfen. „Wobei?“ Oder eher auch: „Beziehungsweise bei wem?“ Keine Frage, auch Emrys war ein begehrtes Opfer wenn es darum ging als Snack, Trophäe oder wahlweise nächsten Lebensabschnittsgefährten mit nach Hause genommen zu werden. Christine hauchte ihm ebenso die obligatorischen Küsse auf die Wange und mit absoluter Genugtuung stellte sie fest, dass Emrys einen umschweifenden Blick verteilte der anderen ohne jedes weitere Wort klar sagte: nicht stören. Sie sollte es sich auf die Liste schreiben wenn sie den nächsten, vermutlich ebenso falschen Kandidaten aussuchte den sie als Partner haben wollte, jemand, der Autorität einfach durch entschlossenen Charme ausstrahlte. Und sein Charisma nicht nutzte um die eigene, frische Ehe gleich mit Affären zu torpedieren.

Etwas überrascht vernahm Christine seine nächsten Worte. „Meine Mutter wäre schockiert wenn sie wüsste, dass dir die Gästeliste so wenig zusagt, dass du dich nur mit ihrer Tochter unterhalten möchtest. Sogar nur mit der Zweitgeborenen.“ Sie lächelte, auch wenn es natürlich keinen Unterschied machte in welcher Reihenfolge ihre Mädchen zur Welt gekommen waren, in ihren Kreisen machte es noch immer - aus ihr unerfindlichen Gründen - etwas aus wer unter den Nachkommen die Nummer Eins war. „Aber mir soll es recht sein“, schob sie schnell hinterher, wenn sie Emrys für sich beanspruchen konnte, dann würde sie das sehr gerne tun. Abgesehen von ihren Schwestern konnte auch Christine hier niemanden ausmachen, mit dem sie sich wirklich gern unterhalten wollte. Auch wenn es vermutlich gar nicht schlecht wäre sich auszutauschen und Konversation über den Bereich des Hotels zu führen, für den sie verantwortlich war. Egal, Arbeit und Werbung konnten auch mal einen Abend aussetzen.
Ihre Nachfrage schien etwas in Emrys auszulösen, das Christine nicht ganz fassen konnte. Vor allem, weil Westbrook viel zu geübt darin war das Pokerface genauso professionell zu tragen wie seine Anzüge. Soweit Christine wusste hatte er keine engere Familie mehr, von öffentlichen Skandalen hatte sie ebenfalls nichts mitbekommen; woher also diese kurze, offensichtliche Traurigkeit rührte… Herzschmerz? Oh, prima. Da hatte sie ihren Partner für den Abend ja wirklich gefunden.
„Reden wir lieber nicht drüber“, zitierte sie seine weisen Worte, die auch auf ihren desolaten Zustand hindeuteten. „Aber danke“, fügte sie hinzu ob des Kompliments, das er ihr machte. Vielleicht kam später noch der Punkt an dem sie Emrys von ihren Problemen erzählte, so wie sie sich selbst kannte würde spätestens zwischen dem vierten und fünften Drink der Moment kommen, an dem ihre Worte eine Eigendynamik annahmen.
„Ist es jemals zu früh um an die Bar zu gehen?“ Zumindest nicht bei solchen Anlässen. Christine hob ihr Glas an, als wäre das die einzige Rechtfertigung die sie dafür bräuchte, leerte es in einem Zug und hakte sich dann mit dem rechten Arm unter Emrys linken um ihn in Richtung Bar zu entführen.

„Oh“, stellte sie dann fest als ihr Blick von Violet eingefangen wurde. Man kannte sie. Eine Legende für sich. Nicht unbedingt nur mit positiven Konnotationen. „Bist du heute der Auserwählte?“ Davor sollte sie ihn wohl also schützen. „Ich rette dich, keine Sorge.“ Das war ihre leichteste Übung, allein schon deswegen, weil Violet Christine aus einem ihr nicht ersichtlichen Grund hasste. Schon immer. Selbst als Christine ihre Haare noch zu zwei Zöpfen geflochten getragen und eine Zahnspange besessen hatte.
An der Bar angekommen hob Christine die Hand um auf sich aufmerksam zu machen. „Was darf es sein?“ Sie ließ den Blick noch einmal kurz über die Menge schweifen, die Stimmung war schon jetzt gut, denn was stimmte war: Elizabeth Lowell wusste wirklich wie man eine gute Party warf.
„Meine Mutter hat mich dazu angehalten den Spa Bereich heute ins Gespräch zu bringen, aber sie hat nicht gesagt bei wem oder wie vielen Leuten. Deswegen würde ich dich, Emrys Westbrook, dazu einladen ihn dir bei einer privaten Führung in Ruhe anzusehen. Wie wärs?“
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