Love comes slow and it goes so fast
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#1


Love comes slow and it goes so fast
,   Christine Lowell,   Emrys Westbrook
am 08.03.2021


» Staring at the bottom of your glass
Hoping one day you'll make a dream last
Maybe one day, you'll understand why
Everything you touch surely dies
everything
Emrys & Christine / birthday party / 8. März / abends



Elizabeth Lowell hatte viele Qualitäten und Stärken, wie es sich der Redner im adretten, sündhaft teuren Anzug nicht nehmen ließ zu erwähnen und aufzuzählen; neben einem beispiellosen Charakter, einem eisernen Willen, Durchhaltevermögen, Witz, Humor und Charme, einem wachen, blitzschnellen Geist,… Die. Liste schien endlos lang. Nichts davon vermessen und eigentlich genau so, wie man einen 65. Geburtstag feiern sollte - gepriesen für all das, was man in seinem Leben auf die Beine gestellt hatte. Sie war mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden und hatte sich doch nie daran verschluckt. Jetzt also auch schon Großmutter und sie stellte noch immer famose Partys auf die Beine. Wie diese.
Frustriert schwenkte Christine das Glas in ihrer Hand hin und her, stand an eine Mauer gelehnt im hinteren Teil des Raumes und verfolgte die Rede des… wer war das überhaupt?, halb aufmerksam, halb schon betrunken. Womit er Recht besaß - Elizabeth warf grandiose Partys, exklusive Einladungen nach denen sich die Leute verzehrten, denn wenn man wer war, dann wurde man eingeladen. Ging man ohne Kuvert mit goldenem Stempel aus Wachs aus, dann hatte man irgendetwas falsch gemacht - offensichtlich.
Heute hätte Christine ihren Platz hier gern mit jemand anderem getauscht, egal mit wem. Und wenn es die Obdachlose war, die drei Häuser weiter gern im Hauseingang Laub, Steine und Erde in leere Konservendosen füllte und behauptete, sie sei eine Hexe und das ihre Hexenküche. Statt Mitleid hatte Christine zuletzt Neid empfunden. Obdachlosigkeit war niemals beneidenswert, aber die Art und Weise wie dieser Person egal war was andere über sie dachten? Wie erreichte man dieses Level an Gleichgültigkeit? Oder musste man sich aktiv für den Wahnsinn entscheiden? Dieser Gedanke verleitete die Blonde dazu sich mit der Option auseinander zu setzen, womöglich wäre so ein Aufenthalt im Sanatorium ja doch eine willkommene Auszeit.

Ertappt zuckte Christine zusammen als die Menge applaudierte, offenbar war die Rede zu Ende und Christine stimmte in das Kollektiv ein, kippte sich dabei den Drink halb über die Hände und war geneigt, es einfach am schwarzen Kleid abzuwischen. Vielleicht lieber nicht, der Abend war noch jung und sie hatte einen Ruf zu verlieren. Noch dazu wollte sie nicht zu früh zu verzweifelt aussehen, auch wenn es angemessen wäre, man fand seinen Ehemann ja schließlich nicht alle Tage mit einer anderen Person im Ehebett.
Die Menge löste ihren Fokus von der höheren Ebene im Saal, wo der Redner Platz machte für die Band, die musikalisch durch den Abend begleiten würde; dafür sortierten sich alle anderen Leute neu. Ein paar zum Buffet, eine noch größere Menge zur Bar, obwohl Kellner mit Tabletts durch die Gäste schlenderten und ihr Angebot präsentierten. Vielleicht sollte Christine einen von ihnen heute Abend mit nach oben nehmen? Wieso eigentlich nicht?
Ihre Augen blieben an einem anderen Augenpaar hängen, das sie durch die Menge fixiert hatte. Kurz nur ratterten ihre Gedanken wer das war, dann hätte sie beinahe den Schluck den sie eben genommen hatte zurück ins Glas gespuckt. Wie er wirklich hieß spielte keine Rolle, unter ihren Schwestern war er als Gustav Grabscher bekannt, ganz als wäre er der Sexualstraftäter aus Entenhausen. Wie so viele seiner Generation (scheißalt) nahm er sich das Recht heraus den jungen Damen die Hand aufzulegen. Niemals heilend, im Gegenteil, er verstrickte in Gespräche die es im Laufe einer scheinbar lustigen Anekdote schließlich erforderten, dass er eine Hand auf Hüfte, Oberschenkel oder an der Taille legen musste. #metoo war in der Ebene der Hotelmogule scheinbar noch nicht angekommen. Tragisch.

Christine machte einen eleganten Schlenker um die Ecke herum, schob sich unter mehreren Verzeihung und Entschuldigen Sie bitte durch die Quatschenden, Trinken und Essenden in den hinteren Teil. Und… Bingo. „Westbrook“, fand sie schnell ein Gesicht, das sie hier gerne sah. Auch wenn er nicht wahnsinnig glücklich dabei aussah hier zu sein? Vertat sie sich? „Ich könnte hier mal Hilfe gebrauche“, fand Christine schnell einen Ausgangspunkt wieso er sie dennoch nicht wegschicken durfte. „Kannst du mich bitte in ein Gespräch verwickeln? Ich darf nicht verfügbar aussehen.“ Sie nickte mit ernster Miene und stellte ihr Getränk auf dem Stehtisch ab, atmete tief durch und prüfte Emrys dann etwas genauer. Er sah gut aus, wie immer. Als ob er das jemals nicht tun würde. Und abseits ihrer wahren Gefühle und Sehnsüchte war Westbrook schon immer jemand gewesen, über den die Schwestern gemeinsam gern fantasiert hatten. Mit zunehmendem Alter waren die Ideen dabei schamloser und reizvoller geworden. Und abseits davon war er auf offiziellen Anlässen immer jemand gewesen mit dem man sich gern unterhalten hatte, vor allem, weil es immer etwas zu lachen gegeben hatte. Und nicht nur aus Höflichkeit. „Alles in Ordnung?“ Sah eigentlich nicht so aus. „Gab es eine schlechte Umfrage, oder sowas?“ Sie hatte keine Ahnung wie Politik wirklich funktionierte, sie registrierte sich zum Wählen und war gewissenhaft bei der Abgabe der Stimmen. Und sie würde niemals einen Republikaner wählen, so viel war klar. Aber da endete ihr Verständnis für diese Wissenschaft auch schon.
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Love comes slow and it goes so fast - von Christine Lowell - 08.03.2024, 15:57

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