I like the way I can't keep my focus
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#28


I like the way I can't keep my focus
,   Ellison King,   Emrys Westbrook
am 11.01.2021


Emrys betätigte den Knopf, der Ellis einen schwarzen Kaffee bescheren würde, und ging dann ins Bad, wo er in seinen Schränken nach einer Zahnbürste suchte. Und zwar nicht nach den billigen Einmalzahnbürsten, die er sonst in der Regel verteilte, an Damen die eben nicht mehr als eine einmalige Sache waren. Doch Ellis, sie bekam die Premium-Gästezahnbürste, und von der hatte er nur eine einzige vorrätig. Für den Fall, dass eben mal eine besondere Person kam, die er mehr als einmal in seiner Wohnung zu beherrbergen hoffte. Natürlich konnte sie die Zwei-Klassen-Gesellschaft seiner Zahnbürsten nicht kennen, aber wenn, ob Ellis darüber erfreut wäre? Er hoffte es, er hoffte es sehr. Aber war er sich sicher? Nicht wirklich. Und selbst wenn er sich zum jetzigen Zeitpunkt sicher wäre, es konnte sich alles ändern, wenn sie erfuhr, dass er sich in der Politik herumtrieb. Dass sein Job bislang noch nicht zur Sprache gekommen war, grenzte ja irgendwie an ein Wunder. Aber irgendwann würde Ellis es wissen wollen und dann würde er sie nicht belügen. Er war ja nicht gerade ein Zuhälter oder Drogenmogul, aber er hatte eben oft die Erfahrung gemacht, dass manche Menschen einfach nicht gut auf seinen Job zu sprechen waren. Nicht jeder war mit dem, was Politiker so entschlossen, einverstanden, eher im Gegenteil, viele Leute reagierten mit Unmut. Und tatsächlich war es Emrys schon zwei Mal passiert, dass eine Frau die Verabredung abgebrochen hatte, nachdem sie von seinem Job erfahren hatte. Politik spaltete die Menschen, so war es einfach.

Der Gedanke, Ellis möglicherweise zu verlieren, schnürte Emrys regelrecht die Brust zu. Das durfte nicht passieren... Er wusste nicht, wie er damit umgehen würde. Seit er sie kannte, war sein Leben so viel lebhafter, seine Farben bunter und seine Laune besser. Das fiel sogar seinen Stabsmitgliedern auf. Und er mochte den neuen Emrys. Er war zwar immer noch verbissen, tough und zielstrebig - aber er war auch... keine Ahnung. Humorvoller. Menschlicher. Leichter.. so irgendwie. Und er mochte das. Ellis tat ihm gut, daran gab es keinen Zweifel. Und er hoffte, dass er das zumindest im Ansatz auch zurückgeben konnte.
Was er definitiv tun konnte, war ihr ein Milchschaumbild zu machen. Er würde alles für sie tun, wenn sie sich so an ihn schmiegte wie gerade. "Na klar", lächelte er daher und küsste sie kurz auf den Scheitel, ehe er sich von ihr löste, um die Milch aus dem Kühlschrank zu holen und ihn den Aufschäumer zu geben. Auf Knopfdruck legte das Gerät los, und Kaffee und Milchschaum waren gleichzeitig fertig. Emrys nahm die kaffeeebefüllte Tasse unter dem Automaten hervor und versuchte sich dann daran, den Milchschaum künstlerisch einzufüllen. Das war gar nicht mal so leicht, und das Endergebnis war... im besten Fall unkenntlich. Aber hey, die Mühe zählte, oder nicht?
Ellis kam nun aus dem Bad zurück und Emrys ließ sich nur zu gerne von ihr küssen. Mmmh, daran könnte er sich wirklich gewöhnen! Mit einem Lächeln legte er die Arme um sie und vergass die Kaffeekreation für einen Moment vollkommen. Vor allem, als sie ihn wissen ließ, dass sie sein Loft eigentlich nie mehr verlassen wollte... "Na klar, wenn du auf frische Luft verzichten kannst, dann ist das kein Problem." Immerhin waren sie hier so weit oben, dass die Fenster sich nicht wirklich öffnen ließen. Im besten Fall ließen sich einige kippen, aber durch die gute Luftfilteranlage des Lofts war das eigentlich gar nicht nötig. Das Loft regulierte die Luft vollkommen selbstständig; tauschte sie aus, regulierte Temperatur und Grad der Luftfeuchtigkeit. Tja, mit genügend Geld war eben so einiges möglich.

Ellis nahm die Kaffeetasse in die Hand. "Ich bitte dich, mein Kunstwerk zu würdigen", forderte er ein. "Das ist... eine Christbaumkugel, wie man klar erkennen kann." Immerhin hatte die Milchschaummalerei, wenn man es denn optimistisch so nennen wollte - man konnte es auch einen klaren Fail nennen, aber wer war schon so pessimistisch? - , doch irgendwie rundliche Züge, sodass die Christbaumkugel gar nicht so weit hergeholt war. Oder?
Las er die Zeitung aus beruflichen Gründen? Ja, auch. Er war sein Beruf, insofern interessierte es ihn auch wirklich, was in der Zeitung stand. Natürlich war es auch immer gut zu wissen, was die konkurrierenden Parteien und die potentiellen Rivalen auf das von ihm angepeilte Amt so unternahmen. Es war also im Grunde berufliches und privates Interesse, gemischt mit einer Prise Stalking und - im besten Fall - Schadenfreude. Hach, ein Hoch auf die Presse. "Sowohl als auch", antwortete er daher diplomatisch und betrachtete sie noch einen Augenblick, während sie den Blick schon abwandte. Dann folgte sein Blick ihrem und er musterte Lady Liberty. "Nein", antwortete er ihr schlicht und sah sie wieder an. "Es gibt einfach Anblicke, an die gewöhnt man sich nie so ganz und ist jedes Mal wieder von den Socken. So geht es mir jedenfalls." Ob sie merkte, dass er dabei nicht nur von der Dame draußen vor dem Fenster, sondern auch der in seinen Armen sprach?
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RE: I like the way I can't keep my focus - von Emrys Westbrook - 11.01.2024, 13:47

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