I like the way I can't keep my focus
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#27


I like the way I can't keep my focus
,   Ellison King,   Emrys Westbrook
am 11.01.2021


Neben Emrys aufzuwachen war wie nach einer Erkältung endlich wieder richtig durch beide Nasenlöcher atmen zu können; wie ein Fenster aufzureißen damit ein stickiger Raum wieder von frischer Luft durchflutet wurde; wie einen Stein aus dem Schuh zu bekommen und endlich wieder schmerzfrei weiterlaufen zu können; wie ein Rätsel zu lösen, mit dem man sich endlos lang herumgeschlagen hatte. Es war das Beste Gefühl das man sich in diesem Moment auslösen konnte und das alle anderen, je da gewesenen guten Gefühle weit in den Schatten stellte. Mit einem beseelten Lächeln auf den Lippen sah sie ihm hinterher als er aufstand um ihr einen Kaffee zu bringen und obwohl sich das Bett ohne ihn gleich sehr viel leerer und trauriger anfühlte, ließ sie es sich nicht nehmen noch einmal tiefer in das Kissen zu sinken. „Das ist wie eine Umarmung für den Kopf“, ließ sie ihn mit dunkler, genüsslicher Tonlage wissen und schloss noch einmal die Augen. Einatmen, ausatmen und beim erneuten Aufblicken hoffen, dass es kein Traum gewesen war. Dass sie wirklich hier war und er auch und er ihr nicht gleich sagte, dass es mit ihr ganz nett gewesen war aber sie nun gern gehen müsse bevor seine bezaubernde Ehefrau nach Hause kam. Dass es die nicht gab wusste sie zwar - zumindest hatte er das gesagt - aber das Gefühl, dass das hier zu gut war um wahr zu sein beschlich sie wieder. Wie ein Schatten der die ganze Zeit in ihrem Nacken gelauert hatte und nun seine Aufmerksamkeit ebenso wie Tribute forderte.
„Schwarz, bitte“, rief sie zurück in Emrys Richtung und schob sich träge in eine aufrechte Position. Nein, sie war definitiv nicht bereit im aufzustehen. Aber dann wiederum, wenn der Termin entsprechend ablief und sie künftig einen Teil ihres Alltags in New York City verbrachte, dann war das doch wiederum ein sehr erstrebenswertes Treffen und wenn die Zeit dann nur etwas schneller lief… Mit Blick auf den Kaffee kochenden Emrys verfiel Ellis für den Moment in eine Fantasterei für die sie eigentlich wenigstens zwanzig Jahre zu alt war. Sie war kein Mädchen mehr, das sich Hals über Kopf verliebte und nach den ersten wundervollen Erfahrungen die Zukunft mit jemandem in allen strahlenden Farben verplante. Sie musste vernünftiger sein, nicht nur, weil sie etwas zu verlieren hatte, sondern weil sie diesen Fehler schon begangen hatte und die Rechnung entsprechend noch immer mit Gewissensbissen sondergleichen beglich. Und noch dazu… wie fatal wäre es, wenn sie in dem hier so viel mehr sah als er?

Müde und doch irritierend zufrieden zugleich stieg auch Ellis aus dem Bett, sammelte das Harvard Shirt wieder ein und zog es sich über, er mochte sie gern nackt sehen und dennoch gab die Situation gerade etwas anderes vor. Gemütlichkeit, Beisammensein. Lust wie am Vorabend spielte weniger eine Rolle als der Wunsch, die Distanz zu Emrys wieder zu überbrücken. Ellis trat von hinten an ihn heran, ließ eine Hand über seine Schulter gleiten und lehnte dann den Kopf gegen seinen Oberarm. „Kannst du auch so Milchschaumbilder machen? Dann würde ich ausnahmsweise auch was anderes trinken als schwarzen Kaffee.“ Was einen wohl im Leben dazu bewog anzustreben, perfekte Herzen, Sterne und Brezeln aus Milchschaum auf einen Kaffee zu kriegen, den man dann eh trank? Express-Kunst für den Alltag.
„Gleich wieder da“, verabschiedete sie sich dann aber doch noch von Emrys und strebte das Bad an, nur um ein paar Minuten später mit frisch geputzten Zähnen und halbwegs gekämmten Haaren zurück zu kommen. Emrys, über die Zeitung gebeugt, zwei dampfende Kaffeetassen vor ihm. „Jetzt kann ich dich küssen“, pries sie sich an, schob sich wenig elegant aber fordernd zwischen Emrys und die Anrichte, legte die Arme um seinen Hals und verwickelte ihn in einen Kuss. So als hätten sie nie etwas anderes gemacht, als wären sie zwei Protagonisten in einem kitschigen Weihnachtsfilm die eingeschneit waren und sich über dieses Schicksal in Leidenschaft gefunden hatten. „Ist es eine Option das Loft nie mehr verlassen zu müssen?“ Ein schräges Grinsen auf den Lippen, ehe sie sich von Emrys löste und ihre Kaffeetasse zur Hand nahm, nur um sich dann neben ihm über die Anrichte zu beugen und auf die Schlagzeilen der Zeitung zu blicken. „Musst du das für die Arbeit lesen oder interessiert dich das wirklich?“ Und wollte sie das überhaupt wirklich wissen?
Ellis hob den Blick wieder und ließ ihn durch das gegenüberliegende Fenster in Richtung Lady Liberty gleiten. „Gewöhnt man sich jemals an den Ausblick?“ Denn dass sie fasziniert war - das war so offensichtlich wie die Tatsache, dass sie sich Hals über Kopf in den Mann neben sich verliebt hatte.
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RE: I like the way I can't keep my focus - von Ellison King - 20.12.2023, 21:01

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