11.12.2023, 15:24 - Wörter:
I like the way I can't keep my focus
Oh, wenn Ellis wüsste, dass es wirklich ein Geheimnis gab, dass er mit allen Mitteln zu schützen versuchte. Eines, das wie von ihr erwähnt, seine gesamte Existenz ruinieren würde - indem es nämlich aufdeckte, dass diese Existenz erst seit einem gewissen Zeitraum existierte und auf Lügen beruhte. Emrys Westbrook war nie geboren worden - er war auf einmal plötzlich da gewesen. Puff, da war er, wo eben noch ein Nichts geherrscht hatte. Ein Mann ward geboren, der nie Kind, Baby oder Embryo gewesen war. Wenn das herauskam, wäre seine Karriere am Ende - was für Emrys wirklich fatal wäre, bedeutete es doch neben dem Machtverlust auch finanzielle Einbußen. Wo verdiente man schon so lächerlich viel, wenn nicht in der Politik? Höchstens als Profisportler, aber dafür war er mittlerweile zu alt. Oder als Schauspieler, aber an einem Set zu hocken und auf seinen Einsatz zu warten war nicht gerade das, was Emrys sich unter einem Traumjob vorstellte. Nein, er fühlte sich in der Politik ganz wohl und hatte nicht vor, diese Karriere aufzugeben. Koste es, was es wolle. Er hatte bereits seine Seele dafür verkauft - höher konnte der Einsatz kaum noch werden, oder?
Emrys kehrte aus seinen Gedanken zurück in seine Wohnung und zu Ellis. "Nun, es gibt andere Aufbewahrungsmöglichkeiten als Keller oder Dachböden. Vielleicht habe ich eine Lagereinheit gemietet? Oder ich gehe nachts auf den Friedhof und verstecke meine Sachen in Särgen? Wer weiß das schon so genau..." Er zuckte mit den Schultern und bemühte sich, besonders unschuldig zu schauen, konnte aber ein Schmunzeln nicht gänzlich unterdrücken.
"Ich biete mich natürlich jederzeit an, deine Brüste zu halten", blieb das Schmunzeln auf seinem Gesicht, als er schließlich auf ihre Frage antwortete. "Sag einfach nur Bescheid, wann und wo. Wenn du mich fragst, passen sie in meine Hände auch viel besser als in so einen starren, genormten BH. Meine Hände passen sich deinen Brüsten individuell an, wärmen angenehm und verlieren nie an Tragkraft. Sie sind für deine Brüste also ein absoluter Gewinn." Wie absurd war diese Unterhaltung gerade? Und Emrys genoss jede Sekunde davon. Es gab so wenig Frauen, mit denen man derart herumblödeln konnte; da gab die Damenwelt ein Vermögen für Kleidung, Haare, Nägel, Botox und dergleichen aus - aber an ihrem Humor arbeiteten die wenigsten. Dabei war Humor für die meisten Männer viel attraktiver als falsche Haare, Plästiknägel oder erstarrte Gesichtszüge. Aber würde Ellis ihn auch noch gut finden, wenn sie erfuhr, dass er ein Politiker war? Oder wenn sie von seiner wahren Vergangenheit erfuhr? Nun, das erste würde sie wohl zwangsläufig irgendwann erfahren, wenn das mit ihnen weiterging - was er zu diesem Zeitpunkt wirklich sehr stark hoffte. Hinter zweites würde sie niemals kommen. Das konnte er, bei aller Zuneigung, einfach nicht riskieren.
Die Frage, wer hier keine Ahnung hatte, ließ Emrys in seinem Kopf so stehen. Ellis wusste ja schließlich nichts von seinen Geheimnissen und konnte daher keine realistische Einschätzung treffen, ob er es nun wert war oder nicht. Dass sie sich aber zweifellos wohl bei ihm fühlte, tat ihm unendlich gut und füllte gleichzeitig sein Herz mit Gefühlen an, über die er sich noch nachzudenken weigerte. Aber dass er nicht genug von Ellis bekommen konnte, stand außer Frage, und so zog er sie eng an sich und genoss ihren Körper an seinen und den Kontakt ihrer warmen Lippen. Dieser Nachtisch stellte alle bisherigen, je da gewesenen Nachtische in den Schatten, das stand mal fest!
Die Nacht ging viel zu schnell vorbei, und so sehr Emrys es genoss, Ellis neben sich zu spüren, so sehr bedauerte er es, sich bald von ihr lösen zu müssen. Immerhin hatte er Termine. "Guten Morgen, meine Schöne", brummte er mit noch vom Schlaf belegter Stimme. "Bleib gerne liegen, ich bringe dir Kaffee. Und suche eine Zahnbürste raus." Er küsste sie auf die Stirn, ehe er die Bettdecke ein Stück zurückschlug und aus dem Bett glitt. In der Küche schaltete er den Kaffeevollautomaten ein, ehe er eine Zahnbürste aus seinem Vorrat holte und dann kurz die Wohnungstür öffnete, um den davor befindlichen Stapel Zeitungen hereinzuholen. Berufskrankheit. Er schaffte es zwar nur, einen Bruchteil der Zeitungen zu lesen, aber er würde von seinen Stabsmitarbeiten über wichtige politische Dinge später ohnehin noch gebrieft werden.
"Was möchtest du denn - Kaffee schwarz? Cappuccino? Café Latte?" fragte er. Zwar hatte er keine Ahnung, wie die Maschine gereinigt und gepflegt wurde - darum kümmerte sich seine Reinigungsfee - aber die entsprechenden Knöpfe zu drücken, um ein Getränk ihrer Wahl zu zaubern, das bekam er hin.