I like the way I can't keep my focus
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#25


I like the way I can't keep my focus
,   Ellison King,   Emrys Westbrook
am 11.01.2021


„Da hast du so eine teure Hütte und hast weder Keller noch Dachboden“, stellte Ellis fest und ließ Mitleid mit Emrys walten, bedachte ihn mit einem ähnlichen Blick. „Wo sammelst du dann deinen ganzen Kram? Deine Geheimnisse? Du weißt schon, sowas was niemals jemanden finden und sehen darf oder es würde deine gesamte Existenz ruinieren?“ Klang wie ein stilistisches Filmelement, dabei wusste Ellis doch ganz genau wie fatal so etwas war, hatte ihre Tochter ja genau das auf dem Speicher des Hauses der Familie aufgetan. „Als ob du keine Leichen im Keller hast“, scherzte Ellis mit zusammengekniffenen Augen und taxierte Emrys spielerisch, sie wollte nichts aus ihm heraus kitzeln, aber jemand von seinem Format kam nicht ohne Geheimnisse aus. Das war einfach nicht realistisch. Oder schloss sie da zu sehr von sich und ihren fiktiven Figuren auf, naja, echte hochkarätige Menschen? Sie war ja dafür bekannt, dass ihre Fantasie die Realität dann und wann überholte. Wobei sie hier nicht sicher war, was wahr war und was nicht. Das hier war zu gut, zu schön, zu einfach. Wie sie da beisammen lagen und scherzten, Eis aßen und über Mamma Mia plänkelten. Das Ganze nahm eine weitere Dimension an als das nur so teilweise ernst gemeinte Gespräch sich in Richtung Zukunft entwickelte. Ihre Brüste in 30 Jahren, in welcher Form, Länge und Größe auch immer. Aber hier, bei ihm. Irgendwie jedenfalls. „Wieso soll ich die in den Händen halten, kannst du das dann nicht für mich machen?“ Sie hätte diese offensichtlich absurde Frage nicht ernst gemeinter formulieren können, die Leichtigkeit mit der dieser Wortwechsel abermals stattfand überraschte Ellis so sehr.
Wieso, stellte sich Ellis selbst die Frage, wieso sollte ihr so etwas Gutes passieren? So jemand Gutes? Es war nicht das erste Mal in ihrem Leben, dass sich ihr eigentlich unwahrscheinliche Gelegenheiten boten und sie diese beim Schopf packte; aber ein Stipendium an einer angesehenen Schule oder eine doch noch in Kraft tretende Aufnahme an einer Eliteuniversität waren etwas anderes, als das hier. Erfolg und Karriere waren das Eine, aber Menschen die das Herz berührten? Nachdenklicher als noch zuvor sah sie Emrys einen Moment an und überschlug im Kopf die Chancen, dass ausgerechnet sie jemanden wie ihn finden konnte. Lag die Wahrscheinlichkeit nicht bei Null? Eigentlich?

Wieso er nicht angerufen hatte - war es wirklich notwendig diese Frage zu stellen? Schon irgendwie, zumindest in ihrer Welt, in der Unsicherheiten im Zwischenmenschlichen keinen Raum mehr finden durften. Nicht solche Dinge jedenfalls, Unklarheiten über tatsächliche Zweifel und Loyalitäten. Verständnisvoll nickte Ellis über die Antwort. „Hätte ich“, gestand sie ihm zu, dass auch sie hätte anrufen können. „Ich glaube ich hab es aus demselben Grund nicht getan.“ Sicher war sie sich da nicht, aber die Angst etwas zu vergeigen was eigentlich noch gar nicht wirklich vorhanden war - das kam ihr schon sehr realistisch vor. Und wie absurd diese Sorge gewesen war bewiesen sie hier zusammen. Das Eis fand den Weg zurück in den Gefrierschrank und Ellis wieder ins Bett. Emrys Hände an ihrer Hüfte so warm und selbstverständlich. „Also Nachtisch“, stellte sie lachend fest, legte sich lang neben Emrys und platzierte erneute Küsse auf seine Brust, den Hals hinauf über die Wange zurück zu seinen Lippen. Nicht gut genug. Er. Als ob. „Du hast keine Ahnung“, zweifelte sie an, doch die Ernsthaftigkeit ihrer Worte ging im warmen Seufzen unter, das seine Berührungen bei ihr auslösten.

Noch nie in ihrem Leben hatte ihr ein Nachtisch so gut geschmeckt. Und noch nie hatte sie so gut geschlafen. Zumindest nicht seit sie Kinder hatte, was genau genommen ihr ganzes Leben ausgemacht hatte. Immer wieder hatten sich die beiden in der Nacht gefunden, eng umschlungen oder zumindest Rücken an Rücken. Wie absurd es war, dass man jemanden den man gerade so kannte - und dann eigentlich doch wieder gar nicht - so nah sein wollte, ja, dass es gar keine andere Option mehr zu geben schien. Es war so selbstverständlich neben Emrys aufzuwachen, dass Ellis daran zweifelte, dass sie nicht schon seit 20 Jahren verheiratet waren. Wobei der erste Blick in seine Augen dann gewiss nicht von so viel Freude gefüllt gewesen wäre.
„Morgen“, säuselte sie schlaftrunken und ließ den Blick durchs Loft schweifen, hell war es draußen noch nicht, würde es wohl auch nicht werden wenn sie den dichten Wolkenschleier richtig deutete. Müde kippte ihr Kopf wieder auf Emrys Brust, die Hand fand über seinen Bauch an seine Seite und drückte ihn fester an sich. „Müssen wir aufstehen?“ Eigentlich… nein. Wobei, verdammt, sie hatte einen Termin. „Wie spät haben wir?“ Ein bisschen wacher und doch noch geneigt den Termin dieses Mal einfach sausen zu lassen wenn sie dafür hier liegen bleiben könnte. „Wo ist dein Personal, das dir Kaffee bringt? Das muss doch mit so einem Apartment zusammen kommen?“ Wofür bezahlte er sonst horrende Summen für so eine Heimat? Ellis schob sich an seiner Seite etwas nach oben und platzierte einen Kuss auf seiner Wange. „Ich hoffe du hast eine Zahnbürste für mich? Vorher kann ich dich nicht richtig küssen.“
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RE: I like the way I can't keep my focus - von Ellison King - 25.11.2023, 13:14

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