I like the way I can't keep my focus
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#17


I like the way I can't keep my focus
,   Ellison King,   Emrys Westbrook
am 11.01.2021


Ob der Moment kam in dem Ellis die blöden Sprüche auch einmal ausgingen? Es war wohl offensichtlich, dass sie die leichte Nervosität in ihr damit zu kompensieren versuchte, Emrys immer wieder ein Lachen zu entlocken. Dabei war das gar nicht nötig, wenn jede Berührung, jeder Blick und jeder Atemzug der zwischen ihnen getätigt wurde war eine stumme Vergewisserung daran, dass das hier goldrichtig war. Und dann kamst du. Hätte Ellis ihn nicht schon zuvor geküsst, dann wäre sie spätestens jetzt über den Dunkelhaarigen hergefallen. Das Strahlen in ihren Augen wurde für einen Moment von Sanftheit übertrumpft, die ihre Verletzlichkeit nur noch unterstrich. All die Angst in ihr schien für den Augenblick dahin zu sein, pures Vertrauen in den Mann vor ihr, mit dem sie schon kurz danach auf seinem Bett landete.
„Seide ist antistatisch, das ist gut für deine Haarstruktur“, antwortete sie dennoch, schloss unter den Berührungen von Emrys aber die Augen und musste tief durchatmen um bei Sinnen zu bleiben. Ihr Körper bebte unter den Berührungen, ein Lachen hob die Spannung kurz auf. „Ach hör auf damit“, wollte sie das Kompliment ebenso wenig wie er annehmen sich selbst als schön zu empfinden. Aber was spielte das jetzt schon für eine Rolle.

Und dann… die Musik. Ellis musste laut auflachen als Emrys sich für Abba rechtfertigte, der Gesichtsausdruck wandelte sich aber zurück zu todernst, als er den Film nicht nur in Frage stellte sondern regelrecht degradierte. „Na hör mal“, begann sie und hielt seine Hände kurz mit den eigenen fest, zwang ihn erneut zu ihr aufzusehen. „Der Film ist meine Religion. Wenn ich gut drauf bin und den Film gucke bin ich danach noch besser drauf. Und wenn ich nicht gut drauf bin und den Film gucke, dann geht es mir danach wieder blendend.“ Zwei Stunde Sonnenschein und gute Musik, was war daran nicht zu lieben? „Außerdem, Meryl Streep!“, brachte sie das Argument, das alle anderen Gegenargumente restlos ausmerzen würde. Egal. Zurück zu fast so wichtigen Sachen wie der Ehre Mamma Mias.

Der Kuss seitens Emrys ließ die Autorin wieder verstummen, mit jedem Atemzug schien sie tiefer in die weichen Laken zu sinken, ließ sich nur zu bereitwillig von Emrys ausziehen. Natürlich gab es da Bedenken in ihr, dass er sie womöglich nicht so attraktiv finden könnte, immerhin hatte sie nicht mehr den Körper einer Zwanzigjährigen, aber damit rechnete er ja hoffentlich auch nicht. Ein wenig unsicher öffnete Ellis die Augen wieder, ihr Blick fing den von Emrys ein. Jeder Zweifel war damit ausgemerzt. Ellis streckte die Arme aus, umfasste seine Schultern und zog ihn näher zurück an sich heran um ihn zu küssen, da mischte sich unter die Musik eine weitere Geräuschkulisse, die eigentlich so vertraut sein sollte und doch so fehl am Platz schien. Sein Handy. Na und?
Leider schien Emrys das nicht so zu sehen, das erste Klingeln ignorierte er noch, das nächste dann… Okay, Ellis hatte nicht damit gerechnet, dass sich das Hirn eines Mannes tatsächlich aus so einer Situation lösen konnte um einen Anruf anzunehmen, aber sie war weder naiv noch dumm, wenn Emrys also dran ging, dann war es wirklich wichtig. Sein ungehaltener Ton für die Person am anderen Ende der Leitung bestätigte ihr dies. Die Blonde setzte sich im Bett auf, zog die Decke um sich herum um sich nicht zu schutzlos zu fühlen. Emrys Worte versetzten ihr schon einen Stich, sie wollte nicht, dass er ging. Sie wollte ihn hier haben, auf sich, unter sich, neben sich, überall eben.
„Ich hoffe dir ist klar, dass ich hier alle deine Sachen durchsuchen werde“, antwortete sie halbwegs humorvoll auf seine Worte, legte den Kopf kurz gegen seine Hand als er ihr die Haare aus dem Gesicht strich und sah ihm dann nicht ganz glücklich hinterher, als er die Wohnung verließ.

Die Musik surrte weiter leise durch das offene Raumkonzept des Lofts, unschlüssig sah sich Ellis um. Was sollte sie jetzt machen? Sie hatte nicht wirklich vor durch seine Sachen zu stöbern, das wäre unangemessen und unhöflich, noch dazu wollte sie keine Geheimnisse entdecken, die der Fortführung von dem hier später im Weg stünden.
„Oh“, kam es ihr dann aber doch, sie ließ die Bettdecke wieder fallen und öffnete den Kleiderschrank. Sie vertraute fest darauf, dass Emrys mit absoluter Sicherheit diverse Harvard Shirts besaß. Wer so stolz auf seine Alma Mater war, der schlief wahrscheinlich auch in diesem Alter noch im Collegeshirt. Und sie sollte nicht enttäuscht werden. Schon die erste aufgeschobene Schranktür offenbarte ihr einen akkurat gefalteten Stapel eben jener Kleidungsstücke. Ellis entschied sich für ein klassisches blaues Shirt, zog es über die schmalen Schultern und nahm sich ebenso noch eine Boxershorts dazu. Wann auch immer er zurück kam, sie hatte nicht wirklich vor bis dahin vollkommen nackt zu sein. Die eigenen Klamotten wieder anziehen? Nein danke.
Interessiert schlenderte sie also weiter durch das Appartement, nur weil sie keine Schränke und Schubladen aufriss hieß das ja nicht, dass sie sich nicht weiter umschauen durfte, oder?
Dennoch stach ihr schnell ein Detail ins Auge, das sie für eine Minute zur Salzsäule erstarren ließ. Emrys Westbrook. „Westbrook?“ Fragte sie in die Stille der Wohnung und blickte anschließend in Richtung Alexa, die gerade aufs nächste Lied der Playlist sprang. Adele. Gefiel ihr. Ob sie Alexa fragen sollte wer Emrys Westbrook war? Moment, warum kam der Name ihr so bekannt vor? Es dauerte einen Moment bis ihr die großen Lettern der Bücherei wieder einfielen, in der sie sich mit Emrys herumgetrieben hatte. What the fuck!
Gut, er war reich, das hatte sie ja jetzt schon begriffen. Harvard hatte eine Bibliothek nach ihm oder eher seiner Familie benannt, auch das… passierte in reichen Familien des Öfteren. Kein Problem. Die Frage wer er war bekam in ihrem Verstand immer mehr Bestand, die Neugierde drohte sie zu übermannen, vermutlich dem Adrenalin geschuldet, das ihr Körper für das Bettszenario produziert hatte und das nun nutzlos in der Schwebe hing. Sie musste sich ablenken, womit? Easy.
Wie er zuvor vorgeschlagen hatte bediente sich Ellis also dem Luxus um Einkäufe zu ordern. Die Liste klang ein bisschen so als würde man einer Achtjährigen hundert Dollar in die Hand drücken und sie in einen Supermarkt schicken, der einzige Auftrag wäre, möglichst schlechte Entscheidungen zu treffen. Jackpot.

Eine gute halbe Stunde später saß sie also mit einer Schüssel Cornflakes vor dem riesigen Plasmabildschirm und hatte die neuste Folge Frankie & Grace eingeschaltet. Ihr war nicht entgangen, dass Emrys Profil praktisch vor lauter solchen Serien implodierte. So einer war er also.
Im Schneidersitz versank Ellis immer tiefer im Sofa, warf zwischendurch noch immer faszinierte Blicke aus der Fensterfront, hinaus in Richtung Freiheitsstatue. Sie kam noch immer nicht mit der Realität auf einen Nenner, dass das hier wahr war. Dass sie das wirklich erlebte. Dass Emrys daran interessiert war sie hier zu haben.
Die Blonde war so in Gedanken versunken, dass sie erschrocken zusammen zuckte als die Tür zum Appartement sich wieder öffnete. Sie sah über die Rückenlehne des Sofas in Richtung Eingang. Emrys. Gut, wen hatte sie erwartet? Fehlte nur noch, dass er seine Arbeit in der Form von Kollegen mit nach Hause gebracht hätte, aber.. nein. Ein skeptisches Lächeln spiegelte sich erneut auf Ellis Lippen wider, sie schaltete den TV aus und trat mit der Schüssel in der Hand wieder auf Emrys zu, rührte in den weich gewordenen Fruit Loops. Vielleicht waren drei Portionen doch zu viel gewesen.
„Ich hab gekocht, dachte du bist nach der Arbeit sicher hungrig“, begrüßte sie ihn, füllte einen Löffel mit aufgequollenen Zerealien und schob sie Emrys in den Mund. „Gut, oder?“ Sie stellte die Schüssel ab und griff Emrys an der Krawatte, zog ihn näher an sich und blickte dann an sich selbst hinab. „Wie gefällt dir mein Outfit, Mr. Westbrook?“ Dass sie seinen Namen nun kannte sollte keine große Überraschung sein, wahrscheinlich war er irgendein hohes Tier im Finanzwesen, wie das eben bei all diesen reichen Schnöselfamilien der Fall war. Oder eben Jurist. Ellis Hände lösten sich von der Krawatte, strichen seine Seiten hinab. Da, in der Hosentasche. Das Handy. Ellis zog es hinaus und drückte es Emrys in die Hand. „Machs lautlos, hm?“, forderte sie ihn auf, ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen. „Alexa? Spiel die Emrys-Playlist“, forderte sie das Gerät nun auf, sie hatte ihre Zeit neben dem Essen sinnvoll genutzt und die Skills der Sprachassistentin erweitert. Nothing’s gonna stop us now startete in leiser Melodie. Wehe wenn doch.
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RE: I like the way I can't keep my focus - von Ellison King - 16.02.2023, 14:13

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