13.01.2023, 11:38 - Wörter:
I like the way I can't keep my focus
Da stand diese Frau in seinem Appartment und hatte keine Ahnung, wie besonders diese Situation eigentlich war. Wann hatte er das letzte Mal eine Vertreterin des weiblichen Geschlechts mit nach Hause genommen? Er konnte sich nicht daran erinnern, so lange war es her. Die letzten Jahre hatte er immer sorgfältig darauf geachtet, dass Treffen solcher Art bei den Ladies stattfanden. Wobei, von einem "Treffen solcher Art" konnte man da genaugenommen nicht sprechen - denn eine Frau wie Ellis hatte er noch nie getroffen. Sie war so außergewöhnlich, so spannend, so erfrischend anders... Was sie auch jetzt wieder unter Beweis stellte, als sie neckend anmerkte, vielleicht den Ausblick noch eine Weile genießen zu wollen, statt sich auf das einzulassen, was (hoffentlich!!) unweigerlich gleich zwischen ihnen stattfinden würde. Und dass sie keine Ahnung hatte, wie einzigartiog, besonders und faszinierend sie war, machte ihr ganzes Wesen nur noch bezaubernder.
'Ich glaube, mich hat es ganz schön erwischt', dachte Emrys und musste schmunzeln, ein wenig überrascht darüber, dass ihn das so gar nicht - wie sonst - in Panik versetzte. Aber das hier, das mit Ellis, das fühlte sich alles so gut und richtig an, dass für jegliche Unsicherheiten einfach kein Platz war. Und immerhin fand sie ihn ja auch "ganz okay", wie sie ihm mitteilte, während er sie in Richtung Bett bugsierte. Emrys lachte leise auf, seine Stimme klang rau und belegt. "Du bist mir wirklich Eine", sagte er und sah sie an, als sie dies durch ihre Handbewegung einforderte.
Das folgende Geständnis brachte sein Herz zum Schmelzen. Wie verwundbar sie sich gerade machte! Da war es das mindeste, sich auf die selbe Ebene zu begeben. "Ich auch nicht", gab er zu. "Ich hatte lange andere Prioritäten... und dann kamst du." Denn seit er ihr das erste Mal begegnet war, hatte er an andere Frauen kaum einen Blick verschwendet. Und das, obwohl sie sich ja nur sporadisch gesehen hatten und nicht einmal verabredet gewesen waren. Er war ja auch durch seine Karriere sehr eingespannt gewesen.
"Wir... wir können uns auch noch Zeit lassen", sagte er, als ihm bewusst wurde, dass sie sich eventuell überfordert fühlen könnte mit der Situation. Seine Augen suchten ihre, um sich zu vergewissern, dass sie das hier wollte. Er wollte es, er wollte es sehr - aber er konnte auch warten.
Ellis schien dies aber nicht zu wollen, denn sie war bereits dabei, sich afu sein bett niederzulassen. Emrys hatte keine Zeit zu bewundern, dass sie sich im Fallen die Schuhe abstreifte - das war wahrlich Multitasking - , als Ellis ihn mit dem Kommentar zu seiner Bettwäsche zum Lachen brachte. "Gut für die Haare? Inwiefern?" wollte er wissen, als er sich neben ihr auf den weichen, kühlen Satin niederließ. Mit ihrem nachfolgenden Kompliment konnte er kaum umgehen. Er, schön? Das hatte ihm auch noch niemand gesagt. Er fand sich auch nicht schön. Gutaussehend, ja. Aber schön? Das war ein Adjektiv, dass doch wesentlich besser auf Ellis zutraf. "DU bist wunderschön", antwortete er.
Und dann, als er gerade dachte, dass es jetzt ernst wurde... Da sprach sie Alexa an. Emrys schloss die Augen, denn er wusste, was kommen würde - und tatsächlich ließen ABBA ihn nicht im Stich. "Ich starte gerne mit Energie in den Tag", verteidigte er sich. "Aber ich stelle klar: NIE WIEDER sehe ich mir einen dieser Filme von ABBA an. Ein Kumpel zwang mich für den ersten Film ins Kino, und als beim ersten Song der ganze Saal mitsang - das ist ein Trauma, dass ich bis heute noch nicht losgeworden bin." Er schüttelte sich kurz, dann neigte er leicht den Kopf und rief: "Alexa, spiel die Ellis-Playlist." Aufmerksam beobachtete er sein Gegenüber, um ihre Reaktion darauf, dass er ihr eine Playlist gewidmet hatte, nicht zu verpassen. Die zarte, feminine Stimme von Jordan Jae gab eine Acousticversion von dem Backstreet Boys Hit "I want it that way" zum Besten. Melancholische, starke Frauensongs, das war der Hauptteil der Lieder, die diese Playlist ausmachten. Und ein paar verrückte Kracher... Emrys war froh, dass die Playlist nicht direkt mit "Teenage Dirtbag" gestartet war.
Emry beugte sich zu Ellis und tupfte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Er zog sie enger an sich und begann aufreizend langsam, sie zu entkleiden, bis sie völlig unbekleidet vor ihm lag. "Du bist wirklich wunderschön", wiederholte er und meinte es auch so; alles an ihr war perfekt. Dieser Moment war perfekt.
Und dann klingelte sein Telefon.
Emrys wollte es ignorieren, aber er erkannte leider am Klingelton, dass es sein Stabschef war - und der Anruf vermutlich mehr als wichtig. Diese Vermutung wurde dadurch bestätigt, dass das Klingeln abrupt aufhörte, nur um direkt erneut zu starten. Warum hatte er das verdammte Ding nicht auf lautlos gestellt? Wie konnte er nur so dumm sein? Ihm war klar, dass Ellis ihn in zwanzig Stücke teilen würde - mindestens - aber er wusste ebenfalls, dass er drangehen musste und würde. Mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck erhob er sich. "Es tut mir so leid, aber ich muss da kurz..." Er schnappte sich das Telefon. "Wenn es nicht dringend ist, bringe ich dich um!" blaffte er ins Telefon, hörte dann kurz zu, verzog das Gesicht zu einer Grimasse. "Du könntest..." unterbrach er seinen Mitarbeiter, nur um von dem zu hören, dass die Anwesenheit seiner Wenigkeit in dem für in einer halben Stunde angesetzten Krisenmeeting unabdingbar war. "Zwei Stunden", schnitt er seinem Mitarbeiter das Wort ab. "Ich gebe euch zwei Stunden." Dann würgte er das Telefonat ab und wandte sich zu Ellis.
"Ich muss kurz auf die Arbeit, es geht leider nicht anders. Es tut mir wirklich leid." Er setzte sich neben sie auf das Bett und strich ihr die Haare aus der Stirn. "Könntest du dir vorstellen, hier auf mich zu warten? Du könntest die Aussicht ausgiebig genießen, der Kühlschrank ist fast leer, aber über das Haustelefon kannst du dir alles beim Portier bestellen und liefern lassen, was du möchtest. Fühl dich einfach wie zuhause." Er küsste sie noch einmal zärtlich, dann zog er seinen Anzug zurecht, schnappte sich seinen Mantel und war zur Tür hinaus, ehe Ellis noch etwas sagen konnte.