Do You Ever Wish You Had A Second Chance To Meet Someone Again For The First Time?
Welcome to the Maeven-Multiverse
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#1


Do You Ever Wish You Had A Second Chance To Meet Someone Again For The First Time?
,   Gast,   Gast
am 31.12.2020




do you ever wish you had a second chance to meet someone again for the first time?
I hope that if alternate universes exists,
it will still be you and me in the end.
I hope that there always will be an us.
In every world, in every story - New Year’s Eve Look



Alle Jahre wieder, kommt das Christuskind. Jedes. Verdammte. Jahr. Und wenn Santa gelaufen war, kommt einer der wohl unnötigsten Feiertage überhaupt: Silvester! Ein Tag der für die einen Hoffnung bringt, für die anderen Erlösung und für wieder andere vielleicht auch Leid. Zumindest war der Tag als solches für Jensen eher von anstrengender Natur als von ehrlicher Vorfreude geprägt. Gute Vorsätze fürs neue Jahr. Man feierte das vergangene Jahr, egal ob es beschissen oder das beste Jahr seines Lebens war und hieß die neuen, unverbrauchten 365 Tage Willkommen. Als Kind und Jugendlicher hatte Jensen Silvester geliebt, wie wohl die meisten; doch je älter er wurde, desto anstrengender empfand er diesen Tag. Zu seiner Überraschung gab es einen Großteil der Erwachsenen, die seine Ansichten teilten. Nämlich, dass man Silvester auch gerne zu Hause auf der Couch an einem vorbeiziehen lassen konnte und nichts verpassen würde, würde man bereits vor 0 Uhr ins Bett gehen. Das Silvester, wie die meisten Feiertage, viel zu sehr dem Konsum verfallen war und das die gute Laune, die fast schon zwanghaft gefordert wurde, eher für das Gegenteil sorgte. Und nicht zu vergessen das sinnlose in die Luft Gesprenge von tausenden, ja sogar Millionen von US-Dollar. Und als Kirsche auf dieser ganzen Silvester-Feier-Torte lag dann der Fakt, dass Jensen in der vermeintlich coolsten Stadt der Welt lebte und man als (Wahl) New Yorker allen anderen, vorzüglich den Landeiern, eine Verpflichtung gegenüber hatte, den Abend zum besten Abend des Jahres zu machen. Immerhin hatte nicht jeder die Möglichkeit hier am Puls der Zeit zu feiern. Ein Grund, warum Jensen in den letzten Jahren entweder nach New Orleans gefahren war. Auch wenn hier die Silvesterbegeisterung nicht wesentlich geringer ausfiel, weshalb er sich meistens für den ungnädigen Dienst zwischen den Jahren freiwillig meldete, um die Zeit wirklich sinnvoll zu nutzen. Ihm machte das Arbeiten nichts aus. Hatte sich daraus sogar eine eigene, kleine Tradition entwickelt, da in den letzten Jahren immer dieselben Leute im Büro der Bundesbehörde ihre Stunden gemeinsam verbrachten. Als Agent Kent ihm also vor wenigen Tagen ‚ein paar freie Tage‘ zugestanden hatte, im Glauben, Jensen einen Gefallen zu tun, war der Protest seitens des jüngeren Agent nicht gerade klein gewesen. Er brauche keinen Urlaub und könne ruhig arbeiten, hatte Jensen seinem Vorgesetzten versichert, doch war die Entscheidung gefallen, sodass Jensen sich dieses Jahr wirklich damit auseinandersetzen musste, ob er seinen Weihnachtsbesuch in New Orleans einfach verlängerte, alleine zu Hause bleiben oder doch endlich mal einer Einladung zur Silvesterfeier nachkommen würde. Diese hatte er in der Vergangenheit erfolgreich abwimmeln können. Nicht so dieses Jahr. Zwar hatte Jensen es versucht, aber sein Freund hatte Spitz bekommen, dass Jensen eben nicht zum Dienst eingeteilt war und hatte ihm eine unvergessliche Silvesternacht versprochen. Mit einem Blind Date, wie sich dann nach Jensens Zusage herausstellte.

Ein Blind Date am Silvesterabend? Das würde nicht die geilste Silvesterfeier seines Lebens werden, sondern die schrecklichste. Nicht, weil Jensen generell nicht an Verabredungen interessiert war, aber seine Freunde wussten, dass er trotz seiner fast 40 Jahre, kein Interesse daran hatte, sesshaft zu werden. Und Frauen die man ihm bisher vorgestellt hatte, waren eben genau daran interessiert. An einer soliden Beziehung. An einem Partner, mit dem sie sich etwas gemeinsam aufbauen konnten. Kurz hatte Jensen überlegt einen Rückzieher zu machen, doch am Ende des Tages war es einfach nur ein fucking Date. Vielleicht war sie ja ganz nett und sie hatten wirklich einen schönen Abend zusammen. Nur weil Andy ihn unbedingt für Pärchen-Dates unter die Haube bringen wollte, hieß es ja noch lange nicht, dass die mysteriöse Dame es genauso sah. Neben dem Blind Date, von dem Jensen nicht wirklich viel wusste, hatte er sich von Andy auch zu einer Party in Manhattan überreden lassen. Gott sei Dank keine Veranstaltung zu der er einen Anzug tragen musste. Zwar hatte Jensen nichts gegen Anzüge und trug diese (so gerne) wie manche Menschen ihre Jogginghose, aber trotzdem war er froh, wenn er auch einfach mal casual clothes anziehen konnte und nicht gleich das Gefühl hatte, wieder im Dienst zu sein. Andy, der als Anwalt in einer Kanzlei der Upper East Side arbeitete, hatte über einen Kollegen eine Einladung zur Feier erhalten und der Gastgeber schien ein Typ der Art ‚je mehr, desto besser‘ zu sein, denn Andy konnte Jensen ohne Probleme inklusive Date und seiner Frau mitbringen. Tatsächlich hatte Jensen doch ein wenig unentschlossen vor dem Kleiderschrank in Brooklyn gestanden, da es keinen offiziellen Dresscode gab und er trotzdem nicht zu underdressed sein wollte. Schlussendlich griff er nach einer dunklen Jeans, bei der er sich zu erinnern meinte, dass sein Hintern hier besonders gut drin aussah – ja, er wollte natürlich einen guten ersten Eindruck auf das Blind Date machen. Dress to impress, quasi. Auch wenn er seinen Hintern nicht als seinen strong suit bezeichnen würde. Dann folgten diverse Oberteile in verschiedensten Farben und Materialien, bevor er sich für ein legeres, weißes Undershirt und ein rotes Flanelhemd entschied. Das Hemd wurde halbwegs zugeknöpft und Alisons Halskette darunter versteckt. Nach den letzten Handgriffen ging es dann los zur Location wo er auf Andy und dessen Frau Lauren traf. Jensens Kopfbedeckung als auch sein gesamtes Outfit wurden mit einem ‘Wow, du bist ja gar nicht mehr wiederzuerkennen‘ seitens Andy kommentiert, bevor sie der lauten Musik ins oberste Stockwerk folgten. Jensens Date, eine Ende 20-Jährige Kubanerin namens Gisele, ja, die Frage, ob er gleich das Supermodell treffen würde, entfloh Jensens Lippen unverzüglich, würden sie oben antreffen. So der Plan. Doch je später es wurde, desto unwahrscheinlicher wurde ihr Eintreffen.

Jensen hatte bisher einen netten Abend, aber es war auch nicht so, als ob er wirklich hier sein wollte. Klar, es war nett, mit Andy zu feiern und auch andere bekannte, aber auch unbekannte Gesichter zu sehen. Auch gab es genug Frauen, die ihm gerne die Zeit vertrieben, doch das Gisele vollkommen fernblieb, stieß bei dem Agenten doch säuerlicher auf, als erwartet. Und als Lauren ihm ausrichtete, dass Gisele sich entschuldigen ließ, aber aufgrund einer Privatangelegenheit nicht kommen würde, war für Jensen die Sache gegessen. Er schnaubte verächtlich und bezweifelte, ob es sich nicht eher um eine Ausrede handelte als um die Wahrheit und beschloss, die Feier noch weit vor dem Countdown zu verlassen. Dafür musste er sich erst einmal durch die Menge kämpfen und war fast schon am Ausgang angekommen, als er gegen den Körper einer zierlichen Frau stieß und dabei nicht nur ihren Drink zu Fall brachte, sondern auch die Frau selbst. Reflexartig griff Jensen nach ihrem Oberarm und hielt sie fest. Der Drink jedoch fiel mit einem lauten Klirren zu Boden. "Verzeihung. Ich habe Sie nicht gesehen. Tut mir leid. Ist Ihnen etwas passiert?" Jensen ließ die Brünette los und sah über ihre Erscheinung, um sicher zu gehen, sie nicht verletzt zu haben. "Tut mir leid, wegen des Drinks. Ich …" Eigentlich wollte er gerade gehen. Aber ihr Drink war noch komplett voll gewesen und irgendwie hatte er das verpflichtende Gefühl, ihr zumindest ein neues Getränk spendieren zu müssen. "… kaufe Ihnen einen neuen Drink. Und die Reinigung bezahle ich natürlich auch." Denn ihre Handtasche hatte den Zusammenstoß nicht so unbeschadet überstanden, wie die Besitzerin.


sparks fly @ storming gates
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#2


Do You Ever Wish You Had A Second Chance To Meet Someone Again For The First Time?
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am 31.12.2020





# a second chance
for our first meeting
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31.12.2020 | New Year‘s Eve Party | Outfit

Neues Jahr, neues Glück. Ein Motto, dem meist alle Menschen bereits am 31. Dezember zu frönen schienen; mit dem neuen Jahr so kurz vor der Tür setzte man meist bereitwillig ein Häkchen hinter das alte und schwelgte lieber schon einmal in den What ifs der kommenden 365 Tage. Neue Vorsätze – oder doch einfach die alten entstauben? Pläne. Versprechungen. Alles, was im vergangenen Jahr nicht richtig gelaufen war, wollte man umgehend bessern. Und alles, was vielversprechend und großartig war, wollte man unbedingt beibehalten. Es war ein ewiger Kreislauf, der in den Tagen kurz vor Sylvester seine Klimax fand und zumindest in New York eigentlich schon mindestens vierundzwanzig Stunden vor dem eigentlichen Happening auch ordentlich zelebriert werden musste. Wer dachte bei so etwas schon noch an Arbeit? Außer die armen Tropfen, die in der Notfallambulanz abgesprengte Finger wieder annähen durften oder auf der Polizeistation vom Telefonklingeln im Sekundentakt genervt wurden? Die armen Nasen, die hinter der Bar stehen und einen Drink nach dem anderen herausgeben mussten, während sie selbst doch nichts trinken durften und so gute Miene zu frustrierendem Spiel machen mussten? Und vielleicht auch eine brünette junge Frau, die Ereignisse dieser Art zwar durchaus als Gelegenheit zum Socializing sah, aber das eben doch immer noch aus der beruflichen Brille einer Unternehmensberaterin heraus? Denn ja; Caroline Bishop war durchaus kein Freund der Sylvesternacht. Meist war es zu laut, zu voll und die Grenze des guten Benehmens auf den Straßen der Weltmetropole wurde von vielen bereits am Nachmittag überschritten. Da bevorzugte sie doch lieber die relative Stille ihres Apartments. Wenn sie denn eine Wahl hätte. Als Business-Frau durch und durch, die einen Abend wie diesen jedoch nicht einfach so an sich vorbeiziehen lassen konnte ohne damit nicht auch gleichzeitig mehrere Einladungen zu diversen Veranstaltungen auszuschlagen, musste sie seit Jahren schon in den sauren Apfel beißen und den Abend in Gesellschaft verbringen. Wo viele Jungspunde beim Wort ‘Partyhopping‘ leuchtende Augen bekamen, war es für die New Yorkerin aber eher ein minutiöses Durchplanen der gesamten Nacht: Wann musste sie wo sein? Wie lange konnte sie sich ungefähr aufhalten, um auch ja pünktlich bei der nächsten Adresse zu sein? Mit wem musste sie sich wo unterhalten, damit man am Ende des Abends auch im Gedächtnis blieb? Und am allerwichtigsten; was zog sie an, damit sie von der Spendenveranstaltung zur vornehmen Soirée bis hin zur hippen Penthouse-Party überall auftauchen konnte? Jap; Carolines perfektionistisches Planungsverhalten hasste die Sylvesternacht über alle Maßen.

Dementsprechend tief war auch der Atemzug, den die Unternehmensberaterin benötigte, als sie sich von der kleinen, eigens für die Party, errichteten Hausbar abwandte, um sich mit ihrem Martiniglas in der Hand wieder der Menschentraube zu stellen. Die geräumige Penthouse-Wohnung, die sich über das gesamte Stockwerk des großen Wohngebäudes in der Upper East Side erstreckte, war voll mit Menschen und entsprach dabei wohl dem, was für Carolines Abendplanung der wohl legersten Gesellschaft zuzuordnen wäre. Und obwohl sie das fröhliche Stimmengewirr um sie herum und der simple Fakt, dass es hier auch so etwas ‘ordinäres‘ wie einen Tequila Sunrise gab durchaus auf der positiven Seite ansiedeln konnte, so sorgte das fröhliche Treiben doch dafür, dass sie den eigentlichen Grund ihrer Anwesenheit noch nicht hatte ausmachen können. Der Gastgeber war der Sohn eines der ältesten Freunde ihres Dads und damit war es zum Einen zwar ein Wunder, das sie beide nicht ohnehin von Geburt an einander versprochen waren und zum Anderen einer von vielen ‘Pflichtterminen‘ an diesem Abend, den sie der Höflichkeit halber nicht einfach ausfallen lassen konnte. Jetzt musste sie Trey Carmichael nur noch irgendwo finden. Noch hatte sie den jungen Staatsanwalt nirgendwo ausfindig machen können und so entschied Caroline sich einfach dafür das Ganze quasi nochmal von vorne aufzurollen und mit ihrem Martiniglas bewaffnet, schlängelte sie sich langsam Richtung Ausgang um von dort aus einfach nochmal systematisch alles abzusuchen. Dabei hatte sie mit vielem gerechnet, aber nicht mit einer anderen Person, die ebenfalls den Weg Richtung Ausgang einzuschlagen gedachte. Allerdings mit deutlich mehr Elan als sie selbst, sodass sie, kaum hatte sie sich an einem kleinen Grüppchen schnatternder Frauen vorbeigeschlängelt, auch schon prompt in eben jene unerwartete Komponente hineinlief. Oder doch eher umgelaufen wurde? Caroline wusste, sie war nicht unbedingt die Größte und prinzipiell hatte sie ihm die Vorfahrt genommen. Änderte allerdings nichts daran, dass sie mit einem leisen Schmerzlaut ob der plötzlichen Kollision nach hinten stolperte, sich dabei das Glas, welches sie eher unachtsam auf Bauchhöhe vor sich gehalten hatte einmal über ihre Handtasche ergoss, ehe es auch schon mit einem splitternden Geräusch auf den Fliesen aufschlug.

Caroline selbst war noch damit beschäftigt den Anblick der Scherben zu ihren Füßen zu verarbeiten, da erst realisierte sie die Stimme vor sich und die Hand an ihrem Oberarm, die sie scheinbar davor bewahrt hatte einen ähnlich unsanften Abgang zu machen wie das Glas wenige Sekunden zuvor. Irritiert hoben sich ihre braunen Augen; brauchten einen Moment um auf Grund des Größenunterschieds auch das Gesicht ihres Gegenübers ausmachen zu können und doch blieb zunächst ein leises “Hrm?“ ihre einzige Reaktion. Zumindest bis der Fremde sie losließ und Caroline damit wortwörtlich wieder auf eigenen Beinen stehen musste. Noch immer irritiert schüttelte sie den Kopf; warf noch einmal einen kurzen Blick auf das Malheur zu ihren Füßen und dann nach oben, während sie sich eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr strich. “Oh nein; mir geht es gut.“, versicherte sie schnell. Wäre sie peinlicherweise auf dem Hintern gelandet, wäre sie vermutlich nicht so ruhig geblieben, aber da der Fremde gute Reflexe zu haben schien, konnte sie ihm diese vermeintliche Unachtsamkeit nicht wirklich übel nehmen. “Beim nächsten Mal muss ich wohl doch wieder meine Plateauschuhe anziehen, damit ich den Hauch einer Chance habe gesehen zu werden.“ Ein Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, während sie es sich zum ersten Mal erlaubte ihr Gegenüber nicht einfach nur als Anrempler wahrzunehmen, sondern als durchaus attraktiven Mann. Augenblicklich hörte Caroline in ihrer Fantasie die Stimme ihrer besten Freundin, die ihr ein zustimmendes Go and get him, tiger! zurief und sie dadurch für den Bruchteil einer Sekunde kopfschüttelnd den Blick abwenden ließ. Gott; dieses Partyhopping bekam ihr wirklich nicht! Abwehrend hoben sich jedoch augenblicklich Hände und Blick wieder an, als auch schon eine Entschuldigung ob des verschütteten Drinks an ihre Ohren drang – da musste er sich wohl eher beim Gastgeber entschuldigen – und es dementsprechend auch einen Augenblick länger dauerte, ehe sie auch den zweiten Teil seiner Aussage zu realisieren schien. Reinigung? “Keine Sorge, ich habe …. Oh nein!“ Zunächst im Begriff ihm zu versichern, dass nichts vom Drink auf ihr gelandet war, folgten ihre Augen seinem Blick und der frustrierte Ausruf folgte auf dem Fuß als sie die kleine Clutch an ihrer Seite realisierte, die scheinbar den Großteil des Martinis abbekommen hatte. Frustriert aufseufzend öffnete sie den Verschluss, um sich zumindest zu versichern, dass der Schaden nur oberflächlicher Natur war. Glück im Unglück sozusagen. Auch wenn Caroline gar nicht wissen wollte, was es eigentlich über sie aussagte, dass lieber sie den Drink abbekommen hätte, wenn sie dadurch ihr Handy und ihre Visitenkarten in der kleinen Tasche vor einem Wasserschaden hätte bewahren können. Apropos Schaden. Nun war es an ihr erschrocken aus der Wäsche zu schauen, während sie beinahe schon forschend ihre braunen Augen über die großgewachsene Gestalt wandern ließ. “Oh, keine Sorge wegen des Drinks. Ich hoffe, ich habe Sie nicht auch noch erwischt?“ Bei ihrem Glück heute wäre das wohl nicht allzu abwegig, aber auf den ersten Blick – und auch zweiten, der ihr noch immer ausnehmend gut gefiel – konnte sie weder auf dem weißen Underhemd, noch auf dem Flanellhemd irgendeinen verräterischen Fleck ausmachen. “Und vor allem hoffe ich …“ Schelmisch verzogen sich ihre Mundwinkel zu einem Lächeln, ehe sie kurz an dem Mann vorbei schaute und dann erst wieder in sein Gesicht. “…dass ich gerade niemandem den Fluchtweg versperrt habe.“ Bei der Geschwindigkeit, mit der er unterwegs gewesen war wohl kein allzu abwegiger Gedanke und doch machte Caroline schließlich eine wegwerfende Handbewegung, während ihre Augen auch schon wieder suchend über die Menge wanderten. Immerhin hatte sie heute noch etwas anderes zu tun als sich mit gutaussehenden Fremden zu verplappern. “Wie gesagt; machen Sie sich wirklich keine Sorgen um die Tasche oder den Drink. Ich habe vor kurzem gehört, es sei keine echte New Yorker Silvesternacht, wenn man nicht irgendwann mit einer Flüssigkeit überschüttet wird. Von daher kann ich froh sein, dass es nicht mich, sondern die Tasche erwischt hat.“ Auch wenn ihre vorherigen Gedanken dieser Aussage natürlich Lügen straften, wollte sie an einem Abend wie diesen mit Sicherheit keinen Unmut wegen eines Flecks verbreiten. Stattdessen machte Caroline lieber einen kleinen Schritt zur Seite, damit er nicht unmittelbar durch die Scherben laufen musste, wenn er an ihr vorbeigehen wollte. Denn auch die gehörten wohl irgendwie zu einer echten New Yorker Silvesternacht dazu. Und waren wohl ein Grund mehr warum sie mit diesem Ereignis nicht allzu viel anfangen konnte. Auch wenn Scherben ja bekanntermaßen Glück bringen sollten.
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#3


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Wieso genau Jensen sich auf ein Blind Date eingelassen hatte, konnte er selbst nicht genau begründen. Er war nicht auf der Suche nach einer festen Beziehung und hatte auch nicht das Bedürfnis nach körperlicher Nähe. Was nur zum Teil daran lag, dass er erst vor drei Wochen ein nettes Schäferstündchen mit einer Touristin gehabt hatte. Zum anderen lag es daran, dass er durchaus sehr zufrieden mit seinem derzeitigen Leben war. Auf der Arbeit lief es gut. Sehr gut sogar. Er trieb regelmäßig Sport, hatte es dieses Jahr sogar häufiger geschafft seine Eltern in New Orleans zu besuchen als das Jahr zuvor und war in seiner Freizeit mit Freunden unterwegs oder gönnte sich ruhige Abende auf der heimischen Couch. Dieses Jahr war wirklich gut gelaufen und so konnte Jensen noch weniger nachvollziehen, warum er Andy im Nachgang keine Absage erteilt hatte. Oder warum der Korb, den Gisele ihm durch ihr Fernbleiben gab, so an ihm kratzte. Eigentlich hatte er doch eh nicht wirklich Lust gehabt und sich nur darauf eingelassen, weil … ja, warum? Vielleicht, weil er doch weniger allein auf der Couch abhängen wollte, wenn er schon nicht arbeiten gehen konnte. Dann war eine Party wie diese hier doch eine nette Abwechslung? Ein bisschen Socializing tat nicht weh und Kontaktpflege konnte auch in seinem Beruf nicht schaden. Auch wenn Jensen nicht beruflich unterwegs war (und doch irgendwie immer ein bisschen im Modus war). Er schloss genug nette Bekanntschaften, sodass er auf das Blind Date nicht angewiesen war. Auf dieser New Year’s Eve Party schlichen sich so einige gutaussehende Menschen umher und auch Jensen selbst hatte keine Probleme jemand Neues kennenzulernen. Und doch war er es nicht gewohnt versetzt zu werden. Also vielleicht kratzte es ein wenig an seinem Ego, denn auch wenn er ja eigentlich gar nicht hier sein wollte, so hatte er sich doch in Schale geworfen, um diese sagenumwobene Gisele kennenzulernen. Nicht für eine Beziehung, aber für ein paar nette Stunden.

Wieso genau Jensen also recht schnell seine Zelte abbrach, konnte er selbst nicht so richtig erklären. Ebenso wenig, wie er die Frau am Ausgang so hatte übersehen können, dass er sie zu Fall brachte und gerade noch mit seiner Hand davor bewahren konnte. Während ihr Drink klirrend zu Boden fiel. Jensens Herz hüpfte vor Aufregung hastig gegen seine Brust. Er war nicht weniger erschrocken als die Brünette und entschuldigte sich umgehend für seine Blindheit und suchte ihr Outfit nach irgendwelchen Schäden ab. Dabei registrierten seine Augen kurze, aber sehr straffe Beine die nur von wenig Stoff bedeckt wurden, so wie einer weißen hochgeschlossenen Bluse und einem grauen Blazer. Sie passte durchaus besser in das Klientel als er, wirkte weniger fremd und doch stach sie aus der Masse hervor. Auch wenn er sich fragte, ob sie gerade erst gekommen war oder er sie auch zuvor schon in der Menge übersehen hatte. Ihre braunen Haare schlugen kurze Wellen und ihr Make Up war dezent. Sie war deutlich kleiner als er, was ihren zierlichen Körper nur noch zerbrechlicher wirken ließ. Der witzelnde Kommentar hinsichtlich ihrer Größe verriet Jensen zumindest schon mal, dass sie a) keinen großen Schaden genommen hatte und b) ihm den Zusammenstoß nicht übel zu nehmen schien. Sie entlockte ihm ein amüsiertes Schnauben und sorgte dafür, dass sein Blick ein weiteres Mal an ihr hinunter, dieses Mal zu ihrem Schuhwerk fiel. "Ich möchte Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber ich bezweifle, dass Plateauschuhe wirklich einen Unterschied machen würden." Er sah zurück in ihre feinen Gesichtszüge und fügte hinzu: "Das nächste Mal muss ich einfach hingucken, wo ich hinlaufe. Dafür können Sie ja nichts." Sie stand tatsächlich einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Auch wenn Jensen gestehen musste, dass es durchaus schlechter hätte ausgehen können.

Da die hübsche Unbekannte aber noch nicht zu realisiert haben schien, dass der Zusammenstoß nicht ohne Folgen geblieben war, machte Jensen sie darauf aufmerksam indem er ihr die Reinigung der Handtasche zu sagte, so wie das Spendieren eines neuen Drinks. Das war wirklich das Mindeste. Vor allem, als er ihren sehr frustrierten Aufschrei vernahm, als sie den von ihm verursachten Unfallort begutachtete. Doch trat zu Jensens Überraschung ziemlich schnell Erleichterung ein und seine Sorge, sie mit dem Drink überschüttet zu haben, sprang auf die Frau über, welche nicht weniger besorgt als er zuvor, hoffte, ihn nicht eingesaut zu haben. Was irgendwie grotesk war, denn er war in sie hineingelaufen und er hatte ihren Drink zu Fall gebracht. Wenn er nass geworden wäre, dann hätte er es durchaus verdient. Aber - "Ihre Tasche hat sich für uns beide geopfert.", gab Jensen nach einem kurzen Check an sich hinab schmunzelnd zurück und hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, auch wenn die Frau seine Bitte abgelehnt hatte. Dann würde er zumindest für die Reinigung aufkommen. Ob sie wollte oder nicht. Bevor er ihr seine Forderung mitteilen konnte, lenkte sie das Gesprächsthema weiter auf seine Person und stellte ihre Vermutung auf, warum er so flott unterwegs gewesen war. Jensen folgte ihrer fahrigen Handbewegung und sah zur Menschentraube hinter sich. Er spürte die Wärme seinen Nacken hinaufkriechen. Kam er sich dumm vor, dass er überhaupt so zügig die Party hatte verlassen wollen. "Nun", setzte Jensen an und wandte sich wieder an die Frau, "nicht direkt, aber ich wollte gerade gehen, ja. Was ist mit Ihnen? Habe ich Sie um Ihren Willkommens- oder Abschiedsdrink gebracht?" Seine Augen flackerten über das Gesicht, während etwas Stilles in ihm hoffte, dass sie ebenfalls gerade auf den Weg nach draußen war.

Ihre aufgeschnappte Behauptung, dass eine echte New Yorker Silvesternacht auch einen verschütteten Drink beinhaltete, nahm Jensen mit einem kurzen Schmunzeln entgegen. "Ich glaube das gilt für jede Silvesternacht. Egal ob in New York oder sonst wo. Aber dann können Sie das ja schon mal von Ihrer To Do Liste streichen.", merkte Jensen an und verkniff sie die Frage, ob sie denn an solchen Silvestertraditionen festhielt und somit auch an dem Neujahrskuss. Jensens Mundwinkel formten immer noch ein sanftes Lächeln, während seine Augen das Meer aus dunkelbraun in ihren studierten. Erst als sie einen Schritt zur Seite machte, löste sich sein Körper aus der Starre. Das Lächeln verblasste und seine Augen folgten ihrer Bewegung und schließlich hinunter zum freien Weg, den sie ihn bereitet hatte. Eine stumme Aufforderung zu gehen. "Oh ja, nun denn", räusperte Jensen sich und sah lächelnd zur Frau hinab. "Sind Sie sich sicher, wegen der Tasche? Ich mein, ich habe sie immerhin eingesaut, dann sollten Sie nicht dafür aufkommen." Es war ein zweiter Versuch, doch auch sein letzter, sodass Jensen die Hände an seinen Oberschenkeln rieb und sich verabschiedete: "Tut mir wirklich leid. Ich wünsche Ihnen trotzdem noch einen schönen Abend und einen guten Rutsch." Als er merkte, wie ironisch der letzte Teil klang, verzog Jensen sein Gesicht. "Also rutschen Sie nicht wirklich. Passen Sie da lieber auf, aber, na ja, Sie wissen wie ich das meine." Ein kurzes Lächeln, dann drehte Jensen sich um und drückte den Schalter für den Aufzug. Seine Hände vergruben sie in seinen Hosentaschen, sein Blick war nach unten zu seinen Füßen gerichtet, die kaum merklich hin und her wankten, während in seinem Kopf ein lautes Gefecht darüber los ging, was zum Teufel er hier gerade tat. Ob er wirklich gehen oder nicht lieber auf den Drink bestehen sollte. Sie war zumindest sein Typ Frau gewesen und soweit er hatte sehen können, war sie zumindest nicht verheiratet oder verlobt. Jensen kaute auf seiner Unterlippe und kratzte sich fahrig den Nacken, bevor der Daumen nervös gegen seinen Oberschenkel zu klopfen begann. Er sollte gehen. Er wollte gehen. Richtig? Jensen drehte sich bewusst nicht mehr um, nahm das Stimmengewirr und die Musik im Hintergrund war und spürte wie die kleine goldene Kette oberhalb seines Shirts zu brennen begann.

Er hatte schon einige attraktive Frauen getroffen. Manche waren, objektiv betrachtet, sogar noch attraktiver als die unbekannte Brünette und doch war die Kette um seinen Hals noch nie so heiß und schwer gewesen wie jetzt. Jensen war nicht auf der Suche nach einer Beziehung. Aber vielleicht war sie es auch nicht? Vielleicht hatte sie auch gar kein Interesse an ihm, immerhin hatte sein Angebot zur Reinigung der Handtasche abgelehnt und auch den Ersatzdrink wollte sie nicht von ihm. Vielleicht hatte sie ihn gerade genauso abblitzen lassen wie Gisele und trotzdem beschlich ihm das Gefühl, dass er es bereuen würde, würde er einfach so aufgeben. Auch wenn es ziemlich erbärmlich war, wenn ein Kerl nicht verstand, dass die Frau einfach kein Interesse an ihm hatte. Aber wie hieß es noch so schön: wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Der Aufzug erreichte das Stockwerk und öffnete sich mit einem Ping, sodass Jensen von seinen Füßen auf in den leeren Fahrstuhl sah. Seine Zunge strich über seine Lippen. Seine Brust schien unter dem hitzigen Druck der Kette zu zerbersten. "Scheiß drauf.", murmelte er sich zu und die Aufzugstür schloss sich, ohne das Jensen eingetreten war. Stattdessen hatte er sich umgedreht und scannte mit schnellem Blick die Gesellschaft. Weit konnte sie nicht sein. Und auch wenn sie klein war, dieses Mal würde er sie gewiss nicht übersehen. Nicht weniger zügig als auf seinem Weg nach draußen, schritt Jensen nun suchend durch die Menge und erspähte die Frau, wie sie gerade mit einem dunkelhaarigen Mann sprach, der ziemlich fein gekleidet war und definitiv hierhergehörte. Jensen blieb für einen kurzen Moment stehen, um die Szene zu beobachten, bevor er aufs Ganze und auf das Gespann zu ging. "Entschuldigung.", setzte Jensen an und funkte ziemlich offensichtlich zwischen das Gespräch der beiden Unbekannten. "Entschuldigung, ich möchte nicht unhöflich sein, aber -" Jensen warf dem Mann, der vielleicht zwei, drei Jahre jünger war als er, einen flüchtigen (und oberflächlich entschuldigenden) Blick zu, ehe er sich voll und ganz der Brünette widmete. "- ehrlich gesagt … nun, würden Sie trotzdem mit mir etwas trinken? Jetzt nicht, weil ich Ihre Tasche ruiniert habe; also, auch, aber eigentlich, weil ich es sonst für den Rest des Jahres bereuen werde, Sie nicht gefragt zu haben. Mindestens für den Rest des Jahres. Vielleicht auch länger." Jensens rechter Mundwinkel zog sich zu einer kecken Geste nach oben. Es war ihm herzlich egal, ob der Kerl ihr Partner oder potenzieller Kandidat für den Abend war. Er meinte das, was er gesagt hatte. Wenn sie nicht wollte, dann würde er es akzeptieren und wirklich gehen. Wenn er aber gegangen wäre und sie vielleicht doch ja gesagt hätte, dann hätte er sich wirklich geärgert. Auch wenn er es dann nie gewusst hätte. Aber das Leben war zu kurz um ‚was wäre wenn‘ zu spielen. Das hatte ihn die Vergangenheit schmerzlich gelehrt.


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#4


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am 31.12.2020





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31.12.2020 | New Year‘s Eve Party | Outfit

Dass man das alte Jahr lieber noch nicht allzu vorzeitig abschreiben sollte, war vermutlich ein klassischer Rat in einem dieser vielen ‘How to be a better person‘-Büchern. Auch aus allen Dingen das Positive zu ziehen oder sich idealerweise in Vergebung zu üben, anstatt die Menschen, die einem vermeintlich Unrecht getan haben zu verdammen. Drei Dinge, denen Caroline mit einer Leichtigkeit nachkommen konnte und das nicht etwa, weil sie ‘die beste Version ihrer Selbst war‘ – so doch immer das hochgestochene Ziel dieser Ratgeber? – sondern aus einem reinen Pragmatismus heraus. Auf einer vollen Party angerempelt zu werden war gerade bei ihrer zierlichen Gestalt keine Seltenheit. Sie hatte sich nicht verletzt und da der unfreiwillige Zusammenstoß keinerlei unliebsame Aufmerksamkeit auf sich zog, musste ihr das Ganze nicht einmal peinlich sein. Hätte sie die Wahl, hätte sie sich natürlich gegen eine Kollision mit dem massiven Körper entschieden, aber nun war es ohnehin zu spät und ihre witzelnden Worte sollten nicht nur ihren Gegenüber beruhigen, sondern auch auf anderer Ebene deutlich machen: No harm done. Wenn man das Schicksal des armen Martiniglases einmal außer Acht ließ. Aber … und da war sie dann doch; die fein geschwungene Augenbraue, die sich in sichtlicher Irritation langsam nach oben zog, nachdem ihr Blick den Augen des Fremden in Richtung ihres eigenen Schuhwerks gefolgt war. Dort befanden sich einfache Ballerinas, die sie vor der Kälte des Winters zwar nicht wirklich schützen konnten, aber bei einem Party-Marathon durchaus bequem waren. Bequemer zumindest als die von ihr selbst angebrachten Plateauschuhe und in einer ungläubigen Geste sah sie dem Fremden wieder ins Gesicht. “Ach?!“ Mehr bedurfte es ihrer Meinung nach gar nicht, um ihre Gedanken zum Ausdruck zu bringen, während sie den Kopf in fragender Manier leicht schief legte: Er wollte ihr nicht zu nahetreten und machte dann solch einen frechen Kommentar über ihre Größe? Ziemlich unglaubwürdig! Weitaus glaubwürdiger war da schon der simple Fakt, dass er sie einfach nicht gesehen hatte. Sie ihn ja auch nicht und so nickte Caroline; als Zeichen dafür, dass es ihr gut ging, sie fortan einfach beide besser Acht geben mussten und weil er Dank seiner guten Reflexe ohnehin den größten Schaden verhindert hatte, indem er sie auffing.

Naja; zumindest den direkten Schaden. Erneut wurden die Glasscherben zu ihren Füßen ausgeblendet, denn auf den Drink bestand sie nun wirklich nicht und auch das Schicksal ihrer Tasche wurde mit ihrer fahrigen Handbewegung abgewiegelt. Der Fremde selbst hatte die Reinigung erwähnt, die einen Schaden dieser Art einfach würde beheben können und so zeichnete sich ehrliche Erleichterung auf den Gesichtszügen der Frau ab, als auch ihre unfreiwillige Bekanntschaft bestätigte, dass er fortan nicht nach Martini riechend durch die Gegend ziehen musste. Caroline erwiderte das Schmunzeln mit einem zurückhaltenden Lächeln, nachdem sich auch ihre Augen wieder auf das Gesicht des Mannes gelegt hatten und sie beinahe schon stolz auf ihre kleine Tasche klopfte. “Ich werde ihr für ihr Opfer danken, indem ich einfach die Premium-Reinigung wähle.“, erwiderte sie in feierlichem Ernst; indirekt erneut andeutend, dass sie keine Kompensation seinerseits erwartete. Denn truth be told: Caroline wollte ihre Tasche definitiv nicht in irgendjemandes Hände geben, damit dieser Jemand sie in irgendeine Reinigung brachte. Und da sie die Preise ihrer Reinigung ziemlich gut kannte, wollte sie solch eine Summe auch niemandem aufbürden. Vor allem niemanden, der ganz offensichtlich den Weg in Richtung Ausgang nicht schnell genug finden konnte? Obwohl ihrer Vermutung ziemlich brüsk war, konnte sie sich das wissende Schmunzeln nicht verkneifen, als der Fremde ihr seinen geplanten Abschied bestätigte; ihren Blick durch seine Frage automatisch wieder auf sich zog, während sie ihn nachdenklich musterte. “Ehrm …Weder noch?“, antwortete sie ihm wahrheitsgemäß und sah dabei noch einmal zu den Scherben zu ihren Füßen, ehe sie mit den Schultern zuckte. “Nennen wir es Überbrückungsdrink. Ich … warte auf jemanden. Oder besser gesagt; ich suche jemanden, um dann weiterziehen zu können.“ Kurz überlegte sie, ob der Fremde ihr eventuell dabei behilflich sein und ihr verraten konnte, wo sie Trey finden würde. Da er jedoch selbst gesagt hatte, dass er bereits auf dem Sprung war – und auf Grund ihres eigenen strikten Zeitplans sehr gut wusste wie frustrierend zeitliche Verzögerungen sein konnten – entschied sie sich dagegen ihn noch länger mit ihren Befindlichkeiten aufzuhalten; versicherte stattdessen lieber noch einmal ihre Unversehrtheit und konnte dann doch nicht anders als leise zu lachen ob seiner Worte. Wenn nur solche Dinge auf ihrer To-Do-Liste für den Abend stehen würden, könnte sie der ganzen Sache wohl nur noch weniger abgewinnen, aber irgendwie hatte er ja auch recht. Ich schon. Sie leider noch nicht. Aber ich denke, Sie finden bestimmt noch jemanden, der etwas treffsicherer ist als ich.“, zwinkerte sie ihm kurz zu, um ihm anschließend auch schon Platz zu machen. Sie wollte ihn nicht aufhalten. Und außerdem erwischte Caroline sich selbst dabei wie ihr diese Art der zwanglosen Plauderei um einiges angenehmer erschien als all die Gespräche, die an diesem Abend noch vor ihr lagen. Ganz zu schweigen davon, dass ihr derzeitiger Gesprächspartner auch um einiges mehr fürs Auge zu bieten hatte als der Rest, der noch kommen sollte. Lächelnd bestätigte sie daher noch einmal, dass er sich über die Reinigung ihrer Tasche wirklich nicht den Kopf zerbrechen sollte. “Genießen Sie lieber den Abend und den Rest des Jahres.“, war stattdessen ihr Plädoyer. Wenigstens einer von ihnen.

Sobald er an ihr vorbeigetreten war, war Caroline auch schon wieder im Business-Modus; durchforstete mit ihren Augen die anwesenden Menschen nach dem vertrauten Haarschopf – um anschließend doch noch einen kurzen Blick über ihre Schulter zurück zu werfen. Zögerlich betrachtete sie die breiten Schultern, die vor der Aufzugstür verharrten und nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. Es wäre ein leichtes ihm auf die Schulter zu tippen und ihn zu fragen, ob sie nicht noch ein paar weitere dieser unsinnigen Silvestertraditionen gemeinsam von ihrer To-Do-Liste streichen wollte. Aber das stand eben nicht auf ihrer To-Do-List. Ein unverfängliches Gespräch mit einem gutaussehenden Fremden war nicht Teil des Plans und an den hielt Caroline sich. Immer. Ein leises Seufzen war daher auch alles, was sich die brünette Frau erlaubte, ehe sie dem Aufzug endgültig den Rücken kehrte und sich wieder durch die Menge schlängelte. Sie verzichtete darauf sich ein neues Getränk zu holen. Mit etwas Glück hatte sie Trey schnell gefunden. Und mit noch mehr Glück würde sie einfach schnell den Weg nach unten antreten und dort noch einmal über jemanden stolpern, der in den Irrungen und Wirrungen der New Yorker Silvesternacht noch immer auf ein Taxi wartete. Oder etwas ähnlich Abstruses, was vermutlich nur in einer Rom-Com vorkam. Den Gedanken an den Fremden verdrängend – und zwar ein für alle Mal, damit ihre beste Freundin ihr morgen nicht gehörig den Kopf waschen konnte, weil sie eine Gelegenheit wie dieser der Arbeit wegen hatte sausen lassen – wäre Caroline auch beinahe am eigentlichen ‘Objekt ihrer Begierde‘ vorbeigelaufen und sie konnte mit Fug und Recht behaupten noch nie so froh gewesen zu sein Trey Carmichael zu sehen. Der etwas ältere Mann war ihr durchaus sympathisch. Aber es hatte nie auf eine Art und Weise zwischen ihnen gefunkt, die Maeve dazu veranlassen würde auch über die obligatorischen Pflichttermine hinaus Zeit mit diesem verbringen zu wollen. Er war nett, zuvorkommend und höflich. Aber eben auch sterbenslangweilig, wenn er nicht gerade von seiner Arbeit sprach. Dementsprechend schnell lenkte sie das Gespräch nach einer kurzen Begrüßung auch auf eben jenes Thema, damit sie ihr Interesse nicht nur vortäuschen musste. Ein paar Minuten nur. Dann würde sie ihm noch einen guten Rutsch wünschen und sich auf den Weg zur nächsten Veranstaltung machen. So jedenfalls der Plan. Aber irgendetwas schien ihr diesen am heutigen Tage nicht so recht zu gönnen. Oder eher irgendjemand? Caroline fühlte sich zunächst von der tiefen Stimme gar nicht so richtig angesprochen. Erst, als Trey mitten im Satz verstummte, richtete sich auch die Aufmerksamkeit der Unternehmensberaterin auf die Gestalt, die sich da so unvermittelt zu ihnen gesellt hatte und ehrliches Erstaunen huschte über ihre Züge. Was zur…?

Eine Frage, die sie Gott sei Dank nicht laut äußerte und die ihr dennoch prompt beantwortet wurde. Caroline benötigte sämtliche Selbstbeherrschung, damit nicht augenblicklich ein amüsiertes Grinsen auf ihren Zügen erschien. Stattdessen war sie es nun, die ihrem eigentlichen Gesprächspartner einen entschuldigenden Blick zuwarf. “Entschuldige mich bitte, Trey. Wir…“ Und dabei legte sie kurz ihre Hand auf den Oberarm des Fremden um zu symbolisieren, dass sie sich auch wirklich kannten und er jetzt nicht einfach so in ihr Gespräch platzte. “…hatten gerade einen kleinen Zusammenstoß vor dem Aufzug. Ich denke, ich sollte das kurz klären gehen.“ Es war reine Spekulation, dass sich der Staatsanwalt und ihre ‘umwerfende‘ neue Bekanntschaft nicht kannten und doch hätte Caroline darauf schwören können, dass der Fremde dann sicherlich nicht mit solch einer Selbstverständlichkeit ins Gespräch geplatzt wäre. Was ihr in doppelter Hinsicht zu Gute kam, denn so konnte sie einfach so tun als wäre sie über die unhöfliche Unterbrechung sichtlich pikiert. Sie sah, wie sich auf den Zügen des Staatsanwalts ein kleiner Protest abzuzeichnen begann und so wünschte sie ihm einfach schnell einen guten Rutsch, versicherte ihm, dass sie die Situation schon alleine zu klären wusste und er sich doch lieber seinen Gästen widmen sollte, ehe ihre Hand am Oberarm des Fremden diesem mit sanftem Druck signalisieren sollte ihr doch bitte zu folgen. Nur wenige Schritte vom Gastgeber weg; dann drehte sie sich auch schon wieder zu ihm um und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und einem i’m not amused-Ausdruck in den braunen Augen an. Zumindest solange bis ein vorsichtiger Blick hinter ihm ihr versicherte, dass sich auch Trey nach einem kurzen skeptischen Blick in ihre Richtung wieder anderen Gästen zugewandt hatte. Erst dann wurde der Ausdruck in ihrem Gesicht weicher. “Für den Rest des Jahres, also?“ Sie löste ihren Blick endgültig von Trey; richtete ihn auf den Fremden und sah dann demonstrativ auf die zierliche Armbanduhr an ihrem Handgelenk, während ihr rechter Mundwinkel zu zucken begann. “Das wären … drei sehr reuevolle Stunden, nehme ich an?“ Aufziehen wollte sie ihn nicht. Allzu offensichtlich zugeben wie sehr ihr dieser direkte Schritt imponierte – zu dem sie sich selbst vor dem Aufzug ja nicht getraut hatte – wollte sie jedoch auch nicht. Und so sah sie ihn schmunzelnd an. “Ich denke, mit diesem Wissen könnte ich den Rest des Jahres nicht ohne Bedauern zubringen. Aber … anstatt mir einen Drink auszugeben; was halten Sie davon, wenn ich Ihnen einen Drink spendiere? Als kleines Dankeschön dafür, dass ich dieses sterbenslangweilige Gespräch nicht länger als nötig führen musste.“ Sie nickte kurz in Richtung ihres eigentlichen Gesprächspartners; damit hoffentlich noch einmal deutlich machend, dass sie ihm a) definitiv nicht böse war ob der plötzlichen Unterbrechung und er ihr b) damit sogar einen Gefallen getan hatte. Was wäre also angebrachter als dieses kleine Zeitfenster, das sich unmittelbar vor ihr öffnete und das sie hatte, ehe sie zur nächsten Veranstaltung musste, auch mit ihrem Retter in der Not zu verbringen? Das war zwar nicht Teil des Plans, aber es sprengte ihn auch nicht, oder? Fragend sah sie ihn von unten her an; biss sich kurz auf die Unterlippe um den nächsten Gedanken nicht auch laut zu formulieren. “Ich … bin übrigens Maeve.“ Zumindest für den nächsten Drink konnte sie die Geschäftsfrau Caroline Bishop sicherlich kurz ad acta legen.

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#5


Do You Ever Wish You Had A Second Chance To Meet Someone Again For The First Time?
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am 31.12.2020




do you ever wish you had a second chance to meet someone again for the first time?
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it will still be you and me in the end.
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In every world, in every story - New Year’s Eve Look



Der Zusammenstoß war im großen Ganzen betrachtet kurz und schmerzlos. Außer für das Martiniglas, welches dem Zusammenprall zum Opfer gefallen war. Und für die Handtasche, die sich uneigennützig zwischen dem flüssigen Inhalt und seiner Besitzerin geworfen und die klebrige Maße über sich verschütten lassen hatte. Und diese Aufopferung sollte, laut der Brünette, nicht umsonst sein, da sie ihr die Premium-Reinigung versprach. Was Jensen für einen kurzen Moment überlegen ließ, wie teuer so eine Reinigung wohl sein würde und ob er ihr das entsprechende Kleingeld einfach in die Hand drücken sollte. Immerhin war es sein Verschulden, dass die Tasche überhaupt so in Mitleidenschaft gezogen worden war. Auch wenn ein Ersatzdrink vermutlich günstiger gewesen wäre, denn seinen Eindrücken nach zu urteilen, bewegten sich die meisten Gäste dieser Feierlichkeit weit außerhalb seiner Gehaltsklasse. Und auch die Frau vor ihm trug ausschließlich teure Designermode. Ob sie auch Anwältin war? Vielleicht war sie Foto-Model? Für den Laufsteg dank ihrer Größe – die Jensen nicht unkommentiert ließ – zwar zu klein, aber für Magazine und Advertisement sollte es alle Male reichen. Hübsch genug war sie auf jeden Fall. Doch anstatt ihren Smalltalk zu sehr zu vertiefen, entschuldigte sich der Agent ein weiteres Mal bei ihr und fand wenige Augenblicke später heraus, dass sie ohnehin keine Zeit für einen Drink mit ihm hatte, da sie auf jemanden wartete und er sie daher ‚nur‘ um ihren Übergangsdrink gebracht hatte. Jensen nickte und tatsächlich entglitt ihm dabei ein weiterer, neckischer Kommentar hinsichtlich ihrer Größe. Zumindest indirekt. "Nun, vielleicht sollten Sie bei der Suche dann lieber höhere Schuhe anziehen? Ich mein, nicht, dass ihre Tasche noch einen weiteren Drink abbekommt." Es war nicht sehr gentleman like, aber bisher hatte Jensen den Eindruck, als würde die Unbekannte auch gut einstecken und austeilen können. Sie schien nicht die Art Frau zu sein, die schnippisch alles in den falschen Hals bekam und sich selbst nicht verteidigen konnte. Dennoch hoffte Jensen, dass er charmant genug war, um keinen allzu schlechten Eindruck zu hinterlassen. Kurz überlegte er, ob er ihr bei der Suche helfen sollte, immerhin hatte er für den heutigen Abend nichts weiter geplant, doch wie gesagt, sie schien ihre Sachen gut im Griff zu haben, sodass er sie mit ruhigem Gewissen ziehen lassen konnte. Zumindest aus dieser Warte. Das sie ihm seine Neckerei nicht allzu übel nahm, merkte Jensen kurz darauf, als die Brünette darüber scherzte, dass er hoffentlich noch das Glück finden würde, mit einem Silvesterdrink überschüttet ins neue Jahr starten zu können. Das entlockte dem Agenten ein amüsiertes Lachen. "Ehrlich gesagt, ist das eine Tradition, auf die ich durchaus verzichten kann.", gestand Jensen ihr und verabschiedete sich schließlich, um den Aufzug mit einem Tastendruck hinauf zu befördern.

Während er auf den Blechkasten wartete, drehten sich seine Gedanken unglücklicherweise um eben jene Begegnung. Sie war humorvoll, keck und hübsch. Und zumindest weder verlobt, noch verheiratet. Vielleicht war sie auf der Suche nach ihrem Freund gewesen? Wobei … Jensens Erfahrung nach hätte sie ihre Erklärung in diesem Fall anders formuliert. Dann hätte sie ihren Freund erwähnt und ihn nicht als namenslosen Kerl dargestellt. Vielleicht war sie, genauso wie er, auch auf einem Blind Date? Jensen schnaubte amüsiert auf. Was wäre es für eine Ironie des Schicksals, wenn sie beide versetzt worden wären … . Jensen biss sich auf die Innenseite seiner Unterlippe und fasste den Entschluss, nicht in den Aufzug zu steigen, der extra seinetwegen all die Stockwerke hinaufgekommen war, sondern stattdessen machte der gebürtige Südstaatler auf dem Absatz kehrt und schritt auf der Suche nach der hübschen Unbekannten durch die Partymenge. Es dauerte nicht lange, dann hatte er sie in einem Gespräch mit einem Mann im feinen Zwirn gefunden. Ob das der Kerl war, den sie gesucht hatte? Falls ja, machte sie keinen allzu glücklichen Eindruck. Auch wenn ein Lächeln auf ihren Lippen lag. Es war eins aus reinster Höflichkeit. Das konnte Jensen bereits nach dem ersten Augenaufschlag erkennen. Im Gegensatz zu ihrem Gesprächspartner, der – seiner Körpersprache nach zu urteilen – auf jeden Fall deutlich mehr Interesse an seinem Gegenüber hatte. Jensen musterte die beiden noch eine kurze Weile, steckte seine Erfolgschancen ab und ging schließlich auf das Pärchen zu, um ihr Gespräch unsanft zu unterbrechen. Eine Unterbrechung, die zumindest bei dem Kerl – Trey, wie es schien – nicht gut ankam. Das die Brünette bei ihren Worten ihre zierlichen Finger auf seinen Oberarm legte, registrierte Jensen sofort und deutete es als erstes, positives Zeichen. Denn egal ob es eine bewusste oder unbewusste Geste war, es bedeutete auf jeden Fall, dass er ihr nicht unsympathisch oder unangenehm war. Jensen warf dem Unbekannten ein flüchtiges, entschuldigendes Nicken zu. Konnte den Schalk aber nicht aus den Augen vertreiben, als er behauptete: "Dauert auch nicht lange." und folgte dann der kleinen Person vor sich, die ihn erst etwas finster, dann an ihm vorbei sah um schließlich seine Worte von soeben mit einem Schmunzeln zu wiederholen. Jensen schob seine Hände in die Hosentaschen, ein Grinsen breitete sich Millimeter um Millimeter auf seinem Gesicht aus, während seine hellen Augen ihrer Geste die Uhrzeit abzulesen amüsiert folgten. Ein schuldbewusster Ausdruck glitt über Jensens Miene, als er ihre Behauptung wehmütig bestätigte: "Oh ja. Das wären auf jeden Fall die schlimmsten drei Stunden des Jahres. Und einen ganz miesen Start ins neue Jahr."

Zu Jensens ehrlicher Überraschung gab sie ihm, in gewisser Weise, erneut einen Korb. Denn anstatt seine Einladung zu einem Drink anzunehmen, schlug die Frau vor, ihm einen Drink zu spendieren. Als Dankeschön dafür, dass er sie aus diesem Gespräch gerettet hatte. Schalk mischte sich unter Jensens Gesichtsausdruck und innerliche Erleichterung, gepaart mit einem Ego-Booster, da er mit seiner Einschätzung goldrichtig gelegen hatte. "Das nächste Mal sollten Sie einfach etwas lauter nach der Uhrzeit fragen, oder sich am Ohr kratzen, dann weiß ich Bescheid und erspare Ihnen gerne weiterer solcher Gespräche.", verriet Jensen augenzwinkernd und lächelte aufrichtig, als sich die bisher namenslose Unbekannte als ‚Maeve‘ vorstellte. Ihr kurzes Zögern entging Jensen nicht, sodass er stumm darüber nachdachte, ob sie ihm gegebenenfalls einen falschen Vornamen genannt hatte – war diese Taktik für Frauen leider nicht selten zur eigenen Sicherheit – doch konnte er mit dem aktuellen Kenntnisstand kein Urteil fällen, weshalb er den Namen vorerst so hinnahm und ihr seine Hand entgegenstreckte. "Freut mich sehr, Maeve. Ich bin Jensen." Er schüttelte ihre zierliche Hand mit sanftem Druck und reckte dann seinen Kopf in Richtung Bar, bevor er mit einer Handbewegung in eben jene Richtung wies. Dort angekommen, zog Jensen der Frau einen Barhocker vor und ließ sich neben ihr nieder. Seine hellen Augen flackerten über die Theke, bevor er seine Begleitung musternd ansah und schließlich fragte: "Was hältst du davon, wenn du mir einen Drink aussuchst und ihn mir spendierst und ich suche dir einen Drink meiner Wahl? Als vorgezogenen Vorsatz mal etwas Neues auszuprobieren?" Er zwinkerte herausfordernd und hob bereits die Hand, um kurz darauf die Bestellung aufzugeben. In der Hoffnung, dass der Kerl hinter der Theke einer von den guten Barkeepern war und den Drink zu mixen wusste. Anschließend wanderte Jensens Blick über die Menschenmenge, auf der Suche nach diesem Trey, ehe er wieder Maeve ansah. "Also, Maeve. War dieser Trey derjenige, den du vorhin gesucht hast? Ich hoffe nicht, dass er dein Freund ist. Denn wenn eure Gespräche sterbenslangweilig sind, kann die gemeinsame Zeit ganz schön zäh werden.", prophezeite Jensen und überschritt mit dieser Direktheit bewusst eine gewisse Linie. So würde er aber immerhin recht schnell heraus finden, ob sie Single war oder ob er sich innerlich auf einen eifersüchtigen Freund vorbereiten musste. "Wie geht es deiner Tasche?", hakte der Agent nach und auch hier entschied er sich bewusst, nicht mit den Standard-Smalltalk-Kennenlern-Fragen anzufangen.


sparks fly @ storming gates
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#6


Do You Ever Wish You Had A Second Chance To Meet Someone Again For The First Time?
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am 31.12.2020





# a second chance
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31.12.2020 | New Year‘s Eve Party | Outfit

Sylvester war in den meisten Serien und Filmen die Nacht, in der es zu den seltsamsten Vorkommnissen, skurrilsten Ereignissen und – vor allem – glücklichsten Wendungen kam. Zuerst über den Haufen gerannt zu werden und dabei den Drink zu verschütten, der einem doch eigentlich die kommenden langweiligen Minuten etwas erträglicher machen sollte konnte auch im echten Leben wohl in irgendeiner dieser Kategorien verortet werden. Wenn der Grund dieses unfreiwilligen Zusammenstoßes dann nicht nur attraktiv war, sondern auch noch Humor besaß machte das eine Situation wie diese eindeutig erträglicher. Dennoch zog sich bei den Worten des Mannes nun auch Carolines zweite Augenbraue in schwindelerregende Höhen; ganz so, als könne sie nicht so recht glauben, dass er sich da gerade wirklich zum zweiten Mal innerhalb weniger Sekunden einen Scherz über ihre Körpergröße erlaubte. Das Schmunzeln in ihren Zügen machte die gespielte Empörung jedoch ziemlich schnell zunichte und so gab sie ihm mit einem verschwörerisch geflüsterten “Vielleicht habe ich mich ja bewusst für flache Schuhe entschieden, damit meine Suche auch lange erfolglos bleibt?“ noch einmal eine andere Sicht auf die Dinge zu bedenken. Mit einem Zwinkern ihren Scherz unterstreichend. Sie würde dem Fremden nun mit Sicherheit nicht direkt auf die Nase binden, dass sie sich dann doch lieber anrempeln und noch zehn Drinks verschütten lassen würde, anstatt länger als in ihrem Zeitplan vorgesehen mit dem Gastgeber der Party reden zu müssen. Am Ende war er doch ein guter Freund von Trey und ihre geschäftlichen Beziehungen waren nun einmal leider weniger von Humor geprägt, sodass der Staatsanwalt für eine Aussage dieser Art wohl weniger Verständnis hätte. Im Gegensatz zu ihrer neuen Bekanntschaft, dessen Kommentaren der gewohnt stichelnd-arrogante Unterton der Upper East Side fehlte bei dem selbst die freundlichsten Worte die unterschwellige Beleidigung nicht kaschieren konnten. Nein; das schelmische Funkeln in den blauen Augen nahm seinen Worten eher den Biss und sorgte dafür, dass auch Caroline entspannt Scherze machen konnte. Nicht nur über die Zentimeter, die sie vom Durchschnitt der amerikanischen Frau trennten, sondern eben auch über die heroische Opferbereitschaft ihrer Handtasche oder die so hochgepriesenen Traditionen einer Silvesternacht. Dass der Fremde darauf keinen großen Wert legte, konnte sie ihm nicht einmal verübeln und doch kam sie nicht umhin ihm noch einmal mit einem kurzen Anheben ihrer Handtasche zu verdeutlich, dass man da manchmal gar kein Mitspracherecht hatte. Ganz anders wohl aber bei der Tradition des Mitternachtskusses, denn irgendetwas in Caroline sagte ihr, dass der Fremde da durchaus eine große AusWahl haben dürfte. Bevor sie dieses Thema – in Gedanken oder Worten – jedoch vertiefen konnte, verabschiedete sie sich lieber mit einem Nicken von ihrer flüchtigen Bekanntschaft. Nicht ohne das aufflackernde Gefühl von Reue, aber am Ende des Tages – oder in diesem Fall sogar Jahres – war er eindeutig eine Ablenkung, die Caroline von ihrem eigentlichen Plan abhielt und der bestand nun einmal aus Arbeit.

Auch wenn sie diesen Begriff für das kommende Jahr wohl noch einmal neu definieren sollte, denn eigentlich hatte sie mit dem Gastgeber dieser Party in keinster Weise geschäftlich zu tun und würde es wohl auch nie haben. Wie schon wäre in Momenten wie diesen also die Möglichkeit sich einfach klonen zu lassen und während ein Klon alle Sylvesterveranstaltungen abklapperte, die wirklich rein geschäftlicher Natur waren, konnte sie den zweiten Klon auf die Partys schicken, die vor allem der Kontaktpflege ihres Dads dienten und Caroline selbst … okay; sie wusste nicht so recht, was sie dann an diesem Abend treiben würde, aber mit Sicherheit würde sie sich nicht im Gespräch mit Trey Carmichael wiederfinden; immer wieder kurz interessiert nickend, wenn dieser von seinen Schritten auf dem Weg zum Bezirksstaatsanwalt berichtete. Was durchaus spannend war, aber im Kontrast zu dem Gespräch, was sie gerade vor dem Aufzug geführt hatte, nur noch dröger als sonst. Wehmütig dachte Caroline an das amüsierte Funkeln in den blauen Augen und an den breiten Rücken vor der Fahrstuhltür zurück, nur um für einen kurzen Moment der wahnwitzigen Vorstellung anheim zu fallen ihre Gedanken hätten ausgereicht um ihre Zufallsbegegnung herbeizuzaubern. Aber es war keine flüchtige Ähnlichkeit; es war tatsächlich er, der sich da beinahe schon unverschämt selbstbewusst in das laufende Gespräch zwischen Caroline und dem Staatsanwalt einschaltete. Die Erleichterung, die sie bei dieser Erkenntnis durchflutete, hielt sie Dank jahrelangem Training aus ihrer Mimik fern; versuchte sich stattdessen mit der Andeutung einer anstehenden Rüge aus ihrem eigentlichen Gespräch zu klinken. Dass sie diese Scharade spätestens bei Treys Abkehr zu seinen anderen Gästen mit einem lautlosen Seufzen fallen lassen konnte, machte es ihr erheblich einfacher. Ganz zu schweigen von dem ansteckenden Grinsen, was sich auf den Zügen ihres Gegenübers abzuzeichnen begann und Carolines Lippen kräuselten sich nur noch mehr im Versuch nicht ebenfalls in ein Grinsen auszubrechen. “Die schlimmsten drei Stunden des Jahres?“, hakte sie also stattdessen mit überraschter Miene nach. Wegen eines Korbs von ihr? Nun; 2020 musste es dann ja ziemlich gut mit ihm gemeint haben, wenn die Messlatte so weit oben hing. “Was für ein Glück, dass ich das natürlich nie mit meinem Gewissen vereinbaren könnte.“ Wer von ihnen beiden dabei mehr Glück hatte, stand jedoch zur Debatte. Zumindest Caroline war nämlich mehr als nur froh darüber durch den Mann einen schnellen, aber trotzdem absolut nachvollziehbaren Abgang aus diesem Pflichtteil des Abends erhascht zu haben. War es da nicht logisch, dass sie ihm als Dank einen Drink ausgab? Ganz abgesehen davon, dass sie im Laufe der Zeit ein eher ungutes Gefühl dabei hatte sich von einem Mann einladen zu lassen. Die ‘du-schuldest-mir-aber-was‘-Karte wurde in diesem Fall nämlich leider viel zu oft ausgespielt und obwohl ihr Retter in der Not auf den ersten Blick nicht so wirkte, konnte frau eben auch nie wissen. Der Schein trügte leider viel zu oft. Zumindest in Bezug auf seinen Humor schien sich der erste Eindruck jedoch zu verfestigen, sodass sie erneut mit überrascht nach oben gelupfter Augenbraue ihren Blick einen Moment auf den markanten Gesichtszügen des Größeren ruhen lassen konnte. “Beim nächsten Mal?“, wiederholte sie dabei die Worte über die sie zuerst gestolpert war. “Müsste ich für die nächste Rettung denn vorher eine weitere Handtasche opfern? Dann würde ich mir vielleicht ein etwas billigeres Modell mitnehmen.“ Grinsend zog sie ihn auf, ehe sie sich dann doch vorstellte. Nicht mit Caroline, sondern mit Maeve. Sicherheitshalber, aber vor allem um sich selbst noch einmal daran zu erinnern, dass sie sich diesen einen Drink durchaus erlauben konnte. “Freut mich, Jensen.“, erwiderte sie die höflichen Worte, während sich ihre Augen kurz auf die Hand legte, die ihre Finger umschlossen hielt. Sie war warm und fühlte sich angenehm an; es war keine dieser Berührungen, die man augenblicklich unterbrechen wollte und so ließ sie ihre Hand noch einen kurzen Moment in dieser Position verharren, ehe sie sie wieder zurückzog und mit einem zustimmenden Nicken der auffordernden Handbewegung in Richtung Bar folgte. Ein Weg, den sie dieses Mal ohne Anrempler absolvierte, was wohl vor allem der großgewachsenen Gestalt an ihrer Seite zu verdanken war. Noch glücklicher war sie jedoch darüber keinem weiteren bekannten Gesicht zu begegnen. Wer wusste schon, ob Jensen sie wirklich ein weiteres Mal aus einem sterbenslangweiligen Gespräch retten würde. So konnte sie sich auf dem dargebotenen Barhocker niederlassen und nach einem kurzen Blick den Tresen hinab ihre Aufmerksamkeit wieder voll und ganz ihrer neuen Bekanntschaft schenken.

Der erneut bewies, dass sich das Attribut ‘hartnäckig‘ durchaus in seinem Lebenslauf wiederfinden konnte; war sein Vorschlag doch nur der erneute Versuch sie ebenfalls zu einem Drink einladen zu dürfen. Allerdings so originell verpackt das Maeve gar nicht lange darüber nachdenken musste um ihr Einverständnis mit einem kurzen Nicken zu signalisieren. “In Ordnung. In der Hoffnung diesen Vorsatz nicht auch gleich wieder zu bereuen.“ Sie wusste selbst wie wählerisch sie bei Getränken war, aber ihr gefiel die Idee. Würde er einen Drink wählen, den er selber mochte? Oder den er für sie als passend empfand? So oder so könnte es eine Menge über ihren Gegenüber verraten und ein interessiertes Funkeln schlich sich in die braunen Augen. Jensens Handbewegung folgend, flog ihre Aufmerksamkeit in Richtung des Barkeepers, der sie vorhin bereits mit dem Martini versorgt hatte. Anschließend wanderte ihr Blick über die hinter der Bar an der Wand ausstaffierten Flaschen, hinüber zu ihrer Begleitung, die sie einige Sekunden nachdenklich musterte und dann wieder zum Barkeeper zurück. “Einen Old-Fashioned. Aber bitte mit dem WhistlePig hinter dir als Grundlage.“, ließ sie schließlich ihre Entscheidung verlauten; fragend zur Seite blickend, ob ihre Begleitung in Anbetracht dieser Wahl nicht augenblicklich das Weite suchte. Irgendwie war das nämlich doch schwerer als vermutet. Mit Wein kannte sie sich aus, aber wie der klassische Weintrinker wirkte Jensen nur bedingt. Konnte aber auch einfach an dem Flanellhemd liegen, das im Kontrast zum klassischen Dreiteiler der hier anwesenden Herren stand. Mit einem fruchtigen Cocktail in der Hand konnte sie sich ihre neue Bekanntschaft jedoch auch nicht vorstellen. Warum sie sich am Ende für den Old Fashioned entschied würde sie jedoch nicht offenbaren. Stattdessen beobachtete sie Jensens Blick durch den Raum. Hatte er Sorge jemanden zu treffen, von dem er sich eigentlich schon verabschiedet hatte? Möglich wäre es; auch wenn der Name, der letztendlich Jensens Mund verließ sie dann doch überrascht aufsehen ließ. Oder war es doch eher die so geschickt verpackte, aber doch auch ziemlich direkte Frage nach ihrem Beziehungsstand, die ihr für einen Moment tatsächlich die Sprache verschlug? Nicht, weil sie seine Aussage für dreist oder anmaßend erachtete; viel eher empfand sie Jensens Direktheit in einem Umfeld wie diesen als äußerst erfrischend. “Ich habe tatsächlich Trey gesucht, als ich vorhin unter mysteriösen Umständen meinen Martini verloren habe.“, bestätigte sie zunächst jedoch nur die erste Aussage des Mannes; ließ ihren Blick ebenfalls einmal suchend über das Meer an Gesichtern gleiten, um dann in Jensens Gesicht zu verharren. Zumindest für eine Sekunde. Dann wanderte das Braun jedoch langsam einmal die sitzende Gestalt hinunter und wieder hinauf, während sie ihr Lächeln hinter einem lapidaren Schulterzucken zu verstecken suchte. “Ich hoffe auch einen etwas besseren Geschmack bei Männern zu haben, als dass ich mich lange mit sterbenslangweiligen Gesprächen aufhalten würde.“ Schwang da so etwas wie eine Herausforderung in ihren Worten mit? Vielleicht. Wenn ja, dann ging sie schnell im leisen Auflachen der Unternehmensberaterin unter, die ob der erneuten Frage nach ihrer Handtasche diese nur theatralisch seufzend zwischen ihnen auf den Tresen ablegen konnte. “Ich bin mir nicht sicher ob sie mich jemals wieder freiwillig auf eine Party begleiten wird. Vielleicht werde ich ihr neben der Reinigung noch eine Martini-Therapie-Gruppe suchen müssen.“ Die Arme! Hatte sich geopfert und Maeve war tatsächlich mehr als nur froh darüber. Die Tasche konnte sie – so grausam es auch klang – auf dem Weg im nächsten Mülleimer versenken, sollte der Geruch nach Gin und Vermouth zu stark werden. Bei ihrer Bluse wäre das schon um einiges schwieriger gewesen. Was sie zum ursprünglichen Aufeinandertreffen mit Jensen brachte und nun war es an Maeve mit einem neugierigen Ausdruck den Kopf zu neigen. “Also, Jensen. Wie war dein eigentlicher Plan diese letzten Stunden des Jahres zu füllen, bevor dein Pflichtgefühl es nicht zuließ eine Frau ohne Drink und in einem sterbenslangweiligen Gespräch zurückzulassen?“ Er schien es immerhin ziemlich eilig gehabt zu haben diese Party zu verlassen.


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Als Jungfrau in Nöten, hätte Jensen die hübsche Unbekannte nun nicht betitelt. Er war ihr auch nicht bewusst zur Rettung gekommen, sondern hatte sie schlichtweg auf einen Drink einladen wollen; wissend, dass er sich spätestens zu Hause in den Arsch gebissen hätte, wäre er einfach so verschwunden. Nicht, weil sie seine einzige ‚Option‘ auf einen Neujahrskuss oder dergleichen war, sondern, weil sie ihn mit ihrer Art zuvor am Fahrstuhl imponiert hatte. Sie war hübsch, keine Frage, aber es gefiel ihm, dass sie ihm gewitzt antwortete, kontra gab und sich nicht unter Wert verkaufte, nur weil ein gutaussehender Kerl wie er – sorry, he knew he was good looking and had no problem admitting that, so actually, not sorry – sich mit ihr unterhielt. Oder ansatzweise Flirtambitionen zeigte. Dass die junge Frau in einem Gespräch mit einem Anzugträger vertieft war, störte Jensen nicht im Geringsten. Er hatte ein Ziel und war gewillt zu finishen; egal wie dieses Ende heute Abend aussehen würde. Zumindest wollte er es nicht unversucht lassen und da die Brünette nicht gerade sehr agil auf ihn wirkte, während sie dem Kerl zuhörte, nutzte Jensen die nächstbeste Gelegenheit und ging dazwischen. Er entschuldigte sich bei dem Gesprächspartner, der alles andere als begeistert war, plötzlich Konkurrenz bekommen zu haben und dann auch noch jemand forsches wie Jensen, doch wie gesagt, der Anzugträger war dem Agenten vollkommen egal – es ging ihm reinweg um die Frau vor ihm. Zugegeben, erst war Jensen etwas überrascht, als sie ihn düster ansah und sich bei dem anderen Mann entschuldigte und ihn ein paar Schritte mit sich zog, doch kaum war ihr Gesprächspartner fort lichtete sich ihre Miene und sie bedankte sich sogar für die Rettung. Das wiederum ließ Jensen schmunzeln. Zwar hatte er vorhin gesehen, dass sie nicht gerade angetan war von dem Gespräch und in der Regel hatte er eine gute Menschenkenntnis, doch auch er konnte sich mal irren und den Anschein hatte es gerade gemacht. Nun folgte aber Genugtuung auf sein eigenes Können, was sich möglicherweise deutlich in seinen hochgezogenen Mundwinkeln widerspiegelte. Jensen wusste, dass er mit seiner Aussagen etwas überzog, doch brachte es den gewünschten Erfolg und zwar die Aufmerksamkeit der Brünetten. Sie war auf jeden Fall interessiert. Schritt Eins war also erledigt. "Nun, wie heißt es noch gleich, starte stets mit reinem Gewissen ins neue Jahr?" Es gab diesen Spruch zwar nicht, aber das war auch nicht wichtig. Stattdessen gab er ihr einen Hinweis, wie er sie schneller aus solch einer unangenehmen Situation hätte retten können und lachte kurz auf, als sie fragte, ob sie bei der nächsten Rettung wieder eine Handtasche opfern müsste. Die hellen Iriden Jensens flackerten zur Handtasche, dann in die dunklen Augen deren Besitzerin. "Kommt drauf an", begann er und konnte es nicht sein lassen, abermals auf ihre Größe anzuspielen, "wenn Sie beim nächsten Mal wieder mit solchen Schuhen rumlaufen, kann ich für nichts garantieren." Es war nicht so, als ob Frauen für den Agenten hohe Schuhe tragen mussten, um (von ihm) gesehen zu werden. Der Zusammenprall zuvor hätte genauso gut mit High Heels passieren können, aber da sie sich vorhin so schick über seine Sticheleien pikiert hatte, hoffte Jensen einfach sein Glück nicht überzustrapazieren. "Auch wenn ich bezweifle, dass Sie über eine ‚billige‘ Handtasche verfügen", gestand der Agent und nahm nochmal ihre bisherige Erscheinung unter die Lupe. Nicht abwertend, aber es war deutlich, dass sie in diese Kreise gehörte. Mehr als er zumindest.

Das Glück schien (noch) mit ihm hold, denn die Brünette stellte sich ihm schließlich mit Namen vor und verzichtete auf einen Nachnamen. War für den Agenten auch irrelevant. Er hatte nicht vor einen Backgroundcheck durchzuführen. Der Vorname reichte vollkommen aus, um den Abend mit ihr zu verbringen. Oder zumindest vorerst diesen einen Drink. Bei der offiziellen Vorstellung entging Jensen nicht, dass ihr Handschlag länger anhielt als gewöhnlich. Genauer gesagt dreieinhalb Mississippis. Schritt Nummer Zwei! Ihre manikürten Nägel drückte sanft gegen Jensens Hand, während ihre Finger von seinen beinahe verschlungen wurden. Anschließend führte Jensen Maeve zur Bar, dieses Mal Unfallfrei und unterbreitete ihr an der Theke den Vorschlag, dass sie einander einen Drink aussuchen sollten, ohne zu wissen, welche Vorlieben der andere hatte. Getarnt als guter Vorsatz und kleine Herausforderung, lenkte Maeve ein und während ihre Augen über die Rückwand der Bar wanderten, musterte Jensen sie ganz genau. Dass sich ihre Blicke dabei kurz kreuzten, da auch sie überlegte, welches Getränk sie für ihn wählen sollte, störte Jensen nicht im Geringsten. Im Gegenteil, als ihre braunen Augen ihn ansahen, blitze Schalk in seinen Blauen hervor und seine Augenbrauen zogen sich herausfordernd fragend nach oben. Bevor neckische Worte jedoch seinen Mund verließen konnten, begann sie die Bestellung aufzugeben. Auf ihren fragenden Blick verzog Jensen seine Miene anerkennend. Old-Fashioned, nicht übel. Zwar spielte sie mit dem Klassiker in gewisser Weise auf Sicherheit, aber dass sie auf den WhistlePig bestand war erfrischend. Auf keinen Fall war es ein Drink, den Jensen ablehnen würde. "Nicht übel. Solide Wahl.", kommentierte er ihre Bestellung und wurde in seiner Einschätzung bestätigt, dass Maeve zwar ihren Mann bzw. ihre Frau stehen konnte, aber von allzu großen Risiken lieber absah. Auch wenn es sich hier nur um einen Drink handelte. Oder, wie Jensen dem Barkeeper verlauten ließ, um zwei. Denn er hatte sich vorgenommen, sein Angebot sie zumindest auf einen Drink einzuladen, umzusetzen! "Zwei Sazerac und einen Penicillin bitte." Jensen zückte bereits das Portemonnaie, als der Barkeeper die Bestellung abnickte. Zumindest einen dieser Drinks würde er bezahlen. Maeve machte zwar nicht den Eindruck als würde sie regelmäßig Whiskey trinken, aber vielleicht lag er auch falsch und sie überraschte ihn damit, keine typische Cocktail-Frau zu sein. Beide Getränke schrien zumindest nicht gerade nach klassischem, fruchtigem Cocktail. "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.", gab Jensen neunmalklug leicht zu Maeve hinüber gebeugt und wollte damit ihre Befürchtung aufgreifen, diesen neuen Vorsatz bereits im alten Jahr noch zu bereuen.

Anschließend flog Jensens Blick über die Gäste hinweg und er kam noch einmal auf Maeves langweilig wirkenden Gesprächspartner zu sprechen. Als Maeve ihm zumindest einen Teil seiner Aussage bestätigte, grinste Jensen breit bei den Worten ‚mysteriösen Umständen‘ und säuselte ein "Die Wege des Herr’n sind unergründlich." Und nein, er war nicht gläubig. An Gott glaubte er schon lange nicht mehr, andernfalls wäre er nicht dort wo er heute war. Bevor die Verbitterung sich auf seine Miene niederlassen konnte, weckten Maeves folgenden Worte über ihren Männergeschmack seine Aufmerksamkeit und er fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, ehe er mit bewusst tieferer Stimme auf ihre Herausforderung antwortete: "Das hoffe ich auch. Auch wenn die Messlatte nicht gerade hoch zu sein scheint." Er würde auf jeden Fall einen Eindruck bei ihr hinterlassen. Und war sich auch sicher, deutlich besser im Gedächtnis zu bleiben wie dieser Trey. War eigentlich nur die Frage, wie gut. Der Start war zumindest nicht schlecht. Sie stieg seufzend auf seine Frage nach ihrer Handtasche ein und brachte ihn mit ihren Worten breit zum amüsierten Schnauben. "Wenn du willst, suche ich eine Therapie-Gruppe für sie raus. Eine wo sie ganz anonym sein kann, ohne von ihren High Society Freundinnen fake bemitleidet zu werden.", schlug Jensen vor und hatte gar nicht beabsichtigt, seine bisherige Meinung über diesen Personenkreis des heutigen Abends mit einfließen zu lassen. Denn im schlechtesten Fall projizierte Maeve das auch auf sich und der Abend war schneller vorbei als dem Agent lieb war. "Ich habe da ein paar Kontakte." Ließ er Maeve wissen und bemerkte erst im Nachgang, wie es klingen musste und fügte schnellstmöglich hinterher: "Nicht aus eigener Erfahrung, sondern über die Arbeit." Nicht das sie noch dachte mit einem ehemaligen AA hier an der Theke zu sitzen. Was an und für sich nichts Schlimmes war. Jeder verdiente Respekt eine Sucht (dauerhaft) überwunden zu haben, aber Jensen wollte eben nicht, dass ein falscher Eindruck entstand. Er kratzte sich nervös den Hinterkopf und war ganz froh darüber, dass die Brünette ihn mit schiefgeneigtem Kopf ansprach und sich nach seinem eigentlichen Plan für den Abend erkundigte. Ihm gefiel die Wahl ihrer Worte, was sich in einem kurzen Zucken seiner Mundwinkel widerspiegelte, bevor er sich mit seinem Unterarm auf der Theke abstützte. Nur um doch wieder etwas verlegen zu wirken. Er leckte sich die Lippen und kratzte sich hinter dem Ohr, bevor er zu Maeve hinüber sah und antwortete: "Ehrlich gesagt … ich hatte ein Blind Date." Er hätte durchaus eine coolere Antwort geben können; lügen viel dem Agent nicht gerade schwer, auch nicht das Durchhalten einer Lüge, aber sah er keinen wirklichen Grund darin. "Mein Freund Andy ist Anwalt und wollte mich mit einer Kollegin verkuppeln. Die ist aber nicht aufgetaucht und hat schlussendlich vorhin abgesagt. Und da ich kein wirklicher Silvester-Fan bin, war ich auf den Weg nach Hause. Oder eine andere Bar.", gestand Jensen, denn tatsächlich hätten ihn seine Füße auch durchaus in eine Bar tragen können. "Aber glücklicherweise bin ich dann in eine ziemlich … schlagfertige, nicht ganz unattraktive Frau gelaufen. Was ich mindestens genauso bedauert hätte, wie diesen Drink hier zu verpassen." Wenige Sekunden zuvor hatte der Barkeeper ihnen ihre drei Drinks vor die Nase gestellt und Jensen, der seine Geldbörse bereits in der Hand hielt, zahlte fix alle vier Getränke. Augenzwinkernd klappte er das Portemonnaie zu. "Bei der nächsten Rettung gehen die Drinks auf dich, versprochen." Er steckte die Brieftasche zurück in seine Jeans, während er mit der anderen Hand Maeve erst seinen Cocktail – den Penicillin – zuschob und dann nach seinem Old Fashioned griff. Er umfasste das Glas und hielt es ihr zum Anstoß entgegen. "Auf deine Handtasche.", bot der Agent an und nahm nach dem leisen Zusammenstoß beider Gläser einen kurzen Schluck. Die braune Flüssigkeit brannte im Mund. "Nicht übel.", wiederholte Jensen seine Worte von zuvor, "Aber der hier schmeckt noch besser." Nun schob Jensen Maeve den zweiten Drink zu. "Ein Klassiker aus New Orleans.", erklärte Jensen der Jüngeren und erkundigte sich im Anschluss: "Und was treibt dich auf diese Party, wenn die Gespräche doch sterbenslangweilig sind? Zumindest machtest du den Eindruck als seist du nicht ganz freiwillig hier."



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#8


Do You Ever Wish You Had A Second Chance To Meet Someone Again For The First Time?
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am 31.12.2020





# a second chance
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31.12.2020 | New Year‘s Eve Party | Outfit

Entgegen der allgemeinen Tradition hatte Caroline sich selbst noch keinen Neujahrsvorsatz gesucht. Immerhin hatte sie die letzten Jahre damit zugebracht auch wirklich alles in ihrem Leben perfekt aufeinander abzustimmen, um so das Wohlwollen und den Anforderungen ihres Umfeldes - oder besser gesagt ihres Vaters – auch ja gerecht zu werden. Ein Neujahrsvorsatz würde ihre perfekte Routine nur durcheinander wirbeln und das konnte Caroline Bishop mit Sicherheit nicht gebrauchen. Aber in Anbetracht der sich plötzlich auftuenden Option wäre ja ein ‘Alt‘jahresvorsatz‘ auch in Ordnung? Noch einmal – ganz kurz – in den letzten Stunden des alten Jahres aus dem gewohnten Muster ausbrechen. Dass der Grund dafür ausnehmend gutaussehend war, erleichterte diese Überlegung dabei ungemein. Auch wenn das gar nicht der eigentliche Grund dafür war, warum Caroline sich nach der ‘Rettung‘ ihrer neuesten Bekanntschaft aus diesem unliebsamen Gespräch nicht einfach nur bedankte und sich dann auf den Weg zu ihrem nächsten Punkt in ihrem Abendprogramm machte. Sein Humor; die ungewohnte, aber dafür umso erfreulichere Direktheit und seine Entschlossenheit spielten dabei eine viel größere Rolle. Er schien es gewohnt zu bekommen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte und auf diesen einen Drink konnte Caroline es ruhig ankommen lassen. Immerhin bot er nicht nur etwas fürs Auge, sondern auch für den Geist. Auch wenn sie seiner ‘Weisheit‘ über einen guten Start ins neue Jahr nicht allzu viel abgewinnen konnte, sodass sich ihr Kopf leicht schief legte und sie ihn mit skeptisch nach oben gezogener Augenbraue kurz musterte. “Ich denke, für ein reines Gewissen bist du in der Upper East Side etwas fehl am Platz. Wäre da ein Besuch in der Kirche nicht sinnhafter? Mit Sicherheit gibt es dort auch Absolution für jede Handtasche, die man im Laufe des Jahres so auf dem Gewissen hat.“ Oder für jeden frechen Spruch, den man sich über die Körpergröße einer anderen Person erlaubte! Und obwohl sie es nicht wollte, konnte sie sich das belustigte Schnauben nicht verkneifen. Das Problem war nämlich ganz eindeutig, dass sie selbst mit ihren höchsten Absätzen nicht auf Augenhöhe mit ihrer neuesten Bekanntschaft kommen würde – vielleicht war er ja also zu groß?! Ein Argument, das ihre Lippen nicht verließ. Stattdessen zuckte sie mit den Schultern und sah ihn mit einem herausfordernden Lächeln auf den Lippen an. “Gut zu wissen. Dann werde ich beim nächsten Mal am besten gar keine Schuhe anziehen, um auch ja auf Nummer sicher zu gehen.“ Wenn damit die Wahrscheinlichkeit stieg ihm noch einmal zu begegnen? Caroline konnte sich tatsächlich schlimmeres vorstellen. Auch wenn sie sich a) nicht wirklich vorstellen konnte, wie sie auf einer Party wie dieser hier barfuß durch die Menge tapste und sie b) dann definitiv ihre Handtasche vorher in Sicherheit bringen würde. Denn dass sie kein ‘billiges‘ Exemplar hatte, ließ sie ebenfalls unkommentiert im Raum stehen. Immerhin lag das immer im Auge des Betrachters. Für jemanden, der Häuser shoppen ging wie andere Unterwäsche war vermutlich auch eine Birkin Bag ‘billig‘. Für sie selbst – nun ja; Qualität hatte manchmal eben doch seinen Preis.

Stattdessen griff sie lieber die Vorstellung des anderen auf. Jensen. Sie mochte den Klang seines Namens und den simplen Fakt, dass sie noch niemandem mit diesem Namen kannte, sodass keine ungewollten Assoziationen auftauchen konnten. Sie selbst stellte sich mit ihrem Zweitnamen vor; ließ bewusst auch ihren Nachnamen wegfallen. Im geschäftlichen mochte sie es nicht, wenn ihr Nachname ihr bereits Tür und Tor öffnete und im privaten wollte sie nicht mit dem politischen Schatten ihres Dads in Verbindung gebracht werden. Vor allem dann nicht, wenn sie den Großteil des restlichen Abends noch zur Genüge über ihren Dad und dessen politischen Bestrebungen und Einflüsse würde reden müssen. Da folgte sie Jensen lieber zur Bar. Auch wenn ihr eigentlicher Plan darin bestand ihm einen Drink auszugeben, so fand sie sich am Ende doch in einer Patt-Situation wieder. Dabei war es nicht nur die Herausforderung in den blauen Augen, die sie dazu anstachelte solch einen ungewöhnlichen Vorschlag anzunehmen, sondern auch ihre eigene Neugier. Welchen Drink Jensen wohl auswählen mochte? Sie selbst hatte nicht allzu viel Ahnung von Alkohol und den zigtausend verschiedenen Variationen, in denen dieser serviert werden konnte, sodass sie tatsächlich auf einen Klassiker zurückgriff. Den Jensen scheinbar kannte. “Solide Wahl?“, hakte sie daher auch nach ohne es verhindern zu können; sah den Älteren mit dem Anflug eines kurzen Grinsens an. “Ich sehe ihn eher als … ‘ernsthaften Gegenspieler all jener öden Longdrinks voller Sprudel, phantasievollen Aromen und mehr Fruchtsaft als in Ihrer durchschnittlichen Frühstücksbar‘“ Sie hatte wirklich keine Ahnung, ob Jensen die Anspielung verstand und sie sich damit gerade als absoluter Serien-Nerd outete, aber glücklicherweise musste sie diesen Gedanken für den Moment nicht weiterverfolgen, denn Jensen wählte seinerseits einen Drink aus. Oder eher … drei? Irritiert sah Maeve für einen Augenblick zum Barkeeper, der sich just an ihren beiden Bestellungen abarbeitete und dann hinüber zu ihrer neuen Bekanntschaft. Sie zog nur fragend eine Augenbraue nach oben und für einen kurzen Moment fragte sie sich, ob sie gerade an jemanden geraten war, der innerhalb weniger Minuten gleich drei Drinks dieser Art in sich hineinzuschütten gedachte als Interpretation eines gelungenen Abends. Ein Gedanke, der ihr missfiel, aber noch verließ das Lächeln nicht ihre Lippen. Nicht, wenn Jensen sie so direkt-indirekt nach ihrem Beziehungsstatus – oder zumindest ihrer Beziehung zu Trey – fragte. Beides Dinge, die nicht existent waren. Aber das war es gar nicht, was ihr das vergnügte Lächeln aufs Gesicht zauberte, welches sie auch schon prompt versuchte durch einen Blick auf den Bartresen zu kaschieren. Innerlich bis drei zählend, sah sie Jensen schließlich wieder mit interessiertem Funkeln in den braunen Augen an. “Nicht sehr hoch?“, hakte sie nach; zuckte kurz mit den Schultern und warf einen Blick in die ungefähre Richtung, in der sie Trey hatten stehen lassen und dann wieder zu ihrer neuen Begleitung. “Das kommt vermutlich drauf an, wen man fragt. In spätestens fünf Jahren will er Bundesstaatsanwalt sein. Er hat eine Eigentumswohnung hier auf der Upper East Side. Hält Anteile an der Immobilienfirma seines Dads. Manche würden also behaupten, die Messlatte liegt sehr hoch.“ Zumindest, wenn man auf diese oberflächlichen Dinge Wert legte. Dass er nämlich sterbenslangweilig war oder seine Freizeit tatsächlich gerne beim Golfen verbrachte, führte Maeve nicht auf. Viel spannender war doch die Frage, womit Jensen gedachte die Messlatte nach oben zu treiben. Mit seinem Humor punktete er auf jeden Fall, denn alleine die Vorstellung wie irgendwelche übergossenen Handtaschen im Stuhlkreis saßen und darüber diskutierten, welche von ihnen es nun am schlimmsten getroffen haben mochte, ließ sie laut auflachen; sich pflichtschuldigst die Hand vor den Mund schlagen und Jensen einen undefinierbaren Blick zuwerfen. Immerhin klang das fast so, als rede er da nicht über Handtaschen, sondern eher über deren Besitzerinnen, die sich da gegenseitige Mitleidsbekundungen ausstoßen würden, während sie es vermutlich heimlich selbst waren, die den Drink erst verschüttet hatten. Ein gar nicht allzu wahrscheinliches Szenario hier, wo es doch schon ein Affront war, wenn zwei Personen im selben Outfit ankamen und vor allem das gesellschaftliche Ansehen entschied, welche der beiden noch einmal nach Hause fahren und sich entweder umziehen musste oder gar nicht erst wiederzukommen brauchte.

Als Jensen dann aber seine diesbezüglichen Kontakte erwähnte, verblasste das Lächeln für einen kurzen Moment auf ihren Zügen. Also doch ein Alkoholproblem? Dass er scheinbar selbst realisierte, wie seine Aussage gewirkt haben konnte, minderte das flaue Gefühl in ihrem Magen etwas und für einen kurzen Moment schien sie zu überlegen, ob sie nachhaken sollte. Über seine Arbeit. Doch je mehr reale Fakten sie über den Mann hätte – gesetz dem Fall er würde sie nicht belügen – desto weniger könnte sie sich das hier als kurze anonyme Ablenkung einreden; also schluckte sie ihre eigene Neugierde herunter und fragte stattdessen nach Jensens eigentlichen Plänen für den Abend. Weder schien er immerhin mit dem Gastgeber befreundet zu sein, noch wirkte er wie jemand, der auf solchen Veranstaltungen normalerweise ein- und ausging. Auch wenn ihr noch eine handvoll andere Gründe eingefallen wären, um Jensens Anwesenheit hier zu erklären, so erregte das kleine Wörtchen ‘Blind-Date‘ dann doch ihre volle Aufmerksamkeit und ohne es richtig zu bemerken, streckte sich Maeves Oberkörper etwas durch und ihre Augen huschten über das Erscheinungsbild des Mannes. Er wirkte … verlegen? Maeve konnte es nicht so wirklich einschätzen, aber wenn er ein Blind Date gehabt hatte, dann verstand sie auf gar keinen Fall, warum er dann alleine auf dem Weg nach Hause gewesen war. Die Erklärung folgte prompt. Auch wenn sie Maeve zunächst dazu brachte ungläubig die Augenbrauen nach oben zu ziehen. Wenn man ein Date hatte – egal, ob ‘Blind‘ oder nicht – dann sagte man das doch nicht direkt vorher ab! Auch bei jeder anderen Art des Treffens war so etwas total inakzeptabel; es sei denn, man war gerade vom Bus erfasst worden! Die Geschäftsfrau in ihr wollte sich bereits echauffieren, da führte Jensen die positive Seite dieser Unzuverlässigkeit an und sorgte dadurch augenblicklich dafür, dass Maeve sich schlagartig wieder entspannte. Die Einschränkung, dass sie ‘nicht ganz unattraktiv‘ war, ließ sie dabei mit einem Schmunzeln stehen. “Ein Optimist, also?“, hakte sie stattdessen nach; registrierte erst jetzt die vier Gläser, die mittlerweile vor ihnen auf dem Tresen standen. Eines davon natürlich nur für sie. So viel versuchte Maeve sich noch einzureden, als sie den Blick noch einmal auf den sitzenden Mann neben sich richtete. “Mein erster Impuls war es mich zu beschweren, weil man dich einfach versetzt hat. Allerdings sollte ich mich wohl auch eher bedanken. Mein Verlust wäre es jedenfalls definitiv gewesen.“ Auch wenn sie dann natürlich nicht einmal gewusst hätte, dass Jensen überhaupt hier auf der Party war und es durchaus auch Männer hier gab mit denen man sich länger als fünf Minuten unterhalten konnte ohne das gelangweilte Gähnen zu unterdrücken. “Dafür opfere ich auch gerne eine Handtasche.“ Mit einem schiefen Grinsen sah sie ihn an; realisierte dabei zu spät, was Jensen gerade im Begriff war zu tun und konnte nur noch empört nach Luft schnappen, da hatte das Geld bereits seinen Weg zum Barkeeper gefunden. “Warte, das geht nicht!“, insistierte sie dennoch; versuchte sich gar nicht erst vom charmanten Zwinkern aus der Bahn werfen zu lassen, sondern ergriff stattdessen ihre Clutch, um darin nach einem Schein zu kramen. Eine gewisse Starrköpfigkeit war in den brauen Augen zu sehen. Sie wollte Jensen nicht vor den Kopf stoßen und verstand den positiven Aspekt seiner Geste durchaus; aber ihre Absprache war eine andere gewesen. “Vielleicht…“ Maeves Oberkörper wandte sich etwas in seine Richtung, während sie den Schein so klein wie möglich faltete. Anschließend flogen ihre Augen von dem kleinen Stück Papier in ihrer Hand hinüber in das markante Gesicht des Mannes, wo sie nachdenklich, aber auch mit einer gewissen Erheiterung die Züge nachfuhren und anschließend im hellen Blau zum Ruhen kam, während sich ihre rechte Hand wie selbstverständlich auf seine linke Brust legte. Genau auf die Höhe, auf der sein Hemd eine kleine Tasche hatte. “Vielleicht brauche ich beim nächsten Mal ja keine Rettung, sondern bin einfach gleich mit der richtigen Person unterwegs?“ Die schlanken Finger ließen den kleingefalteten Schein im Inneren der Brusttasche verschwinden, ehe sie noch einmal von außen darüber strich und ihm hoffentlich mit einem eindringlichen Blick zu verstehen gab, dass sie darüber nicht diskutieren wollte.

Immerhin galt es sich jetzt erst einmal den bestellten Drinks zuzuwenden und um einiges unsicherer als noch vor wenigen Sekunden fiel Maeves Blick nun auf den hellen Drink vor ihrer Nase. ‘Penicillin‘ klang zunächst wenig vertrauenserweckend; hatte sie doch auch schon den einen oder anderen Alkohol getrunken, der tatsächlich wie Medizin schmeckte. Und wenn der Name schon darauf hinwies? “Ich bin mir nicht mehr sicher, ob das wirklich eine gute Idee war.“, murmelte sie dabei leise vor sich hin; warf Jensen einen kurzen fragenden Blick zu und griff sich dann mutig ihr Glas. “Auf neue Vorsätze, die sich hoffentlich nicht als Fehler herausstellen.“ , führte sie nach dem kurzen Anstoßen die Formulierung des Mannes weiter. Denn in mehr als nur einer Hinsicht hoffte sie, das hier später nicht zu bereuen. Jetzt jedoch schnupperte die Unternehmensberaterin erst einmal vorsichtig an der hellen Flüssigkeit in ihrem Glas und musste sich auf den ersten Geruchstest zumindest eingestehen, dass es nicht allzu schlimm schien. Es roch süßlich, aber auch mit einer gewissen Schärfe, die sie nicht ganz zuordnen konnte. “Entschuldige; alte Weintrinker-Angewohnheit.“, ließ sie Jensen wissen, der seinen Drink bereits unerschrocken angegangen war und Maeve selbst erst mit einiger Verzögerung zu ihrem ersten Schluck ansetzte. Der zunächst zwar nicht nach klassischer Medizin schmeckte, aber doch irgendwie an die Erkältungszeit im Winter erinnerte. Sie spürte das Brennen des Alkohols – welcher auch immer als Grundlage diente – konnte eine milde Süße erkennen und unter allem trotzdem eine dezente Schärfe. Erstaunen zeichnete sich auf ihren Gesichtszügen ab. Sie trank nichts anderes als Wein, aber dieser Drink und seine einzelnen Komponenten gefielen ihr durchaus, sodass sie gleich noch einen zweiten Schluck nahm und nach einem überraschten “Nicht übel“ dann doch eher verwirrt auf das andere Glas vor ihrer Nase blickte. “Wie?“ Sie schien wirklich nicht damit gerechnet zu haben, dass Jensen den zweiten Teil seiner Bestellung auch für sie gedacht hatte. Zumal ihr auch hier der Name nichts sagte. Doch bevor sie in die Zwickmühle kommen und sich irgendwie vor diesem Drink drücken konnte, erkundete Jensen sich nach dem Grund ihrer Anwesenheit und diesen (verbalen) Ausweg nahm Maeve liebend gerne an. Trotzdem schien sie einen Moment zu überlegen wie sie ihre Antwort am Besten formulieren konnte. Es war ja immerhin nicht so, als würde sie es hier hassen. Es gab da eben nur diesen klitzekleinen Teil in ihr, der sich einen Silvesterabend gänzlich anders vorstellen konnte. “Nicht alle Gespräche sind sterbenslangweilig. Manche sind auch recht … unterhaltsam.“, machte sie dabei gleich einmal eine Einschränkung deutlich und sah Jensen vielsagend an, damit er wusste, dass er damit aber auch wirklich die positive Ausnahme war. Dann nahm sie ihr Glas in die Hand, nippte kurz an diesem und wiegte in einer nachdenklichen Geste ihren Oberkörper leicht nach links und rechts. “Hrmm….Nennen wir es Socializing?“ Das wirkte zumindest neutraler als das ‘Klinken putzen‘, das ihr zunächst auf der Zunge lag. Maeve drehte sich auf ihrem Stuhl etwas, sodass sie Jensen nun direkt ansehen konnte; ließ anschließend kurz ihren Blick über die anwesenden Personen schweifen und dann wieder zu ihrem Gegenüber, ehe sie unbeholfen mit den Schultern zuckte. “Mein Dad und Treys Dad sind seit der Schulzeit befreundet. Und daher wäre es natürlich schön, wenn wir auch befreundet wären.“ Dass es dabei nicht ganz um eine platonische Ebene ging, machte der Blick deutlich, den sie Jensen über den Rand ihres Glases zuwarf, ehe sie an dessen Inhalt noch einmal kurz nippte. Dieses zurück auf den Tresen stellend, fuhr ihre freigewordene Hand augenblicklich in einer gedankenverlorenen Geste durch ihre Haare. “Also mache ich jedes Jahr auch einen kurzen Höflichkeitsbesuch hier, unterhalte mich etwas mit Trey und bin dann meist schneller als später auf dem Weg zum nächsten Höflichkeitsbesuch.“ Nicht die ideale Abendgestaltung für Maeve, aber für Caroline auf jeden Fall. “Aber ich kann dir versichern; abgesehen von der Strenge beim Dresscode nehmen sich diese Partys auf der Upper East Side nicht allzu viel. Bar oder Zuhause klingen also wie eine gute Alternative, wenn du beim nächsten Mal niemanden aus sterbenslangweiligen Gesprächen zu retten hast. Oder dein Blind-Date nicht wieder so dumm ist nicht aufzutauchen.“ Was in gewisser Hinsicht ja auch die Frage nach seinem Beziehungsstatus klärte. Auch wenn das für einen einzigen Drink natürlich auch irrelevant war. Dass der zweite noch immer unangetastet vor ihrer Nase stand, ignorierte Maeve dabei noch immer erfolgreich. Ein Drink. Mehr war wirklich nicht drin!


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#9


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am 31.12.2020




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Eigentlich hielt Jensen nicht viel von Neujahrsvorsätzen. Die meisten hielten eh nicht länger als drei Wochen und doch schrieb sich ein Großteil der Bevölkerung jedes Jahr aufs Neue etwas auf die New Year’s Resolution Liste. Während es meistens Dinge waren wie ‚weniger essen oder Alkohol zu trinken‘, ‚mit dem Rauchen aufzuhören‘ oder ‚mehr Sport zu machen‘, nahm Jensen sich – entgegen seiner persönlichen Meinung gegenüber Neujahrsvorsätzen – immer wieder vor, seine Familie in New Orleans regelmäßiger zu besuchen. Sein Großvater und Mentor war immerhin nicht mehr der Jüngste und auch wenn Jensen hoffte, dass der Todestag noch weit, weit, weiiit weg war, so war Big Poppa dem Tod nüchtern betrachtet deutlich näher als seinen blühenden Vierzigern. Ehemalige Kollegen und Freunde verstarben immer häufiger und leider war der ehemalige Richter auch gesundheitlich nicht mehr der Fitteste. Und trotzdem; in manchen Jahren war Jensen nur zu den ‚Pflichtterminen‘ runter geflogen … wenn überhaupt. Somit nahm Jensen es sich auch für das in kürze eintretende neue Jahr vor, regelmäßiger nach New Orleans zu fliegen. Zuerst jedoch würde er das aktuelle Jahr mit einer neuen, nach den ersten Wortwechseln sehr netten Frau abschließen. Und sich sein reines Gewissen hoffentlich in der Form eines Drinks erkaufen, da die begleitende Handtasche bei ihrem Zusammenstoß an den Fahrstühlen unfreiwillig in Mitleidenschaft gezogen wurde. Glücklicherweise nahm die Brünette es mit Humor und das imponierte den Agenten innerlich, denn regelmäßig traf er auf Frauen, die durchaus anders reagiert hätten als sie. "Ehrlich gesagt habe ich gehofft, als Ersttäter nochmal mit einer Verwarnung davon zu kommen? Kirche ist nicht so meins." Bei diesem Geständnis lag ein amüsiertes Lächeln auf Jensens Lippen. Ob sie wohl gläubig war? Nicht, dass es einen großen Unterschied gemacht hätte, aber vor allem in den Großstädten nahm der Glaube immer weiter ab, während die Menschen im einödigen Inland immer verstärkter zu glauben schienen. Für Jensen war das egal, jeden des Seine. Auch wenn er auf irgendwelche Diskussionen oder Predigten gut und gerne verzichten konnte.

Worauf er nicht verzichten konnte oder zumindest nicht wollte war das Jahr ohne den für die ruinierte Handtasche schuldenden Drink zu beenden. Da Maeve – wie sie sich ihm vorstellte – weniger der Typ ‚Jungfrau in Nöten und ich lasse mich gerne einladen‘ zu sein schien, stimmte Jensen ihrer Einladung, dass sie ihm einen Drink spendierte, zu. Mit der Absicht ihr einen Drink mehr zu bestellen, um für sein reines Gewissen zu sorgen. Sie beide beschränkten sich bei der Vorstellung auf ihre Vornamen und ließen sich kurz darauf auf den Stühlen vor der Bar nieder. Dass Maeve möglicherweise gar nicht ihr richtiger Name war, kam Jensen nicht in den Sinn. Bisher hatte er die Erfahrung mit Fake-Name und/oder Fake-Nummer nicht gemacht, sodass er ‚Maeve‘ überhaupt nicht anzweifelte. Ja, sogar war der Name recht selten. Er konnte sich nicht erinnern, eine Maeve bisher getroffen zu haben. Auch wenn eine ‚Laura‘ oder ‚Caroline‘ genauso gut gewesen wären. An der Theke wartete Jensen mit dem Vorschlag auf, dem jeweils anderen einen Drink zu bestellen und nach kurzem Zögern, stimmte Maeve dem Älteren – zumindest sortierte Jensen die Brünette drei, vier Jahre jünger ein als sich selbst – zu und sie bestellten die jeweiligen Drinks. Oder besser gesagt, bestellte er Drinks, während Maeve sich an ihre Abmachung hielt und ihm einen Old Fashion bestellte. Damit konnte man in aller Regel nicht viel falsch machen, was er sie in zwei Worten auch wissen ließ. Ihre erste Reaktion – die Wiederholung seiner Worte - war für Jensen schwierig zu deuten, da er nicht genau einschätzen konnte, ob er sie gekränkt hatte oder ob sie es genauso sportlich nahm wie den Handtaschen-Unfall. Ihre darauffolgende Ausführung, wie sie ihre Wahl eher beschrieben hätte, ließ Jensen von letzterem ausgehen. Auch wenn ihn diese Worte zum amüsierten Prusten brachte, da er mit so einer Ausführung nicht gerechnet hatte. Die Anspielung auf irgendeine Serie war dem Agenten fremd. "Okay, ich merke schon, dass du es blumiger magst.", gab Jensen Hände erhoben zurück und machte sich an seine Bestellung, ehe er das Gesprächsthema auf die Person lenkte, vor der Jensen Maeve vermeidlich gerettet zu haben schien. Dieser Trey schien in den Kreisen der Upper East Side durchaus eine gute Partie zu sein. Ambitionen hatte er und das nötige Kleingeld ebenfalls, auch wenn Jensen durchaus zu der Personengruppe gehörte, die ‚vererbtes‘ Vermögen mit Zynismus betrachtet, anstatt mit Anmut. Maeves Denkanstoß, dass die Messlatte durchaus sehr hoch lag, wollte Jensen erst mit einer Mischung aus Auflachen und Schnauben quittieren, doch stattdessen musterte er Maeve für einige Momente eingehend, bevor die blauen Augen durch die Menge zum zukünftigen Bundesstaatsanwalt huschten. Er unterhielt sich gerade mit einer Gruppe von gleichaltrigen Männern. Die Truppe lachte los und Jensen wandte sich wieder Maeve zu. "Und was würdest du behaupten?" Seine Stimme klang neutral, gespickt mit einer Portion Neugier.

Wie gesagt, Maeve machte auf Jensen nicht den Eindruck einer ‚typischen‘ Etepetete Upper East Side Frau, die sich ihr Umfeld nach dem höchsten Kontostand aussuchte. Trotz ihrer Designerkleidung. Was vor allem dadurch bestätigt wurde, als sie nach seinem – mehr oder weniger mittelprächtigen – Witz bezüglich einer Selbsthilfegruppe für benässte Handtaschen nicht nur schmunzelte, sondern sogar laut auflachte und sich die Hand vor dem Mund schlug, um sich zu verstummen. Es waren nur wenige Sekunden, der Bruchteil eines Augenblicks, aber es reichte aus, um Jensen breit grinsen zu lassen. Ein wenig (zu) stolz auf sich, Maeve ein aufrichtiges Lachen entlockt zu haben. Ein durchaus charmantes Geräusch. Doch das daraus resultierende Lächeln ihrerseits verschwand für einen kurzen Moment, als Jensen sich selbst beinahe um Kopf und Kragen redete und schlussendlich klar stellen konnte (oder auch musste), dass die besagten Kontakte aufgrund seiner Arbeit zustande gekommen waren und nicht, weil er selbst an solchen Treffen hatte teilnehmen müssen. Und wieder überraschte Maeve den Agenten als sie eben nicht die Frage stellte, was er denn beruflich tat, dass er zu solchen Treffen Kontakte vorweisen konnte. Stattdessen erkundigte sie sich nach seinen Silvesterplänen und brachte den Enddreißiger wieder etwas ins Straucheln. Das Geständnis eines Blind-Dates und dazu noch versetzt worden zu sein waren an und für sich keine großen Sachen; aber Jensen war so etwas in der Tat nicht gewohnt. War er, wenn überhaupt, derjenige, der versetzte und nicht der versetzt wurde. Dass das Glück aber auf seiner Seite war, da er nun mit einer äußerst angenehmen Begleitung namens Maeve, teilte Jensen da deutlich freiwilliger mit. Und bekam ein ähnliches Kompliment von der Brünetten postwendend zurück. Zumindest interpretierte Jensen ihre Worte so, dass sie ihre bisherige Unterhaltung nicht bereute. Genauso wenig wie das opfern ihrer Handtasche, was Jensen kehlig auflachen ließ. "Ich weiß das zu schätzen, wirklich.", versicherte er Maeve und bezahlte einen Wimpernschlag später den Barkeeper. Anscheinend waren die Drinks auf dieser Party nicht gratis? Oder er war so eben in ein Fettnäpfchen getreten, da seine Bereitwilligkeit die Drinks zu bezahlen durchaus deutlich machte, dass er eigentlich nicht hierher gehörte. Da der Barkeeper das Geld allerdings entgegennahm, machte Jensen sich keine weiteren Gedanken. Bevor Jensen die Drinks entsprechend verteilen konnte, gewann Maeves Handbewegung seine Aufmerksamkeit. Er sah zu, wie sie in ihrer Clutch nach dem Geldschein griff und holte zum Einspruch aus: "Ich will dein Geld nicht. Ich lade dich ein." Doch gab die Brünette sich unbeeindruckt und beugte sich zu ihm vor, während seine hellen Augen von ihrem Gesicht zu ihrer Hand glitten, welche sich plötzlich auf seiner Brust wiederfand. Während ihre Worte an seine Ohren drangen, spürte Jensen wie Maeve das Geld in die Hemdtasche steckte und er ein leises, amüsiertes Geräusch von sich gab, bevor Jensen sich die Lippen leckte und wieder in die dunkelbraunen Augen blickte. Die zierlichen Finger strichen über die Brusttasche und ohne sein Zutun, schlug sein Herz für einen Moment viel zu schnell. "Wenn ich Glück habe…", gab Jensen zurück und griff nach Maeves Hand, um diese mit seinen Fingern kurz zu umschließen. Sein linker Mundwinkel zog sich nach oben, während Jensen ihre Hand mit seiner auf der Theke ablegte und mit seinem Daumen flüchtig über ihren Handrücken strich, bevor er ihre Finger löste, um den Geld aus der Brusttasche zu fischen. Inzwischen wieder schelmisch amüsiert schmunzelnd, entfaltete er das Papier und warf Maeve einen prüfenden Blick zu, bevor er das Geldstück in seinem Portemonnaie verschwinden ließ: "Dann werde ich dich wohl ein anderes Mal einladen müssen."

Bevor die Eiswürfel in den Getränken vollends verschwinden konnten, widmeten sie sich den Drinks und Maeve stand Jensens Wahl durchaus skeptischen Blickes gegenüber. Sie murmelte ihren Zweifel an der Sinnhaftigkeit dieser Idee, umschloss dennoch das Penicillin Glas und stieß mit dem Agenten auf die neuen Vorsätze an. Jensen pflichtete ihr mit einem kurzen "Cheers" bei und nahm bereits den ersten Schluck, während Maeve ihre Nase rümpfend über ihrem Glas hielt. Jensens Miene musste fragend ausgesehen haben, da Maeve ihren Riech-Test entschuldigte, dann aber genug Mut gesammelt haben zu schien, um ebenfalls ihren ersten Schluck zu nehmen. Interessiert über ihr Urteil wartete der Agent und schnaubte verächtlich amüsiert – etwas, was er ziemlich häufig seit ihrem Zusammenstoß von sich gab – als sie sein Resümee ‚Nicht übel‘ wiederholte. Na, wenn der Drink ihr nicht schmeckte, dann hätte sie beim Sazerac durchaus ein Problem. Vor allem, da sie sich zuvor als Weinliebhaberin geoutet hatte. Was Jensen jedoch für sich behielt und den Drink positiv anpries, als er ihr das Glas mit der goldenen Flüssigkeit zuschob. Zeitgleich erkundigte er sich nach ihren Gründen, dieser Veranstaltung beizuwohnen, sodass der Sazerac vorerst beiseitegestellt wurde. "Hm.", machte Jensen weniger überzeugt, als Maeve behauptete, dass nicht alle Gespräche sterbenslangweilig waren. "Aber Trey ist es? Aber vielleicht habt ihr Upper Eastler auch einfach eine etwas andere Definition von unterhaltsam als der Rest von uns? Oder ist das so eine New Yorker Sache?" Jensen wollte konnte den kleinen Seitenhieb gegen Trey nicht unterdrücken und führte das Glas an seinen Mund. Er nahm einen kleinen Schluck, während Maeve nach den passenden Worten suchte, wie sie ihren Besuch beschreiben sollte. Dass sie schließlich beim ‚Socializing‘ landete, sorgte auf Jensens Gesicht für einen leicht gequälten Ausdruck. "Kontaktpflege. Warum überrascht mich das nicht?" Dabei wusste Jensen selbst nicht, ob es daran lag, weil er solche Pflichtveranstaltungen selbst besuchte oder daran, dass es geradezu nach der – seiner Meinung – Oberflächlichkeit dieser ganzen Gesellschaftsschicht schrie. Und ob sie wollte oder nicht, mit ihrer weiteren Erklärung, dass ihre Väter sich kannten und versuchten Trey und sie zu verkuppeln, bestärkte das Klischee in Jensens Kopf. Das Maeve den Wunsch ihres Vaters aber nicht wirklich zu teilen schien und auf wenig Begeisterung stieß, schwächte den Eindruck wieder etwas ab und der eindeutige Blick ließ Jensen leise schmunzeln. Überrascht hob Jensen seine Augenbrauen, als Maeve durchklingen ließ, dass diese Party nicht ihr einziger Höflichkeitsbesuch an diesen Abenden war.

Jensen verzog das Gesicht. "Das klingt nun wirklich nicht unterhaltsam." Hatte man wohl doch unterschiedliche Definitionen. Auch wenn Jensen, was die Silvesterabende betraf, sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen durfte, da er die letzten Jahre immer im Büro gesessen und gearbeitet hatte. Freiwillig. Ein Schmunzeln umspielte Jensens Mundwinkel, als Maeve ein alternatives Abendprogramm aufführte. "Nun, wenn du auf deine anderen Höflichkeitsbesuche heute Abend verzichten kannst, kenne ich durchaus die ein oder andere nette Alternative.", ließ Jensen durchklingen und tastete sich somit etwas weiter an Maeve heran. Es sollte hier vielleicht nur ein einfacher Drink sein, aber musste das doch nicht bedeuten, dass ihr gemeinsamer Abend damit endete, richtig? Jensens Blick huschte nun zum von ihr immer noch unangerührten zweiten Glas. "Weißt du, der ist nicht vergiftet." Er nickte zum Sazerac und griff zeitgleich nach seinem Glas, um es ihr zum Anstoß entgegen zu halten. "Du weißt doch, einer ist keiner. Außerdem sollte man immer mal wieder etwas Neues ausprobieren. Ich mein, es sind noch knapp zweieinhalb Stunden bis Neujahr, wenn nicht jetzt aus seinem Trott ausbrechen, wann dann?" Er sah sie herausfordernd an. Ja, er versuchte auf charmante Art zu sticheln und sie davon zu überzeugen, nicht nur den zweiten Drink zu probieren, sondern diese sterbenslangweilige Party zu verlassen und mit ihm auf eine Alternative umzusteigen. Wobei er sich sicher war, dass sie ihn nicht mit nach Hause begleiten würde. Noch nicht zumindest. Vielleicht endete ihr Abend aber auch schneller als gedacht, da er möglicherweise doch zu weit gegangen war? Seine hellen Augen fixierten das Braun ihrer Iriden, ehe ihm ein leiser Seufzer entfloh. "Ich kann dich aber auch gerne zu deinem nächsten Pflichtbesuch begleiten und im worst case wieder zur Rettung eilen."", schlug Jensen wenig erpicht vor. "Oder aber du vertraust mir und bekommst eine Silvesternacht die du so schnell nicht vergessen wirst." Legte er die Messlatte gerade ziemlich hoch? Ja, ja, das tat er. Natürlich hätte er sich auch zufrieden gegeben die restliche Zeit hier mit ihr zu sitzen und an ihren Drinks zu nippen, aber aus irgendeinem Grund hatte Maeve Jensens Ehrgeiz geweckt. Herausfordernd hielt Jensen seinen Blick und wartete darauf, dass Maeve den Sazerac in die Hand nahm, mit ihm anstieß und somit seinem nächsten Vorschlag zustimmte.


sparks fly @ storming gates
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