November 2021 Das Wetter wird langsam kühler. Während man im Süden noch zwischen 17 - 27 Grad schöne Sonnentage und wenig Regen genießt, gehen die Grade an der Ostküste in NYC runter auf 10 bis maximal 18 Grad.
Dezember 2021 Packt euch gut ein in NYC! Es wird nun deutlich kühler mit 4 - 13 Grad mit nasskaltem Regen, während im südlichen NOLA noch warme Temperaturen zwischen 11 und 22 Grad genossen werden können.
Januar 2022 Der Winter ist nun überall zu spüren, auch wenn er in NOLA mit Sonnenschein zwischen 11 und 17 Grad ganz annehmbar ist, während es in NYC ziemlich kalt mit -1 bis 4 Grad ist. Ihr könnt euch dort auf Wolken, Regen und Schnee einstellen.
Februar 2022 Der Winter wird in NYC noch intensiver mit -3 bis 3 Grad, viel Regen und Schnee, da bleibt man lieber drin und genießt eine heiße Schokolade. In NOLA wird es dagegen schon wieder wärmer mit 12 bis 19 Grad, auch wenn es häufig regnet.
I have a lot, I should be grateful. But some days I'm so unstable I can't see. Anything clearly
Thanksgiving. Ein Feiertag mit dem Benito sich noch arrangieren musste, allerdings bedeutete er gutes Essen. Wenn auch nicht direkt bei ihm zu Hause auf dem Tisch. Aber in New York bekam man praktisch an jeder Straßenecke bereits den ganzen Tag gutes Essen zu gesteckt, daher brauchte Benito sich keine Sorgen darüber machen zu verhungern. Den ganzen Tag schlemmte Benito bereits und mehr oder weniger spontan hatte sich ein Date mit Joyce ergeben, die an Thanksgiving offenbar genauso wenig vor hatte, wie er. Seine Familie saß auf einem anderen Kontinent und feierte diesen Feiertag ohnehin nicht, weshalb die Amerikanerin allerdings zur Verfügung stand und nicht bei ihrer Familie war, wusste Benito nicht. Allerdings beklagt er sich auch nicht, weil es bedeutete, dass es noch mehr gutes Essen gab. Hoffte er jedenfalls. Er hoffte, dass Joy ein Händchen fürs Kochen hatte, er hatte das nämlich nicht.
Ehrlich gesagt war Benito sich auch nicht zu Hundertprozent sicher, ob dieses Date ein normales Essen unter Freunden war … oder ein Date. Die junge Frau war eine Erscheinung in vielerlei Hinsicht und erinnerte ihn damit manchmal an seinen besten Freund, der mit seiner Präsenz ebenso den Raum füllen konnte. Benito widersprach ihr selten und fühlte sich in den meisten Fällen vor allem überwältigt. Und obwohl er sich in Joyce Gegenwart wohl fühlte und seit seiner Ankunft in New York bei ihr noch am Ehesten zur Ruhe kommen konnte, schaffte sie es immer wieder seine Verwirrung und Unsicherheit noch ein wenig weiter zu treiben. Eine nicht ganz zusammenpassende Kombination. Denn gerade heute oder in dieser Zeit verlangte es Benito eigentlich nach Klarheit und Ruhe. Und nach ihrer Gegenwart. Vor zwei Jahren, ziemlich genau vor zwei Jahren, der Zeitraum kam gut hin, sind in Spanien sehr viele Dinge auf einmal geschehen. Benito versuchte nicht daran zurückzudenken und wehrte sich dagegen, kam aber nicht umhin diese Beklemmung zu spüren.
Zu sehr versuchte Benito sich nicht mit der vorangegangenen Frage auseinander zu setzen. Er schob sie von sich weg, was ebenso wenig Aufklärung wie vorher über alles bringen würde, aber mit den Dingen nicht umzugehen, war eben Benitos Weg, mit den Dingen umzugehen. So handhabte er es bereits sein Leben lang und so würde er es auch am besten weiterhin handhaben, denn es hatte sich herauskristallisiert, dass das am einfachsten so war.
Joyce hatte ihm eine Einkaufsliste zugeschickt, nachdem Benito sich bereit erklärt hatte, einzukaufen. Sofern er beim Kochen bloß eine Supporter Rolle einnahm. Alles andere wäre auch bloß schwer verdaulich. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mit Einkäufen beladen kehrte er also in seine Wohnung in Brooklyn ein. Benito japste, als er die Tüten auf der Kücheninsel abstellte und rettete diese gerade noch davor zu reißen. Auf den letzten Metern hatten sie bedrohliche Geräusche von sich gegeben. Eine Tüte Weingummis rutschte oben aus der Tüte, die zwar nicht auf der Einkaufsliste gestanden hatten, aber dran vorbei gehen konnte Benito trotzdem nicht.
Heute würde seine Küche erstmals benutzt werden. Zumindest wirklich. Vorher hatte er mal die Mikrowelle benutzt. Oder den Ofen um Pommes zu machen. Das war schief gegangen. Seitdem beschränkte Benito sich nämlich nur noch darauf Fertigessen zu machen oder zu bestellen.
Als Joyce endlich eintraf, hatte er die Tüten quasi unberührt stehen gelassen, da er keine Ahnung hatte, ob er schon etwas vorbereiten oder vorwärmen sollte. Er hatte lediglich Messer und Brettchen, ein paar Schüsseln und Pfannen herausgeholt. Alles noch komplett neu und unbenutzt. Joyce sollte sich einfach austoben und ihm Anweisungen geben.
Benito eilte zur Tür. Inzwischen hatte er schon wieder Hunger bekommen, obwohl er den ganzen Tag im Grunde nichts anderes getan hatte, als zu essen. „Hey“, kam es von ihm, als er die Tür öffnete und sie hereinließ. „Happy Thanksgiving?“ Sagte man das? Benito kannte sich da nicht so aus. Er lenkte Joy in die Küche und deutete auf die Einkaufstüten. „Ich habe alles bekommen, aber ich habe lieber gewartet, bevor die Küche noch explodiert. Aggregatzustände beim Kochen sind nicht mein Fachgebiet.“ Er lächelte entschuldigend und kam sich eigentlich direkt Fehl am Platz vor. Daher ging er lieber herüber zu den Schränken und holte Gläser heraus, damit sie etwas trinken konnten und damit er erstmal etwas zu tun hatte, was nicht völlig nutzlos war.
Thanksgiving und damit eigentlich Joys liebster Feiertag. Sie liebte es gemeinsam mit ihrer Familie zu schlemmen und über Geschichten zu lachen, welche sie schon an die hundert Male gehört hatte. Sie liebte es mit ihrem Bruder zu scherzen und mit ihrer Schwester nach dem Essen hinaus zu den Pferden zu gehen. Es war ein kleines Highlight und gerade jetzt, wo sie nicht mehr täglich zu hause war, vermisste sie solche Anlässe, welche die komplette Familie zusammen brachten. Doch das Glück sollte am heutigen Tag nicht auf ihrer Seite sein. Im Hause Avens hatten sich alle Familienmitglieder eine fiese Grippe eingefangen, sodass es unnütz gewesen wäre nach hause zu fahren. Zudem wollte ihre Mum es auch nicht, da sie nichts vorbereiten konnte und alle Überredungsversuche ihrer Tochter waren ins Leere gelaufen. Na gut, dann würde sie sich eben anders begnügen an diesem feierlichen Tag. Nachdem es vor ein paar Tagen endgültig festgestanden hatte, brauchte sie erstmal ein paar Stunden um ihren Frust darüber zu verdauen. Sie hatte den ganzen Tag eben geplant uns sie hatte sich schon genau vorgestellt, was sie tragen wollte und wie sie den Tag gestalten würde. Am Ende hätte sie ihre Eltern damit überrascht ein paar Tage zu bleiben, da sie sich frei genommen hatte, aber nichts da. Joy wusste noch, wie sie ihr Handy herausgezogen hatte und Benito geschrieben hatte, ob er Thanksgiving mit ihr verbringen würde. Benito hatte sich irgendwie zu einem richtig guten Freund entwickelt. Nie hätte Joy erwartete, dass ein Gespräch über Comics im Club zu einer so schönen Freundschaft werden würde, aber Freundschaften konnten an den ungewöhnlichsten Orten entstehen. Gut, ein Club war da wohl irgendwie gar nicht mal so ungewöhnlich… Naja, auf jeden Fall hatte er direkt eine Zusage zurückgeschickt und Joy erleichtert das Handy beiseite gelegt. Ihr Thanksgiving war gerettet.
Am 25. November war es endlich soweit. Joy schaute ungeduldig auf ihre Armbanduhr und entschied sich schließlich, dass sie einfach losgehen würde. Selbst wenn sie zu früh sein würde, wäre es sicher kein Problem. Sie hatten dann einfach mehr Zeit und das war doch positiv. Joy brauchte einige Minuten bis sie das Gebäude in Manhattan erreichte in dem der Medina zusammen mit seinem Mitbewohner wohnte. Sie betrat das Gebäude und ging hinauf zur richtigen Wohnung, dort betätigte sie die Klingel und wartet geduldig auf ihren Freund. Ihren Blick ließ sie kurz durch den Hausflur wandern. Das Haus, in welchem der Spanier wohnte, war wirklich schön. Selbst der Flur sah nach einer etwas gehobeneren Umgebung aus, nichts im Vergleich zu manchen Hausfluren in Brooklyn. Die besaßen teilweise schon gruselige Zustände. Schließlich wurde die Tür geöffnet und Joy grinste ihrem Gastgeber entgegen, als dieser ihr die Tür öffnete. Sie lachte bei seinem Glückwunsch und schloss ihn in eine sanfte Umarmung. ”Das ist echt süß, aber ja, man kann es auf jeden Fall sagen.”, verkündete die Amerikanerin und schob sich in das innere der Wohnung. Jedes mal war sie aufs neue von der Größe beeindruckt und auch jetzt musste sie sich noch einmal umsehen. Sie schälte sich aus ihrer Jacke und hängte sie an die Garderobe, dann kam sie hinüber zur Küchenzeile. ”Ach quatsch, sie wäre sicher nicht explodiert… also hoffe ich”, sie grinste und lugte in die Einkaufstüten. Auf den ersten Blick schien alles da zu sein. ”Magst du ein wenig Gemüse schneiden?”, sie sah zu ihm und nahm es aus der Tüte. Sie freute sich wahnsinnig auf dieses Essen und sie konnte es wirklich kaum erwarten.
Umarmt zu werden war auch heute noch etwas, was Benito äußert ungern über sich ergehen ließ. Hände schütteln war in Ordnung, aber auch das vollbrachte er meistens knapp und leicht verkrampft. Lieber auf Abstand und schnell hinter sich gebracht. Joyce hatte es ihm quasi angewöhnt sie zu umarmen. Es gehörte dazu, es störte auch nicht weiter. Als wäre es Teil eines Rituals zwischen ihnen, welches allerdings auch holprige Anfänge hinter sich hatte. Inzwischen ließ Benito sich nicht mehr anmerken, dass es noch immer befremdlich für ihn war.
Er lächelte sie kurz an und trat dann an die Seite, um hinter Joy die Tür zu schließen. Einen Moment behielt er die Hand an der Türklinke, atmete einmal ein und dann wieder aus und folgte ihr dann in den Raum zur Küche, die jungfräulich vor ihnen lag. „Gut, ich kenn mich noch nicht so wirklich mit euren Feiertagen aus. Die nächsten in Spanien wären erst am 6. und 8. Dezember“, erklärte Benito Schultern zuckend. Deshalb hatten seine Großeltern und er über seinen Geburtstag häufig einen Kurzurlaub unternommen, wenn die Daten günstig fielen und an einem Wochenende anbanden, um es direkt damit verknüpfen zu können.
Aus dem Kühlschrank holte er Cola und Eistee, stellte sie zu den Gläsern und dann zwei Flaschen Bier. Eine davon reichte er Joy, bei seiner eigenen entfernte er zischend mit der Handfläche den Kronkorken und nahm einen Schluck, nachdem er ihr zugeprostet hatte.
Benito beobachte die Amerikanerin dabei, wie sie ihre Sachen ablegte und neigte ein wenig den Kopf, während er die Tüte mit Weingummis aufriss und sich ein paar herauspickte um darauf herumzukauen. Die amerikanischen Süßigkeiten trafen noch nicht so ganz seinen Geschmack. Sie schmeckten beinahe ausschließlich überwiegend chemisch und kamen damit dem eigentlichen Fruchtgeschmack nur im weitesten Sinne nahe. Das war ein wenig unbefriedigend, aber seine Großeltern hatten ihm bereits ein Care Paket aus Spanien zugesichert, welches spätestens an seinem Geburtstag eintreffen würde. Den würde er erstmals nicht mit ihnen zusammen verbringen, sondern hier in Spanien.
Auf etwas kauend, was vermutlich Blaubeere sein sollte, murmelte Benito ein abschätziges „Mhh“, was Joyce verraten sollte, dass er eine Explosion wirklich nicht ausschließen würde. Vermutlich wäre es noch als Anschlag deklariert worden. Seine Nachbarin war ein wenig verrückt und außerdem rassistisch. Bei seinem Einzug hatte sie ihn recht unumwunden gefragt, wie er sich diese teure Wohnung leisten konnte und dann durch die Blume Andeutung in Richtung des mexikanischen Drogenkartells gemacht. Wenn hier irgendwann einmal die Drogenverhandung vor der Tür stehen sollte, wüsste er auf jeden Fall, wer sie benachrichtigt hatte.
Nickend kam Benito Joyce Aufforderung nach. Er griff in die Tüte hinein, wühlte ein wenig herum, bis er etwas ertastete, was sich auch nach Gemüse anfühlte und zog schließlich eine Paprika hervor. Gemüse schneiden sollte er noch hinkriegen. Aber alles andere wurde bereits komplizierter. Benito nahm sich eines der bereitgestellten Brettchen und ein scharfes Messer und begann damit um den Strunk der Paprika herumzusäbeln. Möglichst ohne sich dabei die Klinge in die Hand zu rammen. Auch wenn es manchmal wirklich grenzwertig aussah, schaffte er es immerhin ohne dabei einen Finger zu verlieren. Strunk und Kerne landeten im Eimer und er schnippte mit dem Finger ein paar lose Kernchen von der Paprika.
Er warf Joy einen Seitenblick zu. „Wieso bist du hier?“ Wow Konversation hatte er nach wie vor nicht wirklich drauf. Er meinte eher, wieso sie hier in New York und nicht bei ihrer Familie war und lieber mit ihm, in seiner viel zu großen und fast leeren Wohnung abhing, obwohl er trotz seiner Herkunft, ein miserabler Gastgeber war und seinen Gast, das Essen selbst kochen ließ.
Sie sah zu ihm hinüber, als er auf die Feiertage zu sprechen kam. Sie nickte kurz. War es nicht eigentlich erstaunlich, wie unterschiedlich die Feiertage der verschiedenen Länder verteilt waren? Und doch hatten sie gemeinsame Feste, welche die ganze Welt feierte. Joy schmunzelte leicht darüber, sie fand es tatsächlich interessant sich damit zu beschäftigen. Es interessierte sie etwas über fremde Kulturen zu erfahren, auch wenn er Überfluss an Spaniern in ihrem Umfeld sie manchmal durchaus belustigte. Als wären alle Europäer Spanier oder so ähnlich. ”Was für Feiertage habt ihr am 6. und 8.?”, fragend sah sie hinüber zu ihrem Freund, während sie sich in Richtung der offenen Küche begab. Tatsächlich hatten sie in Amerika nach dem Thanksgiving Fest nur noch das Weihnachtsfest, warum hatten die Spanier also gleich zwei Feiertage davor? Dankend nahm die Studentin das Bier entgegen, welches Benito ihr hin hielt und stieß mit ihm an. ”Salute”, meinte sie mit einem Grinsen, stieß mit ihm an und ließ ein wenig der kühlen Flüssigkeit ihre Kehle hinab fließen. Sie hielt danach die Flasche ein wenig von sich und betrachtete nachdenklich das Etikett. ”Sag mal, habt ihr in Spanien eigentlich auch anderes Bier oder sind es die gleichen Marken?”, sicher gab es kleine Marken, welche eher regional waren, aber was war beispielsweise mit dem, was sie tranken? Schmeckten die Biere in den Ländern unterschiedlich?
Joyce warf einen Blick in die Einkaufstüten und durchwühlte diese leicht mit den Fingern um zu prüfen, ob alles vorhanden war. Spielerisch haute sie ihm auf die Finger, als er sich die Weingummis aus der Tüte balancierte. ”Vor dem Essen Süßigkeiten?, tadelnd sah sie ihren Freund an und schüttelte leicht den Kopf. Sie sagte das nicht unbedingt aus den Gründen, aus denen eine Mutter es sagen würde. Vielmehr störte es die Amerikanerin, dass Benito ihr nicht auch welche angeboten hatte. Aber sie würde sicher darüber hinwegkommen, denn nun ging es daran ein wundervolles Thanksgiving-Mahl zu zaubern. Da wirklich ernsthafter Zweifel an Benitos Fähigkeiten in der Küche bestanden degradierte sie den Studentin zum Gemüse schnippeln, denn dabei konnte man nicht wirklich viel verkehrt machen. Gut, der Spanier konnte sich in den Finger schneiden, aber dumm war er ja nun auch nicht.
Joy nahm das Fleisch aus der Tüte, öffnete die Plastikverpackung und tat es in die Pfanne, nachdem sie Öl erhitzt hatte. Dann griff sie nach ihrem Smartphone, welches sie in ihre hintere Hosentasche gesteckt hatte. Mit einer Hand entsperrte sie es, öffnete den Chat mit ihre Mum und dann das Bild eines Rezeptes. Sie hatte ihre Mum gefragt, ob diese ihr das Rezept schicken konnte von dem Essen, welches sie immer an diesem Tag zu sich nahmen. Die Amerikanerin überflog die Zeile, dann lachte sie leise auf. Ihr Blick wanderte zu Benito und sie schmunzelte, ”Ist das ein Vorwurf oder eine Frage?”. Joy kannte den Spanier nun bereits eine Weile und glaubte es einordnen zu können. Manchmal war es wirklich nicht so einfach seine Worte zu deuten, welche eher selten die überschwängliche Fröhlichkeit beinhalteten, welche bei Joys Worten mitschwangen. ”Meine komplette Familie liegt flach”, sie verdrehte die Augen, ”Also sollte ich nicht nachhause kommen und da dachte ich mir, dass du dich mit Sicherheit wahnsinnig freust diesen Tag mit mir zu verbringen.”, sie zwinkerte ihm zu und kümmerte sich dann erst einmal wieder ums Fleisch. ”Und sag mir bitte nicht, dass du diesen Abend ansonsten auch gerne allein verbracht hättest. An diesem Tag ist man nicht allein, sondern feiert gemeinsam.”, sie grinste überzeugend und laß dann noch einmal im Rezept nach, wie sie weiter vorgehen musste.
Das Wissen über fremde Kulturen, Traditionen und Feiertage war nicht allzu weit verbreitet, soweit Benito jedenfalls beurteilen konnte. Durch Filme und Serien wusste man zwar über die bekanntesten Festlichkeiten, gerade aus dem amerikanischen oder auch dem allgemeinen europäischen Raum Bescheid, jedoch wurde das Wissen über die kleineren Feste deutlich schmaler. Mit ihrer Frage hatte Joyce auch noch direkt auf zwei Feiertage abgezielt, die für Amerikaner wahrscheinlich vollkommen nichtssagend waren. Deshalb schmunzelte der Spanier auch leicht. Er drehte die Bierflasche in der Hand und knibbelte an dem Label herum. „Am 6. Dezember feiern wir den Verfassungstag. Nein, kein Nikolaus, sondern die Abschaffung der Diktatur“, erklärte er, nachdem er die Flasche wieder auf der Küchenzeile abstellte. Das war für die meisten vermutlich etwas schwer nachvollziehbar, wo gerade der 6. Dezember doch ein Datum war, welches einem wegen etwas anderem im Gedächtnis hing. „Am 8. Dezember wird in Spanien der Tag der unbefleckten Empfängnis gefeiert.“ Es war ein katholischer Feiertag, weshalb er nicht bei allen bekannt war und auch nicht überall gefeiert wurde. Seine Großmutter hatte jedoch immer großen Wert darauf gelegt. Diese zwei Feiertage, mit seinem Geburtstag genau dazwischen, hatten in seiner Familie immer dafür gesorgt, dass sie diese drei Tage praktisch am Stück feierten. Das hieß haufenweise Essen, Jubel, Beten, Geschenke, Verreisen. Ersteres und Letzteres war das was Benito immer am Besten daran gefallen hatte.
„Salute“, entgegnete er schmunzelnd und stieß mit ihr an. Dann führte er die Flasche an die Lippen und nahm einen Schluck davon. Er warf ebenfalls einen Blick auf die Flasche in seiner Hand, als er sie wieder absetzte. Es war gekühltes Budweiser. Benito war bis heute nicht unbedingt der Biertrinker, er gewöhnte sich noch immer daran und rutschte durch die Uni erst so langsam hinein. „Ja da gibt’s einige Sorten. Cruzcampo, Mahou, San Miguel … ich kann meinen Großeltern bescheid geben, dass sie etwas mitschicken sollen, wenn du es mal probieren willst“, schlug er Schultern zuckend vor. Allerdings kannte Benito sich mit den Geschmäckern nicht sonderlich gut aus, da er erst während seines letzten Schuljahres angefangen hatte wirklich zu trinken und zu dem Zeitpunkt hatte Bier für ihn von allen Marken gleich geschmeckt.
Mahnend schlug ihre Hand auf seine Finger, nachdem er die Tüte mit Naschzeug herausgezogen hatte. „He!“, protestierte er, als sie ihn beinahe zwischen den Fingerspitzen weg rutschte. Allerdings hielt er sie gerade noch fest, bevor sie wieder auf den anderen Einkäufen landete. „Bis das Essen fertig ist, dauert es sowieso noch ewig.“ Und da waren die Süßigkeiten auch schon aufgerissen. Benitos Magen knurrte und er hatte Lust auf Zucker. Nachdem er sich ein paar Weingummis in den Mund geschoben hatte, hielt er Joyce die Tüte ebenfalls hin.
Inzwischen hatte er angefangen sich einer Paprika zuzuwenden. Joyce sollte ihm einfach hinlegen und befehlen was und wie er etwas für sie schnibbeln sollte, dann würde das hier schon irgendwie funktionieren. Benito hatte keine Ahnung was alles in das Gericht gehörte, aber sonderlich schwer würde es schon nicht sein ein bisschen Gemüse zu schneiden. Nachdem Benito auch die übrig gebliebenen Kernchen von der Paprika gefummelt hatte, schnitt er sie in Streifen. „Wie klein brauchst du die? Oder ist das Beilage?“, fragte er sicherheitshalber nach, da er sie sich einfach aus der Tasche genommen und angefangen hatte. Dann schüttelte er hastig den Kopf. „Nein, nein kein Vorwurf, aber ich dachte Singles, die an Thanksgiving nichts vorhaben, würden sich Dates mit gutem Essen suchen. Gute Besserung übrigens an deine Familie.“ Hätte Joyce ihn nicht gefragt, ob sie vorbei kommen sollte, würde Benito nun an seinem Computer sitzen und zocken. Damit hatte er schon immer wunderbar Zeit tot schlagen können und war ansonsten auch sehr gut ohne Gesellschaft ausgekommen. Hier in Amerika war es nur insofern seltsam, weil nicht einmal seine Familie um ihn herumkreiste. Das war einerseits erlösend, andererseits irgendwie sehr still.