Marina Alarcón
22.05.2021, 18:46 - Wörter:
dear cupid, next time hit us both
, Gast, Gast am 16.11.2018
Die Stille brachte sie fast um den Verstand, denn sie trübte nur. In ihr wurden die Zweifel immer lauter und schrien sie förmlich an, warum sie das getan hatte. Niemals könnte jemand wie Valerio an ihr ernsthaft interessiert sein. Wie dumm von ihr, das auch nur für einen Moment geglaubt zu haben. Er konnte jede an der Schule haben, wenn er wollte, also warum sollte seine Wahl ausgerechnet auf sie fallen. Die kleine Schwester von Arian, nicht mehr und nicht weniger. Marina blickte hinab auf ihre Hände, die mit ihren Ringen spielten, sie herumdrehte und von ihrem Finger abzog, um sie direkt wieder anzuziehen. Diese Situation war mehr als nur unangenehm und ihr Instinkt riet ihr zur Flucht, einfach verschwinden und alles ignorieren, was passiert war. Vielleicht wäre das wirklich das Beste und vielleicht war das sogar in Valerios Sinne. Sie würden alles totschweigen und das Ganze als schlechten Scherz abstempeln. Trotzdem zwang etwas sie dazu an Ort und Stelle zu verharren, wahrscheinlich war es der klitzekleine Funken an Hoffnung, der noch in ihr glühte. Ihr blieb nichts anderes übrig, sie musste sich anhören was Valerio zu sagen hatte. Ansonsten wäre da die ständig quälende Frage: Was, wenn...? Marina brauchte Klarheit, ein für allemal.
Als sie ihren Namen aus seinem Mund vernahm, blieb die normale Reaktion ihn anzuschauen aus. Doch sie spürte seinen Blick auf ihr und sie wusste, dass sie sich damit auseinandersetzen musste. Sie musste erneut tief durchatmen und sich dazu zwingen, den Blickkontakt zu halten. Gott, was hatte sie nur ausgelöst. Aufmerksam lauschte sie ihm, konnte aber ihre Enttäuschung nicht verbergen. Das klang eher nach einer möglichst netten Abfuhr und nicht nach der erwünschten Erwiderung seiner Gefühle. Zumindest ging er immer noch behutsam mit ihr um und wollte vermeiden sie zu verletzen. Ein Mundwinkel zuckte kurz in die Höhe und dann tat Valerio etwas, womit sie nicht rechnete. Seine Hand strich über ihre Wange und schickte eine Welle von Gästehaut ihren gesamten Körper hinab. Marina versuchte erst gar nicht dies zu deuten, es war alles zu verwirrend. Für sie passten seine Worte und seine Taten nicht überein und sie wusste, dass ihr Kopf bei dem Versuch, den Sinn darin zu finden, explodieren würde. Sie öffnete leicht ihre Lippen mit der Absicht etwas zu sagen, doch er kam ihr unerwartet näher und küsste sie. Der Funke an Hoffnung, der eben noch kurz vor dem Erlöschen war, entfachte sich und brannte lichterloh. Was stellte er nur mit ihr an. Zu sagen, dass es eine emotionale Achterbahnfahrt war, wäre eine gewaltige Untertreibung. In ihr ging zu viel vor, zu viele verschiedene Empfindungen, die sich alle in den Vordergrund drängen wollten. Trotz all der Verwirrung erwiderte sie den Kuss und machte einen Schritt nach vorne, um die restliche Distanz zwischen ihren Körpern zu überwinden. So nah waren sie sich noch nie gekommen und sie genoss es, weil sie nicht wusste, ob es jemals wieder dazukommen würde. Sich komplett fallen lassen und freuen konnte sie sich trotzdem nicht. Ein solcher Kuss mochte für den einen oder anderen ein eindeutiges Zeichen sein, aber traurigerweise war Marina nicht zum ersten Mal in einer solchen Lage und sie hatte daraus gelernt. Zugegebenermaßen wirkte es gerade nicht so, doch ihr Kopf schaltete sich langsam wieder ein. „Val...“, flüsterte sie und unterbrach damit den Kuss. „Rede mit mir. Ich bin verwirrt.“, gestand sie ihm und brachte wieder Abstand zwischen sie, so schwer ihr das auch fiel. Die Dunkelhaarige wäre gerne noch länger hier gestanden und hätte den Kuss fortgeführt, doch es war zu viel ungeklärt. „Ich dachte, du schießt mich jetzt in den Wind und dann...“ Sie ließ den Satz offen, denn beide wussten genau was passiert war. Ihre Hände schlug sie über ihrem Kopf zusammen und wandte sich von Valerio ab, ging ein paar Schritte auf und ab. Fuck. Arian durfte davon niemals erfahren.
Valerio Ibárruri
23.05.2021, 23:32 - Wörter:
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, Gast, Gast am 16.11.2018
Er war ein Feigling. Valerio wusste das, irgendwo tief in sich drinnen unter Schichten an ebenso aufgesetztem wie echtem Ego. Statt klärende Worte zu suchen und eventuell unangenehme Wahrheiten aussprechen zu müssen, küsste er sie. Suchte ihre Nähe, wärmend in der kühlen Nacht. Spielte mit ihren Gefühlen und möglicherweise auch mit seinen. Auch wenn ihn in diesem Moment unangenehm klar wurde, dass da keine waren - jedenfalls nicht auf seiner Seite. Es war nicht so, dass er nichts empfand oder es nicht angenehm und aufregend und irgendwie auch schön und intim gewesen wäre Marina zu küssen. Aber da war keine plötzliche Erkenntnis, keine Schmetterlinge, kein Aha-Moment, der seinem Leben noch eine andere Richtung hätte geben können. Und Valerio brachte es in diesem Augenblick sogar noch fertig, Mitleid mit sich selbst zu haben deswegen. Einmal mehr stellte er fest, dass etwas mit ihm einfach nicht stimmte. Es hätte toll sein sollen, Marina zu küssen. Ihre Lippen hätten alles sein sollen, woran er gerade dachte. Stattdessen überlegte er ob es so okay war oder ob mehr Nähe nötig gewesen wäre oder weniger. Wie ließ man einen Kuss casual wirken, wenn die andere Person einem gerade erzählt hatte, dass sie auf einen stand? Vermutlich schon länger. Immer mehr Situationen taten sich wie mit kleinen, einrastenden Klicks in Vals Erinnerung auf. Marina und er spätabends im Garten. Marina und er auf einem Konzert. Marina und er und der Versuch eine gefüllte Paprika zu kochen (misslungen), Marina, er und Burrito. Es war im Grunde egal, ob Marinas Gefühle die ganze Zeit da gewesen, mit der Zeit gewachsen waren oder auch gerade erst aufgetaucht. Valerio war in jedem Fall nicht fair zu ihr und das lag nicht einmal an dem Kuss, sondern daran, dass es eine andere Person gab, mit der zusammen jede Erinnerung für ihn besonders war. Die kleinsten und dummsten Dinge. Die Art Sehnsucht, die er in Erinnerungen an Marina nicht fand. Obwohl er sich gerade tatsächlich wünschte, das könnte so sein. Wie viel unkomplizierter könnte sein Leben sein? Trotz der bedenklichen Arian-Situation.
Valerio war sich unsicher, wie viel davon Marina verstand oder eher: spüren konnte. Er hielt sie nicht zurück, als sie sich von ihm löste. In ihrem Blick lagen Verwirrung und Verletzlichkeit - berechtigt. In diesem Blick war auch ein wenig Hoffnung, aber seltsamerweise nicht so viel, wie Valerio erwartet hatte. Marina verblüffte ihn zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit, die meisten Leute hätten einfach diesen Kuss genommen und nicht weiter nachgefragt. Den Rest des Dramas irgendwann morgen oder wann auch immer sich die Zeit vergab, wenn es nach Valerio ging sobald der Schmerz nicht mehr ganz so frisch war. Aber Marina… ließ ihn nicht direkt von der Angel, falls man da so sagen konnte. Sein Name auf ihren Lippen ließ ihn schon wieder bereuen, was er hier gerade möglicherweise in Gang gesetzt hatte, aber wirklich schockierte ihn die Aufforderung zu reden. Mit ihr zu reden. Etwas in seiner Miene veränderte sich, eine hastig aufgebaute Schutzmauer. Eine seiner Hände fuhr durch sein Haar, ein einziges kleines Zeichen, dass er nervös war. Wie kam es, dass alle Welt ständig von ihm verlangte zu reden? Worüber um Gottes Willen sollte er denn reden? Wenn er mit Worten logisch hätte erklären können was er tat, dann hätte er sich sicher nicht ständig in so einem Chaos wieder gefunden. Außerdem war noch nie ein Problem dadurch gelöst worden, dass man es einfach in Sätze verpackte. Das war nur kosmetische Aufhübscherei.
Marinas nächste Worte holten ihn zurück ins hier und jetzt. Er musste tatsächlich beinahe testen, das seine Stimme korrekt funktionierte. Was er sagen wollte war 'Lass uns einfach nicht reden.' und er wäre mit jeder Person so verfahren, die nicht ausgerechnet Marina war. Kommentarloser Rückzug und gekonntes Ignorieren, bis die Wogen sich glätteten.
"Ich… hab dich immer eher wie eine Schwester gesehen." Autsch. Er musste beobachten, wie das gerade noch entspannte Geburtstagskind sich jetzt die Haare raufte. "Es tut mir wirklich Leid. Auch dass ich dich einfach geküsst habe, das war nicht in Ordnung." Entschuldigungen fielen ihm nie ganz leicht, aber diese hier war nötig. Selbst wenn sie nichts ungeschehen machen konnte. "Ich dachte nur, vielleicht…", wieder hörte er auf zu reden. Er hatte das Gefühl schon viel zu viel gesagt zu haben. Sein Blick bat um Verzeihung oder vielleicht Absolution und tatsächlich ging er nicht weg oder brachte so etwas wie einen Anstandsabstand zwischen sich und Marina sondern machte ganz im Gegenteil beinahe Anstalten Marina umarmen zu wollen. Erst in letzter Sekunde hielt er sich davon ab, in der Erkenntnis dass es dumm war sie wegen etwas trösten zu wollen, dass er selbst angerichtet hatte.
Marina Alarcón
24.05.2021, 09:05 - Wörter:
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, Gast, Gast am 16.11.2018
Wie eine kleine Schwester also. Wow. Das war so ziemlich das Unromantischte, was er hätte sagen können. Damit befanden sie sich an zwei komplett verschiedenen Enden des Spektrums, denn während Marina ihm ihre Gefühle gestand, teilte Val ihr mit, dass er diese wahrscheinlich niemals erwidern würde. Denn wer verliebte sich schon in die kleine Schwester. Die meisten beschwerten sich darüber, dass sie in der Friendzone feststeckten, aber Marina wurde so eben in der Familyzone abgesetzt mit keiner Absicht, sie daraus jemals abzuholen. Ein frustriertes Schnauben entkam ihr, das tatsächlich mehr mit ihrer Wut über sich selber zu tun hatte. Wieso war sie so blind und verguckte sich ständig in die jungen Männer, die entweder von Anfang an nicht auf diese Art an ihr interessiert waren oder die ihr Hoffnungen machten um sie schließlich fallen zu lassen. Sie hasste es selber, dass sie scheinbar kein Händchen dafür hatte und deshalb schon öfter bitterböse enttäuscht wurde. Und jetzt hatte sie es wieder einmal geschafft. Zumindest waren es sonst Jungs gewesen, denen sie aus dem Weg gehen konnte sobald es schief ging, aber Valerio... Valerio spielte weiterhin eine große Rolle in ihrem Leben und dem ihrer Familie. Sie musste sich damit abfinden, dass sie ihn weiterhin in ihrem Haus antreffen würde und was wohl das Schlimmste war: Sie musste vor allen so tun, als wenn nichts passiert wäre. Niemand durfte davon erfahren, alleine weil sie sich die erneute Demütigung ersparen wollte. Diese hier war schon genug. Ihr Herz pochte unangenehm in ihrem Brustkorb und mit jedem Schlag spürte sie einen stechenden Schmerz, wie ein Messer, dass sich immer tiefer und tiefer bohrte. Es war eine reinste Katastrophe, alles war kaputt. Und das nur, weil sie ihren Mund nicht halten konnte. Ob es wohl zu spät war ‚Ha, ich habe dich nur verarscht!‘ zu rufen? Wahrscheinlich.
Auf seine Entschuldigung hin, suchte sie zum ersten Mal wieder Blickkontakt und schenkte ihm sogar kurz ein Lächeln, das man fast mit einem Blinzeln verpassen konnte. Marina konnte sich nicht daran erinnern, dass er sich jemals bei ihr entschuldigt hätte, was aber wohl eher daran lag, dass es bis jetzt keinen Grund für solche Aussagen gegeben hatte. Trotzdem wusste sie es irgendwo zu schätzen und wollte ihm dies damit ausdrücken. Er dachte, dass er durch einen Kuss unentdeckte Gefühle ausmachen konnte, die jedoch nicht da waren. Wäre die Situation nicht absolut herzzerreißend, würde Marina wohl lachen. Wie typisch für sie. Langsam machte sie sich Sorgen darüber, ob ein Fluch auf ihr lag oder ob das Universum einfach Spaß daran hatte, ihr das Herz zu brechen. Bei ihrem Glück war beides der Fall. „Ich hätte einfach nichts sagen sollen, dann könntest du zumindest noch normal mit mir umgehen.“ Wenn wir nämlich ehrlich waren, dann war es klar, dass ihr Verhältnis zueinander einen großen Knicks bekommen hatte. Zwar würden beide vor anderen so normal wie möglich tun, aber nur zu zweit würden sie nichts mehr miteinander unternehmen. Es war zu unangenehm. Im Hinterkopf würde immer dieser Abend herumschwirren und ihn darauf achten lassen, wie er mit Marina redete und umging, damit sie nicht wieder Hoffnungen entwickelte und ihr würde jedes Mal wieder schmerzlich bewusst werden, dass sie absolut keine Chance bei ihm hatte. Ein Versuch der Lösung wäre wohl, dass sie sich so sehr betranken, dass sie einen Filmriss hatten und sich an nichts erinnern konnten. Das sollten sie ausprobieren.
Sie seufzte hörbar laut und schloss die Augen. Die Enttäuschung war groß und die logische Konsequenz wäre wieder zurück zu den feiernden Menschen in ihrem Haus zu kehren, da es nichts weiter zu klären gab. Marina blieb nichts anderes übrig als mit Valerios Entscheidung zu leben und doch kamen Gedanken auf, die zu mehr Komplikationen aufriefen. Bevor sie überhaupt versuchen konnte diese zu verdrängen, sah sie wieder zu ihm und legte ihre Hände in seinen Nacken. Erneut legte sie ihre Lippen auf seine, um ihn in einen zweiten Kuss zu verwickeln. Es war nicht richtig und Val hatte jedes Recht dazu es zu unterbinden, aber Marina wollte wenigstens für ein paar Momente so tun als ob. Sie wollte den Kopf abschalten und genießen, doch fühlte sich der Kuss eher nach einem Abschied an. Ein Abschied auf unbestimmte Zeit, bis sich der Rauch wieder legte. Wie lange das dauerte, konnte keiner vorhersagen. Diese Erkenntnis führte dazu, dass sich eine vereinzelte Träne ihren Weg über ihre Wange suchte.
Valerio Ibárruri
24.05.2021, 12:39 - Wörter:
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, Gast, Gast am 16.11.2018
Selbst wenn Valerio etwas daran gelegen hätte, zu reden (tat es nicht) - seine Lippen waren wie zusammengeklebt und er bekam kein weiteres Wort mehr heraus. Er wollte dieses ungute Gefühl etwas kaputt gemacht zu haben, das gut gewesen war. Sogar Marinas kleines Lächeln - das so rasch kam und ging, dass er es beinahe verpasste - wirkte irgendwie traurig und angespannt und trug nur dazu bei, dass Valerio sich schuldig fühlte, weil er sich nicht schuldiger fühlte. Man hätte nicht zwingend behaupten können, dass sein Leben einfacher geworden wäre, wenn er jetzt plötzlich seine tiefen Gefühle für Marina entdeckt hätte. Aber es war in diesem Moment sehr verführerisch genau das zu glauben. Der Gedanke wurde wie eine kleine Obsession, auch wenn Valerio es eigentlich besser wissen sollte. Hier und jetzt war kein guter Zeitpunkt für Selbsterkenntnis, aber genau das war eben das Ding. Es war, als hätte sich alles zwischen ihnen verschoben und eigentlich hätte es schwer sein sollen noch miteinander zu reden - aber gleichzeitig waren sie sich irgendwie näher als jemals zuvor. Sie hatten auf einmal einen Moment, den niemand sonst geteilt hatte und von dem am besten auch niemand jemals wissen durfte. Und Valerio mochte das, diese Art von Nähe. Er war sich nur ziemlich sicher, dass er es nicht auf die richtige Art und Weise mochte, ihm war klar, dass sogar das noch irgendwie egoistisch von ihm war. Es tat ihm Leid zu hören, dass sie bereute etwas gesagt zu haben aber noch mehr tat es ihm weh sie so zu sehen. Als hätte jemand die Luft aus ihr heraus gelassen, all die heitere Freude war verschwunden und etwas dunklem und traurigem gewichen. Val hätte ihr gerne widersprochen, ihr erklärt dass nichts sich ändern würde, sie selbst sich also auch nicht ändern musste. "Nein. Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast.", bekam er als einziges heraus. Er versuchte es sicher und aufmunternd klingen zu lassen. Denn er war froh, dass sie ihm vertraute. Oder zumindest vertraut hatte. Der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Würde es in Zukunft nicht mehr so sein? Es war sehr widersprüchlich, weil er diese Chance zwar nie gewollt hatte, aber gleichzeitig er hatte das bestimmte Gefühl genau eine Chance gehabt und diese vertan zu haben. Er bemühte sich um ein Lächeln. "Es ist nichts falsch daran jemanden zu mögen, absolut nicht.", ha! Wenn er sich nur selbst seine eigenen Ratschläge zu Herzen genommen hätte. Wenn wirklich nichts schlimmes daran war - warum machte er dann das Drama des Jahrhunderts daraus? Es war eine ganz andere Situation. Natürlich. Aber war es das wirklich? Seine Gedanken wurden zu einem wirren Karussell und kurz befürchtete er etwas wirklich dummes zu sagen, da war Marina auf einmal wieder bei ihm. Er war relativ überrascht, denn er hatte vieles erwartet, aber eben nicht die erneute Nähe und vor allem nicht, dass Marina diese suchen würde. Er verweigerte sie ihr nicht. Im Gegenteil, er war froh, dass sie ihm keine Vorwürfe machte. Nicht zur Furie wurde, sondern sanft war. Und sich verabschiedete? Es fühlte sich an wie eine Verabschiedung, wie etwas Endgültiges und das löste einen unangenehmen Knoten in Valerio aus. Marina würde nicht einfach aus seinem Leben verschwinden, nicht einfach ein Mädchen sein mit dem er Mal was gehabt hatte oder nicht und nach und nach würden ihre Wege sich nicht mehr kreuzen. Und das war vermutlich ihnen beiden klar, als Marina ihn küsste und Valerio nichts unternahm um sie davon abzuhalten, sondern sie stattdessen in seine Arme zog. Statt sich darauf zu konzentrieren zu verstehen was er selbst wollte oder nicht, lag dieses Mal seine ganze Aufmerksamkeit auf Marina. Nicht, dass er sie um den Verstand hätte küssen wollen oder so, aber er wollte, dass sie sich wohl fühlte und, keine Ahnung… diese Erinnerung etwas besonderes bleiben konnte? Er nahm sich Zeit den Kuss zu erwidern und zog sie sogar ein klein wenig näher zu sich, als sie erste Anstalten machte sich von ihm lösen zu wollen. Zaghaft ließ er sogar seine Zunge um ihre Lippen spielen, unsicher ob das etwas war, was sie wollen würde. Die einsame Träne auf ihrer Wange bekam er nicht einmal mit, obwohl er spürte dass mehr Traurigkeit in diesem Kuss war als wohl allgemein in Küssen sein sollte. Erst als als seine Finger über ihre Wange strichen und er die nasse Spur dort erahnte hielt er überrascht inne. Er hatte sich wirklich eingebildet ihr auf diese Weise weniger weh zu tun. Gerne hätte er ihr gesagt, dass alles gut werden würde. Aber er wusste nicht einmal, ob er das versprechen konnte.
Marina Alarcón
24.05.2021, 18:52 - Wörter:
dear cupid, next time hit us both
, Gast, Gast am 16.11.2018
Wahrscheinlich konnten nicht viele nachvollziehen, warum sich Marina so verhielt. Andere wären wohl sauer oder sogar wütend gewesen, wenn man sie küsste nur um ihnen danach eine Abfuhr zu erteilen. Stünde jemand anderes vor ihr, jemand den sie noch nicht so lange kannte und ins Herz geschlossen hatte, hätte sie auch anders reagiert. Es war aber nun einmal Valerio und sie machte sich schon genug Vorwürfe, dass sie ihre Freundschaft ruiniert oder zumindest einen gewaltigen Dämpfer aufgesetzt hatte. Sie wünschte sich wirklich die Zeit zurückdrehen zu können, aber der Schaden war angerichtet. Worüber sie sich am meisten ärgerte, war, dass sie - wenn sie über eine solche Unterhaltung fantasiert hatte - nicht einmal mit einer anderen Reaktion rechnete und trotzdem zu viel in seine Worte interpretierte. Dabei wollte er sie nur aufmuntern und ihr angekratztes Selbstbewusstsein wiederherstellen. Wie naiv, dass sie nur deshalb schwach geworden war und wirklich dachte, dass sie ein anderes, ein glückliches Ende erwartete.
Zumindest einer von ihnen war froh, dass das Geheimnis gelüftet war. Wären die Rollen umgekehrt, hätte Marina wohl etwas ähnliches gesagt, immerhin war es auch schmeichelnd, wenn ein anderer an einem selber interessiert war. Zudem musste man sich nur damit auseinandersetzen, dass man zwar die Gefühle verletzt hatte, aber im Endeffekt das Richtige tat. Etwas anderes blieb nicht übrig. So zu tun als ob wäre noch viel schlimmer. Natürlich benötigte es auch Überwindung auszusprechen, dass man anders empfand, aber es war noch schwieriger es zu hören. Am liebsten hätte sie sich mit der flachen Hand gegen die Stirn geschlagen, unterdrückte diesen Impuls jedoch. Sein Lächeln blieb nicht unbemerkt und schenkte ihr einen flüchtigen Moment von Wärme und Vertrautheit, der jedoch wieder von einer Welle aus Traurigkeit weggespült wurde. „Es wäre nur wesentlich einfacher, wenn mich jemand mal zurück mögen würde.“ Sie brachte sogar ein kurzes Lachen zustande, um die Ernsthaftigkeit aus dem Satz zu nehmen, doch es war lange nicht so unbeschwert wie man es von der jungen Alarcón gewohnt war. In Wirklichkeit hielt sie schon die Tränen zurück. Die ständigen Niederlagen in ihrem Liebesleben nagten an ihr und mit jeder Enttäuschung wurde es schwieriger sich auf etwas Neues einzulassen. Marina hasste es, dass ihre Gedanken sie in diesem Bereich ihres Lebens stark unter Kontrolle hatten. Warum konnte sie damit nicht genauso locker umgehen, wie sie es in allen anderen Angelegenheiten tat? Ihr Herz sehnte sich nach einer Person, die sie unendlich glücklich machen, aber auch völlig um den Verstand bringen konnte. Mit der sie alles teilte und sich sicher und geborgen fühlte. Vielleicht war auch das der Grund, warum sie sich Valerio wieder näherte, denn er bedeutete für sie Sicherheit. Sie kannten sich gut, wussten voneinander wie der andere tickte und fühlten sich wohl in der Nähe des anderen. Ein letztes Mal wollte sie es genießen bevor sie in die reale Welt zurückkehren mussten, die eine große Ungewissheit mit sich trug. Marina war erleichtert, als Val ihr dies nicht versagte und sie stattdessen sogar seine Arme um sich spürte. Ob das richtig war oder nicht wusste sie selber nicht. Vielleicht konnte sie sich im Nachhinein damit trösten, dass er sie zumindest geküsst hatte und sie nicht so uninteressant war wie sie dachte. Nur eben nicht interessant genug.
Ohne zu zögern setzte sie den Kuss fort, als Valerio sie näher zu ihm zog und ihr so zeigte, dass es in Ordnung war. Sie wollte nicht, dass er ihretwegen etwas tat, was ihm unangenehm war oder er gar nicht wollte, doch dieser aufkommende Gedanke verschwand schnell, als er den Kuss sogar vertiefen wollte. Ihre rechte Hand vergrub sie in seinem Haar, während ihre Zunge auf seine traf und sie miteinander tanzen ließ. Wenn es nach ihr ginge, könnten sie die restliche Zeit hier draußen verbringen, bis sich alle anderen schon auf den Weg nach Hause gemacht hatten, denn dieser Abschied holte sie noch früh genug wieder ein, weshalb sie ihn hinaus zögern wollte. Zu viel Angst hatte sie vor dem Danach. Gleichzeitig war sie sich bewusst, dass es nicht mehr lange dauerte bis die ersten Leute nach ihr suchten, schließlich war das ihre Geburtstagsfeier. Als Val plötzlich innehielt, öffnete sie langsam ihre Augen. Es dauerte etwas, bis sie verstand woran es lag, aber als es Klick machte, versuchte sie so schnell wie möglich die nasse Spur auf ihrer Wange zu trocknen. „Valerio, ich...“ Sie wollte ihm sagen, dass sie Angst hatte ihre Freundschaft zerstört zu haben und dass sie nicht wollte, dass sich etwas änderte. Aber war es dafür nicht schon zu spät? Hatte sich nicht sowieso schon alles verändert aufgrund ihres Geständnisses und durch den Kuss? „Bitte erzähl Arian nichts davon, ja?“ Den vorher angefangenen Satz ließ sie in der Luft hängen und entschied sich lieber dazu diese Bitte zu äußern. Marina beugte sich ein letztes Mal vor, um ihn auf die Wange zu küssen. „Ich geh mal wieder rein. Bestimmt werde ich schon gesucht.“
Valerio Ibárruri
25.05.2021, 17:13 - Wörter:
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, Gast, Gast am 16.11.2018
Valerio verzichtete darauf ihr mitzuteilen, dass es komplizierter war als nur zurück gemocht zu werden. Manchmal mochte man schlicht und ergreifend die falschen Personen. Und manchmal mochten die falschen Personen einen zurück, auch wenn beide sich mochten. Der Gedanke tat weh, sogar mehr als es geschmerzt hatte ihr eine Abfuhr zu verteilen. Denn zumindest darin hatte Marina Recht, auch wenn sie es nicht laut aussprach: Valerio durfte hier den einfacheren Part übernehmen. Er konnte sich geschmeichelt fühlen durch ihre Zuneigung und hätte sie dafür sogar von oben herab behandeln können. Was er vielleicht auch ein wenig getan hatte, indem er sie direkt und kategorisch als Schwester einsortierte. Nicht einmal als Freundin. Er hatte ihr jede Chance versagt, aber auf eine Art, die trotzdem noch liebenswert genug war. Er war ein Idiot, aber das sah er nicht. Er dachte sogar noch er würde etwas Gutes tun, weil er so etwas intimes zwischen ihnen zuließ, weil sie ein Geheimnis schufen. Das alles war natürlich nicht ideal, aber für Valerio war es mehr oder minder der ideale Ausgang dieser Situation. Marina konnte ihm schlecht vorwerfen, dass er sie zwar sehr mochte, aber eben nicht so. Und er hatte ihr auch keine kühle Abfuhr erteilt, sie nicht einfach stehen lassen oder so etwas. Das war ihm wichtig um ihr nicht zu schaden, aber auch damit das Bild, das sie von ihm hatte, in irgendeiner Weise intakt blieb. Hätte er noch ehrlicher zu ihr sein können? Sicher. Aber er war ja nicht einmal ehrlich zu sich selbst - nicht wirklich.
Deswegen war der Kuss irgendwie das ehrlichste zwischen ihnen. Es war schwer zu beschreiben, aber ohne Worte konnte Valerio auch keine Halbwahrheiten erzählen. Er war gezwungen einen Teil von sich offen zu legen und einen Teil von ihr zu verstehen. Sofern das überhaupt möglich war. Es war immer noch nicht die Art von Nähe - von Erwiderung - die sich sich erhofft hatte, aber es war so nah daran und so nah, dass es bittersüß war. Nicht nur für sie, sondern in gewisser Weise auch für ihn. Er wünschte sich in diesem Moment tatsächlich, dass er ihr mehr hätte geben können, weil er ernsthaft glaubte das könne seine Probleme lösen. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass schon eine ganze Lawine weiterer Probleme dabei war auf ihn zuzurollen und es keinen Unterschied mehr gemacht hatte. Aber so etwas wusste man natürlich nie im Voraus. So wie er auch nie damit gerechnet hätte, dass Marina ihm an diesem Abend von ihren Gefühlen berichten würde.
Sie hielten beide inne und kurz wirkte es so, als wolle Marina noch etwas sagen. Valerios Pulsschlag beschleunigte, aber sie schien es sich anders zu überlegen. Sie wirkte nicht zerbrechlich, sondern eher älter als vorhin, weniger fröhlich. Ihr Blick hatte etwas trauriges. Valerio verpasste den Moment, in dem er fragen konnte was sie meinte. Vielleicht wollte er das auch gar nicht. Das mit dem Reden… einfach nicht sein Ding. Stattdessen wurde Arian ganz unvermittelt wieder Teil dieser Unterhaltung. Er war es irgendwie in Valerios Hinterkopf schon gewesen - natürlich - aber in den letzten Minuten war es tatsächlich nur um ihn und Marina gegangen. Val nickte. "Ich werd ihm nichts sagen. Ich werd niemandem was sagen." Es muss sich nichts ändern zwischen uns. blieb unausgesprochen. Vermutlich wäre es auch eine Lüge gewesen. Es fühlte sich bereits alles anders an. Jeder kleine Blick, der Kuss auf die Wange, der Abschied, sogar die fröhlichen Stimmen, die aus dem Haus zu ihnen hinaus drangen. Valerio hatte noch weniger Lust als zuvor, sich zurück zu diesen Stimmen und der Musik zu gesellen. Was hatte er dort verloren?
Marina verabschiedete sich, bevor er noch einmal eingreifen konnte. Der Kuss auf seiner Wange war flüchtig, aber endgültig und er hörte die lauteren Geräusche nach draußen schwappen, als sie die Terrassentür öffnete um nach drinnen zu gehen. Er sah sich nicht einmal zu ihr um. Aber als die Tür wieder zu war flog die Wasserflasche, die er awkward während ihrer Umarmung gehalten hatte, im hohen Bogen über die Terrasse und zerschellte an einem dekorativen Blumentopf. Val fluchte lauthals, bevor er sich auf die Stufen Richtung Rasen setzte und mit zittrigen Fingern nach seiner Zigarettenpackung suchte. Er konnte sich seine Frustration selbst nicht ganz erklären. Immerhin war es eigentlich nicht er, der heute Abend einen Korb erhalten hatte.
- Ende -
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