November 2021 Das Wetter wird langsam kühler. Während man im Süden noch zwischen 17 - 27 Grad schöne Sonnentage und wenig Regen genießt, gehen die Grade an der Ostküste in NYC runter auf 10 bis maximal 18 Grad.
Dezember 2021 Packt euch gut ein in NYC! Es wird nun deutlich kühler mit 4 - 13 Grad mit nasskaltem Regen, während im südlichen NOLA noch warme Temperaturen zwischen 11 und 22 Grad genossen werden können.
Januar 2022 Der Winter ist nun überall zu spüren, auch wenn er in NOLA mit Sonnenschein zwischen 11 und 17 Grad ganz annehmbar ist, während es in NYC ziemlich kalt mit -1 bis 4 Grad ist. Ihr könnt euch dort auf Wolken, Regen und Schnee einstellen.
Februar 2022 Der Winter wird in NYC noch intensiver mit -3 bis 3 Grad, viel Regen und Schnee, da bleibt man lieber drin und genießt eine heiße Schokolade. In NOLA wird es dagegen schon wieder wärmer mit 12 bis 19 Grad, auch wenn es häufig regnet.
Egal wie sehr man es auch versuchte - es war schier unmöglich, die Treppe im Haus der Greenes hinauf oder hinunter zu gehen ohne dass es knarzte und quietschte, so als würde jede zweite Stufe kurz davor sein einzubrechen. Wenigstens hatte Daniel inzwischen diese eine verfluchte Stufe ausgebessert, die einer regelrechten Todesfalle gleichgekommen war als er Skylar vor wenigen Jahren kennengelernt und erstmals einen Fuß in dieses baufällige Haus gesetzt hatte. Aber nur weil man mittlerweile nicht mehr mit dem Kopf voran die Treppe hinabstürzte sofern man von der heimtückischen Stolperstelle nichts wusste, hieß das nicht, dass das alte Holz keine Geräusche mehr von sich gab. Daniel gab sich zwar Mühe, konnte aber natürlich nicht verhindern dass die Stufen protestierend ächzten als er sie mit seinem Gewicht belastete. In Momenten, in denen man besonders leise sein wollte, kam es einem wirklich unsagbar laut vor.
"Ich erschieß mich wenn er davon jetzt wieder aufgewacht ist", sagte er schmunzelnd zu Skylar, die er unten im Wohnzimmer genau dort fand, wo er sie vor knapp 15 Minuten mit den Vorbereitungen zurückgelassen hatte und nach oben gegangen war, weil Caleb anstatt zu schlafen von seinem Bett aus schon wieder durchs ganze Haus rief: "Ist Santa daaa?!" So ging das schon den ganzen Abend und die ganze bisherige Nacht, aber immerhin hatte der anfängliche 10-Minuten-Takt sich fast auf einen Intervall von einer halben Stunde gesteigert. Es war absolut niedlich, mit welch kindlicher Aufregung Caleb Weihnachten und der Ankunft von Santa Claus entgegenfieberte, ganz zu Schweigen von seiner unerschütterlichen Überzeugung davon, dass ein dicker, in rot gekleideter Mann mit Rauschebart auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten voller Geschenke von Haus zu Haus geflogen kam. Wie schön es wäre, die Welt noch einmal durch diese Kinderaugen sehen zu können, als man noch an Legenden geglaubt hatte und Wunder möglich gewesen waren. Daniel war schon lange kein Freund von Weihnachten mehr gewesen, eher im Gegenteil, so war er doch immer froh wenn diese Feiertage endlich wieder vorbei waren. Es war eben ein Familienfest, und in seiner zerbrochenen Familie gab es nichts zu feiern sondern nur etwas zu betrauern. Aber seitdem Sky und Caleb ein so großer Teil seines Lebens waren, hatte er begonnen auch Weihnachten wieder schön zu finden.
Es stimmte, dass die ganze Adventszeit durch ein Kind auf ein anderes Level gehoben wurde. Man konnte sich der Begeisterung des kleinen Rackers einfach nicht entziehen, und ehe Daniel sich versah war er auch schon voll und ganz in den Vorweihnachtsrausch eingetaucht. Er hatte draußen am Haus unter Calebs Anweisungen und Skylars scherzhaft strengem Blick bunte Lichterketten angebracht, und mit beiden zusammen Schneeballschlachten im Park abgehalten sobald genug der weißen Flocken liegenblieben und New York in eine watte-artige, glitzernde Schicht gehüllt war. Sie hatten zu dritt Sterne aus goldfarbenem Papier gebastelt und diese von innen an die Fensterscheiben gehängt, sie hatten Plätzchen und Cookies gebacken und dabei heißen Kakao getrunken, und an einem Sonntagnachmittag sogar ein kleines Lebkuchenhaus gebaut, wobei Daniel die Wände und das Dach und den Gartenzaun errichtet und mit Zuckerguss zusammengeklebt hatte während Sky mit Caleb hinterher gemeinsam für die Dekoration zuständig waren. Am Ende war das Häuschen fast zusammengebrochen unter all den Süßigkeiten mit denen der Kleine die Lebkuchenflächen zugepflastert hatte, frei nach dem Motto 'Mehr ist mehr!' Natürlich war es das schönste Lebkuchenhaus, das Sky und Dan jemals gesehen hatten, wie dem stolz strahlenden Dreieinhalbjährigen bewundernd versichert wurde, und es bekam einen Ehrenplatz im Wohnzimmer, unweit des Weihnachtsbaums den sie auf den letzten Drücker und im Sonderangebot gekauft hatten. Deswegen war die Tanne etwas schief und nicht von allen Seiten perfekt, aber sie hatten sie einfach so im Zimmer aufgestellt dass die krüppelige Seite nach hinten und die schöne, mit dichten Zweigen versehene Seite nach vorne zeigte, so dass es gar nicht auffiel. Nachdem sie den Baum mit bunten Kugeln, ein paar Lichterketten und selbstgebastelten, von Caleb wild bemalten Deko-Anhängern und Papiergirlanden geschmückt hatten, sah er ziemlich gut und angemessen festlich aus. Auf jeden Fall beeindruckend genug um ein Kleinkind in Staunen zu versetzen, und das war ja das Wichtigste.
"Er schläft jetzt. Fragt sich nur wie lange diesmal..." Daniel blieb dicht hinter Sky stehen, die soeben die Lichterketten eingeschaltet hatte und nun mit prüfenden Augen vor dem Baum verharrte um sicherzugehen dass alles soweit klappte und fertig war für morgen früh. Seine Arme von hinten um seine Freundin schlingend, schmiegte er sich an ihre Rückseite, drückte ihr einen Kuss aufs blonde duftende Haar und legte dann sein stoppeliges Kinn auf ihrem Kopf ab, um ebenfalls den Weihnachtsbaum zu betrachten.
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, Gast, Gast am 24.12.2018
Es war wirklich zu niedlich, wie aufgeregt Caleb der Ankunft von Santa Claus entgegenfieberte, und doch kam es seiner Mom eher ungelegen, dass er deshalb immer wieder wach wurde und damit die Vorbereitungen für den nächsten Morgen zu sprengen drohte. Skylar hatte sich gerade einen der für Santa bereitgestellten Kekse in den Mund geschoben und Calebs Geschenk - einen für sein Alter taugliches Kinderfahrrad in seiner Lieblingsfarbe - mit einer Schleife versehen, als die kindlich-helle Stimme das letzte Mal aus der oberen Etage gedrungen war. Alarmiert hatte die Greene einen Blick mit ihrem Partner in Crime ausgetauscht und dieser hatte die Situation ohne zu Zögern unter seine Kontrolle gebracht, indem er zum Kinderzimmer gegangen war, bevor dessen Bewohner die knarzende Treppe hätte runterkommen können. Unbeeindruckt wie immer blieb Howie vor der Treppe liegen, rührte sich nicht einmal, als der hochgewachsene Blonde über ihn steigen musste, um die erste Treppenstufe zu erreichen, ehe der Blick aus treuen Hundeaugen weiter verfolgte, was sein neues Frauchen da trieb. Fröhlich kauend kniete sie in bequemen Tights und einer viel zu großen Sweatshirt-Jacke, die sicher nicht aus ihrer Hälfte des Kleiderschrankes stammte, vor dem pieksenden, geschmückten Baum und summte ein Weihnachtslied, während sie bunte Päckchen verschiedenster Größe fein säuberlich arrangierte. Ihre Stimmung war schon den ganzen Tag etwas aufgekratzter als sonst, sie hatte noch mehr Zeit als üblich in der Küche verbracht und auch der kleine Wirbelwind, der stets auf dem geduldigen, alten Mischlingsrüden herumturnte, war noch aktiver als sonst. Seit Wochen liefen immerzu die gleichen weihnachtlichen Schallplatten und Howie ahnte, dass dieser Wahnsinn allmählich seinen Höhepunkt erreichte, aber er störte sich nicht daran, beobachtete eher passiv und hin und wieder mit einem deutlichen Interesse, was hier eigentlich geschah, denn für ihn war es das erste Weihnachten mit einem kleinen Kind, einem leuchtenden Baum, solch köstlichen Gerüchen und all dieser festlichen Stimmung. Es war anders als mit Earl, welcher sich allein vor dem Fernseher einen Glühwein gegönnt und seine Pfeife geraucht hatte, während im alten Röhrenfernseher alte Familienvideos aus besseren Zeiten liefen, aber genau wie bei ihm gab es auch bei den Greenes für den Vierbeiner ein kleines Geschenk, das zwischen all den anderen Dingen seinen Platz fand. Santa würde schließlich an alle Bewohner des Hauses denken - zumindest war es Sky wichtig, dass er in Calebs Vorstellung keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier machte, zumal sie dem Hund nach dem schweren Verlust seines Herrchens vor zwei Monaten so viel Liebe wie nur möglich geben wollte. ‘Alle Bewohner’ schloss den Mercer aber auch mit ein, welcher in den letzten anderthalb Jahren ein fester Bestandteil des Haushaltes geworden und gar nicht mehr wegzudenken war, und da es in diesem Jahr wirklich verdammt gut lief für die selbstständige Köchin, hatte sie es sich nicht nehmen lassen, auch ihm ein Geschenk zu besorgen. Es kam ihr also gerade recht, dass er sich um Caleb kümmerte, sodass sie den Karton mit seinem Geschenk unbemerkt zu den anderen legen konnte. Gerade rechtzeitig, denn das Knarzen der Treppe verriet ihr bereits, dass er schon wieder auf dem Rückweg war. Mit dem Einschalten der Weihnachtsbaumlichter setzte sie der weihnachtlichen Stimmung also noch rasch die Krone auf und erleichtert darüber, dass durch die zusätzliche Belastung der Stromleitungen keine Sicherung rausgeknallt war, atmete die Blonde auf und erhob sich, um den Baum in seiner vollen Pracht bewundern zu können. Ein seliges Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie Daniels Nähe hinter sich spürte, und kurz verschwand das Funkeln ihrer Augen hinter ihren sich schließenden Lidern, als er seine Arme um sie legte und ihr einen Kuss auf den Hinterkopf gab. Automatisch legten sich ihrer Arme auf seine, verschränkten sich mit seinen Fingern und noch immer reagierte ihr Körper mit freudiger Erregung auf diesen Mann, als wären sie noch immer am Anfang ihrer Beziehung, dabei waren sie schon ein eingespieltes Team, das auch im Alltag wunderbar harmonierte, und Skylar konnte nicht einmal so genau sagen, wann es dazu gekommen war. Eines wusste sie jedoch ganz sicher: nämlich, dass es ruhig für immer so weitergehen durfte. Durch ihn fühlte sie sich komplett und zufrieden und sie war einfach nur unendlich glücklich, mit ihm ihren Seelenverwandten gefunden zu haben, der sie und ihren Sohn liebte und dies auf so vielfältige Art und Weise zeigte.
“Danke, dass du dich um ihn gekümmert hast”, kam es leise von ihr, worauf sie sich in seinen Armen drehte, zu ihm aufsah und verliebt lächelte. Sie schmolz jedes Mal ein bisschen dahin, wenn Daniel so liebevoll und geduldig mit dem Dreijährigen umging und damit auch dessen Herz mehr und mehr eroberte. Caleb war geradezu besessen von dem Mercer, kletterte mit Vorliebe auch auf ihm herum und weihte ihn in seine Spiele ein, wollte aber auch immer häufiger von ihm ins Bett gebracht werden und von ihm vorgelesen bekommen. Es wunderte Sky nicht, Daniels Stimme hatte selbst nach all der Zeit ihre Wirkung auf sie nicht verloren und sie konnte sich vorstellen, dass ihr Sohn ihr ebenfalls gern lauschte, auch wenn es im ersten Moment ein wenig überraschend für sie gewesen war, nicht mehr die einzige Person zu sein, die der Kleine als letztes vor dem Schlafen sehen wollte. Überraschend, aber keineswegs schlecht, denn im Grunde bestärkte Caleb sie damit in dem Gefühl, dass Daniel sie perfekt ergänzte. Dass er zu dieser Familie gehörte. Und nach allem, was er für diese schon getan hatte, wuchs in Sky der leise, aber durchaus große Wunsch, ihn offiziell zu einem Teil von ihr machen zu wollen.
In diesem Moment der Ruhe und Zweisamkeit, der unweigerlich eintrat, da nun wirklich alles für die Feierlichkeiten und die Gäste am nächsten Tag vorbereitet war und sie endlich auch ein wenig entspannen könnte, überkam es Skylar und sie schlang ihre Arme mit einem weiteren, erleichterten Seufzen um Daniels Taille, worauf sie ihren Kopf seitlich an seine Brust schmiegte, sodass sie weiter den Baum betrachten konnte.
“Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sage, aber ich liebe Weihnachten.” Denn ähnlich wie bei Daniel hatte sich das Weihnachten der Greenes von dem traditionellen Bild eines fröhlichen Familienfests stark unterschieden. Geschenke hatte es aus finanziellen Gründen nie gegeben, nur für Imogen, bis sie alt genug war, dass sich das mit dem Weihnachtsmann für sie erledigt hatte, und da man in den meisten Jobs satte und dringend benötigte Feiertagszuschläge erhielt, hatten die Geschwister diese Tage immer genutzt, um die erhöhten Heizkosten wieder reinzuholen. Weihnachten hatte somit eigentlich eher Stress und Unmut erzeugt, statt ein Fest der Besinnlichkeit und Nächstenliebe zu sein. Letztes Jahr hatte es dann noch ein wenig im Schatten von Colins Heldentat gestanden, doch in diesem Jahr schien das Schicksal voll und ganz auf ihrer Seite zu stehen und ihre harte Arbeit zu belohnen. Ein gutes Jahr, das so sicher nicht gewesen wäre, hätte sie Daniel nicht als ihren Unterstützer an ihrer Seite gehabt. “... Und ich liebe dich.”
Skylar atmete tief ein und drückte ihren Freund noch ein bisschen fester, ehe sie ihre Umarmung lockerte, um wieder in sein attraktives Gesicht sehen und ihre Worte mit einem ehrlichen Lächeln unterstreichen zu können. Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Worte zu ihm sagte, dennoch waren sie aufgrund der Seltenheit, mit welcher sie über die Lippen der Blonden kamen, nicht weniger bedeutend. Es war nicht so, dass sie es ihm nicht am liebsten jeden Tag sagen würde, aber sie war nun einmal keine Frau vieler Worte, wollte ihn mit ihren Liebesbekundungen auch nicht erdrücken und ließ lieber Taten sprechen, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. So wie jetzt, als sie sich auf Zehenspitzen stellte und all die Zuneigung, die sie für ihn empfand, in einem sanften, liebevollen Kuss widerspiegelte. Noch immer brachte es die Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Tanzen, wenn sich ihre Lippen trafen, und auch jetzt grinste sie verknallt in das Lippenbekenntnis hinein.
“Santa hat übrigens auch an dich gedacht... Möchtest du es schon auspacken?”, hauchte sie an seine Lippen, kaum dass sie sich von ihm gelöst hatte, ehe sie zu dem mittelgroßen, in Weihnachtsgeschenkpapier gewickelten Karton neben dem Fahrrad deutete. Es war vielleicht gegen die Spielregeln, aber sie war so gespannt, ob es ihm gefiel und was er wohl dazu sagte, dass sie es selbst kaum erwarten konnte, dass er es öffnete.
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, Gast, Gast am 24.12.2018
"Gern geschehen", erwiderte Daniel automatisch, als Skylar ihren Dank aussprach. Dabei müsste sie sich gar nicht dafür bei ihm bedanken, denn er tat das wirklich gerne und vor allem aus vollkommen freien Stücken. Noch nie hatte Sky Druck aufgebaut und es von ihm eingefordert, dass er sich gefälligst mehr oder besser um Caleb kümmern sollte, auch nicht nachdem sie schon länger als ein Jahr liiert waren und er inzwischen zu 99% mit im Haus der Greenes wohnte. Allerdings brauchte sie ihn auch gar nicht dazu animieren, denn Daniel hatte den kleinen Sonnenschein wirklich gerne um sich und empfand es als einen Gewinn, dass Sky ihren Sohn mit in die Beziehung gebracht hatte. Somit erweckte Dan nie den Eindruck, dass es für ihn in irgendeiner Form eine Belastung oder Zwang war, auch dieses Kleinkind in sein Leben integrieren zu müssen wenn er mit Sky zusammensein wollte. Er war generell sehr kinderlieb, ging also entsprechend sanftmütig und herzlich mit Caleb um, so dass sie rasch einen guten Draht zueinander gefunden hatten. Er spielte und tobte mit dem Kleinen, wobei nicht nur Daniels eigenes inneres Kind die Gelegenheit hatte an die Oberfläche zu kommen, sondern er sich auch jedesmal freute wenn Skylars Sohn dabei lachte und vor Vergnügen quietschte. Ebenso beantwortete er mit einer Engelsgeduld die ständigen, an ihn gerichteten Fragen des Jungen, der die Welt und ihre Mysterien jeden Tag ein bisschen mehr entdeckte. Und wenn Caleb an manchen Abenden den Wunsch äußerte, lieber von Dan anstatt von seiner Mom etwas vorgelesen oder eine Gutenacht-Geschichte erzählt zu bekommen, dann fühlte er sich davon nicht genervt sondern geehrt. Es ging ihm einfach direkt ins Herz, dass der Mini-Greene so ein Vertrauen zu ihm gefasst und ihn sogar lieb hatte. Daniel hatte Caleb auch sehr lieb, allerdings war er jetzt gerade doch froh, dass der Kurze endlich schlief - und hoffentlich auch nicht wieder aufwachen würde bis der nächste Tag anbrach. Die Weihnachtstage würden garantiert sehr turbulent werden, mit dem aufgedrehten Kind, einem neu zu ihnen gestoßenen Hund, und dann würde obendrein dieses Jahr auch noch Daniels Mutter zu Besuch kommen - und das alles umgeben von dem gewohnten Chaos der Großfamilie Greene. Da wäre es schön, jetzt noch ein paar ruhige Minuten in trauter Zweisamkeit mit Skylar auskosten zu können, bevor sie ins Bett gingen um zu schlafen.
Er hielt sie locker genug in seiner Umarmung, so dass sie sich darin drehen und zu ihm hochschauen konnte, um ein Lächeln mit ihm zu teilen. Ihm wurde ganz warm ums Herz als sie ebenfalls ihre Arme um ihn schlang, ihn an sich drückte und sagte, dass sie ihn liebte. Zwar wusste er das - sie zeigte es ihm schließlich jeden Tag durch ihr Verhalten und mit ihren Blicken - aber es war immer etwas Besonderes es so explizit ausgesprochen zu hören. Obwohl sich in den 1,5 Jahren schon eine gewisse Alltagsroutine in ihrer Beziehung etabliert hatte (was nichts Schlechtes war sondern nur zeigte wie vertraut und gut eingespielt sie mittlerweile waren), verloren die Worte nicht an Zauber. Noch immer gab es zahlreiche Momente, in denen Daniel das Gefühl hatte sich eigentlich nur in einem wunderschönen Traum befinden zu können, von dem er irgendwann doch wieder aufwachen würde. Es fiel ihm schwer zu fassen, dass ausgerechnet er dieses riesige Glück hatte, eine Wahnsinnsfrau wie Skylar an seiner Seite zu haben und so bedingungslos von ihr geliebt zu werden. Es grenzte für ihn an ein echtes Wunder, fühlte sich aber gleichzeitig absolut richtig an. So als wäre Sky - inklusive Caleb - schon immer das gewesen, was ihm in seinem Leben gefehlt hatte, und erst jetzt da er sie gefunden hatte kam er zur Ruhe und war von einer tiefen Zufriedenheit erfüllt, durch die einfach alles leichter wurde. Selbst schwere Tage und kleinere oder größere Krisen waren besser überwindbar, solange sie zusammen waren und gemeinsam daran arbeiten konnten die Probleme zu lösen. "Ich liebe dich auch", konnte er gerade noch unterbringen, bevor Sky auch schon ihre Lippen gefühlvoll auf seine drückte wofür sie sich auf ihre Zehenspitzen stellen und sich etwas nach oben strecken musste. Für den kurzen Moment schloss er seine Augen, erwiderte den liebevollen Kuss mit gespiegelter Sanftheit und drückte Skylars schlanken Körper mit seinen um sie geschlossenen Armen noch inniger an sich. Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf seine von ihr geküssten Lippen, als er die gehauchten Worte vernahm, die sie vielversprechend an ihn richtete. In der falschen Annahme, dass das Geschenk, das Santa für ihn hatte, eine neckisch gemeinte Metapher für Skylar selbst war, und sie ihn somit aufforderte sie auszuziehen (nun da sich ein klitzekleines Zeitfenster geöffnet hatte, in dem sie in diesem ansonsten so lebhaften Haus ungestört waren), löste er seine Umarmung, um seine Hände stattdessen nach vorne und zwischen sie beide zu bringen. Nämlich damit er den Reißverschluss seiner Sweatshirtjacke öffnen konnte, die Sky sich mal wieder von ihm gemopst und angezogen hatte. Doch bevor seine Finger den Zipper erreichten, deutete sie in Richtung des bunt erleuchteten Weihnachtsbaums, woraufhin sein Blick ihrer Geste folgte und das mittelgroße Paket erspähte, welches definitiv keines von denen war, die sie gemeinsam für Caleb, Imogen, Kait, Kieran, Sheila und Howie eingewickelt hatten.
Im ersten Moment war Daniel so verdutzt, dass er sein eigenes Vorhaben, Skylar "auszupacken", untypischer Weise wieder vergaß. Eigentlich hatten sie abgemacht, sich gegenseitig keine Geschenke zu kaufen, war es doch schon teuer genug dieses ganze Fest auf die Beine zu stellen, die Familie zu bewirten und den anderen Liebsten - vor allem dem Kleinsten - eine Freude mit Geschenken zu machen, die in buntem Papier unter dem Baum lagen. So war Daniel ein wenig peinlich berührt, wenn auch nicht sauer sondern vielmehr auf eine ergriffene Weise perplex. "Ich hab gar nichts für dich...", gab er zu - oder zumindest hatte er nicht im klassischen Sinn ein richtiges Geschenk für Sky gekauft. Darum schien es Skylar jedoch nicht zu gehen und sie nahm ihm mit Leichtigkeit das beschämte Gefühl, das sich gerade ein wenig über ihn zu legen drohte.
"Es ist doch fast schon Mitternacht. Ich denke Santa sieht das nicht so eng", sagte Daniel als nächstes und offenbarte somit seine wachsende Neugier. Wenn Skylar es von sich aus anbot, dass er die Überraschung jetzt schon auspacken durfte, würde er garantiert nicht darauf bestehen noch eine halbe Stunde auszuharren bis der Uhrzeiger die 12 erreichte und den offiziellen Weihnachtsmorgen einläutete. Die Hand seiner Freundin ergreifend, zog er sie mit sich als er sich vor dem Christbaum im Schneidersitz auf den Boden setzte. Anstatt sich direkt das Paket zu grabschen, wartete er bis Skylar ebenfalls eine gemütliche Position gefunden hatte, sie nun gemeinsam in dem kitschig-schönen Licht des Weihnachtsbaumes und in Jogginghose und T-Shirt bzw. Tights und Oversize-Sweatshirt auf dem Fußboden saßen, und Sky ihm das Geschenk reichte. Daniel hatte nicht den Hauch einer Ahnung was sich wohl darin verbergen könnte und rätselte bereits fieberhaft in seinem Kopf, kam aber auf keine Idee. Der Schein der Lichterketten spiegelte sich in seinen blauen Augen, aber es war nicht nur das sondern auch eine beinahe kindliche Vorfreude die seine Seelenspiegel zum funkeln brachte. Das Paket vor sich platzierend, machte er sich daran es aus dem Papier zu befreien, mit dem Skylar es eingewickelt hatte. Anstatt das Geschenkpapier einfach zu zerreißen und vom Paket zu fetzen um so schnell wie möglich an den verborgenen Inhalt zu gelangen, löste er es mit einer geradezu behutsamen Sorgfalt, so dass das raschelnde Papier nicht zerstört wurde und der Prozess des Auspackens etwas in die Länge gezogen wurde. Die Spannung stieg - nicht nur bei ihm, sondern auch bei Skylar, dem gespannten Blick nach zu urteilen mit dem sie ihren Freund beobachtete während er ihre Überraschung auswickelte.
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, Gast, Gast am 24.12.2018
Zugegeben, sie hatte die Zweideutigkeit in ihrer Wortwahl durchaus beabsichtigt, und sie grinste verschmitzt, da ihr keineswegs entging, wo seine Hände unmittelbar vor ihrem Deut hinwollten. Allein der Gedanke ließ einen kleinen, heißen Schauer durch ihren Körper fahren und ein Teil von ihr wollte ihn lieber weitermachen lassen, auf dass er das eigentliche Geschenk später selbst entdeckte, doch die Neugier in ihr war dann doch zu groß – und möglicherweise, das hoffte sie zumindest ein bisschen, auch wenn es ihr natürlich nicht nur darum ging, würde er seine Begeisterung und Dankbarkeit über das Geschenk ja noch ausdrücken, indem er nach dem Auspacken über sie herfiel.
Sein Blick folgte ihrem Deut, der ihre hing jedoch weiterhin gespannt auf seinem Gesicht und sie grinste noch breiter, als er das Paket bemerkte und sich eine Mischung aus Unsicherheit und Perplexität auf seine so vertrauten und wunderschönen Züge schlich. Ein leises Lachen holperte der Blonden über die Lippen, als er beinahe entschuldigend zugab, nichts für sie zu haben, und mit einem Kopfschütteln und einem leichten Schulterzucken versicherte sie ihm nonverbal, dass das überhaupt nicht schlimm war; sie hatten es schließlich so abgemacht. Sie erwartete nichts von ihm, er tat ohnehin schon viel für sie und ihre Familie, und die immergleichen, teuren Standardgeschenke, die ihre Angestellten und Freundinnen von ihren jeweiligen Partnern so bekamen, beeindruckten sie nicht, da sie nicht besonders viel mit Schmuck oder dem neuesten Elektrogeräten anfangen könnte, weshalb sie auch nicht neidisch wurde, weil andere mit Geschenken dieser Art überhäuft wurden. Natürlich war sie nicht indifferent für die Freude, die man verspürte, wenn an einen gedacht wurde und man etwas überreicht bekam, das man sich tatsächlich gewünscht hatte, aber sie konnte nicht einmal behaupten, sich derzeit irgendetwas zu wünschen. Sie war wunschlos glücklich… und der Grund dafür ergriff ihre Hand, um sich mit ihr vor dem Weihnachtsbaum niederzulassen und vor ihren Augen das so mühsam erkämpfte Geschenk zu öffnen.
Skylar erinnerte sich noch sehr gut an diesen einen Abend im Sommer, während der Zeit, die sie in Las Vegas bei seiner Mom verbracht hatten. Nach einem sehr ereignisreichen Tag mit Besuchen der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Stadt hatte Caleb tief und fest geschlafen, vermutlich von der Aussicht vom High Roller Ferris Wheel geträumt und daher überhaupt nicht mitbekommen, was in Daniels ehemaligen Jugendzimmer, in welchem sie zu dritt geschlafen hatten, sonst noch getrieben wurde, kaum dass seine Mom und ihr Freund ebenfalls den Raum betreten hatten. Nach einem Jahr Beziehung hatten sie den Dreh aber auch wirklich raus, wenn es darum ging, solche Zeitfenster für ihr gemeinsames Vergnügen zu nutzen, ohne zu viel Lärm zu machen, zumal die Greene keinen schlechten Eindruck bei Sheila hatte machen wollen, indem sie von ihrem Stöhnen geweckt wurde, und sich deshalb noch einmal besonders beherrscht hatte. Mit schweißklebriger Stirn und einem seligen Lächeln hatte Sky danach auf der Seite in Daniels Arm gelegen und die im schwachen Licht der Nachttischlampe erkennbare Einrichtung des Zimmers betrachtet, die so viel über dessen damaligen Bewohner preisgab, dass die Blonde allein durch ihre Beobachtungen schon das Gefühl bekam, so viel mehr über den Mann an ihrer Seite zu erfahren.
Aus ihrer Position heraus war ihr schließlich ein Gegenstand ins Auge gestochen, der verborgen unter dem Schatten des Schreibtisches lag und dennoch gerade so von ihr entdeckt wurde. Ein Nintendo Entertainment System – die erste Spielkonsole im Hause Mercer, von der Daniel irgendwann mal erwähnt hatte, mit seinem Bruder Stunden vor ihr verbracht zu haben. Ihre Frage, ob er ihr sein Lieblingsspiel nicht noch schnell vor dem Schlafen zeigen wollte, gab es jedoch die ernüchternde Antwort, dass das Gerät seit langem irreparabel beschädigt sei. Eine Information, die Skylars sture Entschlossenheit geweckt hatte, denn ihrer Erfahrung nach konnte alles irgendwie repariert werden – man musste nur jemanden haben, der es verbissen genug versuchte.
Das Ding war also unauffällig in ihrer Reisetasche gelandet und mit nach New York gekommen und mit dem Ziel, es bis zum Geburtstag des Mercers reparieren zu lassen, hatte sie recherchiert, herumtelefoniert und hin und wieder ihre Zeit geopfert, um allen Hobby-Bastlern, die sie hatte finden können, mit dem alten NES einen Besuch abzustatten. Nach dem fünften Versuch und somit der fünften Aussage, das Gerät sei nicht mehr zu retten, hatte sie es aufgegeben.
Und dann war Earl gestorben.
An sich war das einfach nur tragisch. Doch wo Haushalte aufgelöst wurden, fanden viele Dinge, die oftmals als vergessen galten, einen neuen Besitzer, und als Earls Tochter Peggy den gesamten Schrott ihres ungeliebten Vaters im Rahmen eines Garagenflohmarkts für kleines Geld loszuwerden versuchte, fand Skylar doch tatsächlich diese uralte Konsole wieder. Sie hatte Peggy gehört und war ein Geschenk von Earl gewesen; eines, das nur wieder bewiesen hatte, wie wenig er über sie gewusst hatte, so hatte sie sich doch nie für solche Dinge interessieren können. Und doch schien Earl sie benutzt zu haben, denn sie war nicht mehr wie neu, die Originalverpackung fehlte und als Sky das für 30 Dollar (inklusive einiger Spiele) erstandene Ding in einem unbeobachteten Moment zu testen versucht hatte, war es nicht angesprungen. Die Greene hätte es am liebsten aus dem Fenster geschmissen, aber nein, sie hatte stattdessen alle Adressen ein weiteres Mal abgeklappert. ‚Sorry, Miss, ich habe alles versucht‘ – so oder so ähnlich hatte man sie ein weiteres Mal vertröstet. Einige von ihnen glaubten sogar, sie wäre zum zweiten Mal mit derselben Konsole bei ihnen aufgetaucht und hätte gedacht, sie würden es nicht merken, und so hatte Sky es ein weiteres Mal aufgegeben. Bis ihr beim Telefonat mit Imogen schließlich der Geistesblitz kam – ihre Schwester studierte doch irgendwas mit Computern, kannten sich die Nerds dort nicht generell mit sowas aus? Imogen hatte ihre Kontakte aktiviert und tatsächlich einige Personen gefunden, die sich die Konsolen ansehen würden, und so hatte Imogen ihre freien Tage genutzt, um die vier Stunden aus Ithaca nach Queens zu fahren, vor Daniel so zu tun als sei dies nur wegen seines Geburtstages, und am nächsten Tag mit den beiden Nintendo Konsolen im Gepäck wieder zum Cornell Campus zurückzukehren. Tatsächlich war es einem der Technik-Genies gelungen, beide Konsolen wieder in Gang zu kriegen, und seine Bemühungen vergütete die Greene damit, dass er diejenige, die sie aus Earls Hinterlassenschaften gekauft hatte, behalten durfte. Eine Bezahlung, über die man sich in solchen Kreisen wirklich zu freuen schien. Und nach einem Besuch in Ithaca, um das NES wieder abzuholen, sowie einem einstündigen Test der Konsole verstand die Blonde sogar, wieso dem so war. Sie war zwar weder in Super Mario Bros. noch in Bubble Bobble besonders gut, aber das hatte sie auch gar nicht sein müssen, um beim Multiplayer-Spiel mit Imogen und Kevin (so hieß ihr Retter in der Not) die Zeit zu vergessen. Noch am selben Tag war sie zurückgekehrt, insgesamt elf Stunden war sie weggewesen, und so hatte bis auf den Kilometerstand ihres Autos nichts darauf hingewiesen, dass sie nicht bei der Arbeit gewesen, sondern Daniels Geschenk abgeholt hatte. Dreieinhalb Wochen zu spät für seinen Geburtstag, aber sie hatte in dem nahenden Weihnachtsfest ihre zweite Chance gesehen – und diese nun auch ergriffen. Die letzte Herausforderung hatte darin bestanden, einen passenden Karton zu finden, in welchem sie die Konsole, alle nötigen Kabel, die zwei Controller und die insgesamt neun Spiele verstauen konnte, doch auch diese hatte sie gemeistert und alles zusammen in weihnachtliches Geschenkpapier gewickelt.
Geschenkpapier, das Daniel mit einer Geduld und Sorgfalt öffnete, die Skylar einfach nur beeindruckend fand. Sie hätte es vor lauter Neugier wohl einfach nur aufgerissen, der Mercer bewies auf diese Art jedoch nur ein weiteres Mal, dass er sie perfekt ergänzte. Gespannt betrachtete sie sein Gesicht, verliebte sich ganz nebenbei ein weiteres Mal in dieses funkelnde Augenpaar, während er den Karton öffnete. Und dieses Mal traf es sie heftiger als je zuvor, denn während ihr im Schnelldurchlauf all die Strapazen für dieses eine Geschenk durch den Kopf gingen, wurde ihr bewusst, dass sie noch nie so viel ihrer Zeit für etwas… eigentlich so banales geopfert hatte. Eine Videospielkonsole aus den 80ern. Hätten sich ihre Brüder so etwas vor einigen Jahren gewünscht, hätte sie ihnen wohl den Vogel gezeigt oder sie mit einem schlagfertigen Spruch darauf hingewiesen, dass sie sich solche Wünsche schon selbst erfüllen müssten. Bei Daniel war es jedoch etwas anderes; er hatte schon so vieles im Haus der Greenes repariert, da wollte sie ihm einfach etwas zurückgeben, indem sie etwas Kaputtes aus seinem Leben in Ordnung brachte. Zumal ihr dieser ganz besondere Ausdruck, wann immer er von Mackenzie gesprochen hatte, nicht entgangen war. Gut möglich, dass Sky mit ihrem Geschenk unwissentlich eine eigentlich verheilte Wunde aufriss, aber primär lag ihr Ziel darin, etwas aus Daniels glücklichsten, unbeschwerten Lebensjahren in dieses Haus voller Kindheitserinnerungen der Greenes zu holen und es auf diese Weise ein Stückchen mehr zu seinem Zuhause zu machen. Vielleicht würde er Caleb ja bald schon in die Welt der Retro-Videospiele einweihen… Skylar kam es jedenfalls absolut nicht unwahrscheinlich vor, dass ihre beiden Lieblingsmänner eines Tages zusammen auf der Couch sitzen und irgendwelche Spielfiguren über den Bildschirm steuern würden. Sie waren ja schon jetzt wie Vater und Sohn... und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, war Daniel genau die Art von Vater, die sie ihrem Sohn von Anfang an gewünscht hätte. Und die sie ihren zukünftigen Kindern, sollten da noch welche kommen, wünschen würde. Der bloße Gedanke daran trieb ihr eine leichte Röte auf die Wangen und als fürchtete sie, der Mercer könnte ihre Gedanken lesen, ließ sie ihren Blick auf das freigelegte Geschenk tropfen.
„Ich habe jemanden gefunden, der sie reparieren konnte, und noch ein paar Spiele dazu bekommen“, erläuterte sie schnell, bevor er etwas dazu sagen konnte, worauf sie sich das Haar bemüht lässig über die Schulter warf und mit verdrehten Augen abwinkte. „War ein Kinderspiel.“ War es natürlich nicht und sie war schlecht darin, dies glaubwürdig rüberzubringen – an ihrer Fähigkeit, zu lügen, hatte sich seit ihrem Versuch, ihm Nageldesign als ihr Hobby zu verkaufen, nicht viel geändert – aber sie wollte nicht, dass ihr Freund ein schlechtes Gewissen bekam, weil er mit leeren Händen dastand. Sie hatte ihm einfach nur eine Freude machen wollen und brauchte keine Gegenleistung. Eine solche bekam sie ohnehin jeden Tag, denn kein Geschenk war größer als das seiner bedingungslosen Liebe.
Sky lag neben dem Weihnachtsbaum auf ihrem Bauch, hatte den Kopf auf ihre Hände gestützt und ließ ihre Unterschenkel langsam in der Luft hin und her baumeln, während ihre grünbraunen Iriden bewundernd an seinem Profil klebten und sie Daniels Gedanken aus seiner Mimik herauszulesen versuchte.
„Wie wär’s, wenn du mir jetzt dein Lieblingsspiel zeigst? Und der Gewinner darf sich etwas wünschen?“, schmunzelte sie mit einem herausfordernden Funkeln in ihren Augen. „Aber ich muss dich warnen – ich hab ein bisschen geübt.“ Ja ja, sie hatte es bis zum ersten Untergrundlevel im Mario-Spiel geschafft. Aber das war keine große Leistung, wenn man bedachte, dass es sich dabei um das zweite von insgesamt 32 Levels handelte…
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, Gast, Gast am 24.12.2018
Daniel wusste nicht, was er in diesem Paket vorzufinden erwartete. Er hatte nicht den leisesten Schimmer, was Skylar wohl für ihn besorgt hatte, zumal sie eigentlich ausgemacht hatten sich gegenseitig nichts zu schenken sondern nur den anderen, sprich Caleb, Imogen, Kait, Kieran und Sheila. Es könnte also alles Mögliche sein, und somit rechnete er so ziemlich mit allem - nur nicht mit dem, als was es sich am Ende entpuppte. Für einen kurzen Moment wie zur Salzsäule erstarrt, lag sein erstaunter Blick aus geweiteten Augen auf der alten Gaming Konsole, kaum dass er das Geschenkpapier aus dem Weg geschafft hatte und den Deckel von dem zum Vorschein kommenden Pappkarton hob. Das Lächeln wich ihm komplett aus dem Gesicht; nicht, weil er in irgendeiner Form verärgert oder niedergeschlagen wäre, sondern weil ihn die Überraschung und die damit verbundenen Emotionen zielsicher ins Herz trafen, und das aus völlig heiterem Himmel. Es war ein ganz merkwürdiges Gefühlschaos, wobei die Freude über das Geschenk und die davon getriggerten nostalgischen Erinnerungen überwog, allerdings auch von einem schwachen Schmerz begleitet wurde. Und weil das alles ihn wie eine unvorhergesehene Walze erfasste, war er emotional gerade ein bisschen überfordert. Das war auch der Grund dafür, dass er nicht sofort etwas sagte.
Vorsichtig, fast so als befürchte er dass sich das Geschenk sonst in Luft auflösen und als Illusion herausstellen könnte, griff er in die Schachtel und holte das NES heraus um es genauer zu betrachten. Im ersten Moment glaubte er noch, dass Sky vielleicht über Ebay eine noch funktionstüchtige Original Nintendo Konsole aus den 80ern für ihn ersteigert hatte, weil seine ja kaputt war. Das Schrottteil war in seinem alten Zimmer im Haus seiner Mutter in Las Vegas und staubte dort voll obwohl es eigentlich nur noch Elektromüll war. Aber weder er noch seine Mom hatten es je übers Herz gebracht die Konsole zu entsorgen, einfach weil sie einen zu hohen sentimentalen Wert hatte. Der kleine, schlichte Kasten verkörperte Erinnerungen an eine schöne Kindheit, als Daniels Bruder noch gelebt hatte. Sie hatten zusammen Videogames auf dem NES gezockt bis ihre Augen wehgetan hatten. Oder bis ihre Mutter sie aus dem Haus gescheucht hatte damit sie auch mal an der frischen Luft spielten und nicht nur vor dem Fernseher hockten. Später, als Mackenzie unerwartet und viel zu früh verstorben war, hatte Daniel beim Spielen ihrer liebsten Videogames immer das Gefühl gehabt, seinem Bruder weiterhin nahe zu sein, so als wäre er noch immer bei ihm obwohl er eingeäschert und seine Urne längst beigesetzt war. Die Konsole wegzuschmeißen wäre fast so gewesen, als würde er diese imaginäre Verbindung zu Mack zerschneiden, und das konnte er einfach nicht. Seit Dekaden bewahrte er das defekte Gerät also auf, aus reiner Sentimentalität.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Daniel es bewusst verarbeitet hatte, dass er hier nicht irgendeine nachgekaufte Konsole in den Händen hielt (was er übrigens auch sehr zu schätzen gewusst hätte), sondern tatsächlich seine eigene, vor der er so viele glückliche Stunden als noch unbeschwertes Kind verbracht hatte. Auf der hellgrauen Oberfläche des eckigen Geräts befand sich ein Teenage Mutant Ninja Turtles-Aufkleber, der zwar sehr in die Jahre gekommen und daher abgerieben war, aber durch den Daniel das Nintendo-System definitiv als sein Eigentum identifizieren konnte. Mackenzie hatte diese bescheuerten pizzafressenden Kampfschildkröten geliebt, und da Daniel als der Kleinere automatisch immer alles (nach)machen wollte was sein großer Bruder tat und ihm in fast allem tollpatschig nachgeeifert war, hatte auch er die Ninja Turtles vergöttert. Das alles war so ewig lang her, und doch konnte er sich jetzt gerade so gut und lebhaft daran erinnern, als wären nur wenige Wochen seitdem vergangen. Offenbar in seine Gedanken versunken, strich er behutsam mit seinem Daumen über die verblichenen Farben des lädierten Stickers, dessen Kanten längst an Klebkraft verloren hatten und sich daher ausgefranst nach oben wölbten. Den Blick nach unten auf die Konsole gerichtet, merkte er wie ihm vermehrt Flüssigkeit in die Augen stieg, schaffte es jedoch die drohenden Tränen der Rührung mehr oder weniger zurückzuhalten. Allerdings verrieten ihn sein auffallend häufiges Blinzeln und der feuchte Glanz, der in seinen Augen schimmerte.
Erst als Skylar von sich aus das Wort ergriff und ihn somit dazu brachte zu ihr sehen, fiel ihm auf dass er noch gar nichts gesagt hatte. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als Skylar absichtlich übertrieben betonte, wie easy es gewesen war sein altes NES reparieren zu lassen. "Ich kann nicht glauben, dass du das Ding wieder hinbekommen hast", sagte er mit ehrlichem Staunen und hörbarer Dankbarkeit in seiner Stimme, die vor lauter Ergriffenheit ein wenig brüchig klang. Er räusperte sich leise als er es selbst bemerkte, und hoffte so darüber hinwegtäuschen zu können - aber wem wollte er was vormachen? Er saß hier schließlich mit Skylar und sie kannte ihn inzwischen verdammt gut und würde natürlich erkennen was gerade in ihm vor sich ging. Dan fing sich wieder als Sky vorschlug jetzt zusammen eins der Games zu spielen und dabei anmerkte, geübt zu haben und somit eine herausfordernde Konkurrenz für ihn zu sein. "Ich hab schon ewig nicht mehr Nintendo gespielt, aber das ist wohl wie Fahrradfahren... das verlernt man nicht. Ich mach dich platt." Ein Grinsen begleitete die liebevolle da scherzhaft gemeinte Kampfansage, während Daniel nun die Auswahl an Spielen sichtete. Die Konsole hatte er neben sich auf den Boden gelegt, um die Hände frei zu haben und die klobigen Spielmodule aus dem Karton zu holen und durchzugehen. Super Mario Bros., Donkey Kong, Legend of Zelda, Bubble Bobble, Rampage ... Daniels Herz schlug höher während er diese alten Schätze in Augenschein nahm und sich auf einmal fühlte wie ein kleiner Junge in einem Süßigkeitsladen. "Mein Lieblingsspiel war das hier... Castlevania...", kurz hielt er es hoch, legte es dann jedoch wieder zurück in den Karton um eins der anderen Module in die Hand zu nehmen. "Es eignet sich aber nicht gut, wenn wir um einen Preis wetteifern wollen", erklärte er kurz. "Oh und wir müssen unbedingt mal Zelda spielen wenn wir ein bisschen mehr Zeit haben!" Zwar wollte er Sky nicht mit den ganzen alten Games langweilen, aber er war gerade so in seiner eigenen Begeisterung gefangen dass er nicht anders konnte als sich davon mitreißen zu lassen. "Aber jetzt für den Anfang..." Seine Stimme nahm eine tiefere, leicht verruchte Tonlage an und er fuhr mit einem Augenbrauenwackeln fort: "Willst du mit mir Balloon Fight spielen?" So als wäre das etwas sehr Unanständiges, und nicht ein niedlich-harmloses Videospiel ohne Altersfreigabe.
Kaum hatte Skylar sich aus ihrer bäuchlings auf dem Boden liegenden Position hochgerappelt, rutschte Daniel näher zu ihr und zog sie in seine Arme um sie festzuhalten, zu drücken und zu küssen. "Danke... Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Du bist unglaublich", sagte er während er sie noch immer an sich gedrückt hielt und ihren lieblichen Duft einatmete, von dem er niemals genug bekommen konnte. "Das ist das schönste Geschenk, das ich jemals bekommen habe." Er war wirklich von den Socken, dass Sky sich diese ganze Mühe gemacht und das organisiert hatte. Überhaupt, dass sie auf die Idee gekommen war die Konsole für ihn reparieren zu lassen. Diese Frau war wirklich etwas ganz Besonderes und Daniel war überglücklich, dass sie bei ihm war und sein Leben derart bereicherte. Noch immer überkam ihn manchmal der düstere Gedanke, dass er jemanden wie Sky und eine Liebe wie diese eigentlich gar nicht verdient hatte... nach allem was er getan hatte in seiner Vergangenheit. Und doch hielt er Skylar Greene gerade in den Armen und presste seine Lippen gefühlvoll auf die ihren und spürte wie sein Herz dabei einen Purzelbaum nach dem nächsten schlug. "Aber wenn du denkst, dass ich dich deswegen schone, hast du dich getäuscht. Ich werde gnadenlos sein." Womit das bevorstehende gemeinsame Videogame gemeint war, aber so wie er es sagte ließ es genügend Spielraum für eine andere Interpretation, die sich eher auf das bezog was sie sicherlich im Laufe der Nacht auch noch miteinander "spielen" würden. Sie mussten schließlich diese letzten Stunden der Zweisamkeit ausnutzen, diese seltene Ruhe vor dem Sturm, bevor morgen früh das Haus aus allen Nähten platzen und der absolute Weihnachtstrubel Einzug halten würde.
Howie erinnerte das Paar daran, dass sie auch jetzt nicht wirklich zu zweit sondern immer noch zu dritt waren, indem er sich von seinem Platz am Fuß der Treppe erhob und zu seiner neuen Familie hinüber trottete um nach dem Rechten zu schauen. Der große, gutmütige Zottelhund begab sich zu Skylar um sich ein paar Streicheleinheiten abzuholen während sie beide Daniel dabei beobachteten, wie er in Jogginghose und T-Shirt um kurz vor Mitternacht seine Retro-Konsole an den Fernseher anschloss und dabei mit sichtlicher Vorfreude erfüllt war. Da die Greenes so ein altes TV-Gerät besaßen, brauchte man noch nicht mal einen Adapter für die Kabel, so wie es bei einem modernen Exemplar mit HDMI der Fall gewesen wäre. "Dein Kämpfer hat zwei Ballons am Helm mit denen er fliegen kann. Du bekommst Auftrieb wenn du auf die B-Taste drückst", erklärte Daniel seiner aufmerksam lauschenden Freundin das simple Spielprinzip, nachdem er den Powerbutton der Konsole eingeschaltet und sich zu ihr und Howie auf den Boden vor den Fernseher gesetzt hatte. Er reichte ihr einen der beiden alten Controller, welche durch Kabel mit der Konsole verbunden waren, so dass sie auch nicht zu weit davon entfernt sitzen konnten. "Mit den Kreuztasten steuerst du die Richtung in die du fliegst. Ziel ist es, die NPC-Gegner zu eliminieren indem du ihre Ballons zum Platzen bringst damit sie abstürzen, wofür es Punkte gibt. Wenn du selbst abstürzt, verlierst du ein Leben. Wer am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt." Auf der Mattscheibe erschien der Startbildschirm, der wohl pixeliger nicht hätte aussehen können, und dazu diese alte Retromusik die nur aus ein paar Tönen bestand, ähnlich schlimm wie die nervtötenden alten Handyklingeltöne. Da die Lautstärke aber nur sehr niedrig eingestellt war, damit Caleb nicht wieder aufwachte nachdem er nun endlich schlief, hielt sich der Nervfaktor in Grenzen und war vielmehr amüsant und irgendwie doch auf eine nostalgische Art charmant. Daniel wählte den 2-Player-Modus aus und fragte Skylar schmunzelnd: "Möchtest du das Männchen mit den blauen oder den roten Ballons sein?"
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Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Skylars Lippen, während sie still beobachtete, wie Daniel mit seinem Daumen über den verblichenen Sticker fuhr. Wenn man ihn nicht kannte, könnte man anhand der zunächst zurückhaltenden Reaktion denken, dass ihm das Geschenk nicht gefiel, aber sie wusste, dass es sich bei dem Mercer lohnte, ganz genau hinzusehen. Im Gegensatz zu ihr hatte er sich und seine Gefühle eigentlich immer unter Kontrolle, er war eben niemand, der vor Freude in die Luft sprang oder in Tränen ausbrach und er besaß ein natürliches Talent dafür, die ein oder andere Emotion wenn nötig vorzutäuschen, aber wenn man wusste, worauf man achten musste, und die kleinen Zeichen, die wirklich von Bedeutung waren, erkannte, fiel es gar nicht mehr so schwer, einen Eindruck von der ehrlichen Gefühlswelt des ehemaligen DEA-Agenten zu erhaschen. Skylar entging der feuchte Film auf seinen Augen nicht, ihr Lächeln wurde zu einem Schmunzeln und dieses begleitete ihre Worte, als sie die mit dem Geschenk verbundenen Mühen gespielt lässig runterspielte. Sie konnte ja selbst nicht so wirklich glauben, dass es letzten Endes doch noch gelungen war, die alte Kiste wieder in Gang zu kriegen. Aber mit einer Menge Geduld, etwas Schweiß und einer hartnäckigen Entschlossenheit hatte sie es schließlich geschafft und Daniel nun so glücklich, gerührt und dankbar zu sehen ließ Skylar auf einen Schlag vergessen, wie sehr sie sich in den letzten Monaten über das alte Nintendo-System geärgert hatte.
„Ach?“, kam es nur gespielt überheblich als Reaktion auf die scherzhafte Kampfansage des Blonden, worauf sie sich mit einem schiefen Grinsen eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete. Er hatte ja recht, er würde sie platt machen, denn sie besaß nun einmal kein Talent für solche Dinge. Aber ganz so leicht wollte sie sich nun auch nicht geschlagen geben; sie wollte ihm zumindest zeigen, dass sie kein hoffnungsloser Fall war. Dass sie liebend gern sein Player 2 war, auch wenn es wohl nie zu einer Leidenschaft für sie heranwachsen würde.
Gespannt lauschte sie, wie er neben ihr liegend die Spiele aus dem Karton holte und ihr sein Lieblingsspiel vorstellte. Castlevania hatte er schon mal irgendwann erwähnt und sie würde sich gerne von ihm zeigen lassen, was daran ihn so sehr gefesselt und fasziniert hatte, aber es schien kein Spiel der kompetitiven Art zu sein, weshalb es vorerst wieder im Karton landete. Skylar lachte entzückt über die entfachte Begeisterung ihres Freundes, als er das nächste Modul vorstellte, und am liebsten hätte sie ihm stundenlang noch dabei zugesehen und zugehört, wie er diese Begleiter seiner Kindheit nach langem wieder in die Hand nahm und sich bei jedem einzelnen ein beinahe jugendliches Funkeln in seinen babyblauen Augen zeigte. Ein wunderschöner Anblick, der so pur und ungewohnt unschuldig anmutete.
Seine Wahl fiel auf Balloon Fight, doch bevor er anfing, das alte SCART-Kabel an den Fernseher anzuschließen, schlang er seine Arme um seine Freundin und drückte sie fest an sich. Skylar ging das Herz auf und wickelte ihre Arme ebenfalls um ihn, um seine Umarmung zu erwidern, ihn noch dichter an sich zu ziehen und mit einem verliebten Lächeln ihre Nase in seiner Halsbeuge zu vergraben. Sie war überglücklich und irgendwie sogar ein bisschen stolz, mit dem Geschenk so eine Punktlandung gemacht zu haben, doch seine Worte, mit denen er die Konsole als das schönste Geschenk, das er je bekommen hätte, bezeichnete, verstärkten dieses Gefühl noch einmal um ein Vielfaches. Mit verträumt funkelnden Augen sah sie zu ihm auf, schloss ihre Lider nur für den sanften Kuss, ehe die sentimentale Stimmung wie so oft von dem gewohnten, neckisch-flirtenden Ton abgelöst wurde.
„Wart’s ab. Vielleicht wirst du ja derjenige sein, der um Gnade bettelt“, gab die Greene mit einem verheißungsvollen Schmunzeln zurück. Da war es wieder, dieses unterschwellige, erotische Knistern, das schon bei ihrem ersten Treffen in der Luft gelegen hatte. Skylar konnte sich noch gut daran erinnern, wie er damals auf der gecrashten Party ihre Finger das erste Mal absichtsvoller berührt hatte, um ihre Fingernägel aufgrund ihres kleinen Kennenlernspiels näher betrachten zu können. Es dürfte ungefähr dieser Moment gewesen sein, in welchem ihr bewusst geworden war, wie gefährlich anziehend dieser Mann doch war. Und sie war naiv genug gewesen, zu glauben, sie würde nicht an ihm hängenbleiben. Gut anderthalb Jahre später saß sie mit ihm vor dem Weihnachtsbaum, hatte in der Zwischenzeit seine Mutter kennengelernt und eine Ecke im viel zu kleinen Badezimmer der Greenes für ihn freigemacht.
Während Skylar Howie mit ein paar Streicheleinheiten verwöhnte, kümmerte sich Daniel darum, die veraltete Technik an den Fernseher anzuschließen. Kaum hatte er sie eingeschaltet, nahm die Greene ihren Controller entgegen, lauschte den Instruktionen des Mercers und versuchte sich alles einzuprägen. Sonderlich kompliziert klang das Spiel nun wirklich nicht. Wäre doch gelacht, wenn sie es nicht schaffte, ein paar der NPCs vom Himmel zu holen!
„Rot, ganz klar. Sieht gefährlicher aus“, entschied sich Skylar mit wackelnden Augenbrauen um den Scherz hinter ihrem Argument zu unterstreichen. Gefährlich sah an der pixelig-niedlichen Optik nun wirklich gar nichts aus – erst recht nicht, wenn es um Ballons ging. Wie falsch sie damit lag, wurde ihr just bewusst, als es ihr im ersten Level nicht gelang, rechtzeitig den B-Knopf zu drücken, weshalb ihr Männchen dem Wasser am unteren Bildrand zu nah kam, aus diesem daraufhin völlig unerwartet ein riesiger Fisch schoss und die Spielfigur auffraß. „Hey, das ist unfair, davor wurde ich nicht gewarnt! Das gibt 1000 Strafpunkte für dich!“, beschwerte sie sich fassungslos und brach in heiteres Gelächter aus.
Es blieb nicht das einzige Mal, dass Skylar von irgendwelchen unerwarteten Gegnern fertig gemacht wurde, aber sie blieb mit einem sportlichen Ehrgeiz dabei und ließ sich von ihren Niederlagen nicht die gute Laune verderben. Viel mehr musste sie sich zurückhalten, nicht zu laut zu lachen, wenn sie mal wieder mit einem der Gegner kollidierte oder versehentlich in eine Gewitterwolke flog. Mit nur drei Leben war das Vergnügen für Sky somit ziemlich schnell vorbei, aber sie einigten sich darauf, dass das nur die Proberunde gewesen war, und starteten das Spiel noch einmal neu.
Nun, da die Greene die Spielmechanik besser kannte und sich ein paar Tricks von Daniel abgeschaut hatte, lief es schon deutlich besser für sie. Bis zum letzten Level hielt sie durch, verlor dort jedoch ganz knapp vor dem Ende ihr letztes Leben und damit die gesamte Partie. Sie ging dennoch lachend unter - so sehr, dass ihr die Gesichts- und Bauchmuskulatur schmerzte und sie sich seitlich gegen Daniel fallen ließ.
„Hast du das gesehen? Ich war richtig gut! Aber dann kam wieder dieser… Fisch!!“, brach es belustigt und aufgeregt aus ihr heraus, aber natürlich weiterhin darauf bedacht, nicht zu laut zu werden, damit Caleb nicht wach wurde. Ihre Niederlage beendete das Spiel nicht, Dan musste das Level noch beenden und so legte sie ihren Kopf auf seine Schulter, sah ihm gespannt zu und versuchte ihn mit liebevoll-neckischen Kommentaren abzulenken, damit er die Konzentration verlor und das Endlevel nicht ohne sie beendete. Rasch jedoch änderte sie ihre Ablenkungstaktik und fing an, seinen Hals zu küssen und an seinem Ohrläppchen zu knabbern, wofür sie ihre Sitzposition entsprechend änderte, damit sie ihn besser erreichen konnte.
„Hm, was hältst du davon, wenn du einfach aufgibst… und wir sagen, dass keiner von uns gewonnen hat?“, säuselte sie an sein Ohr, während ihre Hand über seine von Stoff bedeckte Brust immer tiefer sank. Dann kniete sich so vor ihn, dass er im Augenwinkel erkennen konnte, wie sie den Reißverschluss ihrer (beziehungsweise seiner) Sweatshirtjacke langsam öffnete und unter dieser allmählich ein dünnes, enges Top zum Vorschein kam, unter welchem sie ganz offensichtlich nichts weiteres trug. Ihre Augen lagen aufmerksam auf seinem Gesicht und kaum trafen sich ihre Blicke, schob sie seinen Controller beiseite und setzte sich rittlings auf seinen Schoss, um sich einen leidenschaftlichen Kuss zu stehlen. Ob er das Level noch geschafft hatte? Das wusste sie nicht, aber es war ihr auch egal. Ihr Körper war so voll von Glückshormonen, ganz ohne dass sie dieses Spiel gewonnen hatte, denn der Jackpot saß gerade in Form ihrer großen Liebe unter ihr. Was das anging, sah sie sich als ganz große Gewinnerin, da ließ sich so eine Niederlage im Videospiel doch leicht verkraften.
Wie zwei Teenager saßen sie also auf dem Boden vor der Couch und knutschten, während Howie mittlerweile wieder schlafend vor der Treppe lag. So vertieft, wie sie miteinander verschlungen waren, sollte man meinen, dass Skylars Köpfchen wie leergepustet sein dürfte, doch ausnahmsweise war dem dieses Mal nicht so. Sie genoss die Lippenbekenntnisse ohne jede Frage und ihr Herz raste, allerdings tat es dies nicht nur aufgrund der erotischen Spannung, der Berührungen, die ihr schon jetzt zuteilwurden und der freudigen Erwartung auf das, was als nächstes Kommen würde. Es lag viel mehr an einem überwältigenden Gefühl, dass sie urplötzlich wie ein Blitz getroffen hatte. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, der ihr die Augen öffnete und sie verstehen ließ, dass sie es genau so für den Rest ihres Lebens haben wollte.
„Dan… warte… ich...“, stammelte sie also zwischen einigen heißen Küssen, bis sie es schließlich schaffte, sich seinen Lippen zu entziehen. Mit aufgeregt zitterndem Atem lehnte sie ihre Stirn an seine und ließ ihre Hand von seinem Nacken zu seinem Hals wandern. Für ein paar Sekunden wirkte es so, als wollte sie nur vorschlagen, an einem bequemeren Ort weiterzumachen, allerdings machte sie auch keine Anstalten aufzustehen. Sie blieb einfach auf ihm sitzen, sah immer wieder zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her und schien über etwas sehr wichtiges nachzudenken, aber nicht wirklich zu wissen, wie sie ihre Gedanken am besten aussprach. Entsprechend zögerlich fing sie an; ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „… Weißt du eigentlich, wie glücklich du mich machst?“ Bei dieser Frage schaffte sie es, den Blickkontakt zu halten und ihm ein strahlendes Lächeln zu schenken. „Bevor ich dich kannte, hätte ich nie gedacht, dass ich… sowas wunderschönes haben könnte.“ Es war nun einmal ein ungeschriebenes Gesetz, dass den Greenes nichts Schönes vergönnt war. Und wenn doch, stellte es sich entweder als falsch oder von kurzer Dauer heraus. Dann aber war Daniel in ihr Leben getreten und seitdem nicht mehr gegangen. Selbst nach Skylars kläglichen Versuchen, ihn abzuschütteln, damit sie sich bloß nicht in ihn verliebte. „Erinnerst du dich, wie schwer es mir fiel, mich auf dich einzulassen?“ Ein amüsiertes Glucksen holperte über ihre Lippen und leicht schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Wie überzeugt sie davon gewesen war, jemand wie er könnte niemals ernsthaft an einer wie ihr interessiert sein… Sie konnte es noch immer nicht so ganz fassen, aber sie genoss ihr Glück nur noch, statt es zu hinterfragen. „Ich hatte so große Angst davor, enttäuscht und verletzt zu werden. Dabei warst du es, der mir erst wieder Hoffnung gegeben und mich vervollständigt hat. Du bist sogar mir zu liebe in diese Drecksbude gezogen und kümmerst dich so liebevoll um Caleb…“ Aber es waren auch die kleinen Dinge. Die Notizen, die er manchmal für sie hinterließ, die Memes, die er ihr schickte, die gefaketen Snickers-Riegel, die sie sich manchmal wie kleine Code-Botschaften mit einem Zwinkern zuschoben. Langgezogen atmete sie aus, als würde sie sich auf etwas ganz Besonderes vorbereiten. Und tatsächlich tat sie das auch. Denn sie wollte es offiziell machen und für die Ewigkeit besiegeln.
„Das … ist vielleicht weder das beste Timing noch das richtige Outfit und auch nicht der romantischste Ort dafür, aber… ich bin mir so sicher“, begann sie mit einem schüchternen Lächeln und atmete noch einmal tief durch, ehe sie von ihm stieg, sich neben ihn kniete und beide seiner Hände in ihre nahm, „und ich glaube, ich platze, wenn ich es nicht hier und jetzt tue.“ Ihre Hände waren heiß und verschwitzt, ihr Puls stieg noch weiter in die Höhe und sie spürte die Nervosität in jeder Pore. Es war die Angst, er könnte sie ablehnen, weil es ihm zu früh erschien oder er überhaupt nicht beabsichtigte, diese Beziehung auf die nächste Stufe zu heben, aber sie war sich so verdammt sicher, dass sie es wollte, weshalb sie diese Angst überwand. „Ich habe absolut keinen Zweifel, dass ich mit dir für den Rest meines Lebens zusammen sein, alle Herausforderungen des Lebens bestreiten und unsere kleine Familie erweitern will…“ Wieder atmete sie flatternd aus, ihr Blick tropfte für den Bruchteil einer Sekunde auf ihre gemeinsamen Hände, ehe sie zurück in die tiefblauen Ozeane sah, in denen sie immer wieder mit Vergnügen versank. „Daniel Mercer, willst du mich heiraten?“
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, Gast, Gast am 24.12.2018
"Wieso überrascht mich das nicht", kommentierte Daniel grinsend Skylars Farbwahl der Spielfigur, immerhin war ihm nach den gemeinsamen 20 Monaten durchaus aufgefallen, dass sie eine Schwäche für Rot hatte. Also bekam sie das Pixelmännchen mit den roten Ballons am Helm, während er das mit den blauen Ballons nahm, und schon starteten sie in die erste Runde. Aus heutiger Sicht war die Grafik und Musik wirklich grottenschlecht, aber beides löste in Daniel schöne Kindheitserinnerungen aus (von denen er nicht besonders viele hatte, und selbst diese wurden von der schmerzvollen Tragödie überlagert die seine Familie damals heimgesucht hatte). Für Außenstehende mochte es albern wirken, dass ihm diese Konsole und die alten Spiele so viel bedeuteten, aber Sky kannte ihn und die Details seiner Vergangenheit, und wusste diesen Aspekt von ihm daher richtig einzuordnen. Sie akzeptierte diesen kleinen Teil von ihm, der bis heute nicht so richtig erwachsen werden wollte und den er sich wahrscheinlich bis an sein Lebensende bewahren würde, weil er sich dadurch noch immer mit seinem Bruder verbunden fühlte und dieses unsichtbare Band weder zertrennen wollte noch konnte. Und dieses Geschenk, das Skylar ihm an diesem Weihnachtstag gemacht hatte, war der beste Beweis dafür, dass sie es nicht nur akzeptierte sondern ihn sogar verstand und unterstützte. Anstatt ihm diese kindischen Flausen austreiben zu wollen oder ihm ein schlechtes Gewissen deswegen zu machen, ließ sie ihm den Freiraum sich dahingehend auszuleben und war auch bereit, sich selbst darauf einzulassen um ihm eine Freude zu bereiten, obwohl sie sicherlich nie so sehr dafür brennen würde wie es bei ihm der Fall war. Daniel liebte Sky aus vielen Gründen, und das war definitiv einer davon. Und diese unglaublich schöne und selbstlose Geste ihrerseits, verbunden mit all der Mühe die sie dafür auf sich genommen hatte, zeigte ihm, dass sie im Gegenzug auch ihn liebte, mit all den Macken und Eigenarten die er so hatte und die man teilweise erst nach tieferem Buddeln entdeckte. Skylar Greene hatte bei ihm tiefer gebuddelt als irgendjemand sonst, und trotzdem war sie immer noch bei ihm.
Nachdem die erste Runde nur zur Übung und fürs Reinkommen diente, ging es in der zweiten Runde also um die Ehre, und zugegebenermaßen schlug Sky sich gar nicht schlecht. Gegen ihren Freund, der die ganzen Nintendo-Klassiker trotz der langjährigen Unterbrechung noch immer wie im Schlaf durchspielen konnte, hatte sie von Anfang an jedoch keine realistische Chance. Natürlich war es ein bisschen unfair, weil er viel mehr Erfahrung in Sachen Videogames hatte. Aber sie wusste es geschickt auszugleichen, indem sie ihn auf ganz spezielle Art abzulenken versuchte nachdem ihre Figur alle drei Leben gelassen hatte und das Spiel somit im letzten Level für sie beendet war. "Das hättest du wohl gern!" erwiderte er mit einem Auflachen, als sie vorschlug, dass er doch einfach aufgeben sollte. Obwohl das sanfte Knabbern an seinem Ohr und Hals ihn keineswegs kalt ließ, starrte er weiterhin auf den Bildschirm, so als würde Skylars Ablenkungsmanöver überhaupt keine Wirkung auf ihn haben. Womit er sie natürlich nur ein bisschen ärgern wollte, und das auf eine liebevolle Weise. Kein Videospiel der Welt könnte ernsthaft gegen seine Freundin konkurrieren. Und dass dem so war, wurde auch spätestens dann klar, als Daniel schließlich doch seinen Blick zu ihr wandern ließ weil er im Augenwinkel wahrnahm dass sie begann sich auszuziehen. Keine zehn Sekunden dauerte es, bis Sky rittlings auf seinem Schoß saß, sie sich gegenseitig umschlungen hielten, und äußerst leidenschaftliche Küsse austauschten. Der Controller, den er eben noch in den Händen gehalten hatte, lag vergessen neben ihm auf dem Fußboden, und das Level hatte er auch nicht mehr erfolgreich beendet - aber das interessierte jetzt nicht. Die innige Knutscherei ließ sehr rasant eine heiße Welle der Erregung in ihm aufsteigen, so dass seine Hände ungeduldig unter den zwar eng anliegenden aber elastischen dünnen Stoff ihres Tops fuhren und über die nackte, glatte Haut darunter wanderten. Günstige Gelegenheiten wie diese waren relativ selten; Caleb schlief, und Skylars Geschwister waren allesamt ausgeflogen, so dass sie das Haus ganz für sich hatten. Es wäre Verschwendung, wenn sie das nicht ausnutzten. Wenn es nach Daniel ginge, gerne hier und jetzt auf dem Fußboden zwischen Fernseher, Couch und Weihnachtsbaum. Gerade wollte er ihr seine Sweatshirtjacke von den schmalen Schultern streifen um ihr danach ungehindert das Top ausziehen zu können, als sie ihn aufhielt und darum bat dass er wartete. Da er aus reichlicher Erfahrung wusste, dass sie eigentlich nichts dagegen hatte wenn es recht schnell zwischen ihnen zur Sache ging, musste es einen anderen Grund haben wieso sie jetzt auf die Bremse trat, den Kuss unterbrach und stattdessen ihre Stirn an seine lehnte. "Wieso, was ist?" fragte er leise - war dabei vielleicht ein wenig verwundert aber keineswegs verstimmt - und streichelte sanft die untere Region von Skylars Rücken. Vielleicht wollte sie das hier lieber nach oben in ihr Bett verlagern, nur für den Fall dass gleich die Tür aufflog und Kieran oder Kaitlyn ins Wohnzimmer gepoltert kamen. Oder vielleicht wollte sie es auch einfach nur beim Kuscheln belassen, weil sie für alles andere zu müde war - was ein bisschen schade wäre, denn natürlich hatte er Lust auf sie, aber er könnte sich damit arrangieren. Der Tag war ja auch ganz schön anstrengend gewesen, vor allem für Sky als Mutter eines Dreieinhalbjährigen der wegen Weihnachten so aufgekratzt war als hätte man ihm einen Liter Red Bull und einen dreifachen Espresso eingeflößt.
Diese Pause, die sie machte und in der sie nach Worten zu suchen schien, kam ihm allerdings schon ein bisschen komisch vor. Skylar war eigentlich nicht auf den Mund gefallen. Manchmal kamen bei ihr die impulsiven Worte sogar etwas zu schnell herausgefeuert ehe sie sich Gedanken darüber machen konnte, ob sie das vielleicht lieber nicht hätte sagen sollen, aber so war eben ihre Mentalität und gerade das liebte er so an ihr. Sie verstellte sich nicht, sie sagte nichts aus Berechnung, sondern immer das was sie wirklich dachte. Die Liebeserklärung die sie ihm nun machte, war zwar nur leise geflüstert aber durchflutete ihn schlagartig mit Glücksgefühlen, weil sie so ehrlich von Herzen kam und sich nicht nur in Skylars Worten sondern auch in ihrem strahlenden Lächeln und ihren glitzernden Augen abzeichnete. Er stimmte kurz in ihr leises Kichern ein als sie sich daran zurückerinnerte, wie schwer sie es ihm zu Beginn ihres Kennenlernens gemacht hatte. "Natürlich erinnere ich mich... Du hast mich ganz schön schmoren lassen", fügte er ebenfalls amüsiert hinzu - damals hatte er zwar nicht gerade darüber lachen können, dass sie ihm zuerst gar keine Chance hatte geben wollen, aber rückblickend war es schon witzig, vor allem wenn man sich ansah was seitdem aus ihnen beiden als Paar geworden war. "Aber ich bin froh, dass ich so hartnäckig war." Er hatte sich so sehr bemüht und hatte um sie gekämpft, und letzten Endes hatte es sich ausgezahlt, und zwar für sie beide. Das Leben an Skylars Seite tat ihm so unglaublich gut, dass es Daniel beinahe unverhältnismäßig vorkam, so wie sie ihn gerade mit ihrer Dankbarkeit überschüttete - aber natürlich war es auch sehr schön, solche Worte aus ihrem Mund zu hören, zumal sie sich mit Liebeseingeständnissen relativ schwer tat und er es daher umso mehr zu schätzen wusste wenn sie ihm sagte wie tief ihre Empfindungen für ihn waren.
Noch dämmerte es Daniel nicht einmal im Ansatz, wohin dieses Gespräch gleich führen würde. Er freute sich einfach über den herzerwärmenden Augenblick, den sie ganz ungestört und nur zu zweit miteinander teilen konnten. Natürlich spürte er wie viel Gewicht ihre Worte an ihn hatten, und auch dass sie nervös wurde, aber aus irgendeinem Grund schaffte sein Denkapparat es nicht, einfach Eins und Eins zusammenzuzählen, selbst dann nicht als sie von ihm herunterrutschte, neben ihm auf ihren Knien sitzen blieb und bedeutungsvoll seine Hände mit ihren ergriff. Vielleicht war es eine Form von Selbstschutz, dass sein eigenes Gehirn ihm nicht gestattete diesen finalen Gedanken im Kopf zu fassen. Weil er tief in seinem Inneren noch immer glaubte, so viel Glück mit so einer tollen Frau überhaupt nicht verdient zu haben. Obwohl es nichts auf der Welt gab, das er sich mehr wünschte als für immer mit Skylar zusammenzusein. Oder wenigstens so lange wie sie es mit ihm aushielt.
Sein Herz explodierte fast vor unbändiger Freude als er nur eine Sekunde später genau diesen Wunsch über Skylars Lippen fließen hörte. Sie wollte für den Rest ihres Lebens mit ihm zusammensein. Das Lächeln, welches sie ihm damit aufs Gesicht zauberte, ließ seine ganze Mimik erstrahlen, und gerade wollte er ihr sagen dass er diese gemeinsame Zukunft genau so sehr wollte wie sie - da schob sie die Frage aller Fragen hinterher und es verschlug ihm im ersten Moment die Sprache. Es waren nur wenige Sekunden der Sprachlosigkeit, die sich für Skylar sicherlich viel länger anfühlten, da sie schließlich auf eine nicht gerade unwichtige Antwort von ihm wartete. Oder wenigstens eine Reaktion, die im ersten Moment noch fehlte. Daniel würde später nicht mal sagen können, welche Gedanken ihm in diesem Augenblick durch den Kopf schossen. Es fühlte sich fast wie ein winziger Blackout an, der ihn für einige Sekunden heimsuchte; So als hätte er ein System-Freeze und musste sich selbst einmal runter und wieder hochfahren um wieder funktionstüchtig zu sein.
"Sky... das...", waren die ersten Worte die er hervorbrachte, was nicht besonders eloquent war, aber er war noch dabei seinen Gedankensalat zu sortieren, und auf einmal kam ein geradezu befreites, glückliches Auflachen in ihm hoch, das er nicht unterdrücken konnte. "Oh mein Gott, du wirst es nicht glauben... Ich - ach, warte kurz!" Er hob ihre miteinander verschränkten Hände an sein Gesicht um ihr einen schnellen Kuss auf die Finger zu drücken, während er schon dabei war sich vom Boden zu erheben. "Bleib einfach da sitzen, rühr dich nicht vom Fleck!" Er verschwand kurz in den Eingangsbereich des baufälligen Hauses, weil er an seine Jacke musste, um etwas aus der Innentasche zu holen was er dort schon seit Wochen mit sich herumschleppte. Die kleine viereckige Schachtel ließ er in der Tasche seiner Jogginghose verschwinden, ehe er sich beeilte wieder zu seiner Freundin zurückzukehren, der er noch immer eine Antwort schuldig war. In der ganzen Aufregung war ihm gar nicht aufgefallen, wie gemein es eigentlich war sie so auf die Folter zu spannen.
"Tut mir leid", entschuldigte er sich prompt bei ihr, als er sich so vor ihr niederließ dass sie nun frontal zueinander knieten. Er nahm jetzt wieder ihre Hände in seine und drückte sie sanft, als er spürte wie aufgeregt und - wohl durch sein unerwartetes Verhalten - auch ein wenig verunsichert sie war. Aufgeregt war er auch, und wie. Aber von Verunsicherung konnte nicht die Rede sein, denn er hatte noch nie etwas so sehr gewollt wie das hier in diesem Augenblick. "Skylar, du bist wirklich das Beste was mir in meinem ganzen Leben passiert ist und ich..." Leicht schüttelte er den Kopf, als er nach all den Sätzen suchte die er sich für diesen Moment zurechtgelegt hatte. Es sollte doch alles perfekt sein, aber irgendwie gab es nicht genügend Worte um das auszudrücken was Daniel für Sky empfand. Also warf er alle einstudierten Floskeln, die man in dieser Situation vermeintlich benötigte, über Bord und sagte ihr einfach das, was jetzt gerade in ihm vorging. "Hundertmal habe ich diesen Augenblick in meinem Kopf durchgespielt in der letzten Zeit, oder wahrscheinlich tausende Mal... Ich wollte dass es perfekt wird, weil du nicht weniger als das verdient hast. Ich habe immer auf den perfekten Moment für die perfekten Worte gewartet, aber du hast völlig Recht... Es geht nicht darum in Abendgarderobe in einem fancy Restaurant zu sitzen oder gleich den ganzen Eiffelturm zu mieten... so viel Geld habe ich sowieso nicht...", er teilte ein kurzes, über sich selbst belustigtes Schmunzeln mit ihr, "Ich liebe dich wie verrückt, und ich will dich - und das hier, uns - jeden Tag. Du machst für mich jeden Augenblick perfekt, selbst wenn wir Jogginghosen anhaben und auf dem Fußboden neben der abgewetzten Couch sitzen. Also Ja - natürlich will ich dich heiraten!" Jetzt entzog er ihr behutsam seine Hände, jedoch nur um das kleine dunkelblaue Kästchen aus seiner Hosentasche hervorzuholen. Und obwohl er Skylars Antwort bereits wusste - sie hatte immerhin als erstes gefragt und war ihm zuvorgekommen - schlug sein Herz wie wild in seinem Brustkorb als er die winzige quadratische Box so hielt, dass Skylars Blick zwangsläufig darauf fallen musste. Als er den Deckel aufklappte, kam ein zwar schnörkelloser, aber dennoch schön verarbeiteter Ring zum Vorschein, auf dessen filigranem, mit wenigen dezenten Diamantsplittern versetztem Goldband ein roter Rubinstein saß. Es war keiner dieser klassischen Bling-Bling-Verlobungsringe mit einem glitzernden, fetten Diamanten in der Mitte, aber erstens war Skylar auch keine dieser Bling-Bling-Frauen und zweitens war ihre gesamte Kennlerngeschichte und Beziehung bisher sehr ungewöhnlich verlaufen, da durfte wohl auch der Ring etwas ungewöhnlicher ausfallen. Das war wohl irgendwie ihr Ding. So oder so hoffte Daniel, dass Skylar der Ring gefiel und sie ihn auch gerne tragen würde. Der Edelstein war relativ flach geschliffen und lag daher direkt am Finger an, anstatt kantig und zu sehr abzustehen wie es bei den klassischen Verlobungsdiamanten der Fall war. Er hatte angenommen, dass so ein Klunker Skylar nur stören würde, egal ob bei ihrer Arbeit der sie so emsig und leidenschaftlich nachging, oder auch beim Toben und Spielen mit Caleb. Daher hatte er versucht, einen möglichst "alltagstauglichen" Ring zu finden, der aber trotzdem besonders aussah und den tieferen Sinn dahinter erkennen ließ. Ganz offiziell fragte Daniel jetzt, "Willst du mich denn auch heiraten, Skylar Greene?", und ließ dabei ein verliebtes Lächeln sehen, das nur seiner Freundin und diesem verrückten aber wunderschönen Moment des unerwarteten Doppelantrags galt.
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, Gast, Gast am 24.12.2018
So schwer es der Greene manchmal fiel, die richtigen Worte für ihre Gefühle zu finden und diese dann auch noch auszusprechen, so leicht fiel es ihr wiederum, sich ihre Zukunft mit Daniel auszumalen. Seit der Trennung ihrer Eltern und dem Absturz ihres Vaters hatte sie trotz einiger kurzer Beziehungen gedacht, sie würde es nie schaffen, jemandem für den Rest ihres Lebens ihr Herz und ihr Vertrauen schenken zu können, doch dann war er in ihr Leben gekommen und hatte sie mit Geduld und Hingabe davon überzeugt, der Liebe eine Chance zu geben. Sie bereute es nicht und sie war sich sicher, es auch nie zu bereuen, denn das, was sie miteinander teilten, fühlte sich genau richtig an. Die Zeit hatte gezeigt, dass es nicht nur anfängliche Faszination oder sexuelle Anziehung zueinander war, die Skylar schon beim ersten Treffen wie einen Blitz getroffen hatte, sondern dass einfach die ganze Chemie zwischen ihnen stimmte. Das abgedroschene Bild des fehlenden Puzzleteils, das perfekt in ihres passte, ergab für Skylar einen Sinn, seitdem sie Daniel in ihr Leben gelassen hatte. Durch ihn fühlte sie sich vollständig und sie wollte ihn und dieses Gefühl nie mehr missen müssen. Er hatte bewiesen, dass er Skylar mit all dem Chaos, das sie umgab, schätzte, liebte und unterstützte, und damit gezeigt, dass er nicht nur in diese Familie passte, sondern dass er zu ihr gehörte. Wieso also noch warten?
Bis sie die Frage aller Fragen ausgesprochen hatte, hatte Skylar keine konkreten Erwartungen an seine Reaktion gehabt. Die Gefühle hatten sie einfach übermannt, sie hatte sich nicht mehr bremsen können, doch kaum war der Antrag über ihre Lippen getropft, dämmerte ihr, dass sie möglicherweise einen Fehler gemacht hatte. Das, was sich eben noch so richtig und sicher angefühlt hatte, schien gar nicht so richtig und sicher gewesen zu sein – oder zumindest ließ Daniels Reaktion diesen Schluss zu. Denn genau genommen gab es zunächst überhaupt keine. Er sah sie einfach an und sagte nichts. Sekunden vergingen, in denen das verliebte Lächeln der Greene verblasste, der Glanz in ihren Augen ermattete und ihr Herz ihr vor lauter Panik, alles ruiniert zu haben, beinahe aus der Brust sprang. „Sky… das…“ … ist eine dämliche Idee. Wie kommst du nur darauf?, reimte Skylar sich die Worte im Kopf zusammen, die ihm in seiner Perplexität nicht über die Lippen kommen wollten, und mit gen Boden tropfendem Blick presste sie die Lippen aufeinander und versuchte tapfer, den nassen Schleier auf ihren Augen zurückzuhalten. Am liebsten hätte sie die Hände vor ihr Gesicht geschlagen oder besser noch gelacht und so getan, als wäre es nur ein Scherz gewesen, um die Kurve noch zu kriegen, aber es ging nicht. Sie war wie gelähmt und alles in ihr versuchte damit klarzukommen, dass der Mann, den sie über alles liebte, ihren Heiratsantrag abgelehnt hatte. Es tat weh. So richtig weh. Und was tat er? Er lachte, wodurch sie sich nur noch dümmer vorkam.
Sie konnte in sein Lachen nicht mit einsteigen, fand diese Situation ganz und gar nicht lustig, aber sie konnte ihm auch nicht zeigen, dass sein Verhalten sie verletzte. Sie saß nur da, verunsichert und zerbrechlich wie noch nie, hörte noch, dass er ihr irgendetwas sagte, doch was genau konnte sie durch das laute Rauschen in ihren Ohren nicht hören. Sie hob ihren Blick, als er einen Kuss auf ihre Fingerknöchel drückte, und desillusioniert sah sie ihm hinterher, als er sich erhob. Sie sollte also hier sitzen bleiben? Viel lieber würde sie nun im Erdboden versinken und nie wieder auftauchen, aber auch das passierte nicht. Kaum war er aus ihrem Blickfeld verschwunden, konnte sie die Tränen auch schon nicht mehr aufhalten; sie schwappten über ihre unteren Augenlider und bahnten sich ihren Weg über ihre blassen Wangen, während sie tief einatmete und versuchte, nun nicht die Nerven zu verlieren. Gerade noch rechtzeitig trocknete sie ihre Tränen mit dem Ärmelsaum seiner Sweatshirtjacke, sodass vielleicht höchstens der verdächtige Glanz und die leichte Röte ihrer Augen noch darauf hinwiesen, dass sie geweint hatte, als er sich vor sie kniete. Die Entschuldigung für die Abfuhr fiel knapp, beinah beiläufig aus, was der Greene nur noch mehr zusetzte – und doch schaffte sie es nicht, ihre Hände zurückzuziehen, als er sie nahm. Dass diese Entschuldigung gar nicht dafür war, ihren Antrag nicht angenommen und sie ausgelacht zu haben, sondern dafür, sie so verunsichert zurückgelassen zu haben, begriff sie noch nicht. Selbst die ersten Worte, die er nach diesem Schock zu ihr sagte – ein liebevolles Geständnis – drangen in ihrer eigentlichen Bedeutung gar nicht richtig zu ihr durch, weil sie viel zu konzentriert auf das große ‚Aber‘ mit dem Grund für den Korb wartete, um sich mental darauf vorzubereiten. ‚Du bist das beste, was mir in meinem ganzen Leben passiert ist,…“… aber? Es gab kein Aber. Stattdessen eine Unterbrechung und ein Kopfschütteln. Skylar hatte ihre Lippen schon geöffnet, um ihn zu bitten, es einfach kurz und schmerzlos zu machen, doch da fand er seine Worte wieder und nur eines davon war das gefürchtete Aber… und zwar in einem ganz anderen Kontext: „… Aber du hast völlig Recht.“
Erst jetzt registrierte sie, was hier eigentlich gerade passierte und dass sie die ganze Situation vollkommen falsch verstanden hatte, weshalb sie erst völlig perplex blinzelte und dann… schluchzte, aber nicht, weil sie traurig und verletzt war, sondern weil ihr ein riesiger Stein vom Herzen fiel und ihre kurzzeitig zerbrochene Welt mit einem Schlag nicht nur wieder zusammengesetzt wurde, sondern sie obendrein auch noch eine Liebeserklärung bekam, die unter die Haut ging, und überdies erfuhr, dass er ihr genau diese Frage auch schon stellen wollte. Ihr Schluchzen war also eher ein missglücktes, erleichtertes Glucksen, mit welchem sich all die Anspannung löste, die sich in so kurzer Zeit angestaut hatte. Und die Tränen, die nun wieder aus ihren Augen schossen, entsprangen purer Freude. Denn er sprach endlich aus, was sie so dringend hatte hören wollen: Ja, natürlich wollte er sie heiraten.
„Geht doch… Man, du hast Nerven“, brummte die Blonde und wischte sich mit einem leisen Lachen über die feuchten Augen – eine scherzhafte Beschwerde über die Gefühlsachterbahn, mit welcher sie wegen seiner uneindeutigen Reaktion hatte fahren müssen. Sie war natürlich nicht wirklich sauer, ihr wurde bewusst, dass sie möglicherweise etwas zu empfindlich reagiert und sein Verhalten vor lauter Nervosität völlig falsch gedeutet hatte. Sie hätte ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen müssen. Als sie ihre Hände wieder gesenkt und ihre Augen geöffnet hatte, schob sich ein dunkelblaues Kästchen in ihr Sichtfeld und Daniel offenbarte dessen funkelnden Inhalt, welcher der Greene glatt die Sprache verschlug.
Er hatte ihr einen Ring besorgt. Einen waschechten und wunderschönen Ring. Als Symbol seiner Liebe, bestückt mit einem Stein in ihrer Lieblingsfarbe. Skylar wusste nun zwar, dass er bereits überlegt hatte, ihr einen Antrag zu machen, aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass er ihr einen Ring schenken würde. So etwas hätte sie nie erwartet, einfach weil sie wusste, dass Schmuck teuer war und sie nicht die Erwartung an ihren Partner stellte, dass er so viel Geld ausgab, nur damit sie ihn heiratete. Das musste er nämlich überhaupt nicht. Alles, was sie wollte, war er. Und doch könnte sie nicht leugnen, sich sehr über diesen sorgsam ausgesuchten Ring zu freuen, welcher die Frage, die er nun an sie zurückgab, perfekt unterstrich.
„Daniel… ich…“ Sie versuchte, ihre Emotionen in Worte zu fassen, doch auf diesem Level hatte sie noch nie gefühlt. Sie war überfordert mit den Glücksgefühlen und all der Liebe, die sie für Daniel empfand, weshalb sie es aufgab, es in Worte fassen zu wollen, und all diese emotionale Energie zunächst etwas entlud, indem sie ihre Arme um seinen Hals schlang und ihn stürmisch küsste. Verliebt lächelte sie in diesen Kuss hinein, wieder kullerten Freudentränen über ihre geröteten Wangen und mit wild klopfendem Herzen verließ sie seine Lippen, um ihm tief in die Augen sehen zu können. „Ich habe noch nie etwas mehr gewollt.“ Ja, sie wollte ihn heiraten. Am liebsten auf der Stelle.
Leicht rückte sie wieder von ihm ab und hielt ihm ihre linke, vor Aufregung zitternde Hand hin, damit er den Ring über ihren Ringfinger streifen konnte.
„Er ist wunderschön, Daniel…“, perlte es von ihren Lippen, während sie fasziniert beobachtete, wie der rote Stein das warme Licht des Weihnachtsbaumes reflektierte. Ihr Herz schlug noch immer so schnell, dass sie es selbst in ihren Fingerspitzen spüren konnte. „Nein. Er ist perfekt.“ Sie würde ihm sogar zutrauen, ihren Geschmack ganz ohne die Beratung durch ihre Geschwister oder ihre beste Freundin Rebecca so gut getroffen zu haben. Was sie dennoch auf die Frage brachte, ob sie nicht trotzdem davon gewusst hatten.
„Wie lange hast du das schon geplant, dass du den so einfach hervorzaubern konntest? Du weißt doch, dass solche Dinge in diesem Haus nicht sicher sind.“ Ein Schmunzeln begleitete ihre humorvoll-mahnenden Worte und nachdem ihr Blick noch einmal auf ihren Verlobungsring getropft war, überkam es sie und sie stürzte sich erneut für ein paar Küsse auf ihn, ließ sich dieses Mal jedoch mit ihm zur Seite fallen, sodass sie sanft auf dem Teppich vor der Couch landeten. Halb auf ihm liegend strich sie mit dem Daumen ihrer linken Hand über seine bärtige Wange, als sie dann wieder kichernd von ihm abließ. „Wie gut, dass wir das mit den Flitterwochen schon beim zweiten Treffen geklärt haben, Romeo.“ Es gab ihn immer noch, den scherzhaften Spitznamen, den sie ihm damals nach seinem ebenso scherzhaften Heiratsantrag bei ihrem allerersten Chat gegeben hatte. Damals hätte sie nicht gedacht, dass der schöne Mann von Tinder ihre Welt auf so wundervolle Art auf den Kopf stellen würde, und ihr wurde schlagartig bewusst, wie die ganzen Scherze, die sie damals gemacht hatten, auf einmal – zumindest teilweise und auch nur im Kern – zu ihrer gemeinsamen Realität werden würden.
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, Gast, Gast am 24.12.2018
Daniel war viel zu aufgeregt um die feinen Nuancen in Skylars Mimik zu erkennen und richtig zu deuten. Natürlich nahm er wahr, dass sie angespannt war, aber wer wäre das nicht in so einer bedeutsamen, geradezu lebensverändernden Situation? Auch wenn es ein Grund zur Freude war, so war es sicherlich ganz normal dass man nervös und vielleicht sogar etwas überfordert war. Er dachte sich nichts weiter dabei, dass Skylar alles andere als einen lockeren Eindruck machte, oder zumindest kam er nicht auf den Gedanken, dass sie innerlich von einer regelrechten Panik und Verlustängsten heimgesucht wurde und allen Ernstes glaubte, gleich eine Abfuhr von ihm zu bekommen. Wie käme sie überhaupt auf diesen absurden Gedanken? Er liebte sie von Kopf bis Fuß und war noch immer so verrückt nach ihr wie seit dem allerersten Tag an dem sein Blick auf sie gefallen war, oder besser gesagt, er begehrte sie sogar noch viel intensiver und allumfassender als damals. Und er machte auch kein Geheimnis daraus was er für sie empfand. Nicht, dass er Sky mit zu viel Schmalz und Kitsch erdrückte, aber wenn man sie beide miteinander verglich, lag doch relativ schnell auf der Hand, dass er von ihnen derjenige mit der romantischen Ader war. Seine sensible Seite hatte er zwar viele Jahre komplett unterdrückt, so dass sie beinahe verkümmert wäre, doch in der Zeit mit Skylar und auch Caleb war diese weichere Facette von ihm wiederbelebt worden und traute sich immer mehr zurück an die Oberfläche. Daniel hatte keine großen Probleme damit, der Frau die er liebte auch genau das zu sagen. Es war für ihn so ein Wunder und überaus befreiend, endlich nichts mehr vortäuschen zu müssen, nicht mehr nur funktionieren zu müssen um einen Job zu erledigen, sondern einfach seinem Herzen folgen zu können. Das war so schön für ihn, dass er Skylar entsprechend häufig mitteilen musste wieviel sie ihm bedeutete, und es störte ihn dabei auch nicht, dass sie es umgekehrt nicht ganz so häufig zu ihm sagte. Sie zeigte es ihm schließlich jeden Tag durch ihr Verhalten, ihre Gesten, ihr Lächeln und durch diesen speziellen verträumten Blick mit dem sie niemanden sonst ansah, sondern nur ihn, vor allem wenn sie dachte er würde es nicht merken.
Deutlich schwieriger als 'Ich liebe dich' zu sagen, gestaltete es sich für Daniel, den perfekten Moment für den geplanten Heiratsantrag zu finden, so dass er den Augenblick immer weiter vor sich herschob. So lange, bis fast schon Weihnachten war - und Skylar ihm überraschend zuvorkam, indem sie ihn zuerst fragte. Hätte er geahnt, welch Höllenqualen er Skylar zumutete weil er sie aus Versehen so lange zappeln ließ, wäre die Ja-Antwort schon aus ihm herausgeschossen bevor sie die Frage hätte zu Ende stellen können. Aber die Nerven lagen gerade nicht nur bei Sky blank und so verhedderte er sich in seinen eigenen Gedanken und dem Gefühlswirrwarr das in ihm Chaos stiftete. Er fühlte sich innerlich wie eine Feuerwerkskörperfabrik, in die seine Freundin soeben ohne Vorwarnung ein Streichholz geworfen hatte und nun explodierten sämtliche Raketen auf einmal und tauchten in einer unkontrollierbaren Kettenreaktion alles in einen lebendig bunten, pulsierenden Funkenregen. Für einen Moment konnte er gar nicht mehr richtig denken, er war sprachlos, fing an zu stottern und musste dann sogar freudig auflachen. Nun holte er doch voller Eile das kleine Kästchen, in dem der Verlobungsring auf seinen Einsatz wartete. Zuerst sagte er seiner Angebeteten aber noch das, was ihm gerade sehr auf der Seele brannte, und vor allem kam jetzt auch endlich sein Ja auf ihre ursprünglich an ihn gerichtete wichtige Frage. Tränen der Rührung kullerten aus Skylars glücklich strahlenden Augen, und das wiederum war für Daniel so bewegend dass er um ein Haar direkt mitgeweint hätte. Die Greenes waren alle nicht nah am Wasser gebaut - Sky wahrscheinlich noch am wenigsten von all ihren ebenfalls taffen Geschwistern - und so zeigten diese Freudentränen nur noch mehr, welche starke Wirkung der Moment und Daniels Worte auf sie hatten.
Beinahe schlug es ihm das Ringkästchen aus der Hand, als Skylar ihm so überschwänglich um den Hals fiel und mit Küssen überhäufte. Er musste lächeln, obwohl sie nicht aufhörte ihn stürmisch zu küssen, und er spürte dass auch sie schließlich in den Kuss hineinlächelte. Dan wünschte, genau diesen Moment für die Ewigkeit einfrieren zu können. Er konnte sich nicht erinnern, jemals glücklicher gewesen zu sein als genau hier und jetzt.
Kaum hatten sie ihre Lippen voneinander gelöst, nahm er den zierlichen Ring aus der Samthalterung und schob ihn behutsam und mit dem Edelstein nach oben zeigend auf Skylars Ringfinger ihrer ausgestreckten Hand. Er bemerkte, dass sie zitterte, woraufhin er ihre Hand sanft drückte und ihr einen raschen Kuss auf die Finger gab, ehe er sie losließ damit sie den angesteckten Ring besser betrachten konnte. Er beobachtete sie verliebt, wie sie andächtig das Schmuckstück näher ansah und in Worte zu fassen versuchte, wie sehr sie sich darüber freute. Gerade wollte er auf ihre Frage antworten, als Skylar ihn schon wieder mit einer abrupten Kussattacke übermannte und diesmal sogar zu Boden brachte. Nicht, dass er versuchte sich dagegen zu wehren. Sein Arm hatte sich automatisch um sie gelegt als sie an ihm klebte, und so federte er sie beide gemeinsam ab als sie zusammen zur Seite kippten und auf dem Teppich liegenblieben. Er musste kichern, als sie auf die Flitterwochen zu sprechen kam und die Erinnerungen an ihr - aus seiner Sicht - legendäres Hoteldate in ihm hochkitzelte. "Als ich dir von der Adventure Suite in Disneyland vorgeschwärmt habe und du danach noch immer Sex mit mir wolltest, wusste ich, du bist die Richtige", ließ er sie augenzwinkernd und mit einem verschmitzten Grinsen wissen, und selbst wenn es ein spielerisches Necken war, so hatte der Scherz einen wahren Kern. Ein weiterer, liebevoller Kuss wurde ausgetauscht während sie einfach zusammen auf dem Boden liegenblieben, dicht zusammengerückt, Skylars eines Bein angewinkelt über Daniels Hüfte gelegt, während er im Gegenzug weiterhin einen Arm locker um sie geschlungen hielt.
"Ich habe den Ring seit Oktober", gab er zu, um nun doch noch auf ihre Frage zurückzukommen. "Eigentlich hätte ich dir gerne einen alten, schönen Ring geschenkt, der als Erbstück in meinem Familienbesitz ist und dort von Generation zu Generation weitergegeben wird. Aber was soll ich sagen... Wir Mercers stammen aus Las Vegas. Wir haben außer geschmacklosem Plunder nichts zu bieten. Hauptsache es ist billig, aber dafür extravagant und glitzernd." Wieder musste er ein bisschen lachen und wechselte einen Blick mit Skylar. "Du hast meine Mom ja kennengelernt. Glaub mir, du willst nichts aus ihrem Schmuckfundus. Das wäre kein Geschenk sondern eine Strafe." Er liebte seine Mutter ja, aber sonderlich stilvoll war sie nicht, und dezent schon gar nicht. Einmal Showgirl, immer Showgirl. "Ich freu mich wirklich, dass der Ring dir gefällt", sagte er dann leise, denn auch wenn er sich viele Gedanken und große Mühe gegeben hatte etwas auszusuchen von dem er glaubte, es würde Skylars Geschmack treffen, so hatte er natürlich nicht gewusst ob sie den Ring wirklich gut finden würde. Notfalls hätten sie ihn auch umtauschen können - er hatte extra den Rechnungsbeleg aufbewahrt - aber das schien gar nicht nötig zu sein.
"Jetzt sind wir also verlobt...", sagte er, so als könne er es noch immer nicht ganz glauben, dass es Realität war. "Oh man.. echt Wahnsinn, oder? Ich würde dich am liebsten schon morgen heiraten." Was natürlich nicht ging, weil morgen war Weihnachten und die Bude würde aus allen Nähten platzen. Sie würden die ganze Greene-Familie bewirten, zudem kam auch Daniels Mutter Sheila zu Besuch, und Caleb würde sie alle mehr als genug auf Trab halten. "Wollen wir es noch für uns behalten oder den anderen morgen sagen?" brachte ihn dieser Gedankengang zu einer Überlegung, die er gemeinsam mit Skylar machen wollte. Bis eben gerade hatte er noch gar nicht darüber nachgedacht, wann ein guter Zeitpunkt für eine Verkündung wäre. "Oder sagen wir einfach gar nichts, und warten ob sie von alleine drauf kommen?" Er wäre aber auch nicht gekränkt, wenn Sky den Ring über die Feiertage vorerst wieder ablegen wollte, um zu vermeiden dass das Geheimnis sofort an die Oberfläche drang. Sie könnten dieses Wissen ruhig noch eine Weile für sich behalten und ganz alleine genießen, bis es an die große Glocke gehängt wurde. Andererseits wäre es nun an Weihnachten ja eine ganz gute Gelegenheit, immerhin waren alle auf einem Haufen versammelt, alle waren guter Laune und früher oder später beschwipst, und so müsste man auch nicht jedem einzeln die Neuigkeiten offenbaren sondern konnte mit einem Schlag alle dazu abholen. Denn eigentlich gab es ja nur einen einzigen Menschen, der das Privileg hatte, vor allen anderen von der Veränderung zu erfahren. "Hast du dieses Thema eigentlich schon mal bei Caleb angesprochen?" Daniel wusste ja nicht, ob Skylars Antrag eben völlig spontan gewesen war, oder ob sie das auch schon etwas länger mit sich herumtrug und daher vielleicht auch schon einmal ihren Sohn etwas konkreter auf den Zahn gefühlt hatte, wie er das denn so finden würde, wären Caleb, seine Mommy und Daniel eine richtige Familie, die ganz offiziell zusammengehörte. Immerhin entschied der Mercer sich mit dieser Heirat nicht nur für die Frau an seiner Seite, sondern auch für das Kind, welches sie mit in die Beziehung gebracht hatte. Das war ihm von Anfang an bewusst gewesen, und auch jetzt blendete er diesen Aspekt nicht aus.