November 2021 Das Wetter wird langsam kühler. Während man im Süden noch zwischen 17 - 27 Grad schöne Sonnentage und wenig Regen genießt, gehen die Grade an der Ostküste in NYC runter auf 10 bis maximal 18 Grad.
Dezember 2021 Packt euch gut ein in NYC! Es wird nun deutlich kühler mit 4 - 13 Grad mit nasskaltem Regen, während im südlichen NOLA noch warme Temperaturen zwischen 11 und 22 Grad genossen werden können.
Januar 2022 Der Winter ist nun überall zu spüren, auch wenn er in NOLA mit Sonnenschein zwischen 11 und 17 Grad ganz annehmbar ist, während es in NYC ziemlich kalt mit -1 bis 4 Grad ist. Ihr könnt euch dort auf Wolken, Regen und Schnee einstellen.
Februar 2022 Der Winter wird in NYC noch intensiver mit -3 bis 3 Grad, viel Regen und Schnee, da bleibt man lieber drin und genießt eine heiße Schokolade. In NOLA wird es dagegen schon wieder wärmer mit 12 bis 19 Grad, auch wenn es häufig regnet.
Emilio hatte nie gedacht, dass drei Tage so unfassbar lange und qualvoll sein konnten. Drei Tage, an welchen er Valerio nicht gesehen hatte. Er glaubte vor Sehnsucht gleich eingehen zu müssen, wenn er Valerio nicht bald wieder in seine Arme schloss. Dieses dumme Trainingslager. Es war zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt gekommen. Selbst Benito hatte an diesem Wochenende gelitten, wenn auch aus anderen Gründen. Zusammen hatten sie sich besoffen, um ihren Kummer zu vergessen, während sie sich nach zwei Jungs gesehnt hatten, die beide mehrere Stunden von ihren entfernt waren.
Emilio hatte Valerio einige SMS Nachrichten hinterlassen. Und mit einigen meinte er wirklich…viele. Ein paar davon sogar echt peinliche Sprachnachrichten, in welchen er betrunken faselte wie sehr er Valerio vermisste, ihn küssen oder kuscheln wollte. Es war schwer gewesen nicht traurig zu werden, denn rational betrachtet war es sehr wahrscheinlich, dass der Handyempfang dort schlecht war oder der Coach die Handys weggenommen hatte um besser trainieren zu können ohne Ablenkung…aber keine Nachricht zu bekommen hatte Emilio schier wahnsinnig gemacht. Er wusste nicht mal, ob er vielleicht allein war mit seiner Sehnsucht. Jedenfalls war er ganz aus dem Häuschen gewesen, als Val ihm Sonntagabend doch noch geschrieben hatte. Handy vergessen, okay. Das hieß, er hatte Emilio doch nicht plötzlich vergessen und…ihn vielleicht auch ein bisschen vermisst? Zumindest hatten sie überstürzt ein Treffen in ihrem Apartment ausgemacht. ‚Ihrem‘, weil sie sich dort nun schon oft getroffen und einige schöne Stunden verbracht hatten und Emilio mittlerweile seine eigene Schlüsselkarte besaß.
In dem Moment saß er in Bademantel und Boxershorts auf dem weichen King Size Bett und starrte in den Fernseher, in dem eine Netflix Serie lief. Valerio hatte noch irgendetwas machen müssen, Emilio war wie immer viel zu früh da gewesen, hauptsächlich aus Aufregung. Die Zeit hatte er genutzt um noch einmal ausführlich zu duschen. Seine Kleidung hatte er nicht wieder angezogen, weil er sowieso fest damit rechnete, sie nicht mehr anziehen zu müssen für den Rest des Abends. Sicher hätte er den Drang Valerio die Kleider vom Leib zu reißen, würde er den anderen erstmal erblicken.
Als schließlich ein leises Klicken an seine Ohren drang und kurz darauf die Türe aufging, erstarrte Emilio kurz in seiner Position. Dann sah er Füße, die eintraten, ehe ein dunkelblonder Lockenschopf folgte. Und ein Valerio, der ihn mit seinem üblichen eindringlichen Blick ansah, der Emilio bis in die Knochen ging. War er aus der Puste? Oder schimmerten seine Wangen normal so rötlich und verlockend? Doch das war egal, als Emilio schnell die Decke zurückschlug und dann mit nackten Füßen auf Valerio zurannte. Die Tür war kaum in das Schloss gefallen, da warf sich Emilio samt flatterndem Bademantel um Valerios Hals, mit einer Wucht, die sie beide zurückstolpern ließ. Er wollte etwas sagen wie ‚ich hab dich vermisst‘, heraus kam allerdings nur ein “Hnnnrhg“, das er in Valerios Halsbeuge murmelte, während er dabei war vor lauter Enthusiasmus die Luft aus Valerios Körper zu quetschen. Er hatte sich noch nie in seinem Leben so gefreut eine Person zu sehen. Schnell begann er einige Küsse auf jede freie Hautstelle zu drücken, die unter der Lederjacke hervorlugte. So bahnte er sich seinen Weg mit stürmischen Küssen hinauf über Hals und Wange bis letztlich zu Valerios Mund. Erst dann war er zufrieden und strahlte den anderen mit einem überglücklichen “Hi!“ an.
Valerio hatte an dem Wochenende wirklich versucht nicht an Emilio zu denken. Und um ehrlich zu sein war ihm das ein paar Mal sogar gelungen. Er war gerne in Gesellschaft seines Teams, auch wenn viele Leute (eingeschloßen Arian) irgendwie seltsam drauf gewesen waren. Aber Val hatte mit Ari über diese Schwangerschaftssache reden können und sich dadurch endlich wieder etwas leichter gefühlt und dann war einen Abend lang alles ziemlich cool gewesen, bevor die Bombe geplatzt war und nach einer äußerst dämlichen Runde Wahrheit oder Pflicht auf einmal im Raum stand Valerios Freundin sei schwanger. Er hatte sein bestes getan für sie da zu sein und außerdem klatschwütigen Idioten das Maul zu stopfen, aber Valerio hatte schon auf der Rückfahrt geahnt, dass beides eher kompliziert werden würde. Das anfängliche Hochgefühl, das Trainingswochenenden für Valerio immer begleitete, war letztendlich etwas dumpfen und unguten gewichen. Eigentlich hatte er nur alles in Ordnung bringen wollen, aber alles war bloß komplizierter und schlimmer geworden. Er freute sich nicht besonders auf den nächsten Schultag.
Schon im Trainingslager war ihm aufgefallen, dass sein Telefon fehlte. Zuerst hatte er nur geglaubt, er hätte es in der falschen Tasche oder es handele sich um einen dummen Streich und einer seiner Teamkollegen habe es geklaut (eine Möglichkeit, die ihn im Anbetracht der im Moment sehr verfänglichen Nachrichten darauf in leichte Panik versetzte), hatte dann aber irgendwann eingesehen, dass er es tatsächlich vergessen haben musste. Wie dumm konnte man sein. Aber dann hatte er um ganz ehrlich zu sein auch irgendwann aufgehört daran zu denken, weil… nunja, seine Jungs waren bei ihm.
Nicht so 'Prinzessin'. Der Handybildschirm verwies höhnisch auf all die unter dem Kontaktnamen eingegangenen Anrufe und Nachrichten in Abwesenheit, als Valerio endlich seine Sporttasche in sein Zimmer geschleudert hatte und halb auf dem Bett liegend darauf wartete, dass der Bildschirm endlich wieder anging (die Batterie war alle und er hatte das Handy erst an das Ladekabel stöpseln und dann gefühlt endlos warten müssen). Valerios Eingeweide bildeten einen unangenehm angenehmen Knoten, während er durch Emilios Nachrichten scrollte, die zunehmend verzweifelter und an einer Stelle ganz eindeutig betrunken wurden. Val musste grinsen und das obwohl er befürchten musste, dass jetzt auch noch Emilio sauer auf ihn war, weil er sich nicht gemeldet hatte - Mal wieder. Eigentlich hatte er keinen einzigen Tag verpasst ihm zu schreiben, nicht seit… nun, seit sie sich schrieben. Es war etwas seltsam. Valerio stellte fest, dass er es vermisst hatte und auf einmal verspätet auf Emilios Fragen oder kleinere Informationen zu Emilios Wochenende reagieren wollte. Seine Finger schwebten zögernd über dem zu grellen Display, er hatte in seiner Eile kein Licht im Zimmer gemacht, es fühlte sich an als sei es schon späte Nacht, aber eigentlich war es noch vor Mitternacht. Er tippte eine kurze Erklärung er habe sei Handy vergessen gehabt und schickte dann nach kurzem Ringen mit sich selbst (okay - sehr kurzem) ein 'Können wir uns treffen?' hinterher. Sein Herz schlug bis zum Hals. Er wollte Emilio sehen, mit ihm reden, ihn anfassen. Er vermisste ihn und nachdem er die ganzen Nachrichten gesehen hatte nachträglich irgendwie noch etwas mehr. Die Antwort kam so schnell, als habe Emilio neben seinem Handy gesessen und nur darauf gewartet.
Sich aus der Wohnung zu schleichen war nicht so kompliziert. Val hatte den Inhalt seiner Tasche kurzerhand in seinen Schrank gekippt und neue Kleidung eingepackt. Der Plan war nicht ganz perfekt, aber er war besser - viel besser! - als der Gedanke an eine Nacht allein in einem Zimmer, dass er ohnehin hasste. Das war das beste an den Trainingswochenenden: weit weg sein und nicht alleine in einem Zimmer schlafen. Wenn er das vor irgendjemandem zugegeben hätte, wäre er wohl schallend ausgelacht worden. Deswegen machte er das besser nicht. Unterwegs würde er einfach nach Hause schreiben, es hätte Probleme mit diesem dämlichen Bus gegeben und deswegen würde sie eine Nacht länger in Andalusien bleiben. Die Ausrede war gut. Und sie gab ihm eine ganze Nacht mit Emilio, nicht bloß ein paar geborgte Stunden. Allein der Gedanke hätte ihn vor ein paar Wochen noch in den Wahnsinn getrieben - und zwar nicht der angenehmen Art - aber im Moment konnte er ihn sogar denken und sich gleichzeitig sogar darauf freuen.
Das Appartement war eines dieser Musterdinger, das an Menschen mit zu viel Geld vermietet wurden, die nicht Mal genügend Geschmack hatten um sich ihren eigenen Innenausstatter auszusuchen. Oder vielleicht engagierten sie noch einen bevor sie einzogen und die Möbel zu Anschauungszwecken verschwanden - Val wusste das nicht, auch wenn er von dem Geld das dadurch generiert wurde königlich lebte. Das einzige was ihn interessierte war, dass dieses Appartement bis Ende des Monats nicht auf der Maklerliste stand. Weil irgendein Ersatzteil für die Designerküche noch fehlte.
Val hatte nicht zum ersten Mal Schlüsselkarten geklaut, aber zum ersten Mal ohne den Vorsatz das Appartement mehr oder minder zerstört zurück zu lassen und Verzweiflung bei seinen sämtlichen Verwandten über den wilden Erben und seine Partys auszulösen. Vermutlich wären sie deutlich verzweifelter gewesen wenn sie gewusst hätten, was Val eigentlich dort und dass die zweite Schlüsselkarte Emilio hatte.
Nach Monaten ihrer geheimen Treffen war es etwas seltsam einen Ort zu haben. Val kam sich immer noch seltsam vor, wenn er durch die Wohnungstür kam, er kickte zwar automatisch die Schuhe von seinen Füßen, aber so richtig 'heimelig' war es hier eigentlich nicht. Eher nüchtern modern. Hinzugekommen waren bei ihren Treffen ein paar leere Rotweinflaschen und Pizzakartons in dem Wohnbereich mit Küche. Hier brannten ein paar der Lichter, aber Fernsehgeräusche kamen aus dem Schlafzimmer. Valerio bereute es jetzt vor lauter Aufregung die Treppen genommen zu haben statt den Aufzug. Er war immer noch etwas außer Atem, als er mit etwas, das hoffentlich einem lässigen Grinsen gleichkam in der Schlafzimmertür erschien.
Ihm blieben nur ein paar Sekunden um das Bild von Emilio in sich aufzunehmen, der da auf dem Bett herum saß als sei es seins, dann flog besagter Emilio nämlich förmlich auf ihn zu. Val schloß ihn ganz instinktiv in seine Arme und hielt ihn fest, während er eingehüllt wurde in eine Duftwolke von Shampoo. Er fühlte sich als würde er zum ersten Mal seit Tagen wieder aufhören die Luft anzuhalten, während er Küsse und noch feuchtes Haar an seinem Hals spürte. Das Kribbeln welches das auslöste hatte er vielleicht am meisten von allem vermisst. Als Emilios Lippen endlich seine eigenen erreichten, war Valerio enttäuscht, als sie so schnell wieder verschwanden. Nur wiederwillig ließ Val Emilio so weit los, dass sie sich zumindest gegenseitig ansehen konnten. "Hey.", ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, das sicher kein kalkuliertes, aber etwas neckend war, als er realisierte, wie wenig Emi trug. Er wollte schon fragen, ob Emilio vielleicht aus Versehen unter die Dusche gefallen war oder darin so etwas wie kühle Berechnung lag. "Alles okay?", fragte er stattdessen und erinnerte sich an ein paar von den kryptischeren unter Emilios Nachrichten. Er ließ Emilio los um seine Tasche auf den Boden fallen zu lassen - die auch vielleicht nur aus Versehen hier war.
Emilio hatte sich für diesen Abend gut eingedeckt und Snacks, Getränke und Drogerieartikel für sie beide eingekauft bevor er hergekommen war, weil er gedachte die ganze Nacht zu bleiben. Seiner Mutter hatte er gesagt er würde bei Benito übernachten und es war tatsächlich das erste Mal, dass er seinen besten Freund als Ausrede nutzte. Im Kühlschrank ruhte nun schon seit einer halben Stunde der Rotwein, dessen Name er nicht kannte, da er einfach einen aus der oberen Preisklasse genommen hatte, und auf dem Nachttisch lagen Packungen mit Chips, Gummibären und abgepackten Popcorn. Die Hälfte der Erdbeerschnüre hatte er bereits vor Aufregung verdrückt und so hauchte er Val ein erdbeeriges ‚Hi‘ entgegen, als er auf ihn zustürmte und dabei dem Plüschkoala Konkurrenz machte.
Emilio hatte ihn so sehr vermisst, dass es nicht mehr normal war. Er spürte ein sehnsüchtiges Ziehen in seiner Brust und seinem Magen und hatte nun das dringende Bedürfnis Val nicht mehr loszulassen. Nun in unmittelbarer Nähe, war Val wie Wasser nach einer langen Reise durch die trockene Wüste, sein Geruch willkommen und sein Blick imstande ihn ohne Probleme wieder in Flammen zu versetzen.
Die Arme noch um Vals Hals geschlungen, verlor er sich einen Augenblick in diesen dunklen, grünen Augen, die ihn schon seit Anbeginn in ihren Bann gezogen hatten. Er meinte so etwas wie Sorge aus Valerios Stimme zu hören und drückte dem daher schnell noch einen Kuss auf die Lippen. Doch einer reichte noch lange nicht aus, um seine Gier zu stillen und so wurden daraus fünf, bis Emilio endlich antworten konnte. “Ja, jetzt wo du da bist schon.“, antwortete er ganz kitschig und schmiegte seinen Kopf in Vals Halsbeuge, um ihn anschließend in bester Koala-Manier anständig zu umarmen. Lang und fest, um ein wenig seiner Sehnsucht zu stillen. Seine Nase drückte er noch einmal an Vals Hals, um dort seinen Geruch einzusaugen, ehe er ein weiteres Küsschen auf die empfindliche Stelle hauchte und dann etwas widerwillig einen Schritt zurücktrat. Immerhin wollte er Valerio nicht mit seiner Anhänglichkeit erdrücken.
In einem abrupten Stimmungswechsel verfinsterte sich Emilios Miene und er hob mahnen einen Zeigefinger. “Vergiss nie wieder dein Handy!“, tadelte er Valerio. Bis heute war er sich nicht ganz sicher, ob es ein ehrliches ‚Vergessen‘ gewesen war oder ein guter Weg, um seinen unzähligen Nachrichten zu entgehen. Emilio machte das ein wenig unsicher. Wie sollte er da einschätzen, was zu viel war und was nicht? Was, wenn Val keine Lust mehr hatte mit ihm zu schreiben?
Emilio zog einen Schmollmund und verschränkte seine Arme vor seiner nackten Brust, die nun vom Bademantel entblößt war, dessen Schlaufe sich bei seinem kleinen Sprint gelöst hatte. Gefehlt hätten nur die Lockenwickler und Pantoffeln, dann hätte er eine wunderbare Hausfrau abgegeben. Sein Blick wanderte zu der Tasche am Boden, sie hob seine Laune etwas. Valerio gedachte also auch die Nacht zu bleiben. “Ich hoffe, du kannst es wieder gut machen.“, schob er hinterher, um Valerio zumindest einen kleinen Hinweis darauf zu geben, dass er nicht wirklich sauer war, sondern ihn nur vermisst hatte und jetzt Küsse brauchte, damit alles wieder gut wurde.
Sie veranstalteten eine Art Wettbewerb, wer den anderen fester umarmen konnte und Val hatte keine Eile herauszufinden, wer der Gewinner war. Für den Augenblick war alles okay. Alles so wie es war - inklusive der vielen kleinen Küsse, die eigentlich immer noch nicht genug waren. Und vor allem neckend wirkten, weil sie eine Sehnsucht in ihm weckten, die er vorher ganz gut unter Kontrolle gehabt zu haben glaubte. Valerio hatte das Gefühl bald zu Pudding zu werden und hoffte nur, dass diese Empfindung nicht allzu offensichtlich war. Ein Teil davon war sicherlich auch noch Müdigkeit von der langen Busreise und dem Wochenende, aber die Wahrheit war, dass Valerio erst jetzt bei Emilio das Gefühl hatte richtig angekommen zu sein und wortwörtlich seine Tasche abstellen zu können. Der Raum wo sie waren war dabei ziemlich egal. Er war natürlich ein Luxus und auch irgendwie 'ihrer', weil sie schon einige Abende hier verbracht haben. Aber eigentlich war er nur eine hastige Lösung dafür, dass sie sich anders zwar sehen konnten, aber nur selten umarmen. Außer irgendwo nachts oder flüchtig oder in einem Zustand, in dem Valerio bei jedem kleinen Geräusch sofort einen Überfall vermutete. Okay - so richtig viel entspannter war er hier was da anging auch nicht. Aber zumindest war die Angst beobachtet zu werden weg. Und er war ziemlich froh, dass er darüber mit Emilio keine Grundsatzdiskussion hatte führen müssen. Der hatte die Bedingungen einfach akzeptiert. Oder… keine Ahnung. So richtig darüber gesprochen hatten sie halt auch nicht. Aber Val interpretierte 'nicht drüber reden' einfach Mal als Akzeptanz für was auch immer er sich gerade so dachte - und hielt das weder für eine falsche, noch für eine potenziell gefährliche Annahme.
Val bekam gerade ein weiteres Kuss auf den Hals und leider einen, der sich irgendwie endgültig anfühlte. Er machte ein unwilliges Geräusch, als Emilio sich von ihm trennte und jetzt tatsächlich wieder Platz zwischen ihnen war. Das gab Valerio allerdings auch die Gelegenheit festzustellen, dass Emilio anscheinend nicht nur spontan unter die Dusche gefallen war, sondern auch aufreizend wenig trug. Zum Glück hatte er von Wollsocken zu diesem Outfit abgesehen. Das auch so… eigentlich nicht als Outfit zählte. So gerne Valerio auch behauptet hätte, dass er nicht starrte - aber er starrte. Und verpasste dabei beinahe die Ermahnung, die ihm nur ein uneindeutiges Lächeln entlockte, als sei er davon nicht ganz überzeugt. "Es war keine Absicht…", merkte Val in matter Verteidigung doch noch an, als Emilio anfing einen dieser Schmollmünder zu ziehen, die nie etwas gutes bedeuteten. Okay… vielleicht mochte Val es auch ein klein wenig. "Ich war derjenige ohne Verbindung zur Außenwelt und muss es wieder gut machen?!", jetzt zog er einen Schmollmund, aber seine waren irgendwie kantiger und weniger effektiv als Emilios. Obwohl er sehr gerne einfach weiter einen halbnackten Emilio angestarrt hätte schlenderte er jetzt zum Bett und ließ sich mit dem Rücken darauf fallen. Es war weich wie in der Matratzenwerbung und die Bettwäsche war etwas durcheinander aber okay. War ja nicht so, als hätten sie beide jemals wirklich in dem Bett geschlafen. Val fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie das heute Nacht vielleicht tun würden. Und flüchtete dann vor seiner eigenen Frage. Er zog mit einem irritierten Gesichtsausdruck eine knisternde Packung Erdbeerschnüre unter seiner Schulter hervor, die da irgendwie unbequem war. "Was hast du vor? Eine Pyjamaparty?"Für zehnjärhige? Er zog fragend die Augenbrauen hoch, während er zu Emilio blickte und dabei eine der letzten Erdbeerschnüre in seinen Mund baumeln ließ. Zucker kam ihm ganz vernünftig vor.
Die Wollsocken mit Katzenmuster konnten an diesem Abend leider nicht seine Füße wärmen, aber zum Glück war es gar nicht nötig, da im Apartment eine angenehme Wärme herrschte, inklusive Fußbodenheizung. Er hatte beim Kommen noch kurz gelüftet und anschließend die hochmoderne Heizung hochgepegelt – auch mit dem Hintergedanken, dass sie es warm benötigten, würden sie sich beide erst einmal von ihrer Kleidung befreit haben. Und später, wenn der Schweiß auf der Haut langsam abkühlte und sie sich in die weiche Decke kuscheln konnten.
Dass Valerio starrte, fiel ihm mit stiller Genugtuung auf, noch ließ er sich aber nicht von diesem eindringlichen Blick einlullen, sondern gab zunächst seinen Ärger preis. Der reagierte glücklicherweise viel weniger aggressiv als normal, obwohl der leicht scharfe Ton Emilio doch ein kleines Lächeln entlockte. “Ja!“, gab er nachdrücklich zurück, denn ja, aus seiner Sicht hatte Valerio hier etwas gutzumachen, dafür, dass er ihn tagelang auf seine Nachrichten hatte warten lassen, während Emilio miserabel vor seinem Handy gehangen und sich betrunken hatte. Es war ein wenig peinlich, dass Valerio viel davon mitbekommen hatte, da ihm die Löschfunktion erst viel zu spät in den Sinn gekommen war. Also quasi dann, als schon die blauen Häkchen im Chat aufgetaucht waren, was bedeutete Valerio hatte auch seine peinlichen, gelallten Sprachmemos angehört.
Statt es tatsächlich wieder gut zu machen, schlenderte Valerio an ihm vorbei und zum Bett, auf das er sich lässig fallen ließ. Emilio behielt es sich vor einen Moment lang noch empört zu sein, eigentlich hatte er erwartet dass Valerio ihn mit seinen Küssen wortwörtlich den Boden unter den Füßen ziehen und auf das besagte Bett tragen würde. Oder so ähnlich. Jetzt konnte Emilio nur entsetzt beobachten, wie Val seine letzten Schnüre verdrückte und ihn mit gesenkten Lidern und einem leicht neckischen Blick betrachtete. Pyjamaparty, pft.
Er rollte mit den Augen, ehe er ebenso zum Bett schlenderte und dann kurzerhand auf den anderen krabbelte. Jetzt über ihm, machte er es sich auf Vals Hüfte bequem, während sich seine Hände unter den Stoff von Vals T-Shirt schoben und dort warme Haut ertasteten. Als er eine aufkommende Gänsehaut spürte, musste er leicht triumphierend grinsen. “Jep, Pyjamaparty.“, gab er knapp zurück, ließ aber keinen Zweifel, dass er alles andere vorhatte als eine Pyjamaparty zu schmeißen. Seine Hände wanderten forschend über Vals Bauchmuskeln und blieben dann neckend am Gürtel liegen.
Er ergriff die Chance, als Val die letzte Erdbeerschnüre zerkaute und beugte sich vor, um das andere Ende mit seinem Mund zu schnappen und nun seinerseits abzuknabbern. Dabei fing er Vals Blick auf. Er wartete, bis sich ihre Münder trafen und drückte dem anderen einen schnellen Kuss auf die Lippen, ehe er sich wieder aufrichtete. “Wie war das Wochenende?“, fragte Emilio kauend, vollkommen unschuldig im Vergleich zu seiner vorherigen, neckenden Geste. Sein Po hatte er noch fest auf Vals Hüften platziert und auch seine Fingerspitzen geisterten wieder neckisch über die freigelegte Haut unter dem T-Shirt, das nun einige Zentimeter nach oben geschoben war.
Zucker war eine wunderbare Idee. Dicht gefolgt von Emilios genialem Einfall, die Distanz zwischen ihnen einfach wieder zu verringern. Natürlich hielt er sich nicht damit auf, sich einfach neben Valerio auf das Bett zu setzen oder so etwas, sondern krabbelte einfach auf den hinauf. Okay - vielleicht war das auch ein bisschen sein Plan gewesen. Val war ganz froh, dass er es nicht riskierte anzufangen zu schnurren wie ein übergroßer Kater, aber er gab trotzdem ein leises, undefiniertes Geräusch von sich - gedämpft von Erdbeerschnüren -, als Emilios Finger nach nackter Haut tasteten. Val hatte das vermisst. Einfach nur von Emilio berührt zu werden. Und dass es anscheinend dessen Lieblingsbeschäftigung war, sich auf seinen Schoß zu setzen - so als sei das ganz akzeptables und normales Verhalten. Die Matratze hatte zumindest den Vorteil, dass das ausnahmsweise auch für Valerio ziemlich bequem war. Zu dem Kribbeln in seiner Magengegend kam das ebenso vertraute Gefühl irgendwie festgenagelt zu sein und nicht mehr weglaufen zu können. Nicht vor Emilios Fingern, seinen Lippen, seinen Blicken… Val hatte schon mehr als die Hälfte seiner Erdbeerschnur an Emilio verloren, weil er einfach damit beschäftigt waren zu schauen und sich zu wünschen diesen Lippen würden sich mit ihm beschäftigen und nicht mit diesen dummen Erdbeerdingern. Falls er überhaupt mit so etwas wie Widerstand hergekommen war, dann war dieser rasend schnell dahin geschmolzen. Sein Herz raste und Valerio war sich unangenehm bewusst, dass er ausnahmsweise Mal nicht betrunken oder vollkommen stoned war und das war etwas beunruhigend, aber auch irgendwie okay. Er versuchte sich daran festzuklammern, dass nichts weiter passieren musste und würde als genau das hier. Etwas Zeit zusammen, ein beinahe schon vertrautes Hin und Her aus Küssen und Berührungen und der ein oder anderen unerwarteten Frage. Das funktionierte gut, irgendwie. Aber etwas daran, wie Emilio 'Pyjamaparty' sagte, ließ Vals Wangen brennen und schickte seine Gedanken auf Wanderschaft. Er wusste, sein erster Instinkt hätte sein müssen Emilio von sich runter zu schubsen und klar zu stellen, was hier alles nicht passieren würde. Denn auch wenn Valerio hier ziemlich offensichtlich einen Kerl küsste - er war trotzdem nicht so veranlagt. Aber alles was Val tat war gierig Emilios Kuss erwidern, der süß nach chemischer Erdbeere und noch ein bisschen Zahnpasta und vor allem nach Emilio schmeckte. Val schlang die Arme um Emilios Taille um ihn noch näher zu sich zu ziehen. Emilios Frage kam absolut unwillkommen, nicht nur, weil sie Valerio daran erinnerte, dass da draußen noch eine ganze Welt um sie herum war. Er seufzte. "Gut. Anstrengend.", murmelte er und wich Emilios Blick zum ersten Mal aus. Das wäre sicher ein guter Moment gewesen um ein paar heikle Dinge anzusprechen, aber irgendwie wollte Val nichts kaputt machen. Am liebsten nichts von Außen in diese Wohnung lassen. Er gab Emilio einen Klaps auf dem Po (sorry, aber das bot sich einfach an) und grinste. "Tut mir Leid, dass du dir Sorgen gemacht hast." So viel hatte er aus Emilios Nachrichten verstanden. Der Rest war etwas wirr. Einmal war es sogar um Benito gegangen, der angeblich verloren gegangen war - was an und für sich kein Problem für Valerio darstellte, solange der nur verloren blieb. Aber darauf wagte er eher nicht hoffen. "Ich hab keinen Pyjama eingepackt.", stellte er stattdessen fest.
Sobald er wieder Körperkontakt hergestellt hatte, wurde er mit jeder Sekunde die verging weiter eingelullt in diese Blase, in welcher nur Valerio und er existierten und in der es nichts weiter gab als Glück. Jetzt wo er ihn erst einmal berührt hatte, war es schwer für Emilio damit wieder aufzuhören. Seine Hände gingen auf Wanderschaft und ertasteten dabei ein paar Muskeln, so wie er es schon immer geliebt hatte. Danach beschäftigte er sich mit Valerios Mund, der mittlerweile auch herrlich nach Erdbeere schmeckte. Ein Kribbeln ging durch seinen Körper, als Val ihn näher zu sich zog. Eine kleine Geste, die aber viel bewegte. Emilio liebte es, wenn Val ihn zu sich zog. So, als gehöre Emi nur ihm.
Das Seufzen spürte er auf seinem Gesicht, als Val die Luft ausstieß. Ein deutliches Zeichen, dass seine Nachfrage eher ungewollt gekommen war. Aber es war zu spät um zurück zu rudern. So nickte er nur als Erwiderung und ließ das Thema sein. Wenn Val nicht mehr als zwei Worte dazu äußerte, gab es vielleicht tatsächlich nicht mehr darüber zu sagen. Also hob Emilio noch eine Hand und streichelte ihm in einer beruhigenden Geste über die Wange. Das Verlangen Valerio entspannen zu lassen nistete sich immer mehr in ihm ein. Er lächelte sachte, liebevoll und beinahe abwesend, als seine Hand sanft über Vals Haut strich.
Nur der Klaps riss ihn heraus, ihm entfuhr ein Japsen. Ein empörtes ‚Hey!‘ blieb in seinem Rachen hängen, denn sogleich folgte noch eine Entschuldigung, die Emilio irgendwie den Wind aus den Segeln nahm. Seine Miene wurde augenblicklich etwas weicher. “Alles gut. Ich war…vielleicht nur ein bisschen dramatisch in meinen Nachrichten.“, gab er leise zu und ein Lächeln zuckte an seinen Mundwinkeln. “Und ich hab dich ein bisschen…sehr vermisst.“ Er beugte sich nochmals vor, um sich wieder ein paar Küsse einzuholen, machte aber wenige Millimeter vor Vals Lippen halt, als der wieder etwas von Pyjamas murmelte. “Hm, das ist natürlich ungünstig.“, spielte er mit. “Dann musst du wohl ohne Pyjama auskommen.“ Er grinste leicht und drückte einen schnellen Kuss auf Vals Lippen, ehe er sich aufrichtete, um wieder rittlings auf Val sitzen zu bleiben. Seine Hände schoben das Shirt noch ein wenig mehr nach oben. “Ich mag dich eigentlich ganz gerne…so ohne Kleidung.“ Seine Fingerspitzen fuhren jetzt mit mehr Hintergedanken über Vals Haut. “Was ich nur empfehlen kann sind die Bademäntel. Sehr flauschig und warm.“ Er rutschte etwas weiter nach unten, etwa auf Höhe der Oberschenkel, um sich dann nach unten zu beugen und einen ersten Kuss auf eine Stelle neben Vals Bauchnabel zu drücken. Es folgten ein paar weitere Küsse, bei welchen er sich immer weiter nach unten vorarbeitete, bis die Jeans ihm den Weg versperrte. Da blickte er wieder hoch zu Val. “Ich hab Wein gekauft.“, teilte er dem mit. Vielleicht keine schlechte Idee den davor zu trinken. Der Ibárruri wirkte noch immer recht verspannt, Alkohol würde sicher ein wenig helfen. Also kletterte Emilio wieder von ihm hinunter, um in die Küche zu tapsen und den Wein aus dem Kühlschrank zu holen. Mit der leisen Hoffnung einen nackten Val vorzufinden, wenn er wieder in das Schlafzimmer zurückkehrte.
Valerio atmete mit so etwas wie Erleichterung aus, als Emilio nicht auf einer Antwort auf seine Frage bestand die über das wenige hinausging, das Valerio bereits Preis gegeben hatte. Jetzt konnte er die Welt 'draußen' wieder beruhigt aussperren. Die Wohnung hier half dabei, anders als in Valerios oder Emilios Zimmer oder in der Bibliothek oder bei Ceres und Cata und sogar als beim McDonalds konnte man sich hier vorstellen, sie seien in einer ganz anderen Welt. In einer ganz eigenen vielleicht. Vielleicht waren sie auch ein ganz anderer Valerio und ein ganz anderer Emilio. Valerio musste in jedem Fall ein ganz anderer sein, denn der Valerio von noch vor ein paar Monaten hätte all das hier niemals zugelassen. Dieser Valerio hier war die etwas sanftere Version des Alltags-Valerios, nicht unbedingt gesprächiger oder geselliger, aber eher bereit über Dinge zu reden und nachzudenken, die er sonst lieber ganz weit von sich wegschob. Er wollte aber nichts weiter von sich wegschieben, er wollte, dass alles so unmittelbar war, wie Emilios Lippen auf seiner Haut. Oder Emilios Lächeln, das rasendes Glück in Valerio auslösen konnte, obwohl es doch eigentlich zu Emilio gehörte. Bis jetzt hatte Valerio nicht verstanden gehabt, dass man sich so sehr über das Glück einer anderen Person freuen konnte. Dass all die kleinen Dinge so wichtig sein konnten. "Nur ein bisschen dramatisch…", Val musste lachen. Er wollte seine Fröhlichkeit teilen und sogar die dramatischen Nachrichten (die ihn im ersten Moment doch eher beunruhigt hatten…) waren jetzt ein Teil davon. Auf einmal war es lustig, dass er ausgerechnet sein Handy vergessen hatte. Das einzig Gute daran war vielleicht gewesen, dass er überhaupt keine Zweifel mehr gehabt hatte Emilio sehen und noch heute Nacht hier her kommen zu wollen um ihn zu sehen. Sein Lachen wurde gezähmt zu einem Grinsen. "Gut, du solltest mich öfter vermissen. Du schmollst dann nur ein ganz klein bisschen, wenn du mich wiedersiehst." Statt Emilio einfach zu sagen, dass er ihn auch vermisst hatte. Unendlich. Auch wenn sich das aus seinem Blick vermutlich leichter heraus lesen ließ, als aus seinen Worten. Tatsächlich hatte er noch anfügen wollen 'Und die Küsse werden länger.', aber tatsächlich bekam er im Moment eher kurze Küsse. Als würden sie beide Acht geben, sich nicht direkt darin zu verheddern, wie in einer Art Spinnennetz. Oh, oder… Dingen ohne Kleidung. Val spürte, dass sich seine Wangen bei Emilios Worten schon wieder röteten. Als hätte Emilio ihn nicht schon nackt gesehen! Und definitiv berührte… Val schloß für eine Sekunde die Augen, als er sie wieder aufschlug machte sein Herz ein paar schmerzhafte Sprunge. Was er eigentlich wollte war nicht nur ein hübscher Rückzugsort, was er wollte war Emilio. Egal wo oder wie. Das mochte auch an Emilios Lippen liegen, die sich immer tiefer Valerios Bauch hinab vorarbeiteten und seine Atmung durcheinander brachten. Aber es war mehr als das und nicht zum ersten Mal war Valerio so ausgefüllt davon, dass er im Moment nicht wusste wohin damit. Er hatte sogar Angst, dass das Gefühl irgendwie aus ihm herausbrechen könnte und dann dumm und albern war und trotz aufkeimender Enttäuschung, als Emilio unterbrach was er da gerade tat (das letzte Mal war das erste Mal in der Bibliothek gewesen, gefühlte Ewigkeiten vom Hier und Jetzt entfernt), war Valerio seltsam erleichtert, weil es ihm die Möglichkeit gab zu sortieren, was er empfand. Er hatte alles wieder unter Kontrolle.
Trotzdem war er froh, als Emilio verkündete Wein zu haben - denn das bedeutete, dass es ihm in einer Weile vielleicht egal sein würde, ob wirklich alles unter Kontrolle war. Valerio fragte lieber nicht, warum Emilio an Wein gedacht hatte und an Süßigkeiten und an Bademäntel.
Er machte ein kleines, enttäuschtes Geräusch als Emilio den Raum verließ, ließ sich dann aber wieder nach hinten auf das Bett fallen und suchte nach seinem Telefon. Auch andere Leute hatten ihm am Wochenende geschrieben, er hatte bis jetzt aber tatsächlich nur Emilios Nachrichten abgerufen. Schon bei der zweiten Chatunterhaltung merkte Valerio aber, dass er gar nicht richtig bei der Sache war. Genervt setzte er sich auf und legte das Handy wieder weg. Dann traute er sich nachzusehen ob vielleicht andere verdächtige Gegenstände auf dem Bett lagen. Er fand nur weitere Süßigkeiten und schlüpfte langsam und irgendwie nervös aus seiner Lederjacke, um die unzeremoniell in irgendeine Ecke des Zimmers zu pfeffern. Nach kurzem Zögern folgte auch sein Tshirt, das Emilio eben gerade schon im Weg gewesen war. Aus Richtung der Küche hörte er Gläserklirren, während er sich fragte was genau für eine Message es eigentlich war, sollte Emilio wieder reinkommen und er trug auch keine Hose mehr. Er zog sie aber trotzdem aus, tatsächlich froh das nach einem langen Tag zu tun. Dann wurde ihm auf einmal bewusst, dass Emilio geduscht hatte. Vielleicht hätte er das auch tun sollen? Val war kurz davor seine sämtlichen Kleidungsstücke in heilloser Panik wieder anzuziehen, zog stattdessen aber nur die Bettdecke über sich und überlegte, ob er so tun konne als ob er gar nicht existiere. So wie als Kind, wenn die Monster unter dem Bett gelauert hatten. Wobei Valerio schnell gelernt hatte, dass die Monster eigentlich ganz wo anders lauerten.
Als Emilio wieder in den Raum kam - zu Valerios großer Erleichterung nicht nur mit gefährlich balancierten Weingläsern, sondern auch der dazu gehörigen Flasche - saß Valerio mit einem etwas schiefen Lächeln unter einer ziemlich offensichtlich hastig zurecht gezogenen Bettdecke und versuchte sich daran zu erinnern wie man atmete. "Ich hab keinen Bademantel gefunden.", erklärte er furchtbar lahm.
Emilio konnte gar nicht anders, als in das Lachen miteinzustimmen. Er liebte Valerios Lachen, so sehr. Er liebte es ihn fröhlich und ausgelassen zu sehen. Vor allem liebte er es, der Grund dafür zu sein, dass Val lachte. Er mimte das Schmollen von vorhin, als Val es kommentierte und hätte an dieser Stelle vielleicht auch gern gehört, ebenso vermisst worden zu sein. Aber Vals Blick genügte ihm. Besonders die Röte, die er auf diesen Wangen auslöste, als er darüber sprach sich der Kleider zu entledigen. Sein Mund nutzte er dann ausnahmsweise nicht zum Schmollen, sondern für andere wichtige Dinge wie eine Spur aus Küssen auf Vals Bauch zu hinterlassen. Am Gürtel angekommen brach er sein Vorhaben ab und erinnerte sich an den Wein, der noch im Kühlschrank lagerte. Schnell flitzte er in die Küche, um ihn zu holen und ließ einen nervösen Val auf dem Bett zurück.
Er musste jeden einzelnen Schrank öffnen, um die Weingläser zu finden, die aus irgendeinem Grund nicht offensichtlich in der Mitte waren, sondern irgendwo in einen der unteren Schränke versteckt standen. Mit zwei Weingläsern, die er in einer Hand balancierte, und der Weinflasche in der anderen Hand, tapste er zurück ins Schlafzimmer. Dort hielt er inne, als er Val mitten im Bett mit der Decke über den Beinen und einem nervösen Lächeln vorfand. Ein sanftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht auf. Val war ganz offensichtlich nervös – und der Anblick war so süß, dass Emilio ihn glatt abknutschen wollte. Das hier war ein völlig anderer Val, als der, der ihn mit nur wenigen Blicken oder Worten in Verlegenheit bringen konnte. “Hast du überhaupt danach gesucht?“ Gegen einen nackten Val hatte Emilio allerdings nichts einzuwenden und schon jetzt freute er sich darauf diese hinderliche Decke zurückzuschlagen und auf Erkundung zu gehen. Doch zunächst war es das Beste, dass sie etwas tranken. Er merkte Valerios Verspannung bis zu sich und das war keine gute Basis für die Dinge, die Emilio sich von dem Abend noch erhoffte.
Er überbrückte die restliche Distanz und ließ sich am Bettrand neben Val nieder. Die zwei Gläser stellte er auf dem Nachttisch ab, der in seinen Schubladen noch ein paar kritische Dinge verbarg, die der Ibárruri zum Glück noch nicht gefunden hatte. Er öffnete die Weinflasche mit einem Plopp, nachdem er den Korken herausgedreht hatte und schenkte ihnen beiden dann großzügig ein. “Auf…uns?“, fragte er lächelnd, nachdem er Val ein Glas gereicht hatte und es erklang ein gläsernes ‚Pling‘ als ihre Gläser aufeinandertrafen. Er trank das Glas mehr als die Hälfte aus, bevor er es wieder abstellte. Dann schlug er die Decke zurück und schlupfte schnell zu Val in die Wärme. Er rückte so nah zu ihm, dass sich ihre Körper berührten, von den Füßen bis zu ihren Armen. Sachte legte er dann seine Hand auf Vals entblößten Oberkörper und rückte noch näher, sodass er sich an den anderen kuscheln konnte. Er fragte sich, wie er sich am besten an das hier herantasten sollte. Er konnte schlecht einfach fragen, ob Valerio mit ihm schlafen wollte. “Alles ok?“, fragte Emilio nach einem kurzen Moment der Stille leise nach. Er ließ seine Finger beruhigend über Vals Oberkörper tänzeln. “Du wirkst ein bisschen angespannt.“ Ob er ihn einfach küssen sollte? Emilio war ein wenig verloren. Er hatte Angst, das falsche zu sagen oder zu tun. Er wollte Val nicht verschrecken. "Ich…kann dir helfen bisschen zu entspannen…wenn du magst?“ Ohne sein Zutun breitete sich eine leichte Röte auf seinen Wangen aus. Er hatte hierbei nicht anzüglich klingen wollen, aber es gab wohl kaum einen eleganteren Weg um einen Blowjob vorzuschlagen.
Valerio konnte sich natürlich hübsch dumm stellen und so tun, als ob er nicht wusste was für eine Art Pyjamaparty Emilio im Sinn hatte. Oder warum er selbst erst Mal eine verdammte Tasche gepackt hatte, bevor er hergekommen war. Oder warum er überhaupt einen Ort mit einem Bett, nur für sie beide, organisiert hatte. Es war in Punkto 'Subtilität' nur ein ganz klein wenig unter 'Hotelzimmer für eine Nacht' angesiedelt. Und Valerio war in Wissen von all dem nicht nur freiwillig her gekommen, er hatte sogar alles andere stehen und liegen gelassen um das zu tun. (Wobei er zu dieser Tageszeit und nach diesem Wochenende nicht mehr so viele alternative Pläne gehabt hatte.) Jetzt einen auf verschämte Jungfrau zu machen war also schon etwas lächerlich. Zumal er keine war - also keine Jungfrau. Verschämt… gut, okay… das würde vielleicht mehr als eine Flasche Wein brauchen.
Er war selbst ziemlich frustriert so nervös zu sein, eben gar nicht der coole und gelassene Draufgänger, der sonst so leicht Eindruck schindete. Und auf den Emilio irgendwie stand. Valerio war immer etwas angespannt, wenn es um Intimität ging. Viel angespannter als die Leute vermuteten oder sein 'Ruf' in Punkto Frauenheld verriet. Normalerweise hatte er aber nicht direkt das Bedürfnis sich unter Bettdecken zu verstecken, das war irgendwie neu und ungewohnt. Er hatte sogar mit Emilio schon einmal halbwegs (sozusagen: beinahe) darüber gesprochen, trotzdem war er jetzt unsicher und wurde gerade deswegen noch nervöser. Bis jetzt hatte ja alles zwischen ihnen auch einfach irgendwie geklappt (okay, bis auf das eine Mal in der Bibliothek und die Erinnerung hing noch ziemlich frisch und peinlich in Valerios Gedächtnis fest), Val bemühte sich eine Art Mantra aufzusagen, dass er sich unnötig Sorgen machte. Zumal wirklich nichts passieren musste. Sie hatten das nicht festgelegt oder so. Er versuchte sich immer wieder daran zu erinnern, war allerdings mehr als froh, als Emilio wieder in den Raum kam und seine Fluchtinstinkte sich etwas beruhigten.
Gerade noch hatte Valerio darüber sinniert was für einen erbärmlichen Anblick er gerade abgeben musste und trotzdem erschien dieses Lächeln auf Emilios Gesicht, sobald er im Türrahmen erschien. Als sei Valerios Anblick ein akzeptabler Grund für solche Freude und Val spürte wie sich ein vertrautes Kribbeln in ihm breit machte. Himmel, er hatte Sehnsucht nach Emilio obwohl der nur drei Meter entfernt war.
Valerio beobachtete, wie Emilio die Gläser auf dem Nachttisch abstellte um mit freien Händen zurück auf das Bett zu klettern. Val bot eine Hand an um solange die Weinflasche zu halten und versuchte dabei ein selbstsicheres Lächeln hinzubekommen. Womit er sich heute ganz sicher nicht aufhielt, war sich Gedanken zu machen welche Art von Wein sie hier tranken. Auch wenn er nach dem ersten Schluck feststellte, dass es gar kein so schlechter war. 'Auf uns.' hatte Emilio gesagt und die Worte waren wie ein erneuter Flächenbrand mitten in Valerios Unsicherheit. Wie oft hatte Val schon erwähnt, dass es ganz eindeutig kein 'uns' gab und keines geben sollte? Und wie oft hatte Emilio sich schon darüber hinweg gesetzt? Val murmelte eine undefinierbare Antwort und kippte den Wein förmlich hinunter. Es fiel nicht ganz so sehr auf, weil ich auch Emilio zumindest das halbe Weinglas praktisch in einem Zug leerte. Vielleicht hätten sie auf etwas stärkeres als Wein zurück greifen sollen. Val hätte Vodka mitbringen sollen. Oder den Grappa seines Großvaters, der eh nur im Barschrank einstaubte.
Emilio kam zu ihm unter die Decke und das fühlte sich erstaunlich okay an. Die Nähe des anderen beruhigte für den Moment sogar die letzten kleinen Fluchtinstinkte, die Val noch verspürte. Er kuschelte sich näher an Emilio und war für einen Moment ziemlich glücklich. Ihm fiel durchaus auf, dass Emilio ihn nicht direkt küsste, sondern irgendwie zögerte. Val merkte, wie er bei Emilios Frage Atem ausstieß, den der tatsächlich angehalten haben musste. Er betrachtete den anderen mit großen Augen. "Ich äh… ich will nur nichts falsch machen.", murmelte er. Was wieder Mal keine richtige Antwort war, aber zumindest die Wahrheit. Vermutlich ging es im Grunde ihnen beiden so, aber Valerio hatte im Moment noch Probleme weiter zu denken als bis zu seiner eigenen Haut, die gerade unter Emilios Berührungen angenehm warm wurde. Er spannte sich nur noch mehr an, als Emilio anmerkte er sei angespannt. Haha, witzig. Erstaunlicherweise schaffte es ausgerechnet die leichte Röte auf Emilios Wangen, dass Valerios Herzschlag zwar einerseits in die Höhe schoß, er aber auch andererseits irgendwie beruhigt war. Er schlang seine Arme um Emilio, was sich gerade komplizierter anfühlte als es sein sollte. "Küss mich einfach?", schlug er leise vor und drückte seine Nase kurz gegen Emilios, bevor er sich zu dessen Lippen vorbeugte, die nicht mehr nach Erdbeeren sondern nach Wein schmeckten.