28.05.2021, 18:21 - Wörter:
Say you won't let go
, Gast, Gast
am 26.11.2018
am 26.11.2018
Sicher sah die Treppe wirklich nicht aus. Eher als hätte sie ihre letzten Tage bereits lange hinter sich und als würde sie demnächst noch aus der Fassade reißen. Immer wenn ihn der Schwindel beim Erklimmen überkam oder es bedrohlich wackelte oder quietschte, durchzog ein Schreck Benito, der ihn kurzzeitig versteinerte. Arians unmittelbare Anwesenheit hinter, beziehungsweise unter ihm, war da hilfreich, vor allem wenn er beruhigend auf ihn einredete. Es erinnerte ein wenig an damals, als sie in diesen verfluchten Flugsimulator gestiegen waren. Arian hatte seine Hand ergriffen, ihn festgehalten und auf ihn eingeredet, obwohl sie sich nicht mal gekannt hatten. Durch Arian ermutigt schaffte er es schließlich über die Leiter zu klettern und kam keuchend auf dem Dach zum Stehen.
Auch oben auf dem Dach konnte Benito nicht allzu nah an den Rand gehen. Er wahrte einen sicheren Abstand, damit ihm dort nicht auch wieder schwindelte. Der Ausblick half glücklicherweise dabei, die Angst abzuschütteln. Wie Madrid aus dieser Perspektive bei Nacht aussehen würde? Benito warf einen Blick in Richtung des Sonnenuntergangs, wobei er seine Augen leicht zusammen kneifen musste. Die Frage würde sich wohl bald beantworten. Und Arian wäre mit ihm hier. Das war wahrscheinlich ein Moment, den man laut Emilios Definition als romantisch betiteln würde. Benito war noch immer kein Romantiker, aber nun hier zu stehen, nach diesem beschissenen Wochenende, die Arme seines Freundes um sich spürend, mit Blick auf die Dächer der Stadt, es hatte etwas bewegendes.
Durch die sanfte Drehung zur Seite, wandte Benito den Kopf zu dem Zelt, welches ihm erst jetzt auffiel. Es sah wirklich lauschig und gemütlich aus. Trotz der Jahreszeit würde die Heizung angenehme Wärme spendieren und die Kälte hier oben erträglich machen. Er grinste sanft, als seine Wange mit Küssen geflutet wurde. Die Schmetterlinge in seiner Magengegend waren schon seit eben in der Schule wieder wach, doch nun flogen sie aufgeregt umher.
Benito drehte sich in der Umarmung herum und vergrub dabei seine Finger in Arians Jacke. Er drückte sein Gesicht an seine Brust und stellte sich dann leicht auf die Spitzen seiner Schuhe, um hinauf zu seiner Halsbeuge zu rutschen. Leicht reckte er den Hals und rieb seine Nase und Lippen über die weiche Haut.
Über das Wochenende und Samstagnacht zu reden war nicht gerade das, was Benito sich von diesem Abend mit Arian erhofft hatte. Er wollte ungern darüber sprechen. Einer der Gründe war, weil er sich nicht nur vor Arian, sondern auch vor seiner Mutter unglaublich blamiert hatte. Aber Arian rückte leicht von ihm weg und Benito wich seinem Blick aus. Arians Hand traf seine Wange und es durchzog Benito ein kurzer Schlag. Er sah ihm hilflos entgegen und zog dabei die Schultern hoch.
Diesen Gefallen schien Arian ihm nun auch zu tun. Was er sagte, war sehr viel schöner, als an diese Nacht erinnert zu werden. Sein Herz machte einen heftigen Satz und schlug ihm bis zum Hals. Die Wärme kroch in seine Wangen. Die letzten Tage hatte er nichts anderes gewollt, als bei ihm zu sein, da er schien es fast schon unwirklich, dass er endlich wieder da war. Den Kuss erwiderte er innig. Er war viel zu kurz ausgefallen, aber die Erinnerung an die Pizza, ließ auch den Hunger nun wieder zurückkehren.
Benito nickte und machte es sich auf einem der Sitzsäcke bequem, von denen aus ebenfalls ein perfekter Blick auf die Stadt zu sehen war. Die untergehende Sonne hatte dabei etwas überaus besänftigendes, weshalb Benito einen Moment in Gedanken abdriftete und über die Dächer hinwegstarrte. Seine Hände rafften die Decke ein wenig zusammen und er umschloss den Pizzakarton, während Arian mit dem Ofen beschäftigt war. Erst als Arian auch neben ihm Platz nahm und unter die Decke schlüpfte, riss Benito sich von dem Anblick los und wirkte etwas verwirrt, als er die Aufmerksamkeit auf den Karton auf seinen Schoß lenkte. Der Geruch von Salami und Käse kam ihm entgegen, als er den Deckel öffnete und ein Stück herausnahm. Tatsächlich war die Pizza sogar noch recht heiß, weshalb Benito sich beim ersten Bissen beinahe die Zunge am heißen Käse verbrannte. Er zerlief außerdem ziemlich und er fing gerade noch ein Stück auf, bevor es auf den Karton triefte. Kauend lehnte er sich auf dem Sitzsack zurück und legte seinen Kopf an Arians Schulter.