24.05.2021, 13:23 - Wörter:
truly, madly, deeply
, Gast, Gast
am 25.11.2018
am 25.11.2018
Valerio atmete mit so etwas wie Erleichterung aus, als Emilio nicht auf einer Antwort auf seine Frage bestand die über das wenige hinausging, das Valerio bereits Preis gegeben hatte. Jetzt konnte er die Welt 'draußen' wieder beruhigt aussperren. Die Wohnung hier half dabei, anders als in Valerios oder Emilios Zimmer oder in der Bibliothek oder bei Ceres und Cata und sogar als beim McDonalds konnte man sich hier vorstellen, sie seien in einer ganz anderen Welt. In einer ganz eigenen vielleicht. Vielleicht waren sie auch ein ganz anderer Valerio und ein ganz anderer Emilio. Valerio musste in jedem Fall ein ganz anderer sein, denn der Valerio von noch vor ein paar Monaten hätte all das hier niemals zugelassen. Dieser Valerio hier war die etwas sanftere Version des Alltags-Valerios, nicht unbedingt gesprächiger oder geselliger, aber eher bereit über Dinge zu reden und nachzudenken, die er sonst lieber ganz weit von sich wegschob. Er wollte aber nichts weiter von sich wegschieben, er wollte, dass alles so unmittelbar war, wie Emilios Lippen auf seiner Haut. Oder Emilios Lächeln, das rasendes Glück in Valerio auslösen konnte, obwohl es doch eigentlich zu Emilio gehörte. Bis jetzt hatte Valerio nicht verstanden gehabt, dass man sich so sehr über das Glück einer anderen Person freuen konnte. Dass all die kleinen Dinge so wichtig sein konnten.
Trotzdem war er froh, als Emilio verkündete Wein zu haben - denn das bedeutete, dass es ihm in einer Weile vielleicht egal sein würde, ob wirklich alles unter Kontrolle war. Valerio fragte lieber nicht, warum Emilio an Wein gedacht hatte und an Süßigkeiten und an Bademäntel.
Er machte ein kleines, enttäuschtes Geräusch als Emilio den Raum verließ, ließ sich dann aber wieder nach hinten auf das Bett fallen und suchte nach seinem Telefon. Auch andere Leute hatten ihm am Wochenende geschrieben, er hatte bis jetzt aber tatsächlich nur Emilios Nachrichten abgerufen. Schon bei der zweiten Chatunterhaltung merkte Valerio aber, dass er gar nicht richtig bei der Sache war. Genervt setzte er sich auf und legte das Handy wieder weg. Dann traute er sich nachzusehen ob vielleicht andere verdächtige Gegenstände auf dem Bett lagen. Er fand nur weitere Süßigkeiten und schlüpfte langsam und irgendwie nervös aus seiner Lederjacke, um die unzeremoniell in irgendeine Ecke des Zimmers zu pfeffern. Nach kurzem Zögern folgte auch sein Tshirt, das Emilio eben gerade schon im Weg gewesen war. Aus Richtung der Küche hörte er Gläserklirren, während er sich fragte was genau für eine Message es eigentlich war, sollte Emilio wieder reinkommen und er trug auch keine Hose mehr. Er zog sie aber trotzdem aus, tatsächlich froh das nach einem langen Tag zu tun. Dann wurde ihm auf einmal bewusst, dass Emilio geduscht hatte. Vielleicht hätte er das auch tun sollen? Val war kurz davor seine sämtlichen Kleidungsstücke in heilloser Panik wieder anzuziehen, zog stattdessen aber nur die Bettdecke über sich und überlegte, ob er so tun konne als ob er gar nicht existiere. So wie als Kind, wenn die Monster unter dem Bett gelauert hatten. Wobei Valerio schnell gelernt hatte, dass die Monster eigentlich ganz wo anders lauerten.
Als Emilio wieder in den Raum kam - zu Valerios großer Erleichterung nicht nur mit gefährlich balancierten Weingläsern, sondern auch der dazu gehörigen Flasche - saß Valerio mit einem etwas schiefen Lächeln unter einer ziemlich offensichtlich hastig zurecht gezogenen Bettdecke und versuchte sich daran zu erinnern wie man atmete.