truly, madly, deeply
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#2


truly, madly, deeply
,   Gast,   Gast
am 25.11.2018


Valerio hatte an dem Wochenende wirklich versucht nicht an Emilio zu denken. Und um ehrlich zu sein war ihm das ein paar Mal sogar gelungen. Er war gerne in Gesellschaft seines Teams, auch wenn viele Leute (eingeschloßen Arian) irgendwie seltsam drauf gewesen waren. Aber Val hatte mit Ari über diese Schwangerschaftssache reden können und sich dadurch endlich wieder etwas leichter gefühlt und dann war einen Abend lang alles ziemlich cool gewesen, bevor die Bombe geplatzt war und nach einer äußerst dämlichen Runde Wahrheit oder Pflicht auf einmal im Raum stand Valerios Freundin sei schwanger. Er hatte sein bestes getan für sie da zu sein und außerdem klatschwütigen Idioten das Maul zu stopfen, aber Valerio hatte schon auf der Rückfahrt geahnt, dass beides eher kompliziert werden würde. Das anfängliche Hochgefühl, das Trainingswochenenden für Valerio immer begleitete, war letztendlich etwas dumpfen und unguten gewichen. Eigentlich hatte er nur alles in Ordnung bringen wollen, aber alles war bloß komplizierter und schlimmer geworden. Er freute sich nicht besonders auf den nächsten Schultag.

Schon im Trainingslager war ihm aufgefallen, dass sein Telefon fehlte. Zuerst hatte er nur geglaubt, er hätte es in der falschen Tasche oder es handele sich um einen dummen Streich und einer seiner Teamkollegen habe es geklaut (eine Möglichkeit, die ihn im Anbetracht der im Moment sehr verfänglichen Nachrichten darauf in leichte Panik versetzte), hatte dann aber irgendwann eingesehen, dass er es tatsächlich vergessen haben musste. Wie dumm konnte man sein. Aber dann hatte er um ganz ehrlich zu sein auch irgendwann aufgehört daran zu denken, weil… nunja, seine Jungs waren bei ihm.
Nicht so 'Prinzessin'. Der Handybildschirm verwies höhnisch auf all die unter dem Kontaktnamen eingegangenen Anrufe und Nachrichten in Abwesenheit, als Valerio endlich seine Sporttasche in sein Zimmer geschleudert hatte und halb auf dem Bett liegend darauf wartete, dass der Bildschirm endlich wieder anging (die Batterie war alle und er hatte das Handy erst an das Ladekabel stöpseln und dann gefühlt endlos warten müssen). Valerios Eingeweide bildeten einen unangenehm angenehmen Knoten, während er durch Emilios Nachrichten scrollte, die zunehmend verzweifelter und an einer Stelle ganz eindeutig betrunken wurden. Val musste grinsen und das obwohl er befürchten musste, dass jetzt auch noch Emilio sauer auf ihn war, weil er sich nicht gemeldet hatte - Mal wieder. Eigentlich hatte er keinen einzigen Tag verpasst ihm zu schreiben, nicht seit… nun, seit sie sich schrieben. Es war etwas seltsam. Valerio stellte fest, dass er es vermisst hatte und auf einmal verspätet auf Emilios Fragen oder kleinere Informationen zu Emilios Wochenende reagieren wollte. Seine Finger schwebten zögernd über dem zu grellen Display, er hatte in seiner Eile kein Licht im Zimmer gemacht, es fühlte sich an als sei es schon späte Nacht, aber eigentlich war es noch vor Mitternacht. Er tippte eine kurze Erklärung er habe sei Handy vergessen gehabt und schickte dann nach kurzem Ringen mit sich selbst (okay - sehr kurzem) ein 'Können wir uns treffen?' hinterher. Sein Herz schlug bis zum Hals. Er wollte Emilio sehen, mit ihm reden, ihn anfassen. Er vermisste ihn und nachdem er die ganzen Nachrichten gesehen hatte nachträglich irgendwie noch etwas mehr. Die Antwort kam so schnell, als habe Emilio neben seinem Handy gesessen und nur darauf gewartet.

Sich aus der Wohnung zu schleichen war nicht so kompliziert. Val hatte den Inhalt seiner Tasche kurzerhand in seinen Schrank gekippt und neue Kleidung eingepackt. Der Plan war nicht ganz perfekt, aber er war besser - viel besser! - als der Gedanke an eine Nacht allein in einem Zimmer, dass er ohnehin hasste. Das war das beste an den Trainingswochenenden: weit weg sein und nicht alleine in einem Zimmer schlafen. Wenn er das vor irgendjemandem zugegeben hätte, wäre er wohl schallend ausgelacht worden. Deswegen machte er das besser nicht. Unterwegs würde er einfach nach Hause schreiben, es hätte Probleme mit diesem dämlichen Bus gegeben und deswegen würde sie eine Nacht länger in Andalusien bleiben. Die Ausrede war gut. Und sie gab ihm eine ganze Nacht mit Emilio, nicht bloß ein paar geborgte Stunden. Allein der Gedanke hätte ihn vor ein paar Wochen noch in den Wahnsinn getrieben - und zwar nicht der angenehmen Art - aber im Moment konnte er ihn sogar denken und sich gleichzeitig sogar darauf freuen.

Das Appartement war eines dieser Musterdinger, das an Menschen mit zu viel Geld vermietet wurden, die nicht Mal genügend Geschmack hatten um sich ihren eigenen Innenausstatter auszusuchen. Oder vielleicht engagierten sie noch einen bevor sie einzogen und die Möbel zu Anschauungszwecken verschwanden - Val wusste das nicht, auch wenn er von dem Geld das dadurch generiert wurde königlich lebte. Das einzige was ihn interessierte war, dass dieses Appartement bis Ende des Monats nicht auf der Maklerliste stand. Weil irgendein Ersatzteil für die Designerküche noch fehlte.
Val hatte nicht zum ersten Mal Schlüsselkarten geklaut, aber zum ersten Mal ohne den Vorsatz das Appartement mehr oder minder zerstört zurück zu lassen und Verzweiflung bei seinen sämtlichen Verwandten über den wilden Erben und seine Partys auszulösen. Vermutlich wären sie deutlich verzweifelter gewesen wenn sie gewusst hätten, was Val eigentlich dort und dass die zweite Schlüsselkarte Emilio hatte.
Nach Monaten ihrer geheimen Treffen war es etwas seltsam einen Ort zu haben. Val kam sich immer noch seltsam vor, wenn er durch die Wohnungstür kam, er kickte zwar automatisch die Schuhe von seinen Füßen, aber so richtig 'heimelig' war es hier eigentlich nicht. Eher nüchtern modern. Hinzugekommen waren bei ihren Treffen ein paar leere Rotweinflaschen und Pizzakartons in dem Wohnbereich mit Küche. Hier brannten ein paar der Lichter, aber Fernsehgeräusche kamen aus dem Schlafzimmer. Valerio bereute es jetzt vor lauter Aufregung die Treppen genommen zu haben statt den Aufzug. Er war immer noch etwas außer Atem, als er mit etwas, das hoffentlich einem lässigen Grinsen gleichkam in der Schlafzimmertür erschien.
Ihm blieben nur ein paar Sekunden um das Bild von Emilio in sich aufzunehmen, der da auf dem Bett herum saß als sei es seins, dann flog besagter Emilio nämlich förmlich auf ihn zu. Val schloß ihn ganz instinktiv in seine Arme und hielt ihn fest, während er eingehüllt wurde in eine Duftwolke von Shampoo. Er fühlte sich als würde er zum ersten Mal seit Tagen wieder aufhören die Luft anzuhalten, während er Küsse und noch feuchtes Haar an seinem Hals spürte. Das Kribbeln welches das auslöste hatte er vielleicht am meisten von allem vermisst. Als Emilios Lippen endlich seine eigenen erreichten, war Valerio enttäuscht, als sie so schnell wieder verschwanden. Nur wiederwillig ließ Val Emilio so weit los, dass sie sich zumindest gegenseitig ansehen konnten. "Hey.", ein Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln, das sicher kein kalkuliertes, aber etwas neckend war, als er realisierte, wie wenig Emi trug. Er wollte schon fragen, ob Emilio vielleicht aus Versehen unter die Dusche gefallen war oder darin so etwas wie kühle Berechnung lag. "Alles okay?", fragte er stattdessen und erinnerte sich an ein paar von den kryptischeren unter Emilios Nachrichten. Er ließ Emilio los um seine Tasche auf den Boden fallen zu lassen - die auch vielleicht nur aus Versehen hier war.
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truly, madly, deeply - von Emilio Cortés - 15.05.2021, 17:49
RE: truly, madly, deeply - von Valerio Ibárruri - 21.05.2021, 18:33
RE: truly, madly, deeply - von Emilio Cortés - 21.05.2021, 19:21
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RE: truly, madly, deeply - von Emilio Cortés - 23.06.2021, 17:07

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