Distract me from my thoughts
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#5


Distract me from my thoughts
,   Gast,   Gast
am 23.11.2018


Rechnen. Rechnen war gut und das beherrschte er. Schon von klein auf. Auch Sudoku. Als Kind hatte er das schon besser drauf gehabt als sein Großvater und der war schon ziemlich gut gewesen. Auch Zauberwürfel hatten es ihm angetan. Bis heute. Hätte er mal einen mitgenommen. Darauf hätte er jetzt richtig Lust gehabt. Es war ein schöner Zeitvertreib. Aber es war ein noch viel besserer Zeitvertreib Arians schönes Gesicht anzusehen. Das war aufgrund seines unklaren Blicks zwar etwas verschwommen, das tat seiner Schönheit aber trotzdem keinen Abbruch. Benito seufzte leise, weil er merkte, wie sehr er Arian schon jetzt vermisste, obwohl er gerade mal ein paar Tage weg war.
„Okay! Let me think!“, sagte er und seine Lippen wurden kurz schmal. Er brauchte nur wenige Herzschläge. Durch den Alkohol war er tatsächlich langsamer geworden, aber es klappte noch. Breit grinste er. „Zwei’ndvierzig Komma … eins, vier und so weiter.“ Das war gar nicht so schwer gewesen. Aber er hatte es auch einfach drauf, wie er nun sehr stolz feststellte und sich selbst dafür feierte, dass er so ein cooler Dude war.
Gebäude und aufwärmen klang nach einer hervorragenden Idee. Allerdings hatte Benito sich inzwischen von den Bars und Clubs und was auch immer entfernt und er war in eine Straße gelaufen, die ihm nicht gerade vertraut war. Dementsprechend wusste er auch nicht, wo er hätte hingehen können. „Aber ich sitz hier grade so gut“, murmelte er. Er wollte nicht aufstehen, irgendwohin gehen oder wen suchen, anrufen, was auch immer. Er telefonierte gerade mit Arian und das war viel besser. „Wirklich? Das is‘ voll lieb von dir. Du bis‘ so lieb. Kümmers‘ dich immer. Machs‘ mir Frühstück un‘ … boah ich hab‘ grad richtig Bock auf Burger. Hey Siri … wo is‘ der nächste McDonalds?“ Arians Gesicht verschwand von seinem Display und damit auch kurzzeitig Benitos Gesicht auf Arians. Siri öffnete für ihn eine Route zum nächsten McDonalds in seiner Nähe. „Oh der is‘ nur acht Minuten von hier.“ Bei seiner Geschwindigkeit gerade wahrscheinlich länger.

Beinahe vergaß er, dass er im Hintergrund noch immer mit Arian telefonierte. Erst als er seine Stimme wieder hörte, switchte sein Finger über das Display, wodurch ihre Gesichter wieder darauf erschienen. „Hehe du has‘ mich Engel genannt“, sagte er und kicherte. Wie süß war er?! Er hatte den süßesten Freund auf der ganzen Welt. „Was wills‘ du mit mein’m Standort? Komms‘ du her? Kanns‘ du teleportieren? Oh das wäre so cool!“ Sein Freund der Superheld. Das hatte er bei seinem letzten Alkoholabsturz bereits gedacht. Nur war Arian damals noch nicht sein Freund gewesen. Und er erinnerte sich auch nicht mehr daran, dass er ihn mit One Punch Man verglichen hatte. Trotzdem grinste Benito vor sich hin.
Seine Stimmung schlug jedoch um, als sie von zu Hause sprachen. Sichtlich bedröppelt sah Benito auf sein Handy und wirkte nun wie ein getretener Hundewelpe. Es war super süß was Arian da sagte, aber es stimmte ihn unendlich traurig. Er hatte nur die beiden, sie hatten immer alles für ihn getan. Alles. Und nun dieser Gesichtsausdruck bei seiner Großmutter. Es tat weh. „Aber … was wenn nich‘? Wenn sie mich auch nich‘ mehr wollen … dann komm ich in ein Kinderheim. Ich will in kein Heim, ich will nach Hause. Ich will zu meiner Nana.“ Er wirkte verzweifelt und Tränen sammelten sich in seinen Augen. Die Angst, die beiden ebenfalls zu verlieren, das war einfach grauenvoll. Leise schniefte er. Er wollte das alles nicht. Er wollte sie nicht enttäuschen.
Siri erinnerte ihn daran, dass er rechts abbiegen musste und so fiel ihm wieder ein, dass er Burger essen wollte. Benito wischte sich über das nasse Gesicht und kam etwas holprig wieder auf die Beine. Er drehte sich ein paar Mal hin und her, bis er heraus hatte in welche Richtung er gehen musste und lief dann los. Wie ein braver Schuljunge betätigte die Fußgängerampel. „Übermorgen is‘ noch so lang hin“, sagte er mit brüchiger Stimme und sein Handrücken glitt noch einmal über seine Wange.
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