06.01.2021, 00:38 - Wörter:
Have yourself a merry little proposal, uhm, I mean Christmas!
, Gast, Gast
am 24.12.2018
am 24.12.2018
Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Skylars Lippen, während sie still beobachtete, wie Daniel mit seinem Daumen über den verblichenen Sticker fuhr. Wenn man ihn nicht kannte, könnte man anhand der zunächst zurückhaltenden Reaktion denken, dass ihm das Geschenk nicht gefiel, aber sie wusste, dass es sich bei dem Mercer lohnte, ganz genau hinzusehen. Im Gegensatz zu ihr hatte er sich und seine Gefühle eigentlich immer unter Kontrolle, er war eben niemand, der vor Freude in die Luft sprang oder in Tränen ausbrach und er besaß ein natürliches Talent dafür, die ein oder andere Emotion wenn nötig vorzutäuschen, aber wenn man wusste, worauf man achten musste, und die kleinen Zeichen, die wirklich von Bedeutung waren, erkannte, fiel es gar nicht mehr so schwer, einen Eindruck von der ehrlichen Gefühlswelt des ehemaligen DEA-Agenten zu erhaschen. Skylar entging der feuchte Film auf seinen Augen nicht, ihr Lächeln wurde zu einem Schmunzeln und dieses begleitete ihre Worte, als sie die mit dem Geschenk verbundenen Mühen gespielt lässig runterspielte. Sie konnte ja selbst nicht so wirklich glauben, dass es letzten Endes doch noch gelungen war, die alte Kiste wieder in Gang zu kriegen. Aber mit einer Menge Geduld, etwas Schweiß und einer hartnäckigen Entschlossenheit hatte sie es schließlich geschafft und Daniel nun so glücklich, gerührt und dankbar zu sehen ließ Skylar auf einen Schlag vergessen, wie sehr sie sich in den letzten Monaten über das alte Nintendo-System geärgert hatte.
„Ach?“, kam es nur gespielt überheblich als Reaktion auf die scherzhafte Kampfansage des Blonden, worauf sie sich mit einem schiefen Grinsen eine Haarsträhne aus dem Gesicht pustete. Er hatte ja recht, er würde sie platt machen, denn sie besaß nun einmal kein Talent für solche Dinge. Aber ganz so leicht wollte sie sich nun auch nicht geschlagen geben; sie wollte ihm zumindest zeigen, dass sie kein hoffnungsloser Fall war. Dass sie liebend gern sein Player 2 war, auch wenn es wohl nie zu einer Leidenschaft für sie heranwachsen würde.
Gespannt lauschte sie, wie er neben ihr liegend die Spiele aus dem Karton holte und ihr sein Lieblingsspiel vorstellte. Castlevania hatte er schon mal irgendwann erwähnt und sie würde sich gerne von ihm zeigen lassen, was daran ihn so sehr gefesselt und fasziniert hatte, aber es schien kein Spiel der kompetitiven Art zu sein, weshalb es vorerst wieder im Karton landete. Skylar lachte entzückt über die entfachte Begeisterung ihres Freundes, als er das nächste Modul vorstellte, und am liebsten hätte sie ihm stundenlang noch dabei zugesehen und zugehört, wie er diese Begleiter seiner Kindheit nach langem wieder in die Hand nahm und sich bei jedem einzelnen ein beinahe jugendliches Funkeln in seinen babyblauen Augen zeigte. Ein wunderschöner Anblick, der so pur und ungewohnt unschuldig anmutete.
Seine Wahl fiel auf Balloon Fight, doch bevor er anfing, das alte SCART-Kabel an den Fernseher anzuschließen, schlang er seine Arme um seine Freundin und drückte sie fest an sich. Skylar ging das Herz auf und wickelte ihre Arme ebenfalls um ihn, um seine Umarmung zu erwidern, ihn noch dichter an sich zu ziehen und mit einem verliebten Lächeln ihre Nase in seiner Halsbeuge zu vergraben. Sie war überglücklich und irgendwie sogar ein bisschen stolz, mit dem Geschenk so eine Punktlandung gemacht zu haben, doch seine Worte, mit denen er die Konsole als das schönste Geschenk, das er je bekommen hätte, bezeichnete, verstärkten dieses Gefühl noch einmal um ein Vielfaches. Mit verträumt funkelnden Augen sah sie zu ihm auf, schloss ihre Lider nur für den sanften Kuss, ehe die sentimentale Stimmung wie so oft von dem gewohnten, neckisch-flirtenden Ton abgelöst wurde.
„Wart’s ab. Vielleicht wirst du ja derjenige sein, der um Gnade bettelt“, gab die Greene mit einem verheißungsvollen Schmunzeln zurück. Da war es wieder, dieses unterschwellige, erotische Knistern, das schon bei ihrem ersten Treffen in der Luft gelegen hatte. Skylar konnte sich noch gut daran erinnern, wie er damals auf der gecrashten Party ihre Finger das erste Mal absichtsvoller berührt hatte, um ihre Fingernägel aufgrund ihres kleinen Kennenlernspiels näher betrachten zu können. Es dürfte ungefähr dieser Moment gewesen sein, in welchem ihr bewusst geworden war, wie gefährlich anziehend dieser Mann doch war. Und sie war naiv genug gewesen, zu glauben, sie würde nicht an ihm hängenbleiben. Gut anderthalb Jahre später saß sie mit ihm vor dem Weihnachtsbaum, hatte in der Zwischenzeit seine Mutter kennengelernt und eine Ecke im viel zu kleinen Badezimmer der Greenes für ihn freigemacht.
Während Skylar Howie mit ein paar Streicheleinheiten verwöhnte, kümmerte sich Daniel darum, die veraltete Technik an den Fernseher anzuschließen. Kaum hatte er sie eingeschaltet, nahm die Greene ihren Controller entgegen, lauschte den Instruktionen des Mercers und versuchte sich alles einzuprägen. Sonderlich kompliziert klang das Spiel nun wirklich nicht. Wäre doch gelacht, wenn sie es nicht schaffte, ein paar der NPCs vom Himmel zu holen!
„Rot, ganz klar. Sieht gefährlicher aus“, entschied sich Skylar mit wackelnden Augenbrauen um den Scherz hinter ihrem Argument zu unterstreichen. Gefährlich sah an der pixelig-niedlichen Optik nun wirklich gar nichts aus – erst recht nicht, wenn es um Ballons ging. Wie falsch sie damit lag, wurde ihr just bewusst, als es ihr im ersten Level nicht gelang, rechtzeitig den B-Knopf zu drücken, weshalb ihr Männchen dem Wasser am unteren Bildrand zu nah kam, aus diesem daraufhin völlig unerwartet ein riesiger Fisch schoss und die Spielfigur auffraß. „Hey, das ist unfair, davor wurde ich nicht gewarnt! Das gibt 1000 Strafpunkte für dich!“, beschwerte sie sich fassungslos und brach in heiteres Gelächter aus.
Es blieb nicht das einzige Mal, dass Skylar von irgendwelchen unerwarteten Gegnern fertig gemacht wurde, aber sie blieb mit einem sportlichen Ehrgeiz dabei und ließ sich von ihren Niederlagen nicht die gute Laune verderben. Viel mehr musste sie sich zurückhalten, nicht zu laut zu lachen, wenn sie mal wieder mit einem der Gegner kollidierte oder versehentlich in eine Gewitterwolke flog. Mit nur drei Leben war das Vergnügen für Sky somit ziemlich schnell vorbei, aber sie einigten sich darauf, dass das nur die Proberunde gewesen war, und starteten das Spiel noch einmal neu.
Nun, da die Greene die Spielmechanik besser kannte und sich ein paar Tricks von Daniel abgeschaut hatte, lief es schon deutlich besser für sie. Bis zum letzten Level hielt sie durch, verlor dort jedoch ganz knapp vor dem Ende ihr letztes Leben und damit die gesamte Partie. Sie ging dennoch lachend unter - so sehr, dass ihr die Gesichts- und Bauchmuskulatur schmerzte und sie sich seitlich gegen Daniel fallen ließ.
„Hast du das gesehen? Ich war richtig gut! Aber dann kam wieder dieser… Fisch!!“, brach es belustigt und aufgeregt aus ihr heraus, aber natürlich weiterhin darauf bedacht, nicht zu laut zu werden, damit Caleb nicht wach wurde. Ihre Niederlage beendete das Spiel nicht, Dan musste das Level noch beenden und so legte sie ihren Kopf auf seine Schulter, sah ihm gespannt zu und versuchte ihn mit liebevoll-neckischen Kommentaren abzulenken, damit er die Konzentration verlor und das Endlevel nicht ohne sie beendete. Rasch jedoch änderte sie ihre Ablenkungstaktik und fing an, seinen Hals zu küssen und an seinem Ohrläppchen zu knabbern, wofür sie ihre Sitzposition entsprechend änderte, damit sie ihn besser erreichen konnte.
„Hm, was hältst du davon, wenn du einfach aufgibst… und wir sagen, dass keiner von uns gewonnen hat?“, säuselte sie an sein Ohr, während ihre Hand über seine von Stoff bedeckte Brust immer tiefer sank. Dann kniete sich so vor ihn, dass er im Augenwinkel erkennen konnte, wie sie den Reißverschluss ihrer (beziehungsweise seiner) Sweatshirtjacke langsam öffnete und unter dieser allmählich ein dünnes, enges Top zum Vorschein kam, unter welchem sie ganz offensichtlich nichts weiteres trug. Ihre Augen lagen aufmerksam auf seinem Gesicht und kaum trafen sich ihre Blicke, schob sie seinen Controller beiseite und setzte sich rittlings auf seinen Schoss, um sich einen leidenschaftlichen Kuss zu stehlen. Ob er das Level noch geschafft hatte? Das wusste sie nicht, aber es war ihr auch egal. Ihr Körper war so voll von Glückshormonen, ganz ohne dass sie dieses Spiel gewonnen hatte, denn der Jackpot saß gerade in Form ihrer großen Liebe unter ihr. Was das anging, sah sie sich als ganz große Gewinnerin, da ließ sich so eine Niederlage im Videospiel doch leicht verkraften.
Wie zwei Teenager saßen sie also auf dem Boden vor der Couch und knutschten, während Howie mittlerweile wieder schlafend vor der Treppe lag. So vertieft, wie sie miteinander verschlungen waren, sollte man meinen, dass Skylars Köpfchen wie leergepustet sein dürfte, doch ausnahmsweise war dem dieses Mal nicht so. Sie genoss die Lippenbekenntnisse ohne jede Frage und ihr Herz raste, allerdings tat es dies nicht nur aufgrund der erotischen Spannung, der Berührungen, die ihr schon jetzt zuteilwurden und der freudigen Erwartung auf das, was als nächstes Kommen würde. Es lag viel mehr an einem überwältigenden Gefühl, dass sie urplötzlich wie ein Blitz getroffen hatte. Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, der ihr die Augen öffnete und sie verstehen ließ, dass sie es genau so für den Rest ihres Lebens haben wollte.
„Dan… warte… ich...“, stammelte sie also zwischen einigen heißen Küssen, bis sie es schließlich schaffte, sich seinen Lippen zu entziehen. Mit aufgeregt zitterndem Atem lehnte sie ihre Stirn an seine und ließ ihre Hand von seinem Nacken zu seinem Hals wandern. Für ein paar Sekunden wirkte es so, als wollte sie nur vorschlagen, an einem bequemeren Ort weiterzumachen, allerdings machte sie auch keine Anstalten aufzustehen. Sie blieb einfach auf ihm sitzen, sah immer wieder zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her und schien über etwas sehr wichtiges nachzudenken, aber nicht wirklich zu wissen, wie sie ihre Gedanken am besten aussprach. Entsprechend zögerlich fing sie an; ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „… Weißt du eigentlich, wie glücklich du mich machst?“ Bei dieser Frage schaffte sie es, den Blickkontakt zu halten und ihm ein strahlendes Lächeln zu schenken. „Bevor ich dich kannte, hätte ich nie gedacht, dass ich… sowas wunderschönes haben könnte.“ Es war nun einmal ein ungeschriebenes Gesetz, dass den Greenes nichts Schönes vergönnt war. Und wenn doch, stellte es sich entweder als falsch oder von kurzer Dauer heraus. Dann aber war Daniel in ihr Leben getreten und seitdem nicht mehr gegangen. Selbst nach Skylars kläglichen Versuchen, ihn abzuschütteln, damit sie sich bloß nicht in ihn verliebte. „Erinnerst du dich, wie schwer es mir fiel, mich auf dich einzulassen?“ Ein amüsiertes Glucksen holperte über ihre Lippen und leicht schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Wie überzeugt sie davon gewesen war, jemand wie er könnte niemals ernsthaft an einer wie ihr interessiert sein… Sie konnte es noch immer nicht so ganz fassen, aber sie genoss ihr Glück nur noch, statt es zu hinterfragen. „Ich hatte so große Angst davor, enttäuscht und verletzt zu werden. Dabei warst du es, der mir erst wieder Hoffnung gegeben und mich vervollständigt hat. Du bist sogar mir zu liebe in diese Drecksbude gezogen und kümmerst dich so liebevoll um Caleb…“ Aber es waren auch die kleinen Dinge. Die Notizen, die er manchmal für sie hinterließ, die Memes, die er ihr schickte, die gefaketen Snickers-Riegel, die sie sich manchmal wie kleine Code-Botschaften mit einem Zwinkern zuschoben. Langgezogen atmete sie aus, als würde sie sich auf etwas ganz Besonderes vorbereiten. Und tatsächlich tat sie das auch. Denn sie wollte es offiziell machen und für die Ewigkeit besiegeln.
„Das … ist vielleicht weder das beste Timing noch das richtige Outfit und auch nicht der romantischste Ort dafür, aber… ich bin mir so sicher“, begann sie mit einem schüchternen Lächeln und atmete noch einmal tief durch, ehe sie von ihm stieg, sich neben ihn kniete und beide seiner Hände in ihre nahm, „und ich glaube, ich platze, wenn ich es nicht hier und jetzt tue.“ Ihre Hände waren heiß und verschwitzt, ihr Puls stieg noch weiter in die Höhe und sie spürte die Nervosität in jeder Pore. Es war die Angst, er könnte sie ablehnen, weil es ihm zu früh erschien oder er überhaupt nicht beabsichtigte, diese Beziehung auf die nächste Stufe zu heben, aber sie war sich so verdammt sicher, dass sie es wollte, weshalb sie diese Angst überwand. „Ich habe absolut keinen Zweifel, dass ich mit dir für den Rest meines Lebens zusammen sein, alle Herausforderungen des Lebens bestreiten und unsere kleine Familie erweitern will…“ Wieder atmete sie flatternd aus, ihr Blick tropfte für den Bruchteil einer Sekunde auf ihre gemeinsamen Hände, ehe sie zurück in die tiefblauen Ozeane sah, in denen sie immer wieder mit Vergnügen versank. „Daniel Mercer, willst du mich heiraten?“