21.08.2024, 21:27 - Wörter:
memories of the very first day of our forever
So einer war er also. Einer, der im Kopf Listen führte. So souverän wie er da schnell ihre Gemeinsamkeiten und Überschneidungen auflistete und für sie verbal zusammenfasste. Ellis Mundwinkel zogen sich beeindruckt nach unten und sie gestand ihm ein knappes Nicken zu. „Die High School hab ich gerade so abgeschlossen“, erklärte sie und befand sich damit jenseits der Wahrheit, „und damit hab ich hier einigen etwas voraus.“ Sie sah wieder zu Bobby, hätte sie nicht getan, wenn sie nicht gewusst hätte, dass er es durchaus in sich hatte einen Abschluss zu machen aber einfach nicht mehr hin gegangen war weil, seine Worte: Das Fernsehprogramm ihn mehr gereizt hatte als die Schule. Absurd, so grotesk, dass es sie schon wieder amüsierte. Für jemanden aus der bildungsfernen Schicht wie sie war die Möglichkeit gute Schulen zu besuchen ein Privileg, sie würde sich lieber ein Bein abhacken als die Chance auszuschlagen eine gute Institution zu besuchen. Eben anders als andere Stammgäste in diesem Pub.
„Bierdusche also.“ Verstand sie, konnte sie. „Ich werde deiner Bitte nur zu gerne nachkommen aber nur, dass du bescheid weißt: das Bier geht dann auf deinen Deckel.“ Sie würde kein Bier bezahlen, das sie wegschüttete. Überhaupt sah der handsome strenger aus wie jemand der aus Versehen den ganzen Pub hier kaufte wenn er seine Rechnung begleichen wollte, weil er fernab jeder Realität lebte und nicht wusste was die Dinge kosteten. Ein Leib Brot? Gerne. Hier sind 300 Dollar, stimmt so. Sein Anzug war doch sicher mehr wert als die hier Anwesenden, vor allem aber ihre körpereigenen Entgiftungsorgane, nein wirklich, Händler für den Organschwarzmarkt würden hier an ihre Grenzen stoßen. Abgesehen von Ellis, vielleicht, und ihren neuen Bekannten. Sie trank zwar gern hier und da ein Glas, aber niemals so viel, als dass sie die Kontrolle verlor. Weder wollte sie das, noch könnte sie sich das leisten.
„Dein Akzent“, antwortete sie postwendend darauf, was seine mangelnde Standorttreue verraten hatte. „Trainiert sich mancher natürlich ab, aber eigentlich eher nicht an einem Ort wie diesem hier.“ Sie tippte mit Zeige- und Mittelfinger gegen die Theke; egal wie fein die Leute sich im Berufsleben gaben, egal wie lang der Stock im Arsch - kam man an einen Ort wie diesen, dann war man wer man war und nicht, wer man da draußen sein musste. An der Börse, in der Kanzlei, im OP Saal. Da wo sich die Streber eben so hin verirrten.
„Leider nicht“, sagte sie, Gott sei Dank nicht, niemals, egal was sie sagt, antwortete der Barkeeper gleichzeitig. Olivers und Ellis Blicke trafen sich, offensichtlich uneinig über den Karaoke Abend. „Ich möchte“, sagte sie schließlich und sah vom Barkeeper zum Mann neben sich und wieder zurück. „Er weigert sich einen zu veranstalten.“ Wird nicht passieren, antwortete er, betonte jede Silbe unnötig deutlich. Frustriert atmete Ellis aus. „Hier gibt es keine Karaoke“, antwortete sie also schließlich, noch lange nicht fertig mit dem Thema. „Aber es gibt ein Klavier.“ Oliver ließ den Kopf in den Nacken sinken. Ist nicht gestimmt. „Noch nicht meinst du.“ Ein Grinsen auf den Lippen, triumphierend, als hätte man ihr gerade olympisches Gold im Diskutieren verliehen.
Palikir. Bis zu diesem Moment war sich Ellis nicht einmal sicher gewesen ob Mikronesien wirklich existierte oder es ein fiktiver Nachbartort von Mittelerde war. Beeindruckt und irritiert zugleich sah sie den Mann einen Moment an, blinzelte zwar, mehr passierte aber nicht. “Klugscheißer“, fiel Bobbys Urteil zum Thema aus. „Woher weißt du sowas?“ Ellis nahm ein paar Schlücke aus ihrem Getränk „Woher weiß man sowas?“ Ratlos ging der Blick zu den anderen Anwesenden.
„Noch nie“, beantwortete sie stattdessen seine Frage wie oft sie das Quiz schon gewonnen hatte. „Ich mach nicht mit. Es ist leicht die Cleverste im Raum zu sein wenn es keinen Gegenbeweis gibt.“ Ein Irrglaube, dass sie ein großes Allgemeinwissen besaß. Sie war nischenbegabt, wusste, dass Tennessee Williams am Deckel seiner Augentropfenflasche erstickt war. Oder in welchem Verhältnis Krieg und Frieden mit Alice im Wunderland und Ulysses stand. Aber wenn man sie fragte wer Außenminister des Landes war - keine Ahnung. „Ich lebe hier die Illusion von Intelligenz, verrat mich nicht.“ Ein ehrliches Lachen perlte über ihre Lippen, kein Moment, der zu lange währen durfte. Hier gab man nicht zu viel von sich preis. „Also“, begann sie stattdessen wieder mit einer Gegenfrage. „Vor wem bist du weggelaufen, dass du so“ und sie machte eine vage Bewegung in Richtung seines Auftretens, „ausgerechnet hier gestrandet bist?“ Der Kapitalismus war es wohl nicht, dafür sprach sein stinkreiches, weltmännisches Auftreten. Vielleicht das Gegenteil davon. „Kommunisten?“ Weil - warum nicht? Ihre trockene Tonlage sprach jedenfalls dafür, dass das ganz normal war. Everyday business. Passierte ihnen allen hier ständig.
„Bierdusche also.“ Verstand sie, konnte sie. „Ich werde deiner Bitte nur zu gerne nachkommen aber nur, dass du bescheid weißt: das Bier geht dann auf deinen Deckel.“ Sie würde kein Bier bezahlen, das sie wegschüttete. Überhaupt sah der handsome strenger aus wie jemand der aus Versehen den ganzen Pub hier kaufte wenn er seine Rechnung begleichen wollte, weil er fernab jeder Realität lebte und nicht wusste was die Dinge kosteten. Ein Leib Brot? Gerne. Hier sind 300 Dollar, stimmt so. Sein Anzug war doch sicher mehr wert als die hier Anwesenden, vor allem aber ihre körpereigenen Entgiftungsorgane, nein wirklich, Händler für den Organschwarzmarkt würden hier an ihre Grenzen stoßen. Abgesehen von Ellis, vielleicht, und ihren neuen Bekannten. Sie trank zwar gern hier und da ein Glas, aber niemals so viel, als dass sie die Kontrolle verlor. Weder wollte sie das, noch könnte sie sich das leisten.
„Dein Akzent“, antwortete sie postwendend darauf, was seine mangelnde Standorttreue verraten hatte. „Trainiert sich mancher natürlich ab, aber eigentlich eher nicht an einem Ort wie diesem hier.“ Sie tippte mit Zeige- und Mittelfinger gegen die Theke; egal wie fein die Leute sich im Berufsleben gaben, egal wie lang der Stock im Arsch - kam man an einen Ort wie diesen, dann war man wer man war und nicht, wer man da draußen sein musste. An der Börse, in der Kanzlei, im OP Saal. Da wo sich die Streber eben so hin verirrten.
„Leider nicht“, sagte sie, Gott sei Dank nicht, niemals, egal was sie sagt, antwortete der Barkeeper gleichzeitig. Olivers und Ellis Blicke trafen sich, offensichtlich uneinig über den Karaoke Abend. „Ich möchte“, sagte sie schließlich und sah vom Barkeeper zum Mann neben sich und wieder zurück. „Er weigert sich einen zu veranstalten.“ Wird nicht passieren, antwortete er, betonte jede Silbe unnötig deutlich. Frustriert atmete Ellis aus. „Hier gibt es keine Karaoke“, antwortete sie also schließlich, noch lange nicht fertig mit dem Thema. „Aber es gibt ein Klavier.“ Oliver ließ den Kopf in den Nacken sinken. Ist nicht gestimmt. „Noch nicht meinst du.“ Ein Grinsen auf den Lippen, triumphierend, als hätte man ihr gerade olympisches Gold im Diskutieren verliehen.
Palikir. Bis zu diesem Moment war sich Ellis nicht einmal sicher gewesen ob Mikronesien wirklich existierte oder es ein fiktiver Nachbartort von Mittelerde war. Beeindruckt und irritiert zugleich sah sie den Mann einen Moment an, blinzelte zwar, mehr passierte aber nicht. “Klugscheißer“, fiel Bobbys Urteil zum Thema aus. „Woher weißt du sowas?“ Ellis nahm ein paar Schlücke aus ihrem Getränk „Woher weiß man sowas?“ Ratlos ging der Blick zu den anderen Anwesenden.
„Noch nie“, beantwortete sie stattdessen seine Frage wie oft sie das Quiz schon gewonnen hatte. „Ich mach nicht mit. Es ist leicht die Cleverste im Raum zu sein wenn es keinen Gegenbeweis gibt.“ Ein Irrglaube, dass sie ein großes Allgemeinwissen besaß. Sie war nischenbegabt, wusste, dass Tennessee Williams am Deckel seiner Augentropfenflasche erstickt war. Oder in welchem Verhältnis Krieg und Frieden mit Alice im Wunderland und Ulysses stand. Aber wenn man sie fragte wer Außenminister des Landes war - keine Ahnung. „Ich lebe hier die Illusion von Intelligenz, verrat mich nicht.“ Ein ehrliches Lachen perlte über ihre Lippen, kein Moment, der zu lange währen durfte. Hier gab man nicht zu viel von sich preis. „Also“, begann sie stattdessen wieder mit einer Gegenfrage. „Vor wem bist du weggelaufen, dass du so“ und sie machte eine vage Bewegung in Richtung seines Auftretens, „ausgerechnet hier gestrandet bist?“ Der Kapitalismus war es wohl nicht, dafür sprach sein stinkreiches, weltmännisches Auftreten. Vielleicht das Gegenteil davon. „Kommunisten?“ Weil - warum nicht? Ihre trockene Tonlage sprach jedenfalls dafür, dass das ganz normal war. Everyday business. Passierte ihnen allen hier ständig.