memories of the very first day of our forever
Zitieren Nach oben
#3


memories of the very first day of our forever
,   Emrys Westbrook,   Ellison King
am 15.06.2020


Der interessante Rücken, oder vielmehr die Frau, zu der ebendieser gehörte, drehte sich um und geriet dabei leicht in Schieflage, sodass Emrys' Hand kurz zuckte, sie aufzufangen; sie schien sich aber dann doch selbst halten zu können, sodass er den Hilfeversuch doch lieber unterließ. Nicht, dass morgen die Schlagzeile, ein New Yorker Politiker begrabsche in einer Bar fremde Frauen, in den Bostoner Zeitungen die Runde machte. Leicht runzelte sich seine Stirn ob der Irritation ihres Blickes; das hier war eine volle Bar, war es da wirklich so erstaunlich, dass jemand einen der letzten freien Plätze belegen wollte? Oder hatte sie ihn erkannt? Das würde ihn überraschen, immerhin war der Wahlkampf noch nicht gestartet und sein Gesicht noch nicht über die Grenzen New Yorks bekannt. Aber vielleicht war sie ja eine New Yorkerin, oder eine Harvard Alumni. Auch dann könnte sie sein Gesich möglicherweise schon einmal gesehen haben. Möglicherweise fragte sie sich auch, warum jemand in seinem Aufzug sich in einer Bar wie diese verlaufen hatte. Vielleicht fand sie ihn auch schlichtweg attraktiv, das kam ja durchaus öfter vor. Da sie von vorn noch hübscher anzusehen war als von hinten, schenkte er ihr ein kleines, charmantes Lächeln, während er auf ihre Antwort wartete. Falls sie dafür offen war, schadete ein kleiner Flirt ja nicht.
Aha, an die Belegung des Platzes war eine Bedingung geknüpft. Aufmerksam blickte Emrys die Fremde an, registrierte ihr dichtes, blondes Haar, das Glitzern ihrer Augen, die ansprechenden Gesichtszüge, während sie mit einem Kerl sprach, der ebenfalls einen Platz an der Bar belegte. Sie war wirklich attraktiv, fand er und ertappte sich bei dem Gedanken, wie froh er war, diese und keine andere Bar betreten zu haben. "Mit dem Bildungsgrad kann ich auf jeden Fall dienen, auch wenn ich entsprechende Nachweise gerade leider nicht mit mir führe. Das mit dem Schmatzen... Ich denke, das bekomme ich hin. Zumal ich eigentlich nur etwas Trinken will." Er deutete auf das Bierglas, dass der Barkeeper gerade vor ihn hinstellte. "Ich hoffe, Alkohol ist kein Problem?"

Als sie ihm gnädigerweise einen Platz zuwies, nahm er dort platz und spürte noch ihre Wärme, die sie auf dem Stuhl hinterlassen hatte. Sein Blick glitt kurz zu dem übergewichtigen Kerl, fragend zog er eine Augenbraue hoch. "Hausverbot schreibt man aber mit V", stellte er klar, woraufhin der Typ ihn mit bösen Blick ansah. "Willst du mich für dumm verkaufen? Das schreibt man mit H am Anfang!"
Ooookay. Emrys unterdrückte ein Augenrollen und wandte seine Aufmerksamkeit dann lieber nach links zu der blonden Lady. "Ich gebe lieber auf", murmelte er. Gegen so einen Kerl konnte man nicht gewinnen, dazu war das intellektuelle Gefälle einfach zu groß. Zudem, wenn er die Wahl hatte, sich mit einer schönen Frau oder einem angetrunkenen, ungepflegten Typen, der vermutlich kurz unter der Grenze des Mittelstandes kratzte, fiel die Entscheidung nun wirklich nicht schwer.
"Der beißt mich aber nicht, oder? Meine Tollwutimpfung wird erst nächste Woche aufgefrischt." Hinter seinem Rücken brummelte der Typ irgendwas, aber Emrys ignorierte ihn. Stattdessen zog er sein Glas an sich heran und nahm einen Schluck, ehe er es wieder abstellte und dann die Knöpfe seines Jacketts öffnete. An einer Bar mit einem geschlossenen Jackett zu sitzen, das war wie ein Stock im Allerwertesten. Und wer mochte schon einen bestockten Menschen? Höchstens jemand, der selbst zu dieser Sorte Mensch gehörte, aber so sah sie auf keinen Fall aus. Für einen kurzen Moment wünschte er sich, etwas legerer gekleidet zu sein, aber das war nun mal er, und dazu stand er. Immerhin kam er ja auch von einer Veranstaltung und nicht vom Herumlümmeln auf seiner Couch.
"Gut beobachtet", antwortete er ihr, nachdem er es sich also ein wenig bequemer gemacht hatte. "Aus der Art deiner Fragestellung schließe ich, dass du durchaus öfter hier anzutreffen bist? Vielleicht kannst du mir ja etwas von der Karte empfehlen, dass ich auf keinen Fall verpassen darf?" Nicht, dass er vorhatte, jetzt noch etwas zu Essen, immerhin hatte es in Harvard genug Canapées gegeben, aber wenn jemand wie diese Frau hier öfter anzutreffen war, schloss er nicht aus, diese Bar ein zweites Mal aufzusuchen.
In PDF umwandeln Zitieren Nach oben


Nachrichten in diesem Thema
RE: memories of the very first day of our forever - von Emrys Westbrook - 08.08.2024, 10:11

Gehe zu: