Distract me from my thoughts
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#21


Distract me from my thoughts
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am 23.11.2018


Benito klappte den Mund auf, um zu protestieren. Er setzte sogar zu sprechen an, schob sich dann aber einen Chicken Nugget in den Mund und biss energisch davon ab. Woher wusste Arian überhaupt wann er Geburtstag hatte? Sie hatten nie darüber geredet und Benito hatte es ihm sicher nicht erzählt. Seine Augen wurden nun zu Schlitzen und er sah Arian auf seinem Display ganz genau an. Wenn sich seine Augen durch die Kamera bohren würden, würden sie sich sicher auch in Arians Augen bohren. „Du has‘ mich wirklich gestalkt.“ Einzige Erklärung dafür, dass er wusste, wann er älter wurde. Benito stellte sich dabei vor, wie Arian Mission Impossible like wie Tom Cruise in das Büro der Schulleitung eingebrochen war, um an Benitos Akte herauszukramen, damit er an dieses Datum kam. Arian würde als Tom Cruise keine schlechte Figur machen. Oder als Agent. „Du solltes‘ Spion werd‘n.“ Nur bitte ohne die ganzen Frauen wie in den Bond-Filmen. Das würde Benito gar nicht gefallen.
Er hatte ja keine Ahnung was Arian sich alles für seinen Geburtstag hatte einfallen lassen und wie tief er dafür in die Tasche gegriffen hatte. Er würde sich schlecht fühlen, wegen der Summen. Aber er würde wahrscheinlich auch komplett ausflippen. „Freu dich nich‘ zu früh! Pokerface“, meinte Benito und wischte mit seiner Hand, in der er noch einen Nugget hielt, knapp an seinem Gesicht vorbei, nur um dann seine unbeeindruckte, neutrale Miene zu präsentieren, die so typisch für ihn war. Nur jetzt hielt sie nicht lange stand, denn er gluckste kurz darauf schon wieder.

Leicht die Lippen schürzend, hob Benito eine Braue und sah Arian forschend an. Zumindest so gut, es ihm gerade möglich war. „Hab‘ ich dich etwa scharf gemacht?“, fragte er nach und normalerweise wäre ihm nun wohl die Röte ins Gesicht geschossen und er hätte vor allem nicht nachgefragt, sondern dieses Thema einfach unter den Tisch fallen lassen. Aber jetzt legte er seine Lippen um den Strohhalm seiner Cola und nahm einen schlürfenden Schluck, um den Bissen herunter zu spülen, während er den Blick auf Arian behielt.
Endlich brachte Benito es dann zu seinem Geständnis. Das was er schon die ganze Zeit hatte sagen wollen und weshalb dieses Gespräch so wichtig gewesen war, dass er es nicht mehr hatte aushalten können. Deswegen war er überhaupt erst aus der Bar gegangen, weil es ihn irgendwie überkommen und raus gewollt hatte. Einfach so und ohne groß darüber nachzudenken. Doch trotz der Dringlichkeit, hatte es ziemlich lange gedauert, bis er es überhaupt in den Mund genommen hatte.

Arian bewegte sich und Benito mampfte seine Nuggets schnell weiter. Er war inzwischen beim sechsten angekommen und ärgerte sich darüber, keine größere Packung bestellt zu haben. Sein Magen schien betrunken einem schwarzen Loch zu gleichen, denn er glaubte noch kein Hungergefühl zu verspüren.
Benito nickte und klappte die Schachtel zu. Noch immer kauend, wollte er zu reden ansetzen, aber da nahm plötzlich jemand vor ihm auf der Bank Platz. Kurz hoffte er, dass Arian endlich aufgekreuzt war. Jetzt wo er beinahe aufgegessen hatte. Seine Miene hellte sich auf, allerdings sah er nicht Arian vor sich – der steckte noch immer in seinem Handy – sondern eine Frau. Benito sah sie erwartungsvoll an und hätte sie nüchtern wohl darum gebeten, sich woanders hinzusetzen. Nun blinzelte er jedoch. „‘Nabend“, meinte er und merkte schon jetzt, dass es ihn überfordern würde mit Arian und ihr gleichzeitig eine Unterhaltung zu führen.
„Hallo, du bist Benito Medina, richtig? Ich bin Maite Alarcón, die Mutter von Arian. Ich wollte dich abholen, um dich zu ihm zu bringen.“ Sie sprach ruhig und klang sehr freundlich. Sie hatte ein liebes Lächeln aufgelegt. Tatsächlich brauchte Benito jedoch einen Moment um sich zu erinnern, dass er sie bereits einmal gesehen hatte. Nur kurz, aber er erinnerte sich. Trotzdem funktionierte sein Hirn gerade überaus langsam und er verstand nicht, wo sie plötzlich hergekommen war und wieso Arian immer noch nicht hier war, sondern seine Mutter vorgeschickt hatte.
„Ich hab‘ meine Apfeltasche aber noch nich‘ gegess’n“, murmelte Benito und fühlte sich als hätte er irgendetwas wichtiges verpasst. Arian und FaceTime hatte er schon wieder vergessen, weil ihr Auftauchen und ihre Vorstellung ihn heftig irritierten.
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#22


Distract me from my thoughts
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am 23.11.2018


”Genau, Benito, ich habe dich gestalked”, lachte der Dunkelhaarige und schüttelte hinterher belustigt den Kopf. “Ignorieren wir die Tatsache, dass ich ebenfalls mit deinem besten Freund befreundet bin und ich ihn möglicherweise einfach gefragt habe“, er schmunzelte und biss sich dabei sachte auf die Unterlippe. Es war schon witzig, dass sein Freund gerade eben jede noch so schwere Mathematikgleichung lösen konnte, aber die Idee des ‚Er könnte Emilio gefragt haben‘ nicht in Betracht zog. Immer noch grinste Arian vor sich hin und dachte sich seinen Teil, weil er Benito in seinem Glauben nicht unterbrechen oder berichtigen wollte. Es war irgendwie niedlich, wenn er sich so sicher war, des Rätsels Lösung herausgefunden zu haben, obwohl er meilenweit davon entfernt war. “Das schau ich mir an. Du wirst ausrasten“, damit zeigte er ihm die Zunge und kicherte leise, ehe er seufzte und Benito das Gesprächsthema in eine eher versaute Richtung lenkte. Gott, das durfte er doch nicht einfach so machen. Es war schon so schwer genug ihm zu widerstehen, doch nun wo er kilometerweit weg war, war es beinahe unerträglich. Er wollte Benito halten und ihn anfassen und ihn küssen und allem voran: mit dem Mund verwöhnen. Arian hatte Gefallen daran gefunden, seinen Freund mit dem Mund zu befriedigen und wenn er ehrlich war, so könnte er das den ganzen lieben langen Tag machen. Er leckte sich über die Lippen und starrte auf Benitos, die er leicht geschürzt hatte. “Du weißt genau, dass du mich scharf gemacht hast. Du machst mich immer scharf, Babe“, hauchte Ari leise, sich erneut über die Lippen leckend und auf der Parkbank herumrutschend. Es war schon etwas unangenehm, wenn man eine hammerharte Latte hatte und die gegen den Jeansstoff presste.

Und als wäre all das nicht genug gewesen, sprach Benito im nächsten Moment Worte aus, die Arian sogleich vor Sehnsucht vergehen ließen. Er hatte ihm gesagt, dass er ihn liebte. Benito Medina liebte ihn. Wie hatte Arian das nur geschafft? Wie hatte er es geschafft, dass dieser mehr als bezaubernde, wertvolle und wunderschöne Junge sich wirklich in ihn verliebte? Schnell von seinem Platz aufspringend und auf und ab gehend, fühlte Arian die Glückstränen in seinen Augen. Sein gesamter Körper zitterte, wenn auch nicht mehr wegen der Kälte, die an seinen nackten Unterarmen nagte. Er zitterte, weil die positive Aufregung und die Glücksgefühle in ihm tobten und ihn lebendig fühlen ließen. “Benito ich-", sagte er, als dieser seine Frage noch einmal bejahte, jedoch wurde er direkt von seinem Freund unterbrochen, der nun wieder mit jemanden sprach. Gott, konnte er sich nicht eine Sekunde lang konzentrieren? Arian wollte ihm doch sagen, dass er ihn ebenfalls über alles liebte. Seit Wochen trug er diese Gefühle für Benito mit sich herum und nun, wo er sie endlich aussprechen könnte, war Benito bereits wieder in einer anderen Welt. Arian seufzte schwer und knurrte leise, ehe er die Stimme erkannte, die da mit Ben sprach. Seine Mama. Oh, Gott sei Dank. Kurz den Gedanken beiseite schiebend, dass er seinem Freund eigentlich etwas Wichtiges hatte mitteilen wollen, lauschte er den Worten, die sie tauschten und seufzte erleichtert. Benito schien nicht panisch zu werden und wollte lediglich seine Apfeltasche essen. “Mama! Mama, nimm sein Telefon. Ich bin hier“, sagte Arian laut, wohl wissend, dass sie ihn hören würde. Es dauerte einen kurzen Moment, bis seine Mom leise sprach und fragte ob es in Ordnung wäre, wenn sie kurz sein Telefon benutzen würde. Vermutlich nickte Benito nur, weil er bereits auf seiner Apfeltasche herumkaute, denn schon im nächsten Augenblick wurde die Kamera auf Arians Mutter gelenkt, die sanft auf ihn hinab lächelte. Guten Abend, mein Schatz“, sagte sie leise und Arian seufzte abermals erleichtert auf. “Danke Mama, dass du direkt losgefahren bist. Ich hatte wirklich Angst, dass ihm etwas passiert“, begann er, als dir Beine unter ihm langsam nachgaben und er in die Wiese plumpste, um sich zu setzen. Erst jetzt merkte Arian, wie verdammt angespannt er gewesen war. “Mom, er hat es gerade nicht einfach. Seine Großmutter hat uns gestern erwischt und sie wusste nicht, dass wir… Sie wusste nicht, dass Benito sich für Männer interessiert und es ist eskaliert und ich… ich verspreche dir, ich erkläre dir Sonntag alles genauer, okay? Bitte bring ich ihn in mein Zimmer. Er soll seinen Rausch ausschlafen und mich morgen bitte anrufen“, murmelte er, sich dabei die dunklen Haare etwas raufend. Seine blauen Augen wirkten nun mehr als müde, während seine Mutter weiterhin sanft lächelte und nickte. Sie versprach ihm, dass sie sich gut um ihn kümmern würde, ehe sie eine einzige Frage stellte. ‘Du magst ihn, oder‘, fragte sie und Arian lächelte leicht, ehe er nickte. “Mama, ich liebe ihn. Ich… Er ist… Er bedeutet mir alles. Bitte pass auf ihn auf, solange bis ich zurück bin“, sie nickte, lächelte und versprach abermals, dass sie Benito sicher nach Hause bringen würde. Und dann verabschiedete sie sich, ehe Arian seinem Freund sagen konnte, dass er ihn ebenso liebte. Nun auf das dunkle Display seines Handys blickend, lächelte er glücklich. Dabei schwor er sich, dass er es Benito sofort sagen würde, wenn sie sich am Montag sehen würden. Benito musste einfach wissen, dass er geliebt wurde. Aus vollem Herzen und unwiderruflich.
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