'Cause we could be history in the making
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#1


'Cause we could be history in the making
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am 12.02.2021


Er schaute ihn so gerne an. Das war ihm heute bestimmt schon tausend Mal aufgefallen. Das hatte er auch noch nie gehabt. Christian schaute hübsche Männer gerne an. Ein-Zweimal oder so, aber Nathan… der war nicht nur hübsch, sondern auch schön. Er mochte es, wie seine Augen funkelten, wenn er von irgendwas redete, was ihn begeisterte. Dann dieses Lächeln, mit den kleinen Grübchen in den Wangen… Oh Gott so schwer hatte es Christian nicht mehr erwischt seit… Stop! Er wollte das garnicht vergleichen. Das würde Nathan garnicht gerecht werden. Nathan war mit nichts zu vergleichen. Das Gefühl, welches er ihm gab, war mit nichts zu vergleichen. Das war komplett neu und fühlte sich trotzdem so vertraut an. Das mit dem Essen vor der Ausstellung war seine Idee gewesen. Nicht, weil man ja was essen musste, sondern weil man sich hier deutlich besser unterhalten konnte, als bei der Ausstellung. Da unterhielt man sich dann eh über die Kunst und den oder die Künstler/Künstlerin und hier beim Essen hatte man dann Zeit sich einfach etwas näher kennen zu lernen. Ganz ohne irgendwelche Ablenkung in Form von Highschool Teenagern die irgendwelche bescheuerten Fragen stellten.

Christian war also froh, dass er sich halbwegs getraut hatte, ihn zu fragen, ob sie nicht gemeinsam zu der Ausstellung wollten. Sie hatten beide direkt gewusst, dass das ein Date war ohne es offensichtlich anzusprechen. Das war nicht nötig gewesen. Sie hatten sich beide in die Augen gesehen, das selbe Funkeln bei dem jeweils anderen gesehen, das war irgendwie eindeutig gewesen. Und jetzt standen sie hier in der Galerie. Er kannte die Galerie ganz gut, fand sie auch ganz ansprechend hier in New Orleans. Er ging gerne hier her. Hier konnte man sich im Zweifel nicht so schnell verlaufen. Er hielt ein Glas Champagner in der Hand, das war hier immerhin die Eröffnung der Ausstellung, da gab es Drinks und Häppchen. Er hatte gerade Nachschub an Getränke geholt, für sich eben jenen Champagner und für Nathan ein Wasser. Er hatte vorhin doch erzählt, dass er wenig Alkohol trank. Sowas merkte sich Christian schnell. Das war dann auch für immer abgespeichert. Witzig eigentlich, dass er sich solche Kleinigkeiten sofort merken konnte.

Er nahm sich einen Moment, bis er die letzten drei Meter zu Nathan überbrückte um ihn anzuschauen. Ihn zu beobachten, wie er das Bild anstarrte und darüber nachdachte, was das Bild wohl aussagen wollte. Christian schmunzelte. Genoss noch eine Sekunde den Anblick, bis er es dann auch etwas creepy fand und zu ihm aufschloss. Er hielt ihm dann das Glas Wasser hin und lächelte. “Hier… Ich hab dir ein Wasser mitgebracht.“ er grinste und hoffte, dass das auch wirklich in Ordnung war. Dann drehte er sich zu dem Bild, während er an seinem Glas nippte und betrachtete das Gemälde. “Gefällt es dir?“ ob er jetzt das Bild meinte oder den Abend, das ließ er mal Nathan interpretieren. Er jedenfalls genoss den Abend. Sie hatten keine Sekunde diese unangenehme Stille gehabt, sie hatten sich gut unterhalten und kamen wirklich von einem auf das andere Thema. Wahrscheinlich hatte sich Christian schon lange nicht mehr so amüsiert.
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#2


'Cause we could be history in the making
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am 12.02.2021


Es war so offensichtlich gewesen… Vermutlich war es jedem aufgefallen. Oder wenigstens jedem, der darauf geachtet hatte. Seiner Nichte zum Beispiel. Die hatte ihrem Onkel bei diesem Schulfest und seinem dritten Besuch an ihrer Schule in den letzten Wochen sofort nach der Begrüßung gesagt, wo sie ihren Kunstlehrer zuletzt gesehen hatte. Weil sie davon ausgegangen war, dass Nathan das besonders interessierte. Kluges Kind. Und sie hatte ihm von dem Schulausflug ins Museum erzählt… Besonders kluges Kind. Ja, vielleicht hatte Nathan an diesem Tag ein wenig länger als sonst darüber nachgedacht, was er zur Arbeit anziehen würde. Er war ziemlich verknallt, so richtig. Und wie das in diesen Fällen immer so war, hätte er gar nicht genau sagen können, warum. Christian war nett und hübsch, witzig und klug. Das waren natürlich alles wichtige Faktoren, aber waren sie wirklich entscheidend? Nathan kannte viele Männer, die hübsch und klug waren, nett und witzig. Und in die war er nicht verliebt. Was diesen besonderen Unterschied machte, war einfach ein Rätsel.

Natürlich war das hier ein Date, schon das Essen war es gewesen. Wie gesagt, es war so offensichtlich… In Bezug auf sie beide. Jeder konnte sehen, dass Nathan und Christian viel füreinander übrig hatten. Sie selbst konnten das auch. Es gab ja auch keinen Grund, daraus ein Geheimnis zu machen. Nathan hatte seine Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben und betrachtete eingehend eines der hier ausgestellten Gemälde, bevor Christian ihn aus den Gedanken riss. Nathan drehte den Kopf und blinzelte langsam, wirkte einen Moment lang beinahe überrascht. Der Dunkelhaarige hatte ihm ein Glas Wasser mitgebracht. Okay, wow… "Danke." Er lächelte sanft, bevor er ihm das Glas abnahm. Sich selbst hatte Christian Champagner geholt, aber Nathan bekam Wasser. Das überraschte den Blonden. Sicher, er hatte vorhin erwähnt, dass er nur selten Alkohol trank und dann auch nur wenig. Zum Essen hatte er ein Bier getrunken, mehr nicht. Aber das war etwas, was sich die Leute normalerweise erst nach einer Weile merkten. Christian schien da aufmerksamer zu sein, das gefiel ihm.

"Gefällt es dir?" Nathan betrachtete noch einen Moment lang das Wasserglas, bevor er schließlich den Blick hob, um Christian anzusehen. "Sehr", entgegnete er und lächelte abermals, dann trank er einen Schluck von seinem Wasser und deutete schließlich durch ein knappes Nicken mit dem Kopf auf das Gemälde. "Das Bild auch." Aber das war offenbar eher schmückendes Beiwerk, vor allem das hier gefiel ihm. Der Abend mit Christian, die Zeit, die sie miteinander verbrachten. "Ich hatte immer eine Schwäche für abstrakten Expressionismus", erklärte der Blonde schließlich und schnalzte leise mit der Zunge. "Vielleicht eine zu große, wie manche Dozenten gern behauptet haben." Ein amüsiertes Grinsen legte sich auf seine Züge. Selbst unter Kennern gingen die Meinungen bezüglich dieser Stilrichtung weit auseinander. Und viele dieser Kenner, die Kunstgeschichte unterrichteten, galten als vergleichsweise altmodisch und deshalb nicht unbedingt als große Freunde des abstrakten Expressionismus. Allerdings hatte Nathan das nie gestört.
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#3


'Cause we could be history in the making
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am 12.02.2021


Das hier passte zu ihnen: Essen und dann Kunst. Kunst war nunmal ein großer Bestandteil im Leben von beiden. Christian war Kunstlehrer und bezeichnete sich an überheblichen Tagen als Künstler. Nathan hingegen hatte Kunstgeschichte studiert und arbeitete im Museum. Es war also klar gewesen, dass sie an ihrem ersten Date irgendwas in die Richtung unternehmen würden. Damit fühlten sich beide wohl. Das machte das ganze irgendwie entspannter. Keiner musste sich mit irgendetwas beschäftigen, was einem vielleicht nicht gut lag oder sowas. Das war doch irgendwie immer die Herausforderung… etwas zu finden, mit dem sich beide wohl fühlten. Manchmal stimmte man zu einer Aktivität zu, nur weil man nicht unhöflich sein wollte oder aber, weil man unbedingt den anderen sehen wollte. Also… die beiden Herren hatten wirklich Glück miteinander. Christian hätte es auch äußerst schade gefunden, wenn sie beide nicht auf einen Nenner gekommen wären. Denn irgendwie hatte der Blonde etwas an sich, was dem Lehrer ein besonderes Kribbeln in der Magengegeben verpasste.

Und ja, Christian war aufmerksam, besonders bei Menschen, die er mochte. Die er sehr mochte. Das war ein Talent, was er nicht erst gelernt hatte, sondern war er schon immer in sich getragen hatte. So konnte er sich auch gut auf seine Schüler einlassen, weil er schnell merkte, was dem einen mehr oder weniger lag. Vielleicht machte ihn das auch so beliebt bei den Schülerinnen und Schülern oder dessen Eltern. Er konnte es nicht beschreiben und er war auch viel zu bescheiden um zu behaupten, dass er aufmerksamer als andere war. Auch wenn er irgendwie wusste, dass das so war. Wobei er natürlich auch nicht verstand, wieso sonst keiner so aufmerksam war. Wieso vielen Menschen so essentiell wichtige und doch kleine Dinge nicht auffielen. Wahrscheinlich hatte Christian das von seinem Vater. Der war auch so. Der konnte sich früher schon immer gut merken, was seine Söhne für Spielsachen haben wollten. Hatte sich das das ganze Jahr über gemerkt, damit sie es entweder zum Geburtstag oder Weihnachten bekamen.

Christians Augen funkelten ein bisschen stolz, als Nathan verdeutlichte, dass er den Abend meinte, indem er sagte, dass ihm das Bild auch sehr gefiel. Christian hatte die Frage absichtlich offen formuliert, damit dort eben Spielraum für Interpretation lag. Er wollte nicht direkt fragen, ob er diesen Abend mit ihm genoss, ob es ihm gefiel, dass sie hier war. Oder dass sie vorhin essen waren, was im übrigen wirklich sehr lecker gewesen war. Sein Lächeln wurde also breiter, weil ihm das hier auch gefiel, also dieser Abend und dieses Bild. “Das freut mich. Mir auch…“ er nahm einen Schluck vom Champagner und widmete sich dann dem Bild zu. Betrachtete es einen Moment und ließ es auf sich wirken. Nickte dann langsam. “Mir gefällt am abstrakten Expressionismus dass man eigentlich keinen Regeln folgen muss. Ich kann meine Hände in Farbe tauchen und dann einfach was auf die Leinwand malen. Ohne dass ich irgendwelchen Formen oder Linien folgen muss. Und jedes Bild ist perfekt Imperfekt.“ er löste seinen Blick von dem Bild und schaute wieder zu Nathan. “Niemand kann einem Emotionen oder Gefühle vorschreiben… wie sie auszusehen haben… und mit Abstrakten Expressionismus kann man das eben sehr gut ausleben.“ wieder nahm er einen winzigen Schluck von dem prickelnden Getränk und zuckte minimal mit den Achseln.
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