Tis the season to be jolly... fala lala laaa, la fuck my life
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Tis the season to be jolly... fala lala laaa, la fuck my life
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am 26.12.2016


Rebecca & Skylar | 26.12.2016 | 18:00 Uhr | Livingston, New Jersey


tis the season to be jolly
fala lala laaa,
la fuck my life.

Eigentlich gab es an Weihnachten nichts, worauf sich die Greene besonders freute. Die Weihnachtszeit war in ihrer Familie nie etwas besonderes gewesen, nicht einmal bevor sich ihre Eltern nacheinander von ihren Pflichten verabschiedet hatten, und nun, da Caleb alt genug war, dass er auch allein bei Skylars Grandma Betty bleiben konnte, konnte sie die Feiertage wieder nutzen, um besonders viel Trinkgeld bei ihrem unbefriedigenden Job als Kellnerin in einem Diner abzustauben. Auch an diesem Tag arbeitete sie unermüdlich, trug ihr bezauberndstes Lächeln auf ihren Lippen, wünschte jedem einen Guten Rutsch ins neue Jahr und wirkte so, als würde sie es lieben, viel zu fettiges Essen an übergewichtige Kunden zu verteilen, dabei machte sie diesen Job nur, weil sonst niemand die alleinerziehende Mutter ohne abgeschlossene Ausbildung als Köchin einstellen wollte und sie das Geld wirklich dringend brauchte. Dabei war es nicht nur das miese Essen, das die blonde Genießerin immer wieder aufstoßen ließ, sondern vor allem ihr Chef, Warren Hunt, der sie mit seinem frauenfeindlichen Verhalten immer wieder auf die Palme brachte. Es ging der Greene gehörig gegen den Strich, dass er seinen Kellnerinnen Spitznamen wie ‘Puppe’, ‘Süße’ oder ‘Kleine’ gab, er sie selbst im Winter lächerlich kurze Kleidchen tragen ließ und immer wieder seine Macht spielen ließ, da er ganz genau wusste, dass die Damen, die für ihn arbeiteten, auf ihre Jobs angewiesen waren und keine andere Wahl hatten, als es sich gefallen zu lassen. Wer Skylar kannte, wusste, dass sie sich zu wehren wusste und dies auch tat, ganz gleich, was für Konsequenzen dies für sie haben könnte, doch dieses Mal war es anders, denn die Konsequenzen, die folgen würden, würden nicht nur sie betreffen. Sie brauchte einen Job, um Calebs Windeln und Bettys Arztrechnungen zu bezahlen, musste die Einkäufe finanziell stemmen und versuchte nebenbei noch ein kleines Sparbuch zu führen, damit ihr Sohn es einmal besser hätte als alle Greenes vor ihm. Und da sie sonst keiner nehmen würde, blieb sie tapfer und wartete, bis sich eine andere Tür öffnete. Natürlich gab es da noch immer diese eine Tür, die hinter ihr lag und sie nie wieder betreten wollte, aber sie hatte ihre Entscheidung getroffen: eine Rückkehr nach New York, in die gefährliche Nachbarschaft, in der sie mit ihren Geschwistern unter miesesten Umständen in einer baufälligen Bruchbude groß geworden war, kam nicht in Frage. Zwar vermisste sie ihre Familie auch, aber sie konnte nicht noch länger die Aufpasserin für ihre Geschwister spielen. Sie hatte es satt, stets alles im Blick haben und darauf aufpassen zu müssen, dass niemand im Knast, im Krankenhaus oder auf dem Friedhof landete, und seit Caleb da war, war sie sich sicher, dass sie dafür auch weder die Zeit, noch die Nerven hätte. Der ursprüngliche Plan, Caleb nach der Geburt in die Hände gut situierter Adoptiveltern zu geben und danach zurück zu ihrem Restaurant und ihrem alten Leben in NYC zurückzukehren war in jenem Moment, in welchem sie das verklebte, schreiende Würmchen gesehen hatte, dem Wunsch gewichen, ihn zu behalten, zu beschützen und selbst diejenige zu sein, die ihm großartige Perspektiven bot. Und nun, anderthalb Jahre später stand sie hier, in einem Diner und einer Uniform, die sie hasste, und starb jedes Mal innerlich ein kleines Bisschen, wenn sie ihre Wut und ihren Unmut schlucken und stattdessen tapfer darüber hinweglächeln musste.

‘Tu es für ihn’ stand es mit dickem, rotem Filzstift krakelig und sicher nicht frei von Rechtschreibfehlern auf dem unteren Rand des Polaroidfotos, das die Innenseite ihrer Spindtür zierte und einen schlafenden Säugling zeigte. Ein verzweifelter Versuch der jungen Mutter, trotz ihrer Unzufriedenheit durchzuhalten und nicht zu vergessen, worum es hier eigentlich ging. Jedes Mal, wenn ihre Schicht anfing oder endete und sie sich in dem kleinen Mitarbeiterraum umzog, spendete ihr dieses Foto etwas Trost und Zuversicht, an diesem Abend jedoch war das traurige Lächeln der Blonden nicht nur dem kleinen Greene geschuldet, sondern vor allem der Aussicht auf ein Wiedersehen mit ihrer besten Freundin Rebecca. Sie hatten ausgemacht, dass sie sie von der Arbeit abholen und sie gemeinsam zu Skys Grandma fahren würden, wo sie seit ihrer Flucht aus der Stadt wohnte, würden gemeinsam das kleine Festmahl verschlingen, das Skylar in der letzten Nacht vorbereitet hatte, und vielleicht bei einem Weihnachtsfilm und heißem Kakao kichern und scherzen. Auch ein kleines Geschenk hatte die junge Mutter für ihre beste Freundin besorgt und die Vorfreude auf dieses kleine Weihnachten mit den für sie wichtigsten Menschen hatte ihr an diesem Tag einen ganz besonderen Aufschwung gegeben. Immer wieder hatte sie auf die Uhr gesehen und pünktlich um Sechs hatte sie die von ihr bedienten Tische ihrer Kollegin Brenda überlassen, um die Blackburn nicht unnötig lang warten zu lassen. Hastig knöpfte sie die Knöpfe der Diner-Uniform auf, sprühte sich etwas Deo unter die Arme, um den dominierenden Geruch von altem Fett zu überdecken, und schälte sich ganz aus dem Kleidchen. Sie verschwendete keine Zeit, schlüpfte in ihre Hose und ein Tanktop, zog ihre Socken und Schuhe an und wollte sich gerade den Pulli über den Kopf streifen, als sich die Tür öffnete und sie sich den zusammengeknüllten Stoff reflexartig vor den Oberkörper hielt.
“Fuck, Warren, das Schild!!!”, wies sie den Eindringling schroff auf den Zettel hin, mit welchem die Mädels des Diners kennzeichneten, dass gerade jemand in der Umkleide war und sich umzog, doch unbeeindruckt von der funkelnden Wut in Skylars Augen lehnte sich der Dunkelhaarige mit vor der Brust verschränkten Armen gegen den Spind neben dem geöffneten Schrank der Greene und kam ihr auf diese Art unangenehm nah.
“Hab ich gesehen, war mir egal”, grinste er schief, “aber wie ich sehe komme ich eh schon ein bisschen zu spät. Das Beste hab ich wohl verpasst...”
Skylars Augen weiteten sich und sie war wie paralysiert, als er mit einer Dreistigkeit, die sie einfach nur sprachlos machte, seine Hand ausstreckte, um den runtergerutschten BH-Träger an ihrer linken Schulter hochzuschieben... dann jedoch ging alles ganz schnell. Es folgte ein Klatschen, das so laut war, dass selbst die Kunden im Gastraum des Restaurants aufsahen und innehielten, und der glühend rote Handabdruck an Warrens Wange sowie der brennende Schmerz in ihrer rechten Handfläche ließen die junge Mutter bewusst werden, dass sie die Beherrschung verloren hatte. Fassungslos sah der Dinerbesitzer seine Angestellte an, blinzelte zunächst perplex und eine angespannte Stille entstand, die Skylar schwer schlucken ließ.
“Okay, okay”, fing er dann an und rieb sich mit seine tätowierten Fingern über die Wange. In seinen grünen Augen flackerte etwas auf, das unheilvoll und düster wirkte; als hätte Skylars Widerstand in ihm etwas geweckt, das lieber nicht hätte geweckt werden dürfen. “Ich gebe dir ne Chance, es wieder gut zu machen, Kleine. Dann vergessen wir das hier und du kannst den Job behalten.”
Skylars Blick tropfte zu Boden und ihr wurde schlecht, so schnell pumpte ihr Herz vor lauter Panik gegen die Innenseite ihres Brustkorbs. Sie brauchte diesen Job. Aber sie wusste, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes auf Knien vor ihm herumrutschen und ihn anbetteln, gar schlimmere Dinge für ihn tun müsste, damit sie den Job im Diner behalten könnte. Sie erschauderte, als sie seine kühle Hand an ihrem Kinn spürte und er sie mit leichtem Druck zwang, ihren Kopf zu heben und ihm ins Gesicht zu sehen, doch sie hielt sich dieses Mal zurück. Du brauchst diesen Job. Tu es für Caleb.
“Ich wollte schon immer mal wissen, wie es sich anfühlt, eine Mom zu fi-”
“Fick dich, Warren”, fiel sie ihm plötzlich mit schneidender Kälte ins Wort und schob seine Hand weg, worauf sie ihre restlichen Sachen aus dem Spind nahm, sie grob zusammengeknüllt unter ihren Arm klemmte und das Foto von der Spindtür riss. “Ich kündige.”

Überrascht hoben sich da die Augenbrauen des Dinerbesitzers und sprachlos drehte er sich zu ihr um und verfolgte sie mit seinem Blick, als sie mit all ihren Sachen aus der Umkleide und dem Diner stürmte. Sie nahm sich nicht einmal die Zeit, ihre Jacke anzuziehen, fröstelte dementsprechend, als sie durch den Schnee über den Parkplatz zum Auto ihrer Freundin stampfte, vor welchem diese schon auf sie wartete. Schwach lächelte Sky Rebecca zu, als sie vor ihr stehen blieb, und sie wollte sie eigentlich mit dem immergleichen lustigen Insider begrüßen, doch die zurechtgelegten Worte wollten einfach nicht über ihre Lippen kommen. Stattdessen füllten sich die braungrünen Augen der jungen Mutter mit Tränen, da ihr just bewusst wurde, es verkackt zu haben, weil ihr ihr dämlicher Stolz in die Quere gekommen war.
“Hey”, perlte es ein bisschen heiser über ihre Lippen, als sie ihre Sachen in den Schnee fallen ließ und ihre Freundin umarmte. Anders als sonst war diese Umarmung jedoch nicht nach maximal zwei Sekunden beendet. Stattdessen legten sich die Arme Skylars fester um die schlanke Statur der Dunkelhaarigen, sie vergrub ihr Gesicht in ihrem so vertraut duftenden Haar und ein Schluchzen ließ ihren ganzen Körper erbeben, als ihre Dämme schließlich brachen und die angestauten Tränen über ihre Wangen flossen. “Ich bin so froh, dass du hier bist, Becks.” Ihre Stimme überschlug sich, als sie sich an dem dicken Kloß in ihrem Hals vorbeikämpfte. Noch immer schluchzend löste sie sich schließlich von ihrer besten Freundin, schlang die Arme um sich selbst und rieb sich zitternd die kalten Oberarme, ehe sie entschuldigend zu der Blackburn aufsah und sich mit dem Handrücken die Nässe aus dem Gesicht wischte. “Sorry für den kleinen Ausbruch. War ein mieser Tag. Lass uns fahren...” Vorsichtig sah sie hinter sich zum Diner, durch dessen Fenster sie ihren Ex-Chef wütend Richtung Tür stiefeln sah. “... und das am besten, bevor dieses Arschloch rauskommt.”
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Rebecca & Skylar | 26.12.2016 | 18:00 Uhr | Livingston, New Jersey


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"Kann ich mir über Weihnachten dein Auto leihen?" Mit ihrem Finger malte sie kryptische Zeichen auf Tomasz nackter Brust, der bereits mit einem glücklichen Lächeln am wegdämmern war. Wie immer hatten sie nicht viel miteinander gesprochen, seitdem sie in seinem großzügigen Loft aufgetaucht war, aber diese Beziehung funktionierte deswegen wahrscheinlich so gut. Entweder stand, saß oder lag sie irgendwo, während sie Musik hörte, auf der Gitarre klimperte oder in einem Magazin klimperte, während er bewunderte, wie das Licht auf diverse Körperteile von ihr fiel, und wie verrückt am Malen war - oder sie fielen übereinander her. Meistens war es ein fließender Übergang zwischen beidem, und es war ein Arrangement, das für sie beide funktionierte. Und manchmal fragte sie ihn um etwas, und mit einer großzügigen Geste gab er es ihr. Wer hätte gedacht, dass es so einfach und befriedigend war, eine Muse zu sein? Sie wussten beide, dass ihre Geschichte ein Ablaufdatum hatte, weil irgendwann einer von ihnen gelangweilt sein würde, aber deswegen war der Moment umso intensiver.

Neugierig hob er den Kopf. "Wofür brauchst du es, drágám?" Er hatte diesen intensiven, fokussierten Blick, bei dem sie sich immer nackt fühlte, auch wenn sie es gar nicht wahr. Auf eine aufregende Art und Weise, weswegen sie überlegte, sich zu ihm rüber zu beugen und eine weitere Runde einzuleiten, aber da sie so selten wirklich miteinander sprachen, entschied sie sich doch darauf zu antworten. "Ich besuche eine Freundin in Livingston, New Jersey, und ich will nicht mit dem Zug fahren." Er verzog das Gesicht, ob es nun daran lag, dass sie New Jersey oder Zugfahren erwähnt hatte, das konnte sie nicht ganz einschätzen. Er war ein kleiner Snob, weswegen es sie auch nicht weiter wunderte, als er ihr mit einem "Nimm die Corvette, aber mach mir keine Beule rein." den Wagen überließ. Er war ein Snob, aber er hatte tolle Autos. Jetzt, wo sie wieder seine volle Aufmerksamkeit hatte und sie mit diesem intensiven Blick anschaute, fühlte sie, wie ein Funke übersprang, und sie glitt tiefer, um ihm auf eine Weise zu danken, die Worte niemals vermocht hätten.

Wenige Tage später brauste sie mit der luxuriösen Corvette über die Interstate 280. Das Auto war wirklich eine Augenweide, den Rotton hatte Tomasz selbst entworfen und im Inneren hatte er nur auf das Beste geachtet. Es machte wahnsinnig Spaß, diesen Wagen zu fahren, und sie erwischte sich öfters, wie sie über dem Tempolimit fuhr. Wie sollte sie bei so einem Auto denn auch etwas anderes tun? Außerdem war sie sich sicher, dass Sky auch ihre Freude an dem Wagen haben würde, und wenn es nur war, um über diesen Pomp mit ihr zu lachen. Sie beide würden sich so einen Wagen niemals leisten können, aber das hieß nicht, dass Becks es nicht zu schätzen wusste. Und deswegen hatte sie auch so großzügig damit angeben können, ihre Freundin von der Arbeit abzuholen, und musste nicht einmal ihren Bruder anhauen, der leider nicht so einen schicken Wagen fuhr. Die Brünette lebte gerne in Extremen, und entweder wäre sie im zerbeultesten Auto aufgetaucht, das sich finden ließ, oder eben in etwas so Extravagantem, dass sie an jeder Ampel angestarrt wurde.

Sie hielt vor dem Dinger, in dem Sky arbeitete, und lehnte sich lässig an die Türe. Mit ihren gemütlichen Boots, der Jeans und einem braunen Parka wirkte sie nicht wie die typische Besitzerin einer Luxuskarosserie, aber sie bekam ebenso viele Blicke wie ihr Wagen. Das war doch mal eine nette Abwechslung.

Sie konnte gleich sehen, dass Skys Laune alles andere als fröhlich war, als sie zusah, wie die Blondine eindeutig aufgebracht auf sie zustapfte. Becks wäre nicht sie selbst, wenn sie nicht gelassen mit überkreuzten Beinen da stehen und warten würde, bis ihre Freundin bei ihr war. Aber dann kam Bewegung in die schlanke Gestalt, als sie mit einem "Hey Süße" ihre beste Freundin umarmte, und sich einfach darüber freute, sie mal wieder zu sehen. Seitdem sie aus der Stadt weggezogen war, vermisste sie sie manchmal ganz furchtbar. Sie erwiderte Skys Umarmung fest und strich ihr beruhigend über die Haare, während sie ein "Ich freue mich auch." murmelte. Sky hatte eindeutig einen beschissenen Tag, und für sie war es selbstverständlich, für sie da zu sein und den Tag besser zu machen.

Es wurde ziemlich schnell klar, dass irgendwas mit ihrem Chef passiert war, von dem sie bereits einige miese Dinge erzählt hatte. Sie warf einen Blick zum Dinger, im Gegensatz zu ihrer Freundin völlig entspannt. "Zieh dir ersteinmal deine Jacke an, bevor du erfrierst. Und wenn du willst, geh ich rein und vermöbel ihn." Sie zog auffordernd die Brauen hoch, ihre Augen irgendwo zwischen amüsiert und kampfeslustig. Chauvinistischen Arschlöcher trat sie nun einmal gerne in den Hintern, vor allem wenn sie die Menschen verletzten, die sie liebte. Mit einem Druck auf die Fernbedienung des Wagens öffnete sich der Kofferraum und entblößte einen voll gestopften Rucksack und eine Tüte, in der eingepackte Weihnachtsgeschenke für Sky und ihre Großmutter drin war. Mit einem sanften Streicheln von Skys Wange nahm sie ihr ihr Zeug ab, bis auf ihre Jacke, und warf es dazu.
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am 26.12.2016


Unter anderen Umständen wäre die rote Corvette Skylar sicher als erstes aufgefallen – wem auch nicht? – doch so aufgebracht wie sie sich in diesem Moment des lang ersehnten Wiedersehens in die Arme ihre besten Freundin fallen ließ, blendete sie die Umgebung für einige Sekunden einfach nur aus. Es fühlte sich nach etlichen stressigen Monaten wie eine Belohnung für die ganzen Strapazen an, Rebecca zu umarmen, sich an ihr festzuhalten und ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, denn es war bei weitem nicht nur der Ärger mit Warren, der der sonst so taffen Blonden die Tränen in die Augen getrieben hatte. Ihr dämlicher Chef hatte das Fass nur zum Überlaufen gebracht, nachdem es sich über all die Zeit nach und nach dank ihrer ausweglosen Situation und ihrer fortwährenden Unzufriedenheit gefüllt hatte. Es war eine Sache, mit einem beschissenen Job in einer langweiligen Stadt fern von ihren Freunden festzusitzen. Aber es war eine ganz andere (und eine so viel bedeutendere!), dass sie Caleb überhaupt nichts bieten konnte. Sie fühlte sich wie die größte Versagerin, wurde in schlaflosen Nächten von Selbstzweifeln geplagt und fragte sich immer wieder, wie es weitergehen sollte. Nun, da sie Rebecca umschlang und in ihre duftenden Haare schluchzte, fiel etwas von dem Ballast von ihr ab, die Anspannung in ihrer Brust löste sich und ihr war, als könnte sie zum ersten Mal seit langem endlich wieder durchatmen. Die beruhigende Streicheleinheit an ihrem Kopf tat der Blonden gut und sie entspannte sich merklich, worauf sie von ihrer schönen Freundin abließ und sich für den kleinen Ausbruch entschuldigte. Offenbar war dieser jedoch nichts, das Rebecca großartig schockte oder störte – sie blieb gelassen wie immer, ritt auch nicht auf Skylars offen gezeigter Schwäche herum oder machte sich darüber lustig. Sie schien es selbst ohne Erklärung zu verstehen und allein deshalb schlich sich schon ein kleines, vorsichtiges Lächeln auf die Lippen der jungen Mutter, welche sich schniefend mit dem Handrücken über die nassen Wangen wischte und zaghaft nickte. Ja, sie sollte sich etwas anziehen. Nicht nur ihre Gänsehaut, sondern auch das Klappern ihrer Zähne sprachen dafür, also schlüpfte sie in ihre Jacke, schob das Foto von Caleb in die Jackentasche und sah noch einmal zurück zum Diner, in welchem Warren zähneknirschend vor der Tür auf und ab tigerte und mit einer anderen Angestellten diskutierte.
„Nein… vermutlich geht ihm dabei noch einer ab“, winkte die Kellnerin auf Rebeccas herausfordernden Vorschlag, sich mit dem Widerling anzulegen, ab, und das leise über ihre Lippen holpernde Lachen zeigte, wie mühelos die Blackburn es schaffte, die kleine Welt ihrer chaotischen Freundin zu retten. Und wenn es nur mit der bloßen Vorstellung, wie sie Warren vermöbelte, war. „Das gönn ich dem nicht.“ Verdient hätte er es zwar, dass man ihm ordentlich eins auf die Mütze gab, und vermutlich würde sie sogar mitmachen, aber sie wollte nicht noch mit ihrer besten Freundin im Knast landen. Nicht an Weihnachten.

Als Sky wieder zu ihrer Freundin sah, hatte diese bereits den Kram in den Kofferraum der Corvette gepackt – und da fiel es der Blonden erst wie Schuppen von den Augen. Eine Corvette?!
„Heilige Scheiße, schicke Karre!“, entkam es der Greene fassungslos und sie konnte gerade so dem Impuls widerstehen, ihre eisigen Finger über die mindestens genauso eisige Motorhaube gleiten zu lassen. Bei ihrem Pech würde sie nur versehentlich einen Kratzer hinterlassen, also behielt sie ihre Pfoten schön bei sich und sah stattdessen mit einem gespielt-zweifelnden Blick zu ihr. „Hast du etwa eine Bank ausgeraubt? Ohne mich?!“ Geheimnisvoll grinste sie, als sie um den wunderschön lackierten Wagen herum ging und auf der Beifahrerseite einstieg. Selbst die Innenausstattung war vom feinsten… vom Lenkrad über das Armaturenbrett bis hin zum verdammten Schaltknüppel! Skylar war ein wenig überfordert damit, in ihren schäbigen Klamotten in so einem schönen Wagen zu sitzen, blinzelte perplex, als ihr Blick durch das Interieur glitt und sie sich anschnallte. „Das…“ ist der perfekte Wagen, um abzuhauen. Aber nein, sie konnte nicht schon wieder weglaufen. Vor allem nicht ohne Caleb. „… nenn ich mal eine coole Überraschung - - Ist das etwa ein Geschenk von Tomasz?“ Die schlechte Laune der Blonden schien wie weggefegt, als sie mit wackelnden Augenbrauen zu ihrer Freundin sah. Sie hatte den geheimnisvollen Künstler nie persönlich kennengelernt, wusste nur das, was bei Telefonaten beiläufig über ihn erzählt worden war. Und das reichte für den Verdacht, dass er ziemlich viel Geld hatte… „Du hättest ihn ruhig mal mitbringen können. Caleb lernt ja sonst nie Männer ken-… WHOA, FUCK! FAHR, BECKS, FAHR!!!“ Das ruhige Gespräch erfuhr ein abruptes Ende, als Skylar durch die Frontscheibe ihren wütenden Chef mit einem Baseballschläger nach draußen und auf den teuren Wagen zu stapfen sah. Ob die Blackburn den Wagen wie abgemacht ohne Beulen zurück zu seinem Besitzer bringen könnte, hing nun maßgeblich von ihrer Reaktionszeit ab.
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