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Stay gold - Valerio Ibárruri - 21.05.2021 nothing gold can stay Hauptsächlich war Valerio verwirrt. Nein, irritiert. Und diese Irritation hatte etwas in ihm aufgeweckt, das anscheinend immer ein bisschen da war aber meist einfach unbedeutend war und dämlich und niemals an die Oberfläche kam: die Angst, dass Arian ihn einfach ersetzen könnte. Hätte er das laut ausgesprochen - und vielleicht dazu noch vor Arian - es wäre vermutlich ein lächerliches, dummes, krummes Gefühl gewesen, das sofort in das Loch zurück gekrochen wäre, in das Valerio alle Ängste verbannte, die dunkel waren und von denen niemand wissen sollte. Aber natürlich sprach Valerio es nicht aus. Jedenfalls nicht so direkt. Hatte er noch nie. Nicht mit dreizehn und nicht mit siebzehn Jahren, nicht einmal mit Tequila. Denn er und Arian, das war so ein special Ding. Sie waren Blutsbrüder, sie waren wie Brüder und das war mehr wert als ab und an aufkochende Eifersucht, wenn Arian zum Beispiel mehr mit Evan machte als sonst. Es war dumm das zu denken und Valerio wusste das. Er wusste es verdammt gut. Aber das hier war… es war ihr Rückzugsort. Ihr Geheimnis. Nicht Mal Freundinnen brachten sie dahin mit. Aber Benito Medina war dort gewesen - und Val verstand die Welt nicht mehr. Es war eindeutig Benitos Schal, den er auf der Dachterrasse gefunden hatte, auf der er sich normalerweise nur mit Arian traf. Niemand sonst ging dorthin. Sie hatten alles dorthin geschafft und eingerichtet soweit man das behaupten konnte. Auch gestern war Val nur dort gewesen um auszuspannen und nicht nach Hause zu müssen und sich eine gute Ausrede für die aufgeplatzte Lippe auszudenken, die er zur Schau trug seit sich das rasend schnell ausbreitende Gerücht Valerio habe seine Freundin geschwängert bis zu seinem Vater vorgearbeitet hatte. Das war allerdings spontan egal geworden, als Valerio den Schal gefunden hatte. Als hätte er Medinas fucking Schal nicht erkannt! Und Arian hatte… keine wirkliche Erklärung geliefert. Sie hatten sogar fast ein wenig gestritten, aber nicht richtig, weil Ari weggemusst hatte. Und zurück geblieben war dieses ungute Gefühl und Val hatte einmal mehr nicht erklären können, warum er da oben war und aussah als hätten die Furien ihn gejagt. Und jetzt war er hier unten (auf dem Erdboden). Und das Gefühl war das gleiche. Und schlimmer. Natürlich war er in der Schule - nicht mehr auf der Dachterrasse - und hätte er hier einen Schal von Medina gefunden, er hätte vielleicht überlegt das Ding abzufackeln, aber sich sicher nichts dabei gedacht. Was Valerio so stutzig machte war die Nachricht. Auf Arians Handy. Von Benito. Sie redeten miteinander… sie… keine Ahnung. Valerios Gedanken überschlugen sich, er streckte die Hand nach dem Telefon aus und zog sich mit der anderen das Tshirt über den Kopf, dass er sich gerade angezogen und dabei zufällig das Aufleuchten auf dem Display bemerkt hatte. Alle anderen waren schon weg in der Pause, nur Valerio hatte getrödelt, wie immer wenn er keine Erklärungen liefern wollte. Ein Druck auf die Hometaste zeigte die gleichen ersten zwei Zeilen von (vermutlich Benitos?) Nachricht. Nichts, was wirklich viel Aufschluss gab und Valerio versuchte nicht einmal das Telefon zu entsperren. Er wollte nicht einmal genau wissen, was die beiden da schrieben, das Problem war, dass sie überhaupt schrieben. Valerio war schon aus der Umkleide gestürmt, bevor er richtig überlegen konnte, was der tat. Vermutlich war er voreilig, einfach auf hunderachtzig, hätte sich drei Minuten zum Durchatmen gönnen können. Stattdessen suchte er nahezu hektisch nach Arian und als er ihn auf dem Schulhof erblickte kümmerte es ihn nicht einmal, dass er an einer Mauer stand und mit jemandem redete. Er rauchte jetzt nicht mehr so viel (warum eigentlich nicht?) und stand deswegen an ungewohnten Ecken auf dem Schulhof. Leute sprangen zur Seite, als Valerio angerauscht kam, offenbar sprach sein Gesichtsausdruck Bände. Val kam mühsam zum Stehen und rammte das Handydisplay förmlich in Arians Gesichtsfeld, viel zu nah um irgendetwas erkennen zu können. Außerdem wackelte er damit, es ging um den Effekt, nicht ums lesen. RE: Stay gold - Arian Alarcón - 21.05.2021 Glück. Unsagbares, waschechtes und allzu lang vermisstes Glück. Das war das Gefühl, welches durch Arians Adern floss und ihn nun schon Tagen wie beflügelt durch die Welt tanzen ließ. Ein strahlendes Lächeln hatte sich auf seine Lippen gesetzt und war nun schon eine Weile nicht mehr bereit einfach zu verschwinden. Und er liebte es. Er liebte das Gefühl seines Herzens, welches wie wild in seiner Brust schlug und ihn gänzlich lebendig fühlen ließ. Er liebte die schmerzenden Wangen, weil das Grinsen einfach nicht mehr enden wollte. Und er liebte die Tatsache, dass er geliebt wurde. Geliebt. Er wurde geliebt und das aus ganzem Herzen und so echt, dass Arian sich wie im siebten Himmel fühlte. Vor drei Tagen hatte Benito ihm gesagt, dass er ihn liebte und Arian schwebte seither auf Wolke sieben. Der Junge, in den er sich vor einigen Wochen Hals über Kopf verliebt hatte und der ihn anfangs nicht hatte ausstehen könnten, hatte sich in ihn verliebt. Benito liebte ihn und Arian war sich sicher, dass er sich noch niemals in seinem derartig vollkommen gefühlt hatte. Es war beinahe so, als hätte er mit Benito das fehlende Puzzlestück gefunden, welches gefehlt hatte, um ihn wie Arian fühlen zu lassen. Mehr als verträumt ging er über den Schulhof, um ein wenig Luft zu schnappen, ehe es mit der nächsten Unterrichtseinheit weitergehen würde. Während er schlenderte, wanderten seine Gedanken zum gestrigen Tag zurück, an dem er Benito direkt in den Wagen gepackt und entführt hatte. Sie hatten sich drei Tage lang nicht gesehen und Benito hatte ihm am Telefon gesagt, dass er ihn liebte… Arian hatte gar keine andere Wahl gehabt, als den Jüngeren direkt zu packen und an einen Ort zu bringen, an dem sie ungestört waren. Arian hatte ihn an seinen Lieblingsort in Madrid gebracht, wohl wissend, dass er damit eine der wichtigsten Regeln in seinem Leben verletzte. Eine, die er mit seinem besten Freund Valerio aufgestellt hatte. Vor Jahren hatten sie die kleine Dachterrasse inmitten von Madrid gefunden und sie zu ihrem Rückzugsort erkoren, der von niemand anderem außer ihnen aufgesucht werden durfte. Arian hatte diese Regel gebrochen, indem er Ben mitgenommen hatte, aber er hatte einfach nicht andesr gekonnt. Da ihre Beziehung immer noch ein Geheimnis war und sie oft das Pech hatten in flagranti erwischt zu werden, wollte Arian einen einzigen Nachmittag haben, an dem sie sich in Sicherheit wissen konnten. Einen Nachmittag, von dem Arian wusste, dass Valerio ihn mit Unterricht vollgepackt hatte und nicht auftauchen würde. Ja, es war waghalsig gewesen und unbedacht, aber sie hatten es gebraucht. Nach dem ungewollten Outing vor Benitos Großmutter und den drei Tagen der Trennung, hatten sie eine einzige Stunde zu zweit gebraucht, um sich halten und küssen zu können – ungestört. Und es war so wunderschön gewesen. Sie hatten der Sonne beim Untergehen zugesehen und er hatte Benito in seinem Arm gehalten und ihm immer und immer wieder gesagt, wie viel er ihm bedeutete. Sie hatten sich geküsst und verliebt in die Augen gesehen und fast hätte Arian all seinen Mut zusammengenommen und die drei Worte gesagt. Letztlich hatte er es doch nicht gewagt, weil Benito nüchtern und immer noch viel zu emotional gewesen war, aber es war auch so einfach nur perfekt gewesen. Nicht einmal Valerios Auftauchen – spät abends – hatte Arians Stimmung trüben können, weil er gerade auf dem Sprung zu Benito gewesen war, um noch ein wenig mehr Zeit mit ihm verbringen zu können. Sein bester Freund war aufgebracht gewesen, doch wenn Arian ehrlich war, so war es ihm in diesem Moment egal. Seit Wochen versuchte er an Valerio heranzukommen und ihm zu versichern, dass er ihm vertrauen konnte, doch der Ibárurri entschied sich immer und immer wieder sein Lügenspiel aufrecht zu erhalten und ihre Freundschaft mit Füßen zu treten. Darum hatte auch Arian sich gestern Abend dafür entschieden nicht mit ihm zu reden und ihn sogar stehen zu lassen. Denn Valerio war wütend. Valerio hatte Probleme. Valerio hatte seine Freundin geschwängert. Valerio. Valerio. Valerio. Nur einmal… ein einziges Mal wollte Arian das Glück genießen, welches endlich wieder ein Teil von seinem Leben war und Valerio musste einen Moment warten. Nur vierundzwanzig Stunden – genau das waren Arians Gedanken gewesen. Der Schmerz breitete sich an seinem Hinterkopf aus, während er die Augen zusammenpresste und sich den Kopf rieb. Es dauerte eine Sekunde, bis die Worte seines besten Freundes bei ihm ankamen und er erkannte, dass er sein Handy in der Hand hielt und damit vor seinem Gefischt herumwedelte. Er riss die Augen auf, als er Valerio auch schon das Handy aus der Hand nahm. Fuck, er musste es nach dem Sportuntericht liegen gelassen haben und da Benito ihm geschrieben hatte, hatte Valerio vermutlich die Vibration gehört und… oh shit. RE: Stay gold - Valerio Ibárruri - 26.05.2021 Natürlich hätte er Arians Handy nicht einfach nehmen, geschweige denn auf die auf dem Bildschirm aufploppenden Nachrichten schielen sollen, egal ob Ari sein Handy vergessen hatte oder nicht. Valerio hätte das sicher auch nicht getan, wäre die Nachricht nicht von ausgerechnet von Benito gewesen. Wobei Valerio das Userbild erkannte, nicht den Usernamen, der nicht ganz übereinstimmte. Val dachte kurz an Emilio, der immer noch als 'Prinzessin' in seinen Kontakten eingespeichert war und ihm fortwährend Nachrichten schickte. Er hätte sich besser mit denen beschäftigt… aber dieser nagende Zweifel was Benito in Arians Telefon (und noch besser: in Arians Leben) verloren hatte ließ sich jetzt nicht mehr abstellen. Erst der Schal. Jetzt die Nachricht. Vals Alarmglocken schrillten förmlich. Das Handy vibrierte ein paar Mal weil noch weitere Nachrichten eintrudelten (keine Ahnung ob von Benito oder nicht, Val sah nicht nach), während er nach Arian suchte. Als er Arian das Telefon entgegen streckte war Valerio bereits mehr als gereizt - Arian war sichtbar entspannt. Er schien gerade noch an etwas angenehmes gedacht zu haben und jetzt aus diesen Gedanken gerissen geworden zu sein. Oder auch einer Unterhaltung, Valerio hatte sich nicht die Mühe gemacht so genau auf ihrer beider Umgebung zu achten. Auch nicht darauf, dass er Arian durch sein plötzliches Auftreten förmlich in eine Ecke drängte. Etwas, das - wie er mit etwas logischem Denken eigentlich hätte wissen sollen - keine gute Idee war. Valerio sah förmlich, wie sein bester Freund zu verstehen versuchte, was hier gerade vor sich ging. Natürlich kannte Arian einen wütenden Valerio, aber diese Wut richtete sich selten (eigentlich sogar nie) gegen Arian persönlich. Oder wenn, dann zumindest nicht so unmittelbar. Arian war bis jetzt immer nur Zeuge geworden, wie Valerio seine gereizten Stimmungen an anderen Leuten entlud wenn sich eine Art Schalter in ihm umzulegen schien und er absolut nichts mehr wahrnahm außer seiner eigenen Wut. Oder Verachtung. Oder was auch immer für Gefühle ihn zu geknurrten Beleidigungen und Faustschlägen trieben. Nicht, dass Valerio mit der Absicht her gekommen wäre, Arian zu schlagen. Die Möglichkeit hatte er nicht einmal erwogen. Val hielt sich nicht damit auf klarzustellen, dass er die Nachrichten nicht wirklich gelesen, sondern nur gesehen hatte. Das war hier nicht der Punkt. Der Punkt war, dass Arian etwas gemeinsam mit Benito machte. Etwas mit ihm auf der Dachterrasse machte. Und das anscheinend nicht einmal verheimlichte! Arian tat so als sei Benito ein seltenes Tier im Zoo, dass es Wert war gefüttert statt mit Steinen beworfen zu werden. Sein neues Schoßhündchen. Ganz langsam kam Valerio ein paar Erkenntnisse, die sich anfühlten wie rot kochende Glut in seinen Adern. RE: Stay gold - Arian Alarcón - 27.05.2021 Im Grunde war es sehr schwer Arians momentan gute Laune zu trügen, allerdings hatte Valerio schon immer in Händchen dafür gehabt direkt ins Schwarze zu treffen. Gerade eben war Arian noch wie beflügelt über den Schulhof gelaufen und mit einem Mal hätte er am liebsten einen Faustschlag verteilt. Das alleine war schon merkwürdig, weil Valerio sein bester Freund war und noch niemals wirklich in die Sparte ‘Ich verpass dir gleiche eine‘ gefallen war. Jedoch war es auch kein wirkliches Geheimnis mehr, dass es momentan ein wenig zwischen ihnen kriselte. Schuld daran war Valerios Verhalten und seine Lügen, die er immer weiter vor sich hin erzählte und Arians Geduld, die langsam aber sicher nicht mehr vorhanden war. Gut, er war seinem besten Freund wirklich sehr dankbar, dass er ihn vor einem Monat auf der Dachterrasse gefunden und ihn wortwörtlich vor einem Absturz gerettet hatte, aber mehr war es mittlerweile nicht mehr. Sie verheimlichten sich wichtige Dinge, sie logen und sie gerieten immer wieder aneinander. Arian wusste ganz gut, dass auch er Fehler machte, weil er Val nichts von Benito erzählte, aber letztlich war es Valerio der viel größere Geheimnisse hatte und in einer Tour Mist baute. Arian hatte einfach keine Kraft mehr dafür und wollte sich in erster Linie auch sein Glück nicht kaputt machen lassen. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte er sich endlich angekommen und komplett und Valerio war gerade einfach kein Teil dieses Gefühls. Nicht, wenn er Arian immer wieder von sich stieß und ihn nicht an seinen Problemen teilhaben ließ. Darum hatte er nun auch absolut keine Geduld für den Ibárurri übrig, der nun vor ihm stand und mit seinem Handy herumfuchtelte. Dir Stirn in Falten gelegt, griff Arian nach seinem Handy und riss es dem Andren aus der Hand. Wie konnte er es wagen seine Nachrichten zu lesen? Und auch, wenn er sie nicht gelesen hatte… wie konnte Valerio es wagen sie zu überfliegen und hier so eine Szene zu machen? Es hatte ihn genau gar nicht zu interessieren, mit wem Arian Kontakt hatte. Möglicherweise hätte er das Recht gehabt es zu erfahren, wenn er ihm endlich von Emilio erzählt hätte und von der Tatsache, dass er den Cortès regelmäßig traf und in ihn verliebt war. Arian hatte einfach keinen Nerv mehr für all die Ausreden und Lügen, die Valerio ihm um die Ohren warf. Insbesondere deshalb, weil Arian immerhin ehrlich genug war und offen zugab, wenn er ein Date hatte. Er sagte ihm vielleicht nicht den Namen der Person und auch nicht, dass es sich dabei um Benito und damit um Valerios Erzfeind Nummer Eins handelte, aber es ging um das Prinzip. Arian hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er jemanden sah, während Valerio ihn regelrecht sitzen ließ, sobald Emilio etwas von ihm wollte. Es war ermüdend und anstrengend und Arian war nicht mehr bereit sich auf diese Weise behandeln zu lassen. Arian drückte sich an Valerio vorbei und ging ein paar Schritte, ehe er sich umwandte und Valerio ungläubig ansah. RE: Stay gold - Valerio Ibárruri - 27.05.2021 Valerio merkte selbst, wie er eine Art Grenze überschritt. Es war zu viel. Es war sein eigenes Problem, wenn dieses eklige kleine Gefühl der Eifersucht da war, aber er hätte es nicht auf Arian abladen sollen, sondern ganz im Gegenteil Arian vertrauen. Selbst, wenn der mit Medina schrieb. Dafür gab es immerhin viele Erklärungen, oder? Aber Valerio gelang das nicht mehr, er konnte weder das schleichende Unwohlsein, noch das Bedürfnis nach Arians Aufmerksamkeit verdrängen. Nicht bloß die Sache auf der Dachterrasse gestern - Arian hatte auch da halbe Wochenende kaum wirklich Zeit für Valerio gehabt. Er schien immer irgendwie abgelenkt, auf etwas anderes konzentriert zu sein. Natürlich war Arian Co-Kapitän des Fußballteams, er hatte für alle da sein müssen und es war in vielerlei Hinsicht ein anstrengendes Wochenende gewesen. Valerio spürte das selbst noch in den Knochen, auch wenn sich da aktuell eher noch die letzte Abreibung seines Vaters bemerkbar machte. Er hatte ja nichts unmögliches von Arian verlangt, nur die Bestätigung, dass er immer noch höchste Priorität in Arians Leben hatte. Lag es an der Schwangerschaft? Hatte Arian etwas dagegen? Aber das hätte er ihm gesagt, jedenfalls deutlicher als dieses nagende Gefühl es jetzt war. Alles was Valerio wollte, war die klare Bestätigung, das alles zwischen ihnen noch immer okay war. Und irgendwie erwartete er, die jetzt zu bekommen. Dass Arian einen Schritt zurück ging, tief Luft holte und - wie so oft - der vernünftigere von ihnen beiden war und Valerio zurück auf den Erdboden holte. Er war gut darin. Manchmal hatte Valerio das Gefühl, dass Arian der einzige war, der das wirklich konnte und deswegen brauchte er den anderen. Und nein - er fragte nicht wirklich, wie es Arian damit ging. Immerhin war es bis jetzt nie ein Problem gewesen. Und Val war genauso für Arian da - bedingungslos. Okay, außer der redete mit Benito. Arian grabschte ihm das Handy aus der Hand und Valerio wartete auf… klar, eine Zurechtweisung. Aber vor allem seine Bestätigung. Die Möglichkeit wieder auszuatmen, das alles hinter sich zu lasen, seinen rasenden Pulsschlag wieder zu beruhigen. Aber Arians Worte waren keineswegs verständnisvoll, sondern… eher genervt. Es war auch bezeichnend, wie Arian den Vorfall auf der Dachterrasse anscheinend vollkommen ignorierte. War das Absicht? Machte er sich etwa lustig über Valerio? Arian wusste, wie wichtig ihm dieser Ort war. Oder… keine Ahnung… vermutlich wusste er es? So richtig hatte Valerio es natürlich einmal mehr nicht erklärt, er erklärte solche Dinge nicht. Vor allem, wenn er die Erklärungen selbst nicht gerne laut ausgesprochen hörte. Aber das war nie ein Problem gewesen. Oder? Arians Worte ließen ihn tatsächlich einen Schritt zurück prallen. Nicht einmal verunsichert, nur irritiert. Seit wann ging es ihn nichts an? Sein Gesicht musste die Frage spiegeln, zusammen mit einem düsteren Blick. Valerio versuchte ernsthaft zu verstehen, was Arian meinte, so als würde der auf einmal in Rätseln sprechen und nicht mehr in klar verständlichem Spanisch. RE: Stay gold - Arian Alarcón - 27.05.2021 Es fühlte sich so unendlich gut an, Valerio endlich einmal die Meinung sagen zu können. Sein herrisches Verhalten, seine Eifersucht war gerade eben einfach zu präsent und Arian hatte keine Lust mehr ein verdammtes Spielzeug zu sein. War es Valerio denn nicht egal, wie er sich fühlte, wenn Alvaro in der Nähe war? War es nicht genau das Gleiche? Diese beißende, nagende und mehr als verfluchte Eifersucht. Sollte Valerio doch daran ersticken und spüren, wie sie sich anfühlte, denn Arian war nicht mehr bereit ihm zu helfen. Valerio wollte nicht verstehen und ihn verurteilen, fein, dann sollte er. Arian machte allerdings nicht mehr mit. Als Valerio schließlich auch noch seine Noten mit ins Spiel brachte und gänzlich tief sank, schüttelte Arian einfach nur den Kopf. Er wusste, dass Valerio es wusste, den sein bester Freund war nicht dämlich. Nur ein Arschloch. Valerio hatte mittlerweile erkannt, dass Arian und Benito zusammen waren und es machte ihn rasend vor Eifersucht. Denn wie konnte Arian es denn nur wagen sich in den Menschen zu verlieben, den Valerio so abgrundtief hasste. Den Kopf immer noch sachte schüttelnd, trat Arian einen Schritt zurück und leckte sich einmal über die Lippen. So wollte er also spielen? War das wirklich sein ernst? Nun gut, das konnte Arian auch und er wollte keine Gnade mehr zeigen. Sein bester Freund, sein Blutsbruder war zu weit gegangen und Arian erkannte endlich, dass er ihn nicht akzeptierte. Valerios eigenes Wohlbefinden war ihm immer noch wichtiger, als das von Arian. Valerio war sich selbst am nächsten und Arian wollte ihn nun dabei unterstützen. Er sollte alleine sein und leiden. Genauso sehr, wie er es gerade eben tat. Denn was Valerio nicht sehen konnte war, dass er Arians Herz gerade eben in tausend einzelne Teile zerfetzte, in dem er ihn derartig fertig machte. Öffentlich, hasserfüllt, eifersüchtig und allem voran wie ein Mensch, den Arian nicht mehr in seinem Leben haben wollte. Ein bester Freund, ein Bruder sollte ihn unterstützen und ihn akzeptieren, sich so sehr für ihn freuen, wie er es für Emilio und ihn getan hatte. Aber das konnte Valerio nicht, denn was letztlich für Valerio zählte war einfach nur Valerio. Arian hatte keinen Platz mehr und es sollte ihm recht sein, denn seinen eigenen Platz hatte er bei Benito gefunden. Arian sah Valerio einfach nur an, wurde immer ruhiger und neigte den Kopf schief. Und dann lachte er leise. Er lachte leise und kam wieder einen Schritt näher, damit Valerio jedes einzelne Wort gut verstehen und schlimmstenfalls auch von seinen Lippen lesen konnte. RE: Stay gold - Emilio Cortés - 27.05.2021 Emilio schwebte auf Wolke sieben. Bereits seit Dienstag war es ihm unmöglich, sich anständig auf den Unterricht zu konzentrieren, denn immer nur geisterte ihm eine Person im Kopf herum: Valerio. Seine Berührungen hatten sich in sein Hirn gebrannt und noch immer spürte er die zärtlichen Küsse auf seiner Haut. Wenn er an Val dachte, raste sein Herz, seine Atmung beschleunigte sich und seine Wangen wurden warm. Er hatte nichts anderes mehr im Kopf als Valerios Lippen, Valerios Augen, Valerios Stimme, Valerios…alles. Es war nicht mehr zu leugnen: Er war verliebt. Unerschütterlich, unumkehrlich verliebt. Er war so tief für ihn gefallen, alles in ihm verzehrte sich nach dem anderen Jungen. Kaum eine Sekunde verging, in der er nicht an den anderen dachte. Der Sonntagabend war bisher der schönste Abend seines Lebens gewesen. Sie waren sich so nahe gekommen wie noch nie und er hatte weitere Seiten am dem Ibárruri entdeckt, die nur dazu geführt hatten, dass er sich mehr in ihn verliebt hatte. Diese nervöse, zurückhaltende und fast schon schüchterne Version von Valerio war eine absolut liebenswürdige und er freute sich bereits jetzt sie noch einmal kennenzulernen. Sie hatten direkt am Wochenende wieder ein Date und sein Magen kribbelte bereits voller Vorfreude, wenn er nur daran dachte.
Dass er an diesem schicksalshaften Tag zu diesem Zeitpunkt auf den Schulhof ging war reiner Zufall. Er war auf der Suche nach Benito, um mit ihm anschließend in die Mensa zu gehen und Mittag zu essen. Davor war er bei den Spinden vorbeigekommen und nun überquerte er etwas gedankenverloren den öffentlichen Platz, wo sich einige Schüler herumtrieben, um an der frischen Luft Mittagspause zu machen. Geschrei riss ihn alsbald aus den Gedanken. Es war die Stimme, die er unterbewusst als Valerios ausmachte, die ihn wie magisch an den Ort des Geschehens zog. Schon bald landete er ungewollt in einer Traube aus Menschen, die sich um zwei Schüler gebildet hatte. Schaulustige, die den Streit beobachteten, ihre Handys gezückt, um Aufnahmen oder Fotos zu machen, die später mit großer Wahrscheinlichkeit die Basis vieler neuer Gerüchte sein würden. Als er die zwei Gestalten in der Mitte als Arian und Valerio erkannte, blieb sein Herz kurz stehen. Was war vorgefallen? Sie würden sich doch nicht prügeln? Sie waren doch beste Freunde? Doch als er das Wort ‚Medina‘ aufschnappte, tat sich in ihm fast eine grausame Art Vorahnung auf. Sie redeten über Benito…nein, sie stritten sich lauthals. Scheiße, Benito. Wo war er? Seine Augen schweiften beinahe schon panisch herum, um seinen besten Freund in der Masse auszumachen, doch sein Blickfeld wurde blockiert von den anderen Schülern. Und dann fiel plötzlich auch sein Name. “Vielleicht solltest du Emilio fragen, ...“ Sein Herz blieb stehen, ehe es in einem rasenden Tempo wieder einsetzte. Arian redete und redete und mit jedem weiteren Wort wich die Farbe aus Emilios Gesicht. Augenblicklich war ihm übel. So übel. Was sagte Arian da? Was…passierte hier? Warum…warum würde Arian nur so etwas sagen? Warum…? Emilio fühlte sich, als wäre ihm jegliche Lebensenergie gerade aus seinem Körper gesaugt worden. Er versuchte verzweifelt die bittere Realität zu fassen, dass Arian gerade vor allen anderen diese obszönen Dinge behauptet hatte…öffentlich und vor…Valerio. Er begann zu zittern. Vor Wut, Entsetzen und Hilflosigkeit…aber vor allem Hilflosigkeit. Das stimmt nicht!!!, wollte er am liebsten schreien, ganz laut, sodass es Valerio hörte und der bloß nicht auf die Idee kam diesen ganzen Quatsch zu glauben. Er hatte nicht mit Arian geschlafen! Er liebte…doch Valerio?! Doch seine Stimme versagte ihm. Er konnte nichts anderes tun als hilflos dabei zuzusehen, wie Arian ihn immer weiter mit in den Abgrund riss. Waren sie nicht Freunde gewesen? Hatte er sich so bei dem Alarcón getäuscht? Lautes Wispern tat sich jetzt um ihn herum auf und Emilio verpasste den Moment zu fliehen. In einem Augenblick des Schreckens erkannte ihn ein Mädchen in der Menge, deutete auf ihn und lehnte sich dann zu ihrem Gegenüber, um dem etwas in das Ohr zu flüstern. Ein spöttisches Grinsen lag auf ihren Lippen, ihr Blick war voller Schadenfreude. Immer mehr Leute begannen ihn zuzuordnen als den Emilio, der jetzt etwas mit Arian Alarcón hatte und plötzlich wichen die Leute um ihn herum aus, beinahe so als wäre er befallen von einer Krankheit, vor der es zu flüchten galt. Seine Ohren klingelten. Er hörte nichts mehr außer die fiesen Worte seiner Mitschüler, die tuschelten und lachten und…ihn auslachten. ‚Den hat Arian gefickt?‘, kam es abfällig von der Seite und auf einmal war er der kleine Fisch in einem Teich voller Haie, die ihn alle auffressen wollten. Plötzlich war er der Mittelpunkt. Sein schlimmster Alptraum war in Erfüllung gegangen. Er zwang seine Beine sich aus der Starre zu lösen und drückte sich hastig durch die Menschenmenge. Hah. Schwuchtel.‘, schnappte er im Laufen auf. Tränen begannen sich in seinen Augen zu sammeln. Kurz bevor er es jedoch geschafft hatte sich seinen Weg durch die Menge zu bahnen, schnappte er ein bekanntes Gesicht auf. Seine Augen wurden groß. Abrupt blieb er stehen. Ihre Blicke trafen sich. Benito. Entsetzen machte sich jetzt in Emilio breit und verstärkte seine Übelkeit, die ohnehin bereits versuchte sich ihren Weg an die Oberfläche zu bahnen, als ihm eines furchtbar klar wurde: Benito hatte alles mitgehört. RE: Stay gold - Benito Medina - 28.05.2021 Sobald sich Menschentrauben auf Schulhöfen bildeten, wusste jeder, irgendetwas passierte und zog automatisch nur noch mehr Schaulustige an. Benito kannte dieses Vorgehen bereits, immerhin war er oft genug Mittelpunkt solcher Szenarien gewesen. Nur übertraf dieses Aufgebot an Zuschauern, die verblüfft tuschelten und staunten bei weitem das, was er bisher persönlich erlebt hatte. Benito wäre weiter gegangen, weil er keiner dieser Gaffer war und spielte sogar mit dem Gedanken eine Lehrkraft zu benachrichtigen, die diese Runde auflöste und die Verantwortlichen zum Direktor oder in den Unterricht beförderte. Allerdings hatte sich dieser Plan in Luft aufgelöst, als Benito seinen Namen fallen hörte und dadurch merkte, dass er ohne tatsächlich beteiligt zu sein, doch irgendeine Art Ursprung dieses Streits zu sein schien, der immer lauter und bösartiger ausfiel. Seine kleinere Körperstatur ging irgendwo in der Menge, die sich gebildet hatte unter, weshalb Benito bloß über anderer Leute Schultern hinweg einen spärlichen Blick auf Valerio und Arian erhaschte, die sich angingen, wie zwei Alphatiere, die um ihr Territorium stritten. Für jeden anderen ein ungewohnter Anblick und noch dazu erschreckend, immerhin war jedem klar, was für eine eingeschweißte Einheit diese beiden sonst immer bildeten und das warf bei den Zuschauern Fragen und Staunen auf. Benito verfolgte den Streit schweigend, angespannt und vor allem brodelnd. Es lief ihm heiß die Speiseröhre runter, als er begriff, dass Valerio von ihnen wusste. Derjenige, von dem Benito am wenigsten wollte, dass er es wusste, um genau so eine Reaktion zu verhindern. Und nun flog es ihm praktisch drei Meter entfernt um den Kopf. Das einzig gute an der aktuellen Situation war, dass alle derart damit beschäftigt waren den beiden lautstarken Streithähnen zuzusehen, dass sie keine Augen für das eigentliche Gesprächsthema hatten und Benito damit beinah unsichtbar war. Übel und eiskalt war ihm trotzdem. Seine Daumen hatte er hinter die Riemen seines Rucksacks eingehakt, während er so teilnahmslos wie möglich in der Menge stand und nach einem Ausweg suchte. Und dann überschlug sich die Situation ein weiteres Mal. Arian setzte zu einem glorreichen Rundumschlag an und Benito gefror das Blut in den Adern. Er redete. Und redete. Und redete. Er hörte einfach nicht auf zu reden. Ein seltsam zerrissenes Gefühl überkam ihn. Einerseits sollte Arian sich ganz dringend weiter aussprechen, damit Benito wirklich alles gehört hatte. Gleichzeitig wünschte er sich, dass Valerio ihn einfach mit einem gezielten Faustschlag zum Schweigen brachte. Denn wenn auf eines noch Verlass war, dann auf Valerios Treffsicherheit. Um ihn herum startete wildes Getuschel, Lachen, erstaunte Ausrufe, suchende Blicke und schließlich kämpfte Emilio sich zwischen ein paar eng zusammenstehenden Schülern hindurch. Benito hatte sich nicht maßgeblich gerührt seitdem er hier stand. Er wandte den Kopf zur Seite und sah Emilio in die Augen. Benito ertrug es nie, wenn er irgendeine Art des Kummers auf Emilios Gesicht sah und nun waren es sogar blankes Entsetzen und Tränen, die in seinen Augen schimmerten. Der Schutzmechanismus, der üblicherweise einsetzte, blieb nun jedoch vollkommn still. Benito überkam eine seltsame Leere, während er Emilio mit kaltem und distanziertem Blick entgegen sah. Knapp musterte er ihn, wobei ihm bewusst wurde, dass ausgerechnet die Person, der er bereits am längsten und meisten vertraute, den wohl schamlosesten Verrat begangen hatte. Nur eine Sekunde schwenkte sein Blick herüber zu den anderen beiden, ehe er Emilio wieder ansah und sich Abfälligkeit und tiefe Abneigung in seine Augen mischte. Dann drehte er sich einfach um und ging. Sollten Arian und Valerio sich die Köpfe einschlagen. Sollte Emilio mit der Menge kämpfen. Es war ihm egal. RE: Stay gold - Valerio Ibárruri - 29.05.2021 Valerio bekam auf die eine - drängende - Frage, warum Arian so plötzlich für einen der unwichtigsten kleinen Nerds ihrer Schule (aka Benito) einstand, keine Antwort. Oder Antwort genug, aber keine klar ausgesprochene. Es war viel leichter zu verstehen, dass Emilio etwas dagegen hatte, wie Valerio Benito behandelte. Die beiden waren immerhin Freunde. Auch wenn Valerio diese Freundschaft immer ungewöhnlicher fand, je besser er Emilio kennen lernte. Benito und Emilio schienen einfach komplett unterschiedlich zu sein - dass Emilio in der Schule so unauffällig war lag lediglich daran, dass er gefühlt 95 Prozent der Zeit in stealth mode unterwegs war. Natürlich konnte das genauso gut auf Benito zu treffen. Aber durch die gemeinsame Kirchengemeinde ihrer Familie kannte Valerio Benito tatsächlich schon länger, als er mit Emilio oder sogar Arian zur Schule ging. Und Benito war immer schon irgendwie weird gewesen. Die Art von weird, über die sich Valerio (und Arian!) lustig machten, die aussagte wer zu den Beliebten in der Schule gehörte und wer eben nicht. Das war immer so gewesen, auch wenn es durchaus stimmte, dass Valerio stets der eher aktive Teil gewesen war und Arian so etwas wie sein gloomy Bodyguard. Der, der immer daneben stand und bei dem es richtig brenzlig wurde, wenn er tatsächlich Mal eingriff. Die beiden gehörten zusammen und das wusste alle Welt. Sicher sammelten sich auch deswegen mehr und mehr Menschen um sie herum an, um dem Wortaustausch zu folgen. Unglauben und Sensationslust - aber niemand ging dazwischen. Valerio nahm die Umstehenden kaum war. Er war viel zu sehr damit beschäftigt zu verbergen, wie sehr er sich verletzt fühlte und den Schmerz in Wut umzuwandeln. In ein 'ich habe aber Recht' und - ja - in so etwas wie eine Zurechtweisung für Arian. Er wollte, dass Arian zugab nicht im Recht zu sein. Irgend so etwas. Aber das passierte nicht. Arian leistete Widerstand gegen Valerio und das drückte sich nicht nur in seinen Worten, seine Körpersprache war viel deutlicher. Als wären die - sogar irgendwie noch vanilla - Beleidigungen gegen Benito etwas gewesen, das eine Grenze überschritten hatte und Arian irgendwie persönlich treffen konnten. Valerio nannte Benito immer so! Und wenn er sich herausnahm zu bestimmen was Arian tun sollte oder nicht, dann weil er sein bester Freund war und auf ihn aufpasste. Arian konnte unmöglich wirklich meinen, was er hier gerade mehr und mehr zum Ausdruck brachte. Es war ein Fehler, eine Fehlinterpretation. Und Valerio konnte ihm noch helfen bevor er wirklich etwas sagte, dass er bereuen würde. Zudem vor einer Menschenmenge, die inzwischen gefühlt den halben Pausenhof umfasste. Was wirklich den Ausschlag gab war dieser Ausdruck auf Arians Gesicht. Dieser Wille Benito zu beschützen. Die Zuneigung, von der Valerio nicht mehr sicher war, ob sie die ganze Zeit dort gewesen und er sie nur nicht bemerkbar gemacht hatte. Es war natürlich nur eine Vermutung, aber sie wurde mit jedeme einzelnen Wort sehr viel konkreter. Statt einfach zu fragen oder nach ruhigeren Worten zu suchen, die eine Eskalation hätten verhindern können, tat Valerio das Gegenteil. Er provozierte. Er wurde persönlich. Er legte eine Gehässigkeit in seine Stimme, der niemals geglaubt hatte gegenüber Arian empfinden zu können. Er wollte, dass Arian sich schlecht fühlte. Und vor allem, dass Arian ihm sagte: 'Nein, Valerio, du irrst dich. Benito Medina bedeutet mir nichts. Und vor allem nicht das.' Tatsächlich sagte Arian ihm das. Aber anders - ganz anders - als Valerio sich das vorgestellt hatte. Es waren beinahe zu viele Dinge auf einmal - und keine kleinen Nadelstiche, sondern so etwas wie große Hammerschläge. Wie eine Flut, die Valerio nicht mehr aufhalten konnte, weil er sie nicht rechtzeitig eingedämmt hatte. Valerio brodelte, er war kurz vor dem Explodieren, Arian blieb im Gegensatz dazu beinahe erschreckend ruhig. Valerio hängte sich für ein paar Momente an den Worten 'hässlicher Charakter' auf, unfähig zu verstehen, warum Arian so etwas über ihn sagen würde und - noch schlimmer - auch so meinte. Aber er meinte es so, ganz eindeutig. Valerios Gesichtsausdruck wurde kühler und seine Muskeln spannten sich an. Er ruinierte Arians Leben. Die Flut war da und für einen lächerlichen Moment glaubte Valerio tatsächlich, dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte. Dass er nur irgendwie das hier überstehen musste ohne das Gesicht zu verlieren und dass es dann vorbei sein würde. Was auch immer das bedeutete. Aber es gab mehr - Arian schonte ihn nicht. Und Benito Medina wurde auf einmal zum unwichtigsten Teil dieser ganzen Unterhaltung. Zuerst stolperte Valerio Gehirn unangenehm über den Namen 'Emilio' mitten in dieser geladenen Unterhaltung. Es war nicht so, dass Valerio nicht an den Cortés gedacht hatte. Aber das konnte Arian unmöglich wissen. Dann sickerte die Bedeutung von Arians Worten zu Valerio durch und es war, als würde die Luft aus dem Raum gesaugt werden, obwohl sie sich unter freiem Himmel gegenüber standen. Valerio wurde schlecht. Er sollte Arian zum Schweigen bringen, irgendwie, aber seltsamerweise stellte Valerio fest, wie er jedem einzelnen Wort zuhörte. Jedem Detail. Bilder formten sich in Valerios Kopf und zu ihnen gesellten Scham und die Erkenntnis, dass Arian Recht hatte. Es ergab so viel Sinn. Die Nachhilfe. Sogar, dass Arian Benito verteidigte, so wie Emilio Benito schon vor Valerio verteidigt hatte. Außerdem war Arian genau Emilios Typ. Und vermutlich kein hässlicher Charakter. Und vor allem er wohl auch noch nie vor lauter Scham darüber nackte Männer zu mögen aus einem Raum gestürmt. 'Wir reden nicht darüber' gab es bei Arian definitiv nicht, Arian hatte über all das hier vermutlich schon mit Emilio geredet. Auf diese Art die er hatte, bei der jedes Wort zu Sonnenschein werden konnte. An Emilio traute Valerio sich nicht einmal zu denken. Nicht wirklich. Normalerweise brachte Emilio - sogar der Gedanke an ihn - etwas in Valerio zur Ruhe, besänftigte es. Aber was auch immer es war: im Moment war es nicht mehr ruhig und nicht mehr sanft. Immer wieder kehrten seine Gedanken zurück zu Emilio und Arian und ihrem 'Biologieunterricht'. Allein, dass Arian Emilio auch nur berührte… ansah… so kannte wie Valerio glaubte nur er ihn gekannt hatte. Das Gefühl war dunkel und rau wie die Eifersucht vorhin, nur schärfer an den Kanten, verletzend. Etwas, das sich zu tief in ihn bohrte. Valerio war sich nicht mehr sicher, ob er hier grade Arian oder Emilio verlor oder vielleicht beide - und er war sich auch nicht ganz sicher, was von beidem schlimmer war. Nur der Schmerz, der war sehr real. Wenn er Arian alledingseines nicht geben wollte, dann die Blöße das im vollen Ausmaß zu zeigen. Zumindest das nicht. Aber es hörte nicht auf. Valerios Worte verwandelten sich nicht einfach magisch in Wirklichkeit. Stattdessen traf Arian so ziemlich ins Schwarze. Valerio wurde nicht nur knallrot, als der Alarcón vor versammelter Schülerschaft erklärte Valerio würde keinen hochbekommen, da war dieser kleine Satz, der suggerierte, dass das bei Arian und Emilio deutlich besser funktionierte. Und das war zu viel - die Sicherungen brannten endgültig durch. Valerio erwiderte nichts mehr. Keine Worte jedenfalls. Was er ausstieß war eine Art Zischen, ein seltsam animalischer Laut, bevor er einfach zuließ, dass Angst und Zorn und Scham etwas in ihm in Gang setzten, das er gar nicht mehr wirklich stoppen wollte. Wenn es das hier sein sollte, dann würde es das hier eben sein. Er war seltsam schicksalsergeben, auch wenn er durchaus noch realisierte, dass die Person, auf die er grade mit erhobenen Fäusten losging sein bester Freund war. Sein Blutsbruder. Oder zumindest gewesen war, denn das war jetzt eindeutig Vergangenheit. RE: Stay gold - Arian Alarcón - 29.05.2021 Es schmerzte. Es schmerzte so sehr, dass sein Brustkorb sich zusammenzog und ihm beinahe die Luft raubte, allerdings war da diese Wut, die ihm genügend Kraft gab, um weiter zu atmen. Nie hatte er gewollt, dass ihre Geheimnisse auf diese Art und Weise ans Licht kamen, doch Valerio hatte diesen Weg gewählt und Arian würde mitmachen. Er hatte keine andere Wahl als mitzumachen, weil er nicht mehr bereit war sich so behandeln zu lassen. Stunden, Tage, Monate, Jahre hatte er sich dieses Verhalten gefallen gelassen, sogar gelächelt und alles so hingenommen. Warum? Weil Valerio der Mensch war, dem Arian am meisten vertraut hatte. Der Mensch, den er schon immer geliebt und als Bruder angesehen hatte. Doch das war vorbei. Er konnte nicht mehr hierstehen und zuhören, wie Valerio den Mann beleidigte, in den Arian sich verliebt hatte. Er konnte und wollte nicht mehr zulassen, dass er auch nur ein schlechtes Wort über Benito verlor. Benito, der ihm pures Glück schenkte und zu dem Arian machte, der er schon immer hatte sein wollen. Hier und jetzt musste es aufhören. Arian hatte genug und Valerio half ihm dabei diese Entscheidung endgültig zu treffen. Würde er die Worte verstehen, akzeptieren und sie sich in Ruhe unterhalten könnten, gäbe es vielleicht noch die Hoffnung ihre Freundschaft zu retten. Doch Valerio war Valerio und Arian wusste, dass der stolz des Ibárurri stets mehr an Wichtigkeit besitzen würde als Arian. Darum stichelte er weiter und drehte jedes noch so gemeine Kommentar seines ehemaligen besten Freundes um, um es direkt gegen ihn verwenden zu können. Valerio wusste was er zu sagen hatte, um Arian auf die Palme zu bringen und ihn an seine Grenzen zu bringen. Jedes Wort traf mitten in sein Herz und verletzte ihn. Valerio würde ihn niemals akzeptieren. Niemals. Sein bester Freund… sein Blutsbruder… Den Blick kurz zur Seite gerichtet und die Fäuste ballend, schluckte Arian so schwer, ehe sich ein kleiner Schalter in ihm umlegte und er auf die einzige Idee kam, die ihn als Sieger hervorgehen lassen würde. Sieger… wollte man hier und jetzt wirklich als Sieger hervorgehen? Er wusste, dass er Valerio verlieren würde, wenn er die nächsten Worte aussprach und dennoch tat er es. Den Blick sicher auf Valerios Augen gerichtet und schelmisch grinsend, erfand er eine Lüge, von der er wusste, dass sie Valerio zerstören würde. Denn Valerio hatte sein Herz verloren. Er hatte sich verliebt, genauso wie Arian es getan hatte und ein verliebtes Herz konnte allzu schnell brechen. Und genau das wollte Arian. Valerio sollte fühlen, wie Arian sich so oft in seiner Gegenwart fühlte, wenn er schlecht über Benito sprach oder ihn gar verprügelte. Arian holte die letzten Zentimeter auf, sah auf Val hinab und grinste finster. Er leckte sich einmal über die Lippen, neigte den Kopf und sagte nur noch ein Wort, um ihre Freundschaft zu beerdigen. |