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Stay gold - Valerio Ibárruri - 21.05.2021

so dawn goes down to day
nothing gold can stay

Hauptsächlich war Valerio verwirrt. Nein, irritiert. Und diese Irritation hatte etwas in ihm aufgeweckt, das anscheinend immer ein bisschen da war aber meist einfach unbedeutend war und dämlich und niemals an die Oberfläche kam: die Angst, dass Arian ihn einfach ersetzen könnte. Hätte er das laut ausgesprochen - und vielleicht dazu noch vor Arian - es wäre vermutlich ein lächerliches, dummes, krummes Gefühl gewesen, das sofort in das Loch zurück gekrochen wäre, in das Valerio alle Ängste verbannte, die dunkel waren und von denen niemand wissen sollte. Aber natürlich sprach Valerio es nicht aus. Jedenfalls nicht so direkt. Hatte er noch nie. Nicht mit dreizehn und nicht mit siebzehn Jahren, nicht einmal mit Tequila. Denn er und Arian, das war so ein special Ding. Sie waren Blutsbrüder, sie waren wie Brüder und das war mehr wert als ab und an aufkochende Eifersucht, wenn Arian zum Beispiel mehr mit Evan machte als sonst. Es war dumm das zu denken und Valerio wusste das. Er wusste es verdammt gut. Aber das hier war… es war ihr Rückzugsort. Ihr Geheimnis. Nicht Mal Freundinnen brachten sie dahin mit. Aber Benito Medina war dort gewesen - und Val verstand die Welt nicht mehr. Es war eindeutig Benitos Schal, den er auf der Dachterrasse gefunden hatte, auf der er sich normalerweise nur mit Arian traf. Niemand sonst ging dorthin. Sie hatten alles dorthin geschafft und eingerichtet soweit man das behaupten konnte. Auch gestern war Val nur dort gewesen um auszuspannen und nicht nach Hause zu müssen und sich eine gute Ausrede für die aufgeplatzte Lippe auszudenken, die er zur Schau trug seit sich das rasend schnell ausbreitende Gerücht Valerio habe seine Freundin geschwängert bis zu seinem Vater vorgearbeitet hatte. Das war allerdings spontan egal geworden, als Valerio den Schal gefunden hatte. Als hätte er Medinas fucking Schal nicht erkannt! Und Arian hatte… keine wirkliche Erklärung geliefert. Sie hatten sogar fast ein wenig gestritten, aber nicht richtig, weil Ari weggemusst hatte. Und zurück geblieben war dieses ungute Gefühl und Val hatte einmal mehr nicht erklären können, warum er da oben war und aussah als hätten die Furien ihn gejagt.
Und jetzt war er hier unten (auf dem Erdboden). Und das Gefühl war das gleiche. Und schlimmer.

Natürlich war er in der Schule - nicht mehr auf der Dachterrasse - und hätte er hier einen Schal von Medina gefunden, er hätte vielleicht überlegt das Ding abzufackeln, aber sich sicher nichts dabei gedacht. Was Valerio so stutzig machte war die Nachricht. Auf Arians Handy. Von Benito. Sie redeten miteinander… sie… keine Ahnung. Valerios Gedanken überschlugen sich, er streckte die Hand nach dem Telefon aus und zog sich mit der anderen das Tshirt über den Kopf, dass er sich gerade angezogen und dabei zufällig das Aufleuchten auf dem Display bemerkt hatte. Alle anderen waren schon weg in der Pause, nur Valerio hatte getrödelt, wie immer wenn er keine Erklärungen liefern wollte.
Ein Druck auf die Hometaste zeigte die gleichen ersten zwei Zeilen von (vermutlich Benitos?) Nachricht. Nichts, was wirklich viel Aufschluss gab und Valerio versuchte nicht einmal das Telefon zu entsperren. Er wollte nicht einmal genau wissen, was die beiden da schrieben, das Problem war, dass sie überhaupt schrieben.
Valerio war schon aus der Umkleide gestürmt, bevor er richtig überlegen konnte, was der tat. Vermutlich war er voreilig, einfach auf hunderachtzig, hätte sich drei Minuten zum Durchatmen gönnen können. Stattdessen suchte er nahezu hektisch nach Arian und als er ihn auf dem Schulhof erblickte kümmerte es ihn nicht einmal, dass er an einer Mauer stand und mit jemandem redete. Er rauchte jetzt nicht mehr so viel (warum eigentlich nicht?) und stand deswegen an ungewohnten Ecken auf dem Schulhof. Leute sprangen zur Seite, als Valerio angerauscht kam, offenbar sprach sein Gesichtsausdruck Bände.
Val kam mühsam zum Stehen und rammte das Handydisplay förmlich in Arians Gesichtsfeld, viel zu nah um irgendetwas erkennen zu können. Außerdem wackelte er damit, es ging um den Effekt, nicht ums lesen. "Arian, was zur Hölle?! Warum schreibt dieser Scheißer dir?" Alles worauf Valerio hoffte war ein Auflachen, die Erklärung das sei ein neuer Scherz in den Valerio noch nicht eingeweiht war, im schlechtesten Fall ein keine Ahnung, das nicht ganz ehrlich klang. Vielleicht machten die beiden auch eine Gruppenarbeit - Valerio hatte man das nicht bedacht. Aber für Gruppenarbeiten brauchte man keine Dachterrasse. Valerios Instinkte standen auf 'Alarm' und Angriff war schon immer seine beste Verteidigung gewesen.


RE: Stay gold - Arian Alarcón - 21.05.2021

Glück. Unsagbares, waschechtes und allzu lang vermisstes Glück. Das war das Gefühl, welches durch Arians Adern floss und ihn nun schon Tagen wie beflügelt durch die Welt tanzen ließ. Ein strahlendes Lächeln hatte sich auf seine Lippen gesetzt und war nun schon eine Weile nicht mehr bereit einfach zu verschwinden. Und er liebte es. Er liebte das Gefühl seines Herzens, welches wie wild in seiner Brust schlug und ihn gänzlich lebendig fühlen ließ. Er liebte die schmerzenden Wangen, weil das Grinsen einfach nicht mehr enden wollte. Und er liebte die Tatsache, dass er geliebt wurde. Geliebt. Er wurde geliebt und das aus ganzem Herzen und so echt, dass Arian sich wie im siebten Himmel fühlte. Vor drei Tagen hatte Benito ihm gesagt, dass er ihn liebte und Arian schwebte seither auf Wolke sieben. Der Junge, in den er sich vor einigen Wochen Hals über Kopf verliebt hatte und der ihn anfangs nicht hatte ausstehen könnten, hatte sich in ihn verliebt. Benito liebte ihn und Arian war sich sicher, dass er sich noch niemals in seinem derartig vollkommen gefühlt hatte. Es war beinahe so, als hätte er mit Benito das fehlende Puzzlestück gefunden, welches gefehlt hatte, um ihn wie Arian fühlen zu lassen. Mehr als verträumt ging er über den Schulhof, um ein wenig Luft zu schnappen, ehe es mit der nächsten Unterrichtseinheit weitergehen würde. Während er schlenderte, wanderten seine Gedanken zum gestrigen Tag zurück, an dem er Benito direkt in den Wagen gepackt und entführt hatte. Sie hatten sich drei Tage lang nicht gesehen und Benito hatte ihm am Telefon gesagt, dass er ihn liebte… Arian hatte gar keine andere Wahl gehabt, als den Jüngeren direkt zu packen und an einen Ort zu bringen, an dem sie ungestört waren. Arian hatte ihn an seinen Lieblingsort in Madrid gebracht, wohl wissend, dass er damit eine der wichtigsten Regeln in seinem Leben verletzte. Eine, die er mit seinem besten Freund Valerio aufgestellt hatte. Vor Jahren hatten sie die kleine Dachterrasse inmitten von Madrid gefunden und sie zu ihrem Rückzugsort erkoren, der von niemand anderem außer ihnen aufgesucht werden durfte. Arian hatte diese Regel gebrochen, indem er Ben mitgenommen hatte, aber er hatte einfach nicht andesr gekonnt. Da ihre Beziehung immer noch ein Geheimnis war und sie oft das Pech hatten in flagranti erwischt zu werden, wollte Arian einen einzigen Nachmittag haben, an dem sie sich in Sicherheit wissen konnten. Einen Nachmittag, von dem Arian wusste, dass Valerio ihn mit Unterricht vollgepackt hatte und nicht auftauchen würde. Ja, es war waghalsig gewesen und unbedacht, aber sie hatten es gebraucht. Nach dem ungewollten Outing vor Benitos Großmutter und den drei Tagen der Trennung, hatten sie eine einzige Stunde zu zweit gebraucht, um sich halten und küssen zu können – ungestört.

Und es war so wunderschön gewesen. Sie hatten der Sonne beim Untergehen zugesehen und er hatte Benito in seinem Arm gehalten und ihm immer und immer wieder gesagt, wie viel er ihm bedeutete. Sie hatten sich geküsst und verliebt in die Augen gesehen und fast hätte Arian all seinen Mut zusammengenommen und die drei Worte gesagt. Letztlich hatte er es doch nicht gewagt, weil Benito nüchtern und immer noch viel zu emotional gewesen war, aber es war auch so einfach nur perfekt gewesen. Nicht einmal Valerios Auftauchen – spät abends – hatte Arians Stimmung trüben können, weil er gerade auf dem Sprung zu Benito gewesen war, um noch ein wenig mehr Zeit mit ihm verbringen zu können. Sein bester Freund war aufgebracht gewesen, doch wenn Arian ehrlich war, so war es ihm in diesem Moment egal. Seit Wochen versuchte er an Valerio heranzukommen und ihm zu versichern, dass er ihm vertrauen konnte, doch der Ibárurri entschied sich immer und immer wieder sein Lügenspiel aufrecht zu erhalten und ihre Freundschaft mit Füßen zu treten. Darum hatte auch Arian sich gestern Abend dafür entschieden nicht mit ihm zu reden und ihn sogar stehen zu lassen. Denn Valerio war wütend. Valerio hatte Probleme. Valerio hatte seine Freundin geschwängert. Valerio. Valerio. Valerio. Nur einmal… ein einziges Mal wollte Arian das Glück genießen, welches endlich wieder ein Teil von seinem Leben war und Valerio musste einen Moment warten. Nur vierundzwanzig Stunden – genau das waren Arians Gedanken gewesen. “Oh hey“, lächelte Arian nun, als ihn ein Schulkollege von der Seite ansprach und ein Stück mit ihm ging. So schnell konnte Arian gar nicht hinsehen, da fand er sich schon in einer Unterhaltung über den Englischunterricht wieder. Lässig an der Wand lehnend, freute er sich, weil er endlich den Stoff verstand und mitreden konnte. Da hatte Emilio definitiv gute Arbeit als Nachhilfelehrer geleistet. Gerade wollte Arian auch ansetzen und den letzten Aufsatz besprechen, als eine knurrige Stimme ihn aus dem Gedanken riss und ihn zum Umsehen brachte. Valerio stand direkt vor ihm und hielt ihm etwas so knapp ins Gesicht, dass Arian zurückschreckte und den Kopf gegen die Mauer hinter sich knallte. Fuck. Was zur Hölle.

Der Schmerz breitete sich an seinem Hinterkopf aus, während er die Augen zusammenpresste und sich den Kopf rieb. Es dauerte eine Sekunde, bis die Worte seines besten Freundes bei ihm ankamen und er erkannte, dass er sein Handy in der Hand hielt und damit vor seinem Gefischt herumwedelte. Er riss die Augen auf, als er Valerio auch schon das Handy aus der Hand nahm. Fuck, er musste es nach dem Sportuntericht liegen gelassen haben und da Benito ihm geschrieben hatte, hatte Valerio vermutlich die Vibration gehört und… oh shit. “Valerio, what the fuck…“, schnell flogen Arians Augen über die Nachrichten, die Benito ihm geschrieben hatte und sah dann fassungslos zu Valerio auf. ”Hast du einfach meine Nachrichten gelesen? Geht’s noch”, fragte er nun etwas patzig, weil Valerio erstens nicht das Recht hatte sie zu lesen und zweitens hier nicht so einen Aufstand machen sollte. “Hör auf ihn so zu nennen. Sein Name ist Benito“, schnaubte er. Valerio war gestern schon so komisch gewesen und wenn Arian ehrlich war, hatte er momentan genug von dessen Bullshit, weshalb er nun auch nicht kuschen wollte. Er hatte es satt, dass sein bester Freund so mit seinem Freund umging. Es war genug. “Was interessiert es dich, was Benito mir schreibt? Das ist eine Sache zwischen ihm und mir. Also ‚Danke‘ dafür, dass du mir mein Handy bringst. Aber ‚Fuck you‘ dafür, dass du einfach meine Nachrichten liest“, er rollte mit den Augen, steckte sein Handy ein und ging dann an Valerio vorbei, um das Schulgebäude anzusteuern.


RE: Stay gold - Valerio Ibárruri - 26.05.2021

Natürlich hätte er Arians Handy nicht einfach nehmen, geschweige denn auf die auf dem Bildschirm aufploppenden Nachrichten schielen sollen, egal ob Ari sein Handy vergessen hatte oder nicht. Valerio hätte das sicher auch nicht getan, wäre die Nachricht nicht von ausgerechnet von Benito gewesen. Wobei Valerio das Userbild erkannte, nicht den Usernamen, der nicht ganz übereinstimmte. Val dachte kurz an Emilio, der immer noch als 'Prinzessin' in seinen Kontakten eingespeichert war und ihm fortwährend Nachrichten schickte. Er hätte sich besser mit denen beschäftigt… aber dieser nagende Zweifel was Benito in Arians Telefon (und noch besser: in Arians Leben) verloren hatte ließ sich jetzt nicht mehr abstellen. Erst der Schal. Jetzt die Nachricht. Vals Alarmglocken schrillten förmlich. Das Handy vibrierte ein paar Mal weil noch weitere Nachrichten eintrudelten (keine Ahnung ob von Benito oder nicht, Val sah nicht nach), während er nach Arian suchte.
Als er Arian das Telefon entgegen streckte war Valerio bereits mehr als gereizt - Arian war sichtbar entspannt. Er schien gerade noch an etwas angenehmes gedacht zu haben und jetzt aus diesen Gedanken gerissen geworden zu sein. Oder auch einer Unterhaltung, Valerio hatte sich nicht die Mühe gemacht so genau auf ihrer beider Umgebung zu achten. Auch nicht darauf, dass er Arian durch sein plötzliches Auftreten förmlich in eine Ecke drängte. Etwas, das - wie er mit etwas logischem Denken eigentlich hätte wissen sollen - keine gute Idee war.
Valerio sah förmlich, wie sein bester Freund zu verstehen versuchte, was hier gerade vor sich ging. Natürlich kannte Arian einen wütenden Valerio, aber diese Wut richtete sich selten (eigentlich sogar nie) gegen Arian persönlich. Oder wenn, dann zumindest nicht so unmittelbar. Arian war bis jetzt immer nur Zeuge geworden, wie Valerio seine gereizten Stimmungen an anderen Leuten entlud wenn sich eine Art Schalter in ihm umzulegen schien und er absolut nichts mehr wahrnahm außer seiner eigenen Wut. Oder Verachtung. Oder was auch immer für Gefühle ihn zu geknurrten Beleidigungen und Faustschlägen trieben. Nicht, dass Valerio mit der Absicht her gekommen wäre, Arian zu schlagen. Die Möglichkeit hatte er nicht einmal erwogen.
Val hielt sich nicht damit auf klarzustellen, dass er die Nachrichten nicht wirklich gelesen, sondern nur gesehen hatte. Das war hier nicht der Punkt. Der Punkt war, dass Arian etwas gemeinsam mit Benito machte. Etwas mit ihm auf der Dachterrasse machte. Und das anscheinend nicht einmal verheimlichte! Arian tat so als sei Benito ein seltenes Tier im Zoo, dass es Wert war gefüttert statt mit Steinen beworfen zu werden. Sein neues Schoßhündchen. Ganz langsam kam Valerio ein paar Erkenntnisse, die sich anfühlten wie rot kochende Glut in seinen Adern. "Ich werde den kleinen Wurm genauso nennen wie er es verdient.", das Knurren war keineswegs aus Valerios Stimme verschwunden. Genauso schien das mehr oder minder halbherzige Versprechen an Emilio vergessen zu sein, Benito besser zu behandeln (wobei: er hatte es nicht direkt versprochen - er hatte sich Mühe gegeben und war ganz offensichtlich gescheitert…). "Das Arschloch hat nichts in deinem Handy zu suchen. Und schon gar nicht auf unserer Dachterrasse.", das war der Punkt! Und Arian musste das einsehen, oder? Valerio hatte sich natürlich nie die Zeit genommen Arian zu erklären, warum genau er Benito nicht mochte. Aber Benito war ein dummer kleiner Nerd und Arian und Val gehörten zu den beliebten Kids. Allein das hätte schon genügen sollen. Es hätte Arian genügen sollen, dass Valerio den Kerl einfach nicht mochte. Es ging nicht ganz seinen Kopf, dass Arian ihn auf einmal verteidigte. "Was will er überhaupt von dir? Du hättest mir sagen können, dass er dich nervt. Ich hätte schon dafür gesorgt, dass er das nicht noch Mal tut." Falls Arian und Benito gemeinsam in irgendein Schulprojekt eingeteilt worden waren - blöd gelaufen. Aber auch für sowas gab es Lösungen. Valerio wünschte sich, Arian wäre einfach gleich zu ihm gekommen statt so ein Theater zu veranstalten. Er war kurz davor sich wieder ein wenig zu entspannen - aber nur kurz. Denn irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.


RE: Stay gold - Arian Alarcón - 27.05.2021

Im Grunde war es sehr schwer Arians momentan gute Laune zu trügen, allerdings hatte Valerio schon immer in Händchen dafür gehabt direkt ins Schwarze zu treffen. Gerade eben war Arian noch wie beflügelt über den Schulhof gelaufen und mit einem Mal hätte er am liebsten einen Faustschlag verteilt. Das alleine war schon merkwürdig, weil Valerio sein bester Freund war und noch niemals wirklich in die Sparte ‘Ich verpass dir gleiche eine‘ gefallen war. Jedoch war es auch kein wirkliches Geheimnis mehr, dass es momentan ein wenig zwischen ihnen kriselte. Schuld daran war Valerios Verhalten und seine Lügen, die er immer weiter vor sich hin erzählte und Arians Geduld, die langsam aber sicher nicht mehr vorhanden war. Gut, er war seinem besten Freund wirklich sehr dankbar, dass er ihn vor einem Monat auf der Dachterrasse gefunden und ihn wortwörtlich vor einem Absturz gerettet hatte, aber mehr war es mittlerweile nicht mehr. Sie verheimlichten sich wichtige Dinge, sie logen und sie gerieten immer wieder aneinander. Arian wusste ganz gut, dass auch er Fehler machte, weil er Val nichts von Benito erzählte, aber letztlich war es Valerio der viel größere Geheimnisse hatte und in einer Tour Mist baute. Arian hatte einfach keine Kraft mehr dafür und wollte sich in erster Linie auch sein Glück nicht kaputt machen lassen. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte er sich endlich angekommen und komplett und Valerio war gerade einfach kein Teil dieses Gefühls. Nicht, wenn er Arian immer wieder von sich stieß und ihn nicht an seinen Problemen teilhaben ließ. Darum hatte er nun auch absolut keine Geduld für den Ibárurri übrig, der nun vor ihm stand und mit seinem Handy herumfuchtelte. Dir Stirn in Falten gelegt, griff Arian nach seinem Handy und riss es dem Andren aus der Hand. Wie konnte er es wagen seine Nachrichten zu lesen? Und auch, wenn er sie nicht gelesen hatte… wie konnte Valerio es wagen sie zu überfliegen und hier so eine Szene zu machen? Es hatte ihn genau gar nicht zu interessieren, mit wem Arian Kontakt hatte. Möglicherweise hätte er das Recht gehabt es zu erfahren, wenn er ihm endlich von Emilio erzählt hätte und von der Tatsache, dass er den Cortès regelmäßig traf und in ihn verliebt war. Arian hatte einfach keinen Nerv mehr für all die Ausreden und Lügen, die Valerio ihm um die Ohren warf. Insbesondere deshalb, weil Arian immerhin ehrlich genug war und offen zugab, wenn er ein Date hatte. Er sagte ihm vielleicht nicht den Namen der Person und auch nicht, dass es sich dabei um Benito und damit um Valerios Erzfeind Nummer Eins handelte, aber es ging um das Prinzip. Arian hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er jemanden sah, während Valerio ihn regelrecht sitzen ließ, sobald Emilio etwas von ihm wollte. Es war ermüdend und anstrengend und Arian war nicht mehr bereit sich auf diese Weise behandeln zu lassen.

Arian drückte sich an Valerio vorbei und ging ein paar Schritte, ehe er sich umwandte und Valerio ungläubig ansah. “Und du bist wer, um mir zu sagen, mit wem ich Nachrichten austauschen darf und mit wem nicht“, fragte er, während sein Herz wie wild gegen seine Brust klopfte. Woher wusste Valerio von der Dachterrasse? Arian hatte an alles gedacht und aufgepasst, damit sein bester Freund keinen Wind davon bekommen würde. Die letzte Aussage deshalb ignorierend, trat er einen Schritt näher und sah Valerio finster an. “Hör auf ihn so zu nennen oder ich schwör bei Gott.. “, drohte er leise und meinte es ernst. Die Zeiten waren vorbei, in denen Arian es akzeptiert hatte, wenn Valerio so über Benito sprach. Arian liebte Valerio und er hätte alles für ihn getan, doch Benito war im Besitz seines Herzes, weshalb er nun an Aris erster Stelle stand und Valerio etwas an Wichtigkeit verlor. Sein Magen krampfte sich zusammen als der Andere weitersprach. Valerio wusste nicht, dass er mit seinen Worten einen kleinen Vulkan in Arians Innerem zum Brodeln brachte. Er hatte keine Ahnung, dass Benito ihm wichtig war. Nein, er wusste nicht, dass Arian ihn liebte und auch mit ihm zusammen war. Er konnte es nicht wissen, weil sie nicht mehr miteinander sprachen. Sie hatten es verlernt sich einander zu vertrauen und es schmerzte und brach Arian das Herz. “Ich sage es gerne noch einmal, Valerio! Es hat dich einen Scheißdreck zu interessieren, was er von mir will. Genauso wie es mich einen Scheißdreck angeht, was du den lieben langen Tag mit sonst wem treibst. Also lass mich in Ruhe und kümmer‘ dich um deinen eigenen Scheiß“, spuckte Arian unbedacht aus, als er noch einen Schritt näherkam und Valerio direkt in die Augen blickte. “Lass es einfach gut sein und lass ihn in Ruhe“, atmete er zittrig aus, während sein Herz immer noch raste.


RE: Stay gold - Valerio Ibárruri - 27.05.2021

Valerio merkte selbst, wie er eine Art Grenze überschritt. Es war zu viel. Es war sein eigenes Problem, wenn dieses eklige kleine Gefühl der Eifersucht da war, aber er hätte es nicht auf Arian abladen sollen, sondern ganz im Gegenteil Arian vertrauen. Selbst, wenn der mit Medina schrieb. Dafür gab es immerhin viele Erklärungen, oder? Aber Valerio gelang das nicht mehr, er konnte weder das schleichende Unwohlsein, noch das Bedürfnis nach Arians Aufmerksamkeit verdrängen. Nicht bloß die Sache auf der Dachterrasse gestern - Arian hatte auch da halbe Wochenende kaum wirklich Zeit für Valerio gehabt. Er schien immer irgendwie abgelenkt, auf etwas anderes konzentriert zu sein. Natürlich war Arian Co-Kapitän des Fußballteams, er hatte für alle da sein müssen und es war in vielerlei Hinsicht ein anstrengendes Wochenende gewesen. Valerio spürte das selbst noch in den Knochen, auch wenn sich da aktuell eher noch die letzte Abreibung seines Vaters bemerkbar machte. Er hatte ja nichts unmögliches von Arian verlangt, nur die Bestätigung, dass er immer noch höchste Priorität in Arians Leben hatte. Lag es an der Schwangerschaft? Hatte Arian etwas dagegen? Aber das hätte er ihm gesagt, jedenfalls deutlicher als dieses nagende Gefühl es jetzt war. Alles was Valerio wollte, war die klare Bestätigung, das alles zwischen ihnen noch immer okay war. Und irgendwie erwartete er, die jetzt zu bekommen. Dass Arian einen Schritt zurück ging, tief Luft holte und - wie so oft - der vernünftigere von ihnen beiden war und Valerio zurück auf den Erdboden holte. Er war gut darin. Manchmal hatte Valerio das Gefühl, dass Arian der einzige war, der das wirklich konnte und deswegen brauchte er den anderen. Und nein - er fragte nicht wirklich, wie es Arian damit ging. Immerhin war es bis jetzt nie ein Problem gewesen. Und Val war genauso für Arian da - bedingungslos. Okay, außer der redete mit Benito.
Arian grabschte ihm das Handy aus der Hand und Valerio wartete auf… klar, eine Zurechtweisung. Aber vor allem seine Bestätigung. Die Möglichkeit wieder auszuatmen, das alles hinter sich zu lasen, seinen rasenden Pulsschlag wieder zu beruhigen. Aber Arians Worte waren keineswegs verständnisvoll, sondern… eher genervt. Es war auch bezeichnend, wie Arian den Vorfall auf der Dachterrasse anscheinend vollkommen ignorierte. War das Absicht? Machte er sich etwa lustig über Valerio? Arian wusste, wie wichtig ihm dieser Ort war. Oder… keine Ahnung… vermutlich wusste er es? So richtig hatte Valerio es natürlich einmal mehr nicht erklärt, er erklärte solche Dinge nicht. Vor allem, wenn er die Erklärungen selbst nicht gerne laut ausgesprochen hörte. Aber das war nie ein Problem gewesen. Oder?
Arians Worte ließen ihn tatsächlich einen Schritt zurück prallen. Nicht einmal verunsichert, nur irritiert. Seit wann ging es ihn nichts an? Sein Gesicht musste die Frage spiegeln, zusammen mit einem düsteren Blick. Valerio versuchte ernsthaft zu verstehen, was Arian meinte, so als würde der auf einmal in Rätseln sprechen und nicht mehr in klar verständlichem Spanisch.
"Was kümmert dich dieser Kerl, Ari? Warum zum Teufel nimmst du ihn in Schutz?!", er bekam keine Antwort darauf. Nur den wenig dezenten Hinweis, dass es ihn nichts anging. Wut brodelte in Valerio hoch. Es war Arian! Natürlich ging es ihn etwas an! Valerios Muskeln verkrampften sich. Das hier war nicht die Unterhaltung, die er hatte führen wollen. Alles lief ganz furchtbar falsch. "Einen Scheiß werde ich tun, Arian, lässt du dich etwa von so einem Weichei beeinflusschen? Was hat er dir erzählt, hat er sich bei dir ausgeheult?!", er suchte nach einer Antwort auf Arians Gesicht, aber was er dort fand war… noch verwirrender. Val spürte sein Herz viel schnell schlagen als nötig. Er achtete nicht einmal mehr darauf, dass dieser Wortaustusch viel zu öffentlich war und er inzwischen auch lauter geworden war, er hatte nur Augen für Arian und eine furchtbare Erkenntnis, die sich in ihm ausbreitete. "Was soll das? Bist du auf einmal der Seelenklempner für aussichtslosen Fälle? Arian - der Heiland der Loser? Bekommst du dafür Extrapunkte für diene Abschlussnoten oder hast du einfach nur deine innere Mutter Theresa entdeckt?", er sagte das in einem so abwertenden Tonfall, wie er ihn für Arian sonst eigentlich nie hatte. Und er sagt das, obwohl er die viel persönliche Wahrheit in Arians Blick gelesen zu haben glaubte: ihm lag etwas an Benito. Benito war ihm wichtig. Valerio wollte es nicht einmal wissen. Und gleichzeitig musste er es wissen, denn er hatte ganz entschieden den Eindruck hier etwas wichtiges verpasst zu haben. "Oh shit, du holst dir nicht etwa einen runter wegen Puppy Eyes Medina? Es gibt besere Wege einen Helferkomplex auszuleben, Ari.", die Worte waren wie dahingekotzt. Sie beinhalteten mehr dieses furchtbaren Verdachts, der in Valerio gekeimt war, als beabsichtigt. Aber eigentlich sprach er sie nur laut aus, damit Arian sich über sie lustig machen und sie gemeinsam drüber lachen konnten. Valerio war nur verwirrt. Er schloß von sich auf andere. Arian musste nicht zwingend etwas für Benito empfinden. Auch wenn sein Blick Valerio etwas ganz anderes verraten hatte. Zum ersten Mal wünschte er sich, den Alarcón nicht so gut zu kennen.


RE: Stay gold - Arian Alarcón - 27.05.2021

“Und warum zum Teufel nimmst du dir das Recht heraus, ihn so zu nennen und über mich zu bestimmen“, stellte Arian die Gegenfrage, dabei war auch der letzte Rest Verständnis aus seinem Blick gewichen. Valerio ging eindeutig zu weit. Er konnte nicht immer nur die Fresse halten und letztlich dann ausbrechen, wenn es ihm passte. Allem voran sollte er seine eigenen Probleme nicht auf Arian projizieren. Valerio war es der unglücklich mit seinen Entscheidungen war und nun Arian in seinen Haufen Scheiße reinreiten wollte, doch dieser hatte genug. Arian sah es nicht mehr ein, immer zu springen, wenn Valerio auch nur mit den Fingern schnippte. Er hatte es satt ein Arschloch zu sein, andere wie Dreck zu behandeln und so zu tun, als wäre sein Leben ebenso geradezu perfekt. Das war es nicht. Perfekt war es erst, seitdem ein wundervoller Mensch entschieden hatte, ihn zu lieben, dafür wie er war. Benito liebte den wahren Arian und verurteilte ihn nicht für die Dinge, die ihn ausmachten, während Valerio genau das tat. Er kannte die Geschichte nicht. Er wusste nicht, wie glücklich Benito ihn machte und jetzt stand er hier, beleidigte den einzigen Menschen in Arians Leben, der ihn wirklich sah und nahm sich das Recht heraus ihn in eine Ecke zu treiben. Nein, nicht mit Arian. Valerio hatte eine Grenze überschritten und Arian war nicht mehr bereit dies einfach zuzulassen. “Ich habe mich bisher nur von dir beeinflussen lassen, Valerio und es reicht. Ich habe genug von deiner selbstzerstörerischen Art, deinen Lügen und deinem hässlichen Charakter“, teilte nun Arian aus, der mittlerweile noch näher gekommen war. Rund um sie standen bereits Mitschüler, die sich regelrecht an ihrem Streit aufgeilten, aber es war ihm egal. Gerade eben sollten alle sehen, wie Valerio Ibárurri wirklich war. Nämlich ein heuchlerisches Arschloch. “Er musste mir nichts erzählen, denn ich habe alles selbst miterlebt. Deine Worte, deinen unkontrollierten Hass, der eigentlich nur dir selbst gilt aber an anderen ausgelassen wird. Bekomm dein verficktes Leben auf die Reihe und hör auf meines zu ruinieren“, knurrte Arian, dabei funkelten seine Augen vor Wut. Er hatte Valerio gewarnt. Er hätte Benito nicht in den Dreck ziehen sollen, doch er hatte es getan und das hatte er nun davon. Und es fühlte sich gut an.

Es fühlte sich so unendlich gut an, Valerio endlich einmal die Meinung sagen zu können. Sein herrisches Verhalten, seine Eifersucht war gerade eben einfach zu präsent und Arian hatte keine Lust mehr ein verdammtes Spielzeug zu sein. War es Valerio denn nicht egal, wie er sich fühlte, wenn Alvaro in der Nähe war? War es nicht genau das Gleiche? Diese beißende, nagende und mehr als verfluchte Eifersucht. Sollte Valerio doch daran ersticken und spüren, wie sie sich anfühlte, denn Arian war nicht mehr bereit ihm zu helfen. Valerio wollte nicht verstehen und ihn verurteilen, fein, dann sollte er. Arian machte allerdings nicht mehr mit. Als Valerio schließlich auch noch seine Noten mit ins Spiel brachte und gänzlich tief sank, schüttelte Arian einfach nur den Kopf. Er wusste, dass Valerio es wusste, den sein bester Freund war nicht dämlich. Nur ein Arschloch. Valerio hatte mittlerweile erkannt, dass Arian und Benito zusammen waren und es machte ihn rasend vor Eifersucht. Denn wie konnte Arian es denn nur wagen sich in den Menschen zu verlieben, den Valerio so abgrundtief hasste. Den Kopf immer noch sachte schüttelnd, trat Arian einen Schritt zurück und leckte sich einmal über die Lippen. So wollte er also spielen? War das wirklich sein ernst? Nun gut, das konnte Arian auch und er wollte keine Gnade mehr zeigen. Sein bester Freund, sein Blutsbruder war zu weit gegangen und Arian erkannte endlich, dass er ihn nicht akzeptierte. Valerios eigenes Wohlbefinden war ihm immer noch wichtiger, als das von Arian. Valerio war sich selbst am nächsten und Arian wollte ihn nun dabei unterstützen. Er sollte alleine sein und leiden. Genauso sehr, wie er es gerade eben tat. Denn was Valerio nicht sehen konnte war, dass er Arians Herz gerade eben in tausend einzelne Teile zerfetzte, in dem er ihn derartig fertig machte. Öffentlich, hasserfüllt, eifersüchtig und allem voran wie ein Mensch, den Arian nicht mehr in seinem Leben haben wollte. Ein bester Freund, ein Bruder sollte ihn unterstützen und ihn akzeptieren, sich so sehr für ihn freuen, wie er es für Emilio und ihn getan hatte. Aber das konnte Valerio nicht, denn was letztlich für Valerio zählte war einfach nur Valerio. Arian hatte keinen Platz mehr und es sollte ihm recht sein, denn seinen eigenen Platz hatte er bei Benito gefunden.

Arian sah Valerio einfach nur an, wurde immer ruhiger und neigte den Kopf schief. Und dann lachte er leise. Er lachte leise und kam wieder einen Schritt näher, damit Valerio jedes einzelne Wort gut verstehen und schlimmstenfalls auch von seinen Lippen lesen konnte. “Keine Sorge, Valerio. Benito ist es nicht, der mir in dieser Angelegenheit weiterhilft“, er grinste dunkel, dabei fühlte er wie die Wut gänzlich von ihm Besitz ergriff. “Vielleicht solltest du Emilio fragen, was er so treibt, wenn er nicht in deiner Nähe ist und wessen Namen er stöhnt, wenn du gerade eben deine Freundin schwängerst und so tust, als wärst du in Wahrheit nicht schwul. Noch niemals darüber nachgedacht, warum ich Nachhilfe bei Emilio nehme. Biologie ist so ein interessantes Fach“, er lachte leise. “Fuck, ich liebe es, wenn seine Lippen meinen Schwanz lutschen. Und wie er aussieht, wenn er mich reitet“, er schloss seine Augen und seufzte gespielt, ehe er seinen besten Freund aus eiskalten Augen heraus ansah. “Findest du das nicht auch herrlich? Ist das der Grund, warum du kleiner Pisser auch nicht genug bekommen kannst und immer wieder zu ihm zurückgehst und ihn wie Dreck behandelst? Seine Lippen sind der Grund, richtig? Die Lippen, die nicht nur dir gehören, Valerio“, er leckte sich über seine eigenen Lippen. “Ich würde an deiner Stelle nicht so große Sprüche klopfen, wenn du nicht mal deinen Schwanz hochbekommst, um Emilio zu vögeln. Dass muss ich für dich tun, weil du es einfach nicht kannst, Val“, er legte den Kopf schief und grinste teuflisch. “Ich weiß alles, Valerio, also halt deine verfickte Fresse und wage es nicht mir Vorwürfe zu machen. Du hast bereits viel zu lange Einfluss auf mich gehabt und ich habe genug. Ich brauche dich nicht und je länger ich darüber nachdenke, habe ich das niemals“, nun war der Schelm aus Arians Blick gewichen und an seine Stelle war blanker Hass getreten. Das hier war das Ende. Er musste all das sagen, um endlich frei zu sein und vor allem Benito aus der Schusslinie zu holen. Er hatte keine andere Wahl gehabt.


RE: Stay gold - Emilio Cortés - 27.05.2021

Emilio schwebte auf Wolke sieben. Bereits seit Dienstag war es ihm unmöglich, sich anständig auf den Unterricht zu konzentrieren, denn immer nur geisterte ihm eine Person im Kopf herum: Valerio. Seine Berührungen hatten sich in sein Hirn gebrannt und noch immer spürte er die zärtlichen Küsse auf seiner Haut. Wenn er an Val dachte, raste sein Herz, seine Atmung beschleunigte sich und seine Wangen wurden warm. Er hatte nichts anderes mehr im Kopf als Valerios Lippen, Valerios Augen, Valerios Stimme, Valerios…alles. Es war nicht mehr zu leugnen: Er war verliebt. Unerschütterlich, unumkehrlich verliebt. Er war so tief für ihn gefallen, alles in ihm verzehrte sich nach dem anderen Jungen. Kaum eine Sekunde verging, in der er nicht an den anderen dachte. Der Sonntagabend war bisher der schönste Abend seines Lebens gewesen. Sie waren sich so nahe gekommen wie noch nie und er hatte weitere Seiten am dem Ibárruri entdeckt, die nur dazu geführt hatten, dass er sich mehr in ihn verliebt hatte. Diese nervöse, zurückhaltende und fast schon schüchterne Version von Valerio war eine absolut liebenswürdige und er freute sich bereits jetzt sie noch einmal kennenzulernen. Sie hatten direkt am Wochenende wieder ein Date und sein Magen kribbelte bereits voller Vorfreude, wenn er nur daran dachte.

Dass er an diesem schicksalshaften Tag zu diesem Zeitpunkt auf den Schulhof ging war reiner Zufall. Er war auf der Suche nach Benito, um mit ihm anschließend in die Mensa zu gehen und Mittag zu essen. Davor war er bei den Spinden vorbeigekommen und nun überquerte er etwas gedankenverloren den öffentlichen Platz, wo sich einige Schüler herumtrieben, um an der frischen Luft Mittagspause zu machen. Geschrei riss ihn alsbald aus den Gedanken. Es war die Stimme, die er unterbewusst als Valerios ausmachte, die ihn wie magisch an den Ort des Geschehens zog. Schon bald landete er ungewollt in einer Traube aus Menschen, die sich um zwei Schüler gebildet hatte. Schaulustige, die den Streit beobachteten, ihre Handys gezückt, um Aufnahmen oder Fotos zu machen, die später mit großer Wahrscheinlichkeit die Basis vieler neuer Gerüchte sein würden. Als er die zwei Gestalten in der Mitte als Arian und Valerio erkannte, blieb sein Herz kurz stehen. Was war vorgefallen? Sie würden sich doch nicht prügeln? Sie waren doch beste Freunde? Doch als er das Wort ‚Medina‘ aufschnappte, tat sich in ihm fast eine grausame Art Vorahnung auf. Sie redeten über Benito…nein, sie stritten sich lauthals. Scheiße, Benito. Wo war er? Seine Augen schweiften beinahe schon panisch herum, um seinen besten Freund in der Masse auszumachen, doch sein Blickfeld wurde blockiert von den anderen Schülern. Und dann fiel plötzlich auch sein Name. “Vielleicht solltest du Emilio fragen, ...“

Sein Herz blieb stehen, ehe es in einem rasenden Tempo wieder einsetzte. Arian redete und redete und mit jedem weiteren Wort wich die Farbe aus Emilios Gesicht. Augenblicklich war ihm übel. So übel. Was sagte Arian da? Was…passierte hier? Warum…warum würde Arian nur so etwas sagen? Warum…? Emilio fühlte sich, als wäre ihm jegliche Lebensenergie gerade aus seinem Körper gesaugt worden. Er versuchte verzweifelt die bittere Realität zu fassen, dass Arian gerade vor allen anderen diese obszönen Dinge behauptet hatte…öffentlich und vor…Valerio. Er begann zu zittern. Vor Wut, Entsetzen und Hilflosigkeit…aber vor allem Hilflosigkeit. Das stimmt nicht!!!, wollte er am liebsten schreien, ganz laut, sodass es Valerio hörte und der bloß nicht auf die Idee kam diesen ganzen Quatsch zu glauben. Er hatte nicht mit Arian geschlafen! Er liebte…doch Valerio?! Doch seine Stimme versagte ihm. Er konnte nichts anderes tun als hilflos dabei zuzusehen, wie Arian ihn immer weiter mit in den Abgrund riss. Waren sie nicht Freunde gewesen? Hatte er sich so bei dem Alarcón getäuscht?
Lautes Wispern tat sich jetzt um ihn herum auf und Emilio verpasste den Moment zu fliehen. In einem Augenblick des Schreckens erkannte ihn ein Mädchen in der Menge, deutete auf ihn und lehnte sich dann zu ihrem Gegenüber, um dem etwas in das Ohr zu flüstern. Ein spöttisches Grinsen lag auf ihren Lippen, ihr Blick war voller Schadenfreude. Immer mehr Leute begannen ihn zuzuordnen als den Emilio, der jetzt etwas mit Arian Alarcón hatte und plötzlich wichen die Leute um ihn herum aus, beinahe so als wäre er befallen von einer Krankheit, vor der es zu flüchten galt. Seine Ohren klingelten. Er hörte nichts mehr außer die fiesen Worte seiner Mitschüler, die tuschelten und lachten und…ihn auslachten. ‚Den hat Arian gefickt?‘, kam es abfällig von der Seite und auf einmal war er der kleine Fisch in einem Teich voller Haie, die ihn alle auffressen wollten. Plötzlich war er der Mittelpunkt. Sein schlimmster Alptraum war in Erfüllung gegangen.

Er zwang seine Beine sich aus der Starre zu lösen und drückte sich hastig durch die Menschenmenge. Hah. Schwuchtel.‘, schnappte er im Laufen auf. Tränen begannen sich in seinen Augen zu sammeln. Kurz bevor er es jedoch geschafft hatte sich seinen Weg durch die Menge zu bahnen, schnappte er ein bekanntes Gesicht auf. Seine Augen wurden groß. Abrupt blieb er stehen. Ihre Blicke trafen sich. Benito. Entsetzen machte sich jetzt in Emilio breit und verstärkte seine Übelkeit, die ohnehin bereits versuchte sich ihren Weg an die Oberfläche zu bahnen, als ihm eines furchtbar klar wurde: Benito hatte alles mitgehört.



RE: Stay gold - Benito Medina - 28.05.2021

Sobald sich Menschentrauben auf Schulhöfen bildeten, wusste jeder, irgendetwas passierte und zog automatisch nur noch mehr Schaulustige an. Benito kannte dieses Vorgehen bereits, immerhin war er oft genug Mittelpunkt solcher Szenarien gewesen. Nur übertraf dieses Aufgebot an Zuschauern, die verblüfft tuschelten und staunten bei weitem das, was er bisher persönlich erlebt hatte. Benito wäre weiter gegangen, weil er keiner dieser Gaffer war und spielte sogar mit dem Gedanken eine Lehrkraft zu benachrichtigen, die diese Runde auflöste und die Verantwortlichen zum Direktor oder in den Unterricht beförderte. Allerdings hatte sich dieser Plan in Luft aufgelöst, als Benito seinen Namen fallen hörte und dadurch merkte, dass er ohne tatsächlich beteiligt zu sein, doch irgendeine Art Ursprung dieses Streits zu sein schien, der immer lauter und bösartiger ausfiel. Seine kleinere Körperstatur ging irgendwo in der Menge, die sich gebildet hatte unter, weshalb Benito bloß über anderer Leute Schultern hinweg einen spärlichen Blick auf Valerio und Arian erhaschte, die sich angingen, wie zwei Alphatiere, die um ihr Territorium stritten. Für jeden anderen ein ungewohnter Anblick und noch dazu erschreckend, immerhin war jedem klar, was für eine eingeschweißte Einheit diese beiden sonst immer bildeten und das warf bei den Zuschauern Fragen und Staunen auf.
Benito verfolgte den Streit schweigend, angespannt und vor allem brodelnd. Es lief ihm heiß die Speiseröhre runter, als er begriff, dass Valerio von ihnen wusste. Derjenige, von dem Benito am wenigsten wollte, dass er es wusste, um genau so eine Reaktion zu verhindern. Und nun flog es ihm praktisch drei Meter entfernt um den Kopf. Das einzig gute an der aktuellen Situation war, dass alle derart damit beschäftigt waren den beiden lautstarken Streithähnen zuzusehen, dass sie keine Augen für das eigentliche Gesprächsthema hatten und Benito damit beinah unsichtbar war. Übel und eiskalt war ihm trotzdem.
Seine Daumen hatte er hinter die Riemen seines Rucksacks eingehakt, während er so teilnahmslos wie möglich in der Menge stand und nach einem Ausweg suchte. Und dann überschlug sich die Situation ein weiteres Mal. Arian setzte zu einem glorreichen Rundumschlag an und Benito gefror das Blut in den Adern.
Er redete. Und redete. Und redete. Er hörte einfach nicht auf zu reden. Ein seltsam zerrissenes Gefühl überkam ihn. Einerseits sollte Arian sich ganz dringend weiter aussprechen, damit Benito wirklich alles gehört hatte. Gleichzeitig wünschte er sich, dass Valerio ihn einfach mit einem gezielten Faustschlag zum Schweigen brachte. Denn wenn auf eines noch Verlass war, dann auf Valerios Treffsicherheit.

Um ihn herum startete wildes Getuschel, Lachen, erstaunte Ausrufe, suchende Blicke und schließlich kämpfte Emilio sich zwischen ein paar eng zusammenstehenden Schülern hindurch. Benito hatte sich nicht maßgeblich gerührt seitdem er hier stand. Er wandte den Kopf zur Seite und sah Emilio in die Augen. Benito ertrug es nie, wenn er irgendeine Art des Kummers auf Emilios Gesicht sah und nun waren es sogar blankes Entsetzen und Tränen, die in seinen Augen schimmerten. Der Schutzmechanismus, der üblicherweise einsetzte, blieb nun jedoch vollkommn still. Benito überkam eine seltsame Leere, während er Emilio mit kaltem und distanziertem Blick entgegen sah. Knapp musterte er ihn, wobei ihm bewusst wurde, dass ausgerechnet die Person, der er bereits am längsten und meisten vertraute, den wohl schamlosesten Verrat begangen hatte. Nur eine Sekunde schwenkte sein Blick herüber zu den anderen beiden, ehe er Emilio wieder ansah und sich Abfälligkeit und tiefe Abneigung in seine Augen mischte.
Dann drehte er sich einfach um und ging. Sollten Arian und Valerio sich die Köpfe einschlagen. Sollte Emilio mit der Menge kämpfen. Es war ihm egal.


RE: Stay gold - Valerio Ibárruri - 29.05.2021

Valerio bekam auf die eine - drängende - Frage, warum Arian so plötzlich für einen der unwichtigsten kleinen Nerds ihrer Schule (aka Benito) einstand, keine Antwort. Oder Antwort genug, aber keine klar ausgesprochene. Es war viel leichter zu verstehen, dass Emilio etwas dagegen hatte, wie Valerio Benito behandelte. Die beiden waren immerhin Freunde. Auch wenn Valerio diese Freundschaft immer ungewöhnlicher fand, je besser er Emilio kennen lernte. Benito und Emilio schienen einfach komplett unterschiedlich zu sein - dass Emilio in der Schule so unauffällig war lag lediglich daran, dass er gefühlt 95 Prozent der Zeit in stealth mode unterwegs war. Natürlich konnte das genauso gut auf Benito zu treffen. Aber durch die gemeinsame Kirchengemeinde ihrer Familie kannte Valerio Benito tatsächlich schon länger, als er mit Emilio oder sogar Arian zur Schule ging. Und Benito war immer schon irgendwie weird gewesen.
Die Art von weird, über die sich Valerio (und Arian!) lustig machten, die aussagte wer zu den Beliebten in der Schule gehörte und wer eben nicht. Das war immer so gewesen, auch wenn es durchaus stimmte, dass Valerio stets der eher aktive Teil gewesen war und Arian so etwas wie sein gloomy Bodyguard. Der, der immer daneben stand und bei dem es richtig brenzlig wurde, wenn er tatsächlich Mal eingriff. Die beiden gehörten zusammen und das wusste alle Welt. Sicher sammelten sich auch deswegen mehr und mehr Menschen um sie herum an, um dem Wortaustausch zu folgen. Unglauben und Sensationslust - aber niemand ging dazwischen. Valerio nahm die Umstehenden kaum war. Er war viel zu sehr damit beschäftigt zu verbergen, wie sehr er sich verletzt fühlte und den Schmerz in Wut umzuwandeln. In ein 'ich habe aber Recht' und - ja - in so etwas wie eine Zurechtweisung für Arian. Er wollte, dass Arian zugab nicht im Recht zu sein. Irgend so etwas. Aber das passierte nicht. Arian leistete Widerstand gegen Valerio und das drückte sich nicht nur in seinen Worten, seine Körpersprache war viel deutlicher. Als wären die - sogar irgendwie noch vanilla - Beleidigungen gegen Benito etwas gewesen, das eine Grenze überschritten hatte und Arian irgendwie persönlich treffen konnten.
Valerio nannte Benito immer so! Und wenn er sich herausnahm zu bestimmen was Arian tun sollte oder nicht, dann weil er sein bester Freund war und auf ihn aufpasste. Arian konnte unmöglich wirklich meinen, was er hier gerade mehr und mehr zum Ausdruck brachte. Es war ein Fehler, eine Fehlinterpretation. Und Valerio konnte ihm noch helfen bevor er wirklich etwas sagte, dass er bereuen würde. Zudem vor einer Menschenmenge, die inzwischen gefühlt den halben Pausenhof umfasste.

Was wirklich den Ausschlag gab war dieser Ausdruck auf Arians Gesicht. Dieser Wille Benito zu beschützen. Die Zuneigung, von der Valerio nicht mehr sicher war, ob sie die ganze Zeit dort gewesen und er sie nur nicht bemerkbar gemacht hatte. Es war natürlich nur eine Vermutung, aber sie wurde mit jedeme einzelnen Wort sehr viel konkreter. Statt einfach zu fragen oder nach ruhigeren Worten zu suchen, die eine Eskalation hätten verhindern können, tat Valerio das Gegenteil. Er provozierte. Er wurde persönlich. Er legte eine Gehässigkeit in seine Stimme, der niemals geglaubt hatte gegenüber Arian empfinden zu können. Er wollte, dass Arian sich schlecht fühlte. Und vor allem, dass Arian ihm sagte: 'Nein, Valerio, du irrst dich. Benito Medina bedeutet mir nichts. Und vor allem nicht das.'
Tatsächlich sagte Arian ihm das. Aber anders - ganz anders - als Valerio sich das vorgestellt hatte.
Es waren beinahe zu viele Dinge auf einmal - und keine kleinen Nadelstiche, sondern so etwas wie große Hammerschläge. Wie eine Flut, die Valerio nicht mehr aufhalten konnte, weil er sie nicht rechtzeitig eingedämmt hatte.
Valerio brodelte, er war kurz vor dem Explodieren, Arian blieb im Gegensatz dazu beinahe erschreckend ruhig. Valerio hängte sich für ein paar Momente an den Worten 'hässlicher Charakter' auf, unfähig zu verstehen, warum Arian so etwas über ihn sagen würde und - noch schlimmer - auch so meinte. Aber er meinte es so, ganz eindeutig. Valerios Gesichtsausdruck wurde kühler und seine Muskeln spannten sich an. Er ruinierte Arians Leben. Die Flut war da und für einen lächerlichen Moment glaubte Valerio tatsächlich, dass es nicht mehr schlimmer kommen konnte. Dass er nur irgendwie das hier überstehen musste ohne das Gesicht zu verlieren und dass es dann vorbei sein würde. Was auch immer das bedeutete.

Aber es gab mehr - Arian schonte ihn nicht. Und Benito Medina wurde auf einmal zum unwichtigsten Teil dieser ganzen Unterhaltung.

Zuerst stolperte Valerio Gehirn unangenehm über den Namen 'Emilio' mitten in dieser geladenen Unterhaltung. Es war nicht so, dass Valerio nicht an den Cortés gedacht hatte. Aber das konnte Arian unmöglich wissen. Dann sickerte die Bedeutung von Arians Worten zu Valerio durch und es war, als würde die Luft aus dem Raum gesaugt werden, obwohl sie sich unter freiem Himmel gegenüber standen. Valerio wurde schlecht. Er sollte Arian zum Schweigen bringen, irgendwie, aber seltsamerweise stellte Valerio fest, wie er jedem einzelnen Wort zuhörte. Jedem Detail. Bilder formten sich in Valerios Kopf und zu ihnen gesellten Scham und die Erkenntnis, dass Arian Recht hatte. Es ergab so viel Sinn. Die Nachhilfe. Sogar, dass Arian Benito verteidigte, so wie Emilio Benito schon vor Valerio verteidigt hatte. Außerdem war Arian genau Emilios Typ. Und vermutlich kein hässlicher Charakter. Und vor allem er wohl auch noch nie vor lauter Scham darüber nackte Männer zu mögen aus einem Raum gestürmt. 'Wir reden nicht darüber' gab es bei Arian definitiv nicht, Arian hatte über all das hier vermutlich schon mit Emilio geredet. Auf diese Art die er hatte, bei der jedes Wort zu Sonnenschein werden konnte.
An Emilio traute Valerio sich nicht einmal zu denken. Nicht wirklich. Normalerweise brachte Emilio - sogar der Gedanke an ihn - etwas in Valerio zur Ruhe, besänftigte es. Aber was auch immer es war: im Moment war es nicht mehr ruhig und nicht mehr sanft. Immer wieder kehrten seine Gedanken zurück zu Emilio und Arian und ihrem 'Biologieunterricht'. Allein, dass Arian Emilio auch nur berührte… ansah… so kannte wie Valerio glaubte nur er ihn gekannt hatte.
Das Gefühl war dunkel und rau wie die Eifersucht vorhin, nur schärfer an den Kanten, verletzend. Etwas, das sich zu tief in ihn bohrte. Valerio war sich nicht mehr sicher, ob er hier grade Arian oder Emilio verlor oder vielleicht beide - und er war sich auch nicht ganz sicher, was von beidem schlimmer war. Nur der Schmerz, der war sehr real. Wenn er Arian alledingseines nicht geben wollte, dann die Blöße das im vollen Ausmaß zu zeigen. Zumindest das nicht.
"Lügner!", fauchte Valerio. Es war die kleinste mögliche Erwiderung. Sie schien Arian nicht zu stoppen. "Erzähl mir nich mein Charakter wäre das Problem. Das Problem hast ganz offensichtlich du.", jetzt war es Valerio der lachte, rau und irgendwie ungläubig, während eigentlich immer noch nicht genügend Luft zum Atmen vorhanden war. Aber er stellte fest, dass er ziemlich gut hierin war. Wer brauchte schon luft? "Du lässt dir von Emilio den Schwanz lutschen, damit es dir besser geht und du nicht mehr rumheulen musst wie gemein die Welt zu dir ist? Schwuchtel!" Auf Valerios Gesicht war eine Art Grimasse zu sehen, er wusste nicht ob Arian oder irgendjemand sonst das Zittern in seiner Stimme gehört hatte. Aber for good measure spuckte er dem anderen sogar vor die Füße, angewidert.
Aber es hörte nicht auf. Valerios Worte verwandelten sich nicht einfach magisch in Wirklichkeit. Stattdessen traf Arian so ziemlich ins Schwarze. Valerio wurde nicht nur knallrot, als der Alarcón vor versammelter Schülerschaft erklärte Valerio würde keinen hochbekommen, da war dieser kleine Satz, der suggerierte, dass das bei Arian und Emilio deutlich besser funktionierte. Und das war zu viel - die Sicherungen brannten endgültig durch.
Valerio erwiderte nichts mehr. Keine Worte jedenfalls. Was er ausstieß war eine Art Zischen, ein seltsam animalischer Laut, bevor er einfach zuließ, dass Angst und Zorn und Scham etwas in ihm in Gang setzten, das er gar nicht mehr wirklich stoppen wollte. Wenn es das hier sein sollte, dann würde es das hier eben sein. Er war seltsam schicksalsergeben, auch wenn er durchaus noch realisierte, dass die Person, auf die er grade mit erhobenen Fäusten losging sein bester Freund war. Sein Blutsbruder. Oder zumindest gewesen war, denn das war jetzt eindeutig Vergangenheit.


RE: Stay gold - Arian Alarcón - 29.05.2021

Es schmerzte. Es schmerzte so sehr, dass sein Brustkorb sich zusammenzog und ihm beinahe die Luft raubte, allerdings war da diese Wut, die ihm genügend Kraft gab, um weiter zu atmen. Nie hatte er gewollt, dass ihre Geheimnisse auf diese Art und Weise ans Licht kamen, doch Valerio hatte diesen Weg gewählt und Arian würde mitmachen. Er hatte keine andere Wahl als mitzumachen, weil er nicht mehr bereit war sich so behandeln zu lassen. Stunden, Tage, Monate, Jahre hatte er sich dieses Verhalten gefallen gelassen, sogar gelächelt und alles so hingenommen. Warum? Weil Valerio der Mensch war, dem Arian am meisten vertraut hatte. Der Mensch, den er schon immer geliebt und als Bruder angesehen hatte. Doch das war vorbei. Er konnte nicht mehr hierstehen und zuhören, wie Valerio den Mann beleidigte, in den Arian sich verliebt hatte. Er konnte und wollte nicht mehr zulassen, dass er auch nur ein schlechtes Wort über Benito verlor. Benito, der ihm pures Glück schenkte und zu dem Arian machte, der er schon immer hatte sein wollen. Hier und jetzt musste es aufhören. Arian hatte genug und Valerio half ihm dabei diese Entscheidung endgültig zu treffen. Würde er die Worte verstehen, akzeptieren und sie sich in Ruhe unterhalten könnten, gäbe es vielleicht noch die Hoffnung ihre Freundschaft zu retten. Doch Valerio war Valerio und Arian wusste, dass der stolz des Ibárurri stets mehr an Wichtigkeit besitzen würde als Arian. Darum stichelte er weiter und drehte jedes noch so gemeine Kommentar seines ehemaligen besten Freundes um, um es direkt gegen ihn verwenden zu können. Valerio wusste was er zu sagen hatte, um Arian auf die Palme zu bringen und ihn an seine Grenzen zu bringen. Jedes Wort traf mitten in sein Herz und verletzte ihn. Valerio würde ihn niemals akzeptieren. Niemals. Sein bester Freund… sein Blutsbruder… Den Blick kurz zur Seite gerichtet und die Fäuste ballend, schluckte Arian so schwer, ehe sich ein kleiner Schalter in ihm umlegte und er auf die einzige Idee kam, die ihn als Sieger hervorgehen lassen würde. Sieger… wollte man hier und jetzt wirklich als Sieger hervorgehen? Er wusste, dass er Valerio verlieren würde, wenn er die nächsten Worte aussprach und dennoch tat er es. Den Blick sicher auf Valerios Augen gerichtet und schelmisch grinsend, erfand er eine Lüge, von der er wusste, dass sie Valerio zerstören würde.

Denn Valerio hatte sein Herz verloren. Er hatte sich verliebt, genauso wie Arian es getan hatte und ein verliebtes Herz konnte allzu schnell brechen. Und genau das wollte Arian. Valerio sollte fühlen, wie Arian sich so oft in seiner Gegenwart fühlte, wenn er schlecht über Benito sprach oder ihn gar verprügelte. “Du nennst mich Lügner“, Arian legte den Kopf in den Nacken und lachte laut auf, bevor er seinen Blick wieder auf Valerio richtete und den Kopf schüttelte. “Wer belügt hier wen, Valerio? Ich dich? Du mich? Du dich selbst? Ich glaube, du solltest dieses Wort nicht in den Mund nehmen, wenn du hier derjenige bist, der seinem angeblich besten Freund seit Wochen vorenthält, dass er seine schwangere Freundin mit einem Kerl betrügt“, knurrte Arian, dabei funkelten seine Augen teuflisch hell. “Glaub mir… mein einziges Problem bist du. So lange dachte ich, dass ich der Fehler im System bin, doch jetzt wird mir klar, dass du es bist. Du warst es schon immer. Und Emilio hat das auch erkannt“, er trat noch näher und sah nun auf Valerio hinab. “Das kleine Muttermal über Emilios linken Hüftknochen“, sagte er mit schließlich und grinste dabei leicht. Er hatte dieses Muttermal nur gesehen, weil Emilio sich bei der letzten Nachhilfestunde versehentlich eine Cola übergeschüttet und hinterher das Shirt gewechselt hatte. Arian hatte ihn ausgelacht und dann einen Radiergummi an den Kopf geknallt bekommen – mehr war es nicht gewesen. Keine Nähe, keine Küsse, keine Zärtlichkeit und allem voran: Kein Sex. Aber das wusste Valerio nicht. Das konnte er nicht wissen und Arian spielte mit seinen Gedanken. Er wusste, dass Valerio das Muttermal kennen musste und er wollte diese Information gegen ihn verwenden. “Sag mir noch einmal, dass ich ein Lügner bin“, schmunzelte er und erkannte er, dass er mitten ins schwarze getroffen hatte. Valerio war kurz vor dem Absprung. Seine Augen waren dunkel, die eigenen Fäuste geballt und die Atmung unkontrolliert schnell. Und dann sagte er genau das, was Arian gebraucht hatte, um zu wissen, dass Valerio für ihn gestorben war. ‘Schwuchtel!‘

Arian holte die letzten Zentimeter auf, sah auf Val hinab und grinste finster. Er leckte sich einmal über die Lippen, neigte den Kopf und sagte nur noch ein Wort, um ihre Freundschaft zu beerdigen. “Dito!“, knurrte er, als auch schon die erste Faust seine Wange traf und der pure Schmerz durch seinen Körper schoss. Nun keine weitere Sekunde mehr zögernd, ging er auch hierbei auf Valerio ein und hob seine Fäuste, um sie in das bekannte Gesicht seines ehemaligen besten Freundes zu schlagen. Arian war niemals jemand gewesen, der sich gerne prügelte, doch der Boxunterricht machte sich stets bezahlt, wenn es doch einmal dazu kam. Valerios Schlägen so gut wie möglich ausweichend, packte er ihn sogleich an seiner Uniform und schmiss ihn auf den Boden, um auf Valerio einzuschlagen. Blut lief über das Gesicht des Jüngeren und Arians Fingerknöchel schmerzten, doch er hörte nicht auf. ER schlug zu und er schlug zu, während Valerio es ihm gleich tat und sie sich über den kalten Asphalt rollten und einander den Tod wünschten. Er wusste nicht wie oft er bereits zugeschlagen und auch nicht wie viele Schläge er kassiert hatte, als jemand ihn von hinten packte und wegzog. Sich mit aller Macht wehrend, trat Arian vor sich hin, doch er hatte keine Kraft mehr. Er war am Ende. Er hatte schmerzten. Er war unglücklich. Valerio hatte ihn gebrochen. “FICK DICH, VALERIO“, schrie er, während er warme Flüssigkeit über sein Gesicht und Hände fließen spürte. “Ich wünschte, ich hätte dich niemals kennengelernt. Du bist für mich gestorben“, spuckte Arian aus, als er in Tränen ausbrach und laut schluchzte. Immer noch wurde er von irgendwem gehalten und irgendwie war er dankbar, weil er sonst vermutlich einfach umgekippt und liegen geblieben wäre.